URA-Beurteilung: Anleihen von Schalke 04, Werder Bremen und DEAG verbessert – 8 Bewertungen unverändert – Keine Verschlechterungen

Freitag, 24. Juni 2022


Neue URA-Beurteilungen – die Analysten der URA Research GmbH haben nach der Auswertung und Analyse der in den letzten sechs Monaten veröffentlichten Finanzberichte ihre Beurteilungen für 8 Anleihen bestätigt. Bei zwei Schalke-Anleihen sowie bei den Anleihen von DEAG und Werder Bremen hat sich die Beurteilung jeweils um einen „URA-Haken“ verbessert. Zudem wurden zwei Anleihen neu ins URA-Monitoring aufgenommen.

Beobachtungen der Analysten: Einige Emittenten haben in 2021 bereits wieder den Umsatz und teilweise auch das Ergebnis des Vor-Corona-Jahres 2019 erreicht. Sofern für 2022 überhaupt konkrete Prognosen gemacht werden (Ukraine-Krieg, Corona-Lockdown v.a. in China), werden durchweg noch Umsatzzuwächse prognostiziert – hier spielen auch Verkaufspreis-Erhöhungen und bei Firmen mit einem hohen Auslandsanteil die starke Aufwertung zahlreicher Währungen gegenüber dem Euro eine Rolle. Die Ergebnisprognosen für 2022 seien indes deutlich differenzierter, so werde häufig noch mit einem unterproportionalen Ergebnisanstieg gerechnet, teilweise aber bereits mit einem Ergebnisrückgang. Lieferengpässe sowie Material-, Energie-, Personal- und Transportkostensteigerungen wirken sich je nach Branche laut URA-Analyse sehr unterschiedlich aus.

Verbesserte URA-Beurteilungen

DEAG-Anleihe 2018/23 (WKN: A2NBF2)

Die erste Anleihe 2018/23 (ISIN: DE000A2NBF25) der DEAG Deutsche Entertainment AG, einem Veranstalter und Ticket-Verkäufer von „Live Events“, hat sich von 1 Haken (an der Grenze zu 2 Haken) auf 2 „URA-Haken“ verbessert. Hier haben sich laut URA mit dem Jahresabschluss 2021 und v.a. dem Quartalsabschluss Q1 2022 die Finanzkennzahlen durch mehr Live-Veranstaltungen und Kartenverkäufe durch gelockerte Corona-Auflagen v.a. außerhalb Deutschlands deutlich verbessert.

Schalke 04-Anleihen 2016/23 und 2021/26 + Werder Bremen-Anleihe 2021/26 (WKN: A3H3KP)

Die Anleihen 2016/23 und 2021/26 des FC Schalke 04 sowie die Anleihe 2021/26 des SV Werder Bremen haben sich von 0 auf 1 „URA-Haken“ verbessert. Bei beiden Emittenten haben sich zuletzt die Finanzkennzahlen verbessert, zudem haben beide den direkten Wiederaufstieg in die erste Bundesliga geschafft, wodurch sich die Zukunftsaussichten deutlich verbessert haben. Ein Risiko sei laut URA jedoch bei beiden Teams der erneute Einkauf überteuerter Spieler. Wegen der insgesamt besseren Finanzkennzahlen (z.B. niedrigeres negatives Eigenkapital) und der höheren stillen Reserven bei den Spielern sei Werder Bremen laut URA-Analysten deutlich weiter vom erneuten Rückfall auf 0 Haken entfernt als Schalke 04, die genau an der Grenze stehen.

Unveränderte URA-Beurteilung

Die URA-Beurteilungen für folgende 8 Anleihen bleiben unverändert: 

3 „URA-Haken“ für Homann Holzwerkstoffe-Anleihe 2021/26 und Karlsberg-Anleihe 2020/25, 

2 Haken für PNE-Anleihe 2018/23 und  Semper idem Underberg-Anleihe 2019/25 

1 Haken für Katjes International-Anleihe 2019/24 und Photon Energy-Anleihe 2017/22 und 2021/27

0 Haken für BDT-Anleihe 2017/24

Neu im URA-Monitoring

Neu in das URA-Monitoring wurden nur die in diesem Jahr emittierten Folgeanleihen des FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. und der PNE AG aufgenommen

Schalke 04-Anleihe 2022/27 (WKN: A3MQS4)

Auch die nunmehr 5. Anleihe des FC Schalke 04 erhält wie die beiden anderen „laufenden“ Schalke-Anleihen 1 „URA-Haken“, allerdings genau an der Grenze zu 0 Haken.

Stärken: 

– nach der Mitgliederzahl der zweitgrößte Fußballverein in Deutschland und der zehntgrößte weltweit.

– Laut KPMG im „Unternehmenswert“ in 2021 immer noch der 15-wertvollste Verein Europas.

– Erfolgreich mit dem Nachwuchszentrum „Knappenschmiede“ (Durchlässigkeit zur Profimannschaft; teilweise hohe Ablösesummen) und mit der eigenen VELTINS Multifunktionsarena.

– Durch künftige Spielerverkäufe u.U. realisierbare stille Reserven im Lizenzspielerbereich (Differenz zwischen dem Marktwert lt. „transfermarkt.de“ und dem in der Bilanz zu Anschaffungskosten aktivierten Buchwert der Spieler), die allerdings seit dem Abstieg nach den zahlreichen Spielerverkäufen deutlich gesunken sind.

– Die Jahre vor Corona und auch zuletzt nach vorübergehendem Kurseinbruch ein wieder hohes Investorenvertrauen (alle Anleihekurse wieder um die 100%).

– Durch die Anleihe 2022/27 ist die Refinanzierung der in 2023 fälligen Anleihe III gesichert.

– Im Mai 2022 nach nur einem Jahr 2. Bundesliga wieder in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Trotz des Abstiegs mit entsprechenden Umsatzverlusten v.a. bei der medialen Verwertung und beim Sponsoring konnten wichtige – allerdings weiter ungünstige – Finanzkennzahlen im GJ 2021 gegenüber 2020 verbessert werden.

– Neue Finanzchefin mit einer geänderten Einstellung: „kaufmännische Vernunft“, z.B. Schuldenabbau vor Investitionen (So wurden die Investitionen in das Vereinszentrum „Berger Feld“ gestoppt).

Schwächen: 

– Generelle Probleme von Fußballanleihen: Vereine stark vom sportlichen Erfolg abhängig, so dass lt. Schalke-Wertpapierprospekt bei einem länger verzögerten Wiederaufstieg im ungünstigen Szenario eine Existenzgefährdung hätte eintreten können

– volatile Finanzkennzahlen durch schwankende Transfererlöse

– Fußballvereine zählen bei einer möglichen Verschlechterung der Corona-Situation zu den am negativsten Betroffenen.

– Sehr hohe Finanzschulden: Schon in den beiden Jahre vor dem Abstieg wurden die internationalen Wettbewerbe und damit hohe Einnahmen verfehlt. Gleichzeitig gab es Ausgaben für zu hohe Spielergehälter sowie hohe schuldenfinanzierte Investitionen in neue Spieler und in das neue Firmengelände.

– Das Eigenkapital im Konzern war bisher nur einmal positiv (2018) und war in 2021 nach Nettoverlusten von 53 Mio. in 2020 und 17 Mio. EUR in 2021 mit -89 Mio. EUR negativ und somit der negativste Wert der letzten 10 Jahre. Außerdem ein negatives EBIT in 2019-2021. Erhebliche Vermögensteile sind für Kredite verpfändet.

– In den letzten Jahren kam es zu zahlreichen Rücktritten von Vorständen, Aufsichtsräten sowie Trainern.

PNE-Anleihe 2022/27 (A30VJW)

Die nunmehr dritte Anleihe der PNE AG, einem börsennotierten Projektierer und Betreiber von Wind- und Solarparks, erhält 2 „URA-Haken“.

Stärken: 

– langjährige Erfahrung operativ und am Kapitalmarkt. PNE sieht sich mit Windparks sowie Solar-, Wasserstoff- und Speicher-Projekten sowie umfangreichen Dienstleistungen wie Stromverkauf als umfassender „Clean Energy Solution Provider“. Hierbei verstetigen das eigene Stromerzeugungsportfolio und die Serviceleistungen die durch Projektverkäufe stark schwankenden Finanzkennzahlen.

– Relativ hohes Investorenvertrauen, begünstigt durch diverse politische Entwicklungen rund um den Sektor Erneuerbare Energien: Anleihe 2018/23 stabil über 100%, Anleihe 2022/27 überzeichnet (allerdings wegen der allgemein steigenden Zinsen fast am oberen Ende der artikulierten Zinsspanne) und gleich von 50 auf 55 Mio. EUR aufgestockt, PNE-Aktie Anfang Juni auf neuem 20-Jahres-Hoch (zum 20.6.2021 in den SDAX aufgestiegen, mit entsprechender Transparenz).

– 2021 war im Hinblick auf Finanzkennzahlen und Auftrags-Pipeline schon ein Rekordjahr, das Q1 2022 war durch bessere Windverhältnisse und hohe Strompreise noch besser (EBITDA-Zinsdeckung der kumulierten 4 Quartale zum 31.3.2022 sehr gut, verglichen mit voll befriedigend im GJ 2021, in dem noch ein schwächeres Q1 2021 wirkte). Die aufgrund des Ukrainekriegs hohen Strompreise ermöglichen den Abschluss attraktiver PPA-Verträge (Power Purchase Agreements) in der Direktvermarktung mit längerfristig fest vereinbarten Strompreisen, die deutlich über der regulatorischen Einspeisevergütung der Ausschreibungen liegen. Die hohen Strompreise erhöhen außerdem die stillen Reserven, die durch die Übernahme von Windparks in den Eigenbestand anstelle des sofortigen Verkaufs entstehen (unrealisierte PNE-interne Gewinne).

– Mit zuletzt 168 Mio. EUR Liquidität und hohen freien Kreditlinien hätte PNE die Anleihe 2018/23 (50 Mio.) in 2023 auch ohne die neue Anleihe problemlos tilgen können.

Schwächen: 

– Große Abhängigkeit vom Wetter (z.B. 2021 ein schwaches Wind- und Sonnenjahr), von den volatilen Strompreisen, von staatlichen Regulierungen und – bei „normalen“ Strompreisen – von staatlichen Subventionen.
Verstärkte Projektrisiken durch Corona und Ukraine, wegen  verzögerter Genehmigungen und Verkaufsprozessen, Lieferkettenproblemen sowie Kostensteigerungen (inkl. Zinsen).

– Für einen Projektierer ebenfalls typisch: In den letzten 5 Jahren ein negativer Free Cashflow (starker Vorratsaufbau und hohe Sachinvestitionen zum Aufbau eines Bestandsportfolios) und deshalb hohe Nettofinanzschulden (die sich allerdings in Relation zum Wert des eigenen Windparkportfolios inkl. stiller Reserven relativieren). Da die hohen Bankverbindlichkeiten und das operative Vermögen fast vollständig bei den Projekt-Tochtergesellschaften liegen, sind die Anleihegläubiger gegenüber den Bankgläubigern im Krisenfall strukturell nachrangig.

Hinweis: Weitere in 2021 und 2022 neu emittierte Anleihen wurden aufgrund fehlender Anleiheprospekte (Privatplatzierungen), zu kurzer Historie der Unternehmen oder wenig aussagefähige Finanzdaten (z.B. fehlender Konzernabschluss trotz komplizierter Firmenstruktur) nicht in das URA-Monitoring aufgenommen.

Anleihen Finder Redaktion.

Foto: pixabay.com

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