Warum Warren Buffet auf Versicherungen steht und die neue Enterprise Holdings zu den am besten gerateten Minibonds gehört – Kolumne von Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst von Sphene Capital
Bekanntlich hat Warren Buffett einen signifikanten Teil des Kapitals seiner Investmentholding Berkshire Hathaway in Erst- und Rückversicherungsunternehmen investiert. Die Begeisterung Buffets für diese Industrie stammt nicht zuletzt aus dem sogenannten „Float-Prinzip“.
Darunter versteht Buffett die Cashflow-Asymmetrie einer Versicherung: Da Prämieneinzahlungen heute vereinnahmt werden können, die Schadensregulierung jedoch erst in Zukunft erfolgt (oder wie bei einer Sachversicherung wie Enterprise Holdings möglicherweise auch gar nicht), steht der Versicherung ein permanenter Bestand an Finanzmitteln zur Verfügung – der am Kapitalmarkt angelegt werden kann. Hierbei verfolgt Enterprise Holdings eine konservative Investmentphilosophie: Die als Portfoliomanager mandatierte Schweizer Privatbank Lombard Odier investiert ausschließlich in Corporate Bonds mit Investment Grade-Rating oder in britische Staatsanleihen.
Aber nicht nur der Float, auch die über die Anleihe selbst vereinnahmten Mittel stehen für die Kapitalanlage zur Verfügung. So sind Versicherungsunternehmen gemäß der seit 2013 geltenden Solvency II-Regelung verpflichtet, 24,0% der geschriebenen Bruttoprämien mit Eigenkapital zu unterlegen. Rein rechnerisch ist es Enterprise Holdings durch die Anleiheemission also möglich, zusätzliche Versicherungen im Volumen von bis zu EUR 208 Mio. zu schreiben. Diese Mittelverwendung unterscheidet Enterprise Holdings von klassischen Industrie- oder Immobilienunternehmen, da die eingeworbenen Mittel in diesem Fall keiner operativen Verwendung i. e. S. zugeführt werden, sondern als Haftungskapital in der Bilanz verbleiben. Unseres Erachtens bedeutet diese Art der Mittelverwendung für den Gläubiger im Vergleich zu anderen Mittelstandsanleihen eine relativ hohe Tilgungssicherheit.
Dass es Enterprise Holdings an Investitionsmöglichkeiten nicht mangelt, zeigt die aktuelle Auftragspipeline des Unternehmens: Innerhalb des kommenden Jahres rechnet das Management mit dem Abschluss von Aufträgen mit einem Bruttoprämienvolumen von GBP 115,0 Mio. Ein Beispiel, in welchen Märkten sich Enterprise Holdings typischerweise positioniert, ist die neu entdeckte Nische der Taxi-Versicherungen. Für gewöhnlich sind Taxi-Fahrer wegen ihrer hohen gefahrenen Kilometerleistung keine Wunschkandidaten einer Kfz-Versicherung. Anders Eigenfahrer, die auf ihr Taxi angewiesen sind: Sie sind grundsätzlich vorsichtigere Fahrer mit relativ geringem Unfallrisiko, was wiederum die Schadensquote für Enterprise Holdings reduziert.
Sollten Schäden gemeldet werden, können diese zukünftig von einer eigenen Schadensabwicklung bearbeitet werden. Über ein Team von derzeit rund 100 Spezialisten sollen Schadensansprüche wesentlich günstiger abgewickelt werden als bisher, Gerichtsverfahren vermieden und Betrugsfälle bzw. übertriebene Ansprüche der Versicherungsnehmer aufgedeckt werden. Insgesamt rechnet das Management damit, die Gesamtkosten um rund GBP 2.000 je abgewickelten Schaden zu reduzieren. Bei durchschnittlich 500 Schadensfällen pro Monat ergeben sich nach u. E. jährliche Einsparpotenziale von GBP 12,0 Mio. und ein Ergebniseffekt im niedrigen einstelligen Mio. GBP-Bereich.
Eine volle Auftragspipeline, das Insourcing der Schadensabteilung und tendenziell rückläufige Rückversicherungsquoten sind die Quellen für die von uns erwartete deutliche Verbesserung der Ertragslage. In Verbindung mit ausgesprochen gläubigerfreundlichen Covenants war dies wohl auch der Grund, weshalb Creditreform für die Folgeanleihe ein BBB+ vergeben hat. Mit dieser Notation zählt die Zweitanleihe zu den am besten gerateten Mittelstandsanleihen in Deutschland. Aktuell ist übrigens nur die Erstanleihe von Enterprise Holdings (A-) besser geratet.
Titeloto: Alan Cleaver / flickr
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