Warum Warren Buffet auf Versicherungen steht und die neue Enterprise Holdings zu den am besten gerateten Minibonds gehört – Kolumne von Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst von Sphene Capital

Mittwoch, 8. April 2015

Bekanntlich hat Warren Buffett einen signifikanten Teil des Kapitals seiner Investmentholding Berkshire Hathaway in Erst- und Rückversicherungsunternehmen investiert. Die Begeisterung Buffets für diese Industrie stammt nicht zuletzt aus dem sogenannten „Float-Prinzip“.

Darunter versteht Buffett die Cashflow-Asymmetrie einer Versicherung: Da Prämieneinzahlungen heute vereinnahmt werden können, die Schadensregulierung jedoch erst in Zukunft erfolgt (oder wie bei einer Sachversicherung wie Enterprise Holdings möglicherweise auch gar nicht), steht der Versicherung ein permanenter Bestand an Finanzmitteln zur Verfügung – der am Kapitalmarkt angelegt werden kann. Hierbei verfolgt Enterprise Holdings eine konservative Investmentphilosophie: Die als Portfoliomanager mandatierte Schweizer Privatbank Lombard Odier investiert ausschließlich in Corporate Bonds mit Investment Grade-Rating oder in britische Staatsanleihen.

Aber nicht nur der Float, auch die über die Anleihe selbst vereinnahmten Mittel stehen für die Kapitalanlage zur Verfügung. So sind Versicherungsunternehmen gemäß der seit 2013 geltenden Solvency II-Regelung verpflichtet, 24,0% der geschriebenen Bruttoprämien mit Eigenkapital zu unterlegen. Rein rechnerisch ist es Enterprise Holdings durch die Anleiheemission also möglich, zusätzliche Versicherungen im Volumen von bis zu EUR 208 Mio. zu schreiben. Diese Mittelverwendung unterscheidet Enterprise Holdings von klassischen Industrie- oder Immobilienunternehmen, da die eingeworbenen Mittel in diesem Fall keiner operativen Verwendung i. e. S. zugeführt werden, sondern als Haftungskapital in der Bilanz verbleiben. Unseres Erachtens bedeutet diese Art der Mittelverwendung für den Gläubiger im Vergleich zu anderen Mittelstandsanleihen eine relativ hohe Tilgungssicherheit.

Dass es Enterprise Holdings an Investitionsmöglichkeiten nicht mangelt, zeigt die aktuelle Auftragspipeline des Unternehmens: Innerhalb des kommenden Jahres rechnet das Management mit dem Abschluss von Aufträgen mit einem Bruttoprämienvolumen von GBP 115,0 Mio. Ein Beispiel, in welchen Märkten sich Enterprise Holdings typischerweise positioniert, ist die neu entdeckte Nische der Taxi-Versicherungen. Für gewöhnlich sind Taxi-Fahrer wegen ihrer hohen gefahrenen Kilometerleistung keine Wunschkandidaten einer Kfz-Versicherung. Anders Eigenfahrer, die auf ihr Taxi angewiesen sind: Sie sind grundsätzlich vorsichtigere Fahrer mit relativ geringem Unfallrisiko, was wiederum die Schadensquote für Enterprise Holdings reduziert.

Sollten Schäden gemeldet werden, können diese zukünftig von einer eigenen Schadensabwicklung bearbeitet werden. Über ein Team von derzeit rund 100 Spezialisten sollen Schadensansprüche wesentlich günstiger abgewickelt werden als bisher, Gerichtsverfahren vermieden und Betrugsfälle bzw. übertriebene Ansprüche der Versicherungsnehmer aufgedeckt werden. Insgesamt rechnet das Management damit, die Gesamtkosten um rund GBP 2.000 je abgewickelten Schaden zu reduzieren. Bei durchschnittlich 500 Schadensfällen pro Monat ergeben sich nach u. E. jährliche Einsparpotenziale von GBP 12,0 Mio. und ein Ergebniseffekt im niedrigen einstelligen Mio. GBP-Bereich.

Eine volle Auftragspipeline, das Insourcing der Schadensabteilung und tendenziell rückläufige Rückversicherungsquoten sind die Quellen für die von uns erwartete deutliche Verbesserung der Ertragslage. In Verbindung mit ausgesprochen gläubigerfreundlichen Covenants war dies wohl auch der Grund, weshalb Creditreform für die Folgeanleihe ein BBB+ vergeben hat. Mit dieser Notation zählt die Zweitanleihe zu den am besten gerateten Mittelstandsanleihen in Deutschland. Aktuell ist übrigens nur die Erstanleihe von Enterprise Holdings (A-) besser geratet.

Titeloto: Alan Cleaver / flickr

Tipp: Sie haben gerade eine Kolumne unseres kostenlosen Newsletters „Der Anleihen Finder“ März 2015-2 gelesen. Der nächste Newsletter erscheint am Mittwoch, den 15. April 2015. Melden Sie sich jetzt gleich auf unserer Homepage (rechts oben unter “Newsletter”) für unseren Newsletter an!

Es entstehen Ihnen keine Kosten. “Der Anleihen Finder” gelangt automatisch im Zwei-Wochen-Rhythmus in Ihr E-Mail-Postfach. Sie können sich jederzeit wieder abmelden.

Anleihen Finder Kolumnen

Ja zum Finanzierungsmix … eine breite Finanzierungsstruktur wird für KMUs immer bedeutender – Kolumne von Michael Bulgrin, biallas communication & consulting GmbH

Totgesagte leben länger: Das Emissionsjahr 2014 in der Rückschau – Kolumne von Peter Thilo Hasler, Analyst bei Sphene Capital GmbH

„Seid nicht feige – lasst mich hinter den Baum“ – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

Der Mittelstandsmarkt ist tot – Abgesang auf ein Marktsegment? Kolumne von Florian Weber, CEO der SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank AG

Zinsgeschenke zu Weihnachten? – Vom Geben und vom Nehmen – Kolumne von Hans-Jürgen Friedrich, Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand AG

Bedingt informationsbereit – Kolumne von Peter Thilo Hasler, Analyst bei Sphene Capital GmbH

Wo bleibt der Investitionsaufschwung im Mittelstand? – Kolumne von Michael Bulgrin, biallas communication & consulting GmbH

Wie geht „gerechte Risikoverteilung“? – Immobilien-Projektanleihen behaupten sich gut im Markt – Kolumne von Ursula Querette und Hubert Becker, Instinctif Partners

Über Veröffentlichungspflichten der Emittenten – Kolumne von Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst bei Sphene Capital GmbH

Sind Aktienhändler die besseren Rentenhändler? – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

„Sie müssen in der PR nicht immer alles sagen, aber Sie dürfen nie lügen“ – Vertrauen schaffen mit einer einfachen Kommunikations-Weisheit – Kolumne von Michael Bulgrin, biallas communication & consulting GmbH

Nach der Emission ist vor der Emission – Professionelle Kapitalmarktkommunikation ist essenziell für die Refinanzierung – Kolumne von Michael Bulgrin, biallas communication & consulting GmbH

Projektfinanzierung – Stimmt die Rendite- / Risikorelation? – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

„Außer Spesen nichts gewesen?” – Wie Mittelstandsanleihen ein reelles Abbild des Mittelstands werden – Kolumne von Christoph Karl, Senior Berater bei der BLÄTTCHEN & PARTNER AG

Mittelstandsanleihen in der Schweiz – Berner Kantonalbank stellt Handelsplatz für KMU-Unternehmensanleihen für kleine und mittlere Schweizer Unternehmen bereit – Handelbarkeit zunächst nur in Schweizer Franken und für Schweizer Unternehmen

Wer trägt eigentlich die Verantwortung? – Wie man zum Beispiel am Fall der MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG erkennen kann, dass Eigentumsrechte der Gläubiger missachtet werden – Kolumne von Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst bei Sphene Capital GmbH

Wie man als privater Anleger auf die Nullzinsphase reagieren kann: Deutschland ist Weltmeister: Exportweltmeister, Vertrauensweltmeister und jetzt auch Fußball-Weltmeister. Spitzenerfolge dank einer herausragenden Teamleistung – „Made in Germany“ – Eine Kolumne von Hans-Jürgen Friedrich, Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand AG

Spreads – Ein nicht zu unterschätzender Baustein – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

Steht uns die Zinswende vor der Tür? – Ausblick: “Nachfrage nach Hochzinsanleihen – darunter auch den Mittelstandsanleihen – wird eine längere Zeit bestehen bleiben” – Kolumne von Florian Weber, SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank

Beeinflusst die Entscheidung der EZB den Mittelstandsanleihemarkt? – Eine Kolumne von Christoph Karl, Senior Berater bei der BLÄTTCHEN & PARTNER AG

Experten-Chat

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Bitte beachten Sie die .

Menü