„Auf dem Weg zum größten Rohmilchproduzenten der Welt“ – Interview mit Wolfgang Bläsi, CFO der Ekosem-Agrar AG

Mittwoch, 10. Juli 2019


Aktuell befindet sich die neue 7,50%-Anleihe der Ekosem-Agrar AG (WKN A2YNR0), der deutschen Holdinggesellschaft der russischen Unternehmensgruppe EkoNiva, in der Zeichnungsphase. Noch bis zum 26. Juli können interessierte Anleger den Agrar-Bond mit einer Mindestsumme von 1.000 Euro zeichnen und Alt-Anleger die erste Anleihe des Unternehmens eintauschen. Wir haben mit dem Finanzvorstand der Ekosem-Agrar AG, Wolfgang Bläsi, über die neue Anleihe und die derzeitige Entwicklung des Unternehmens gesprochen.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Bläsi, die Ekosem-Agrar AG begibt nun ihre dritte Unternehmensanleihe, dieses Mal mit einem Gesamtvolumen von 100 Mio. Euro. Warum haben Sie sich erneut für den Weg über den deutschen Bondmarkt entschieden?

Wolfgang Bläsi, Ekosem-Agrar AG

Wolfgang Bläsi: In den letzten sieben Jahren haben wir sehr gute Erfahrungen mit dem deutschen Anleihemarkt gemacht und uns als verlässlicher Akteur etabliert. Mit der neuen Unternehmensanleihe wollen wir uns nun für weitere fünf Jahre den Zugang zum Kapitalmarkt sichern und unsere Anleger mit einem attraktiven Zinssatz von 7,50 % daran teilhaben lassen. Als einen der Lead-Investoren konnten wir so u. a. den Deutschen Mittelstandsanleihen FONDS gewinnen, der sich mit einer Zeichnung in Höhe von 5 Mio. Euro an der neuen Emission beteiligt hat.

Anleihen Finder:
Wofür sollen die Anleihemittel, neben der Refinanzierung der ersten Ekosem-Agrar Anleihe 2012/21, noch verwendet werden?

„Mit dem Emissionserlös werden wir vor allem den Kauf von landwirtschaftlichen Nutzflächen und Agrarbetrieben finanzieren“

Wolfgang Bläsi: Mit dem Emissionserlös werden wir vor allem den Kauf von landwirtschaftlichen Nutzflächen und Agrarbetrieben finanzieren. Die Refinanzierung von Anleihe I im Wege eines freiwilligen Umtauschangebots eröffnet Investoren die Möglichkeit, ihr Engagement in ein längerfristiges zu tauschen und verbessert für uns die Laufzeitenstruktur.

Anleihen Finder: Welche Sicherheiten bieten Sie den Investoren bei der neuen Anleihe? Gibt es frühere Rückzahlungsoptionen seitens der Emittentin?

Wolfgang Bläsi: Die Anleihebedingungen für unsere neue Anleihe 2019/2024 beinhalten verschiedene Schutzrechte für unsere Investoren wie beispielsweise eine Negativerklärung, eine Ausschüttungssperre und eine Put-Option im Fall eines Kontrollwechsels. Darüber hinaus haben wir uns dazu verpflichtet, über das erforderliche Maß hinaus transparent über unsere Geschäftsentwicklung zu berichten. Für uns als Emittentin besteht eine Kündigungsmöglichkeit der Anleihe zu einem höheren Rückzahlungskurs ab dem 1. August 2021.

INFO: Hier können Sie den Wertpapierprospekt der neuen Ekosem-Agrar Anleihe 2019/24 einsehen.

Anleihen Finder: Lassen Sie uns nochmal zurückblicken ins Jahr 2016. Damals mussten die beiden ersten Anleihen um vier Jahre verlängert werden – was war der Grund dafür und was hat sich seitdem verändert?

„Russischer Milchsektor wird von der Regierung stark unterstützt“

Wolfgang Bläsi: Von 2014 bis 2016 befand sich die russische Wirtschaft in einer schweren Krise und war neben dem massiven Verfall des Ölpreises auch mit westlichen Sanktionen konfrontiert. Angesichts der unklaren Rahmenbedingungen haben wir uns damals entschieden, den Anleihegläubigern rechtzeitig die Verlängerung der sehr attraktiv verzinsten Anleihen vorzuschlagen – und die erforderliche Mehrheit hat dem zugestimmt. Seitdem hat sich die Wirtschaft wieder erholt und besonders der russische Milchsektor wird von der Regierung in Moskau in Form von Agrarsubventionen stark unterstützt. So konnten wir unser Wachstum vor allem in den letzten zwei Jahren deutlich beschleunigen und unsere Rohmilchproduktion von 220.000 Tonnen in 2016 auf 484.000 Tonnen in 2018 steigern. Darüber hinaus verarbeiten wir mittlerweile bereits einen kleinen, aber steigenden Anteil unserer Rohmilch selbst.

Anleihen Finder: Sie sprechen in diesem Zusammenhang häufig auch von der „schrittweisen Erweiterung der Wertschöpfungskette“ – inwiefern wurde die Geschäftstätigkeit erweitert?

Wolfgang Bläsi: Bisher haben wir durch unsere Aktivitäten in den Bereichen Saatgut und Ackerbau das Futter für unsere Herde selbst hergestellt und die Rohmilch, die unsere Milchkühe geben, an Dritte weiterverkauft. Seit einigen Jahren gehen wir nun einen Schritt weiter und bauen sukzessive auch unsere eigene Milchverarbeitung auf. Gestartet sind wir mit zwei kleinen Testanlagen in den Regionen Nowosibirsk und Woronesch. Mittlerweile haben wir vier Molkereien und bauen derzeit eine kleine Käserei sowie eine große Molkerei in der Region Nowosibirsk mit einer täglichen Verarbeitungskapazität von über 1.100 Tonnen.

Milchviehanlagen der Ekosem-Agrar AG

Anleihen Finder: Im vergangenen Jahr erzielte die Ekosem-Agrar Gruppe ein bereinigtes Nettoergebnis von 18,7 Mio. Euro – trotz niedriger Rohmilchpreise und schwachem Rubel? Wie war das möglich und was sind die Gründe für den gegenwärtigen Erfolg?

„Der schwache Rubel ist eher vorteilhaft für unser Geschäft“

Wolfgang Bläsi: Der Rohmilchpreis lag im letzten Jahr tatsächlich auf einem ziemlich niedrigen Niveau, hat sich seitdem aber wieder deutlich erholt. Der schwache Rubel ist hingegen eher vorteilhaft für unser Geschäft, da dies bedeutet, dass die Preise für von uns verkaufte Rohmilch und Milchprodukte steigen. Insgesamt ist unser gestiegenes Ergebnis im vergangenen Jahr aber vor allem auf unser nachhaltiges Wachstum im Bereich der Rohmilchproduktion zurückzuführen.

Anleihen Finder: Wie haben sich Umsatz und EBITDA in den vergangenen drei Jahren entwickelt? Und wo soll die Reise in den kommenden Jahren hinführen?

Wolfgang Bläsi: Seit 2015 haben wir unseren Umsatz und unser EBITDA mehr als verdoppelt. Der Umsatz stieg von knapp unter 100 Mio. Euro auf rund 245 Mio. Euro, das EBITDA von rund 56 Mio. Euro auf 116 Mio. Euro, bereinigt um Lucky-Buy Effekte. Für das laufende Jahr gehen wir von einem Umsatz zwischen 380 und 410 Mio. Euro aus.

Anleihen Finder: Die Abhängigkeit von Russland und der russischen Agrar-Politik ist in Ihrem Geschäftsmodell dennoch sehr groß – was entgegnen Sie „besorgten Anlegern“ diesbezüglich?

„Wir erhalten für unser Wachstum staatliche Subventionen in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen und Zinssubventionen

Wolfgang Bläsi: Wichtig ist aus meiner Sicht, dass unser operatives Geschäft nicht von Subventionen abhängig ist – das bezieht sich lediglich auf die Investitionen und damit die Wachstumsgeschwindigkeit. Derzeit haben wir in Russland gute Rahmenbedingungen für den Milchsektor. Wir haben immer noch eine strukturelle Unterversorgung mit eigener Milch im Land – so wurden allein 2018 über 6 Mio. Tonnen Rohmilchäquivalent importiert. Und da es das Ziel der russischen Regierung ist, im Milchbereich die Selbstversorgung zu erreichen, erhalten wir für unser Wachstum staatliche Subventionen in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen und Zinssubventionen. Diese sind für alle derzeit laufenden Projekte fest für die gesamte Kreditlaufzeit vereinbart. Sollte sich an der Förderpolitik etwas ändern, betrifft dies nur zukünftige Projekte – dann werden wir Investitionsentscheidungen basierend hierauf treffen und unsere Wachstumsgeschwindigkeit reduzieren.

Anleihen Finder: Ein Hauptthema der Gruppe ist der weitere Aufbau der Milchkuhherde auf über 100.000 Tiere. Wie und wo findet dieser enorme Aufbau statt? Und inwiefern wird dies vom russischen Staat gefördert?

Wolfgang Bläsi: Genau, die Erweiterung unserer Milchkuhherde auf über 100.000 Tiere ist eines unserer operativen Ziele bis Jahresende 2019. Derzeit haben wir rund 80.000 Milchkühe. Darüber hinaus befinden sich momentan in sieben unserer Regionen noch 15 neue Milchviehanlagen im Bau, die eine Gesamtkapazität für 50.000 Milchkühe bieten und von denen ein wesentlicher Teil noch in diesem Jahr fertiggestellt wird. Und genau in diesem Bereich erhalten wir auch die meiste Unterstützung von der Regierung – nämlich für den Bau und die Ausstattung neuer Milchviehanlagen.

Getreideernte

Anleihen Finder: Neben der Milchproduktion wurdenauch die landwirtschaftlichen Nutzflächen in den letzten Jahren erweitert. Wie sind die Ernteergebnisse in 2017 und 2018 ausgefallen und welchen Anteil haben diese am Gesamt-Umsatz?

Wolfgang Bläsi: Die von uns kontrollierte landwirtschaftliche Nutzfläche umfasst mittlerweile über 550.000 Hektar, das entspricht mehr als dem doppelten der Fläche des Saarlandes. 2017 konnte Russland bei der Weizenernte Rekordergebnisse verbuchen, was sich aber natürlich negativ auf die Preise ausgewirkt hat. 2018 waren die Ernteerträge mehrheitlich zwar niedriger als im Vorjahr, dafür profitierten wir von relativ guten Preisen. Unser Pflanzenbau dient in erster Linie der Grundfutterversorgung der Tiere. Hier haben wir unsere Ernte in 2018 gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Darüber hinaus haben wir im abgelaufenen Jahr 50 Mio. Euro Umsatz mit pflanzlichen Agrarrohstoffen erzielt, was ca. 20 % des Gesamtumsatzes entspricht.

Anleihen Finder: Ihr Schlussplädoyer: warum sollten deutsche Anleger auf die Anleihe eines russischen Agrarunternehmens setzen?

„Auf dem Weg zum größten Rohmilchproduzenten der Welt“

Wolfgang Bläsi: Mit unserer neuen Anleihe 2019/24 bieten wir neuen sowie langjährigen Ekosem-Investoren eine Möglichkeit, für die nächsten fünf Jahre von einem attraktiven festen Zinssatz von 7,50 % p.a. zu profitieren. Wir sind heute schon in der Spitzengruppe der größten Rohmilchproduzenten weltweit und Russland bietet einfach großartige Möglichkeiten, diese Position weiter auszubauen – diese wollen wir mit weiterem soliden und profitablen Wachstum nutzen. Ich würde mich sehr freuen, wenn uns viele Investoren auf unserem Weg zum größten Rohmilchproduzenten der Welt begleiten.

Anleihen Finder: Herr Bläsi, besten Dank für das Gespräch.

Anleihen Finder Redaktion. Das Interview führte Timm Henecker.

Fotos: Ekosem-Agrar AG

Anleihen Finder Datenbank

Unternehmensanleihe der Ekosem-Agrar GmbH 2012/2021

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