„Wir wollen weiter akquirieren, das ist unser Ziel“ – Interview mit Paul Echt, Media and Games Invest SE

Montag, 27. Juni 2022


Die Media and Games Invest SE (kurz: MGI), eine in den vergangenen Jahren stark gewachsen Werbesoftware-Plattform, hat unlängst eine neue vorrangig besicherte Anleihe 2022/26 (ISIN SE0018042277) mit einem Gesamtvolumen von 175 Mio. Euro bei institutionellen Investoren – hauptsächlich aus Skandinavien, Kontinentaleuropa und Nordamerika platziert. Die variable Verzinsung der vierjährigen Anleihe berechnet sich am 3-Monats-Euribor zuzüglich 6,25% pro Jahr. Die Anleihen Finder Redaktion hat mit dem CFO der Unternehmensgruppe, Paul Echt, über die neue Anleihe und die weiteren Pläne von MGI gesprochen.

Anleihen Finder:  Sehr geehrter Herr Echt,wie schreitet die Entwicklung der Media and Games-Gruppe (MGI) voran? Sind Sie zufrieden mit den letzten Geschäftsjahren?

Paul Echt: Die Media and Games Invest hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Werbesoftware-Plattform mit umfangreichen First-Party-Daten basierend auf dem eigenem umfangreichen Spieleportfolio entwickelt. Mit dieser Aufstellung sind wir nicht nur sehr schnell gewachsen, sondern konnten auch die Profitabilität deutlich erhöhen. Durch organisches Wachstum – welches in 2021 bei 38% lag – und synergetischen Akquisitionen haben wir von 2018 bis 2021 den Umsatz jährlich um durchschnittlich 77 % gesteigert. Im 1. Quartal 2022 lag unsere EBITDA-Marge bei 26 %. Mit anderen Worten, wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden.

Anleihen Finder: Inwieweit wurde die MGI mit ihrem „digitalen“ Geschäftsmodell von den weltweiten Krisenherden (Pandemie, Ukraine-Krieg, Energiepreise, …) der letzten Monate/Jahre getroffen bzw. beeinflusst?

Paul Echt: Der Spielemarkt hat sich während der Corona-Phase sehr erfolgreich weiterentwickelt, auch, weil bei den Nutzern einfach Bedarf nach sozialen Kontakten z.B. über gemeinsames Spielen bestand und besteht. Auch in Rezessionszeiten gilt der Spielemarkt als relativ stabil. Wenn die Menschen mehr Freizeit haben und gleichzeitig nach günstigeren Freizeitaktivitäten Ausschau halten, landet man schnell bei Spielen. Aber auch losgelöst von Krisen entwickelt sich der Spielemarkt schon seit Jahren dynamisch und auch für die kommenden Jahre stehen die Zeichen laut Branchenanalysten wie Newzoo weiter auf Wachstum. Werbung korreliert grundsätzlich stärker mit der wirtschaftlichen Entwicklung als die Spieleindustrie, da bei den Werbebudgets schnell und flexibel Einsparungen vorgenommen werden können. Das konnte man zum Beispiel im zweiten Quartal 2020 gut beobachten. Im Detail hängt die Auswirkung eines wirtschaftlichen Abschwungs einzelner Unternehmen aus der Webebranche aber auch stark vom jeweiligen Fokus und der Kundenstruktur der Unternehmen ab.

So werden Werbetreibende neben Budgetkürzungen auch nach effizienteren Wegen suchen, Nutzer und Kunden zu gewinnen. Dabei könnten viele ihren Fokus verstärkt auf programmatische Werbung legen, da diese deutlich effizienter als traditionelle Werbung, zum Beispiel über das Kabelfernsehen, ist. Gleichzeitig sind Werbetreibende aus dem digitalen Entertainment- und Spielebereich weniger stark von einer Rezession betroffen und sind so weniger Druck auf der Kostenseite ausgesetzt. MGI verfügt, nach unserem heutigen Kenntnisstand, also auch auf der Medienseite über ein vergleichsweise resilientes Geschäftsmodell, ausgerichtet auf programmatische Werbung mit Fokus auf die Spiele- und Entertainmentbranche.   

Anleihen Finder: Sie haben gerade eine 175 Mio. Euro-Anleihe via Privatplatzierung am Kapitalmarkt bei internationalen Investoren platziert. Wofür benötigen Sie – neben der Rückführung der Alt-Anleihe 2020/24 – diese Summe konkret und warum haben Sie die Transaktion gerade jetzt in einem schwierigen Kapitalmarktumfeld vollzogen?

„Aus einer Position der Stärke hatten wir jetzt die Möglichkeit, weitere Finanzmittel für mögliche Akquisitionen einzuwerben“

Paul Echt: Wir waren schon vor der Anleihe finanziell mit Barmitteln von über 100 Mio. Euro gut ausgestattet und haben zudem einen guten Cashflow. Aus dieser Position der Stärke hatten wir jetzt die Möglichkeit, weitere Finanzmittel für mögliche Akquisitionen in den kommenden Quartalen einzuwerben. Wir wollen weiter akquirieren, das ist unser Ziel. Durch denwirtschaftlichen Abschwung haben sich die Bewertungen bei Technologiewerten teilweise deutlich zurückgebildet. Die daraus resultierenden Chancen wollen wir nutzen und mit der erweiterten Liquidität sind wir dafür noch flexibler aufgestellt.     

Anleihen Finder: Warum haben Sie sich dabei erneut für das Nordic Bond-Format entschieden? Welche Vorteile bringt das für MGI mit sich?

Paul Echt: Die Region verfügt über eine sehr starke Investorenbasis im Tech- und Spielebereich. Zudem sind wir als MGI bereits sehr gut im Markt bekannt, so dass wir uns nach den guten Erfahrungen zuvor wieder für einen Nordic Bond entschieden haben. Wir bereiten zudem ja auch den Wechsel unseres Firmensitzes nach Schweden vor.

Anleihen Finder: Warum war ein neuer Bond wirklich nötig? Hätten Sie Ihre Vorhaben nicht auch aus Ihren Cash-Mitteln leisten können?

„Unser aktueller Cashbestand öffnet uns weitere Türen und bringt uns deutliche Verhandlungsvorteile“

Paul Echt: Wirklich notwendig war der Bond nicht, da wir, wie eingangs schon gesagt, über mehr als 100 Mio. Euro freie Liquidität verfügen. Mit dem Bond bringen wir diese aber auf über 150 Mio. Euro und sind somit nochmal deutlich flexibler, um von Opportunitäten im M&A Markt mit niedrigen Asset-Preisen zu profitieren. Die Liquidität ist auch für Verkäufer von zunehmender Wichtigkeit, da sie, im aktuell unsicheren Marktumfeld, gerne die Gewissheit haben, dass der Käufer generell in der Lage ist den Kaufpreis zu zahlen. Entsprechend öffnet uns der aktuelle Cashbestand in Zeiten wie diesen auch weitere Türen zu spannenden M&A Möglichkeiten. Zusätzlich bringt uns das bei möglichen Zukäufen einen deutlichen Verhandlungsvorteil, da wir bei den Zukäufen keinen Druck haben, wir können uns die Preisentwicklung in Ruhe anschauen und bei Opportunitäten in den kommenden Quartalen kurzfristig aktiv zukaufen.  Außerdem befinden wir uns in einem veränderten Marktumfeld bzw. einer neuen Realität, in der Geld mehr kostet und niemand weiß, wie der Markt in ein paar Monaten aussieht. An diese neue Realität heißt es sich jetzt auch gedanklich und strategisch anzupassen, denn es ist wohl davon auszugehen, dass die Themen Inflation und steigende Zinsen nicht von heute auf Morgen verschwinden.

Anleihen Finder: Wie gestaltet sich nun das Verhältnis von Eigenkapital und Verschuldung?

Paul Echt: Unsere Eigenkapitalquote belief sich per 31. März 2022 auf 35 %. Grundsätzlich halte ich über 30 % für sehr solide und umso höher das Eigenkapital ist, desto höher ist die finanzielle Stabilität des Unternehmens. Mit 35 % sind wir entsprechend gut ausgestattet und konnten aufgrund unseres positiven Nettoergebnisses im ersten Quartal unsere Eigenkapitalquote auch weiter steigern. Dass wir unsere Bonität, welche auch durch die Eigenkapitalquote bestimmt wird, in den vergangenen Jahren stetig steigern konnten, zeigt sich auch darin, dass wir vermehrt unbesicherte Bankkredite von der UniCredit und der Commerzbank einwerben konnten. Banken achten nämlich im Rahmen ihrer Ratingverfahren sehr genau auf ein gesundes Verhältnis zwischen Eigenkapital und Verschuldung.

Anleihen Finder: Können Sie uns die weiteren Finanzkennzahlen (Umsatz, EBITDA, Gewinn) von MGI und deren Entwicklung kurz skizzieren? Mit welchen Zahlen kalkulieren Sie zu Ende 2022?

„Das EBITDA soll in 2022 auf 83 bis 93 Mio. Euro zulegen“

Paul Echt: Wir gehen für 2022 von einer Fortsetzung unserer Wachstumsstory aus, wobei wir auch von Marktveränderungen profitieren, wie z.B. dem Abschalten von Identifiern und Cookies. Der Umsatz soll auf 295 bis 315 Mio. Euro steigen, was einem Anstieg von 17 bis 25 % entspricht. Beim EBITDA wollen wir zwischen 17% und 31 % auf 83 bis 93 Mio. Euro zulegen. Bei diesen Zahlen sind mögliche weitere Akquisitionen noch nicht enthalten. Mit unserem Umsatzanstieg von 27 % lagen wir im 1. Quartal 2022 leicht über der Guidance, mit dem erreichten EBITDA-Anstieg um 30 % am oberen Ende der erwarteten Spanne.

Anleihen Finder: Wie viele Unternehmen gehören mittlerweile zur MGI-Gruppe? Wie viele Akquisitionen haben Sie in den letzten Jahren durchgeführt und wie verteilen sich diese auf die beiden Bereiche „Medien“ und „Games“? 

Paul Echt: Insgesamt haben wir über 35 Akquisitionen getätigt, wobei hierzu kleinere Gesellschaften aus der Spiele- oder Werbebranche genauso zählen wie größere Übernahmen wie z.B. AxesInMotion in diesem und KingsIsle oder Smaato im vergangenen Jahr. Generell unterscheiden wir nicht mehr zwischen Spielen auf der einen und Medien auf der anderen Seite. Wir sind eine Advertising-Software-Plattform mit eigenen First-Party-Daten aus Spiele-Content. Wir helfen Werbetreibenden dabei Nutzer zu gewinnen und Publishern (z.B. anderen Spieleunternehmen), ihre Werbeplätze zu monetarisieren. Diesen Prozess können wir durch unsere eigenen Spiele noch effizienter gestalten.

Anleihen Finder: Werden Sie Ihre Strategie des anorganischen Wachstums beibehalten? Oder ist irgendwo eine Grenze gesetzt?

Paul Echt: Wir bewegen uns in sehr großen Märkten, die sowohl organische als auch anorganische Wachstumsperspektiven bieten. Es gibt unverändert eine sehr große Anzahl potenzieller Übernahmekandidaten in den USA und Europa, die für uns interessant sind. Wir wollen die sich bietenden Chancen in den kommenden Jahren weiter nutzen.

Anleihen Finder: Zur besseren Einordnung -welchen Platz nimmt die gewachsene MGI-Gruppe in ihrem Segment derzeit europa- bzw. weltweit ein? Wer sind dabei Ihre größten Mitbewerber?

„Wollen im Jahr 2025 unter den Top 5 weltweit sein“

Paul Echt: Schaut man sich zum Beispiel an, wie viele Handynutzer wir über unsere Advertising-Software-Plattform erreichen können, gehören wir in diesem Bereich aktuell zu den Top Ten. Wir haben kürzlich unsere Vision 2025 veröffentlicht. In der haben wir bekanntgegeben, dass wir bis zum Jahr 2025 unter den Top 5 weltweit sein möchten. Dort sind aktuell Unternehmen, wie Google, AppLovin oder Ironsource und weitere befinden sich in einem Transformationsprozess wie The TradeDesk oder Zynga aber auch Microsoft, die zu Beginn des Jahres mit Xandr eine Ad-Tech Firma und kurze Zeit später mit Activision Blizzard eine Spielefirma übernommen haben.

Anleihen Finder: Wo sehen Sie gegenwärtig die größten Risiken/Unwägbarkeiten für Ihre Geschäftstätigkeit?

Paul Echt: Natürlich beobachten wir die wirtschaftliche Entwicklung in unseren Kernmärkten sehr genau und auch die Zinsentwicklung. Wir haben uns aber aus meiner Sicht gut vorbereitet, um uns z.B. auch bei einem möglichen wirtschaftlichen Abschwung weiter gut zu entwickeln. Ein aus unserer Sicht längerfristiger Limitierungsfaktor, der uns voraussichtlich über die nächsten Dekaden weiter begleiten und vor Herausforderung stellen wird – anders als Zins, Inflation und Rezessionssorgen – wird das Thema Personal bleiben. Aber auch hier haben wir uns in unserer Vision 2025 klar dazu verpflichtet, dass wir zu den Top Arbeitgebern weltweit zählen wollen und sind mit unserem Aktienoptionsprogramm für Mitarbeiter auch sehr wettbewerbsfähig aufgestellt.

Anleihen Finder: Abschließend:Was sind die weiteren Ziele? Welche Meilensteine sollen in den kommenden Jahren sowohl unternehmerisch als auch operativ erreicht werden?

Paul Echt: Wir sind aus unserer Sicht noch lange nicht da, wo wir sein wollen. Wir wollen die sich bietenden Marktchancen weiter nutzen. MGI hat international das Potenzial, eine deutlich größere Unternehmensgruppe zu werden. Mit unserer Plattform und dem eigenen Spiele-Content, sowie einem starken und engagiertem Team haben wir dafür eine hervorragende Ausgangsbasis.

Anleihen Finder: Herr Echt, besten Dank für das Gespräch.

Titelfoto: pixabay.com

Portraitfoto: Paul Echt, Media and Games Invest SE

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