“Wir haben uns für eine Folge-Anleihe entschieden, weil …“ – Emissions-Interview mit Klaus Dieter Frers, Gründer der paragon AG

Montag, 26. Juni 2017

 


Die paragon AG begibt ab morgen (27.06.17) eine neue Anleihe mit einem Zielvolumen von bis zu  40 Millionen Euro (Mindestvolumen von 20 Millionen Euro), der Zinskupon liegt zwischen 4,5 % und 5,0 % und wird endgültig erst nach Angebotsende festgesetzt. Wir haben ausführlich mit Klaus Dieter Frers, Gründer und Vorstandsvorsitzender der paragon AG, über die Gründe für die Folge-Anleihe und die Planungen der paragon AG gesprochen.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Frers, die paragon AG hat sich nun doch – entgegen einiger Mutmaßungen am Markt – für eine Folge-Anleihe entschieden. Was sind die wesentlichen Gründe für die Anleihe und somit gegen einen Schuldschein?

Klaus Dieter Frers:  Wir haben uns die Marktbedingungen für verschiedene Formen der Fremdkapitalfinanzierung im Vorfeld sehr genau angesehen und gemeinsam mit den beteiligten Banken evaluiert. Mit den beiden von Ihnen genannten Instrumenten haben wir auch in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht. Letztlich hat dann aber doch das große und vor allem breite Interesse am Kapitalmarkt für ein Investment in paragon den Ausschlag für eine Folgeanleihe gegeben. Damit fühlen wir uns auch gerade gegenüber unseren langfristigen Investoren verpflichtet, sie an der weiteren Entwicklung unserer Gesellschaft teilhaben zu lassen. 

Anleihen Finder: Ist der KMU-Anleihen-Markt Ihrer Meinung nach seriöser geworden? Welche Rolle spielt das neue Börsensegment Scale im Hinblick auf Ihre Neuemission?

„Wir konzentrieren uns auf unsere eigene Story“

Klaus Dieter Frers: Über den Markt – oder besser: einzelne Marktteilnehmer – möchte ich mich hier gar nicht weiter äußern. Wir konzentrieren uns lieber auf unsere eigene Story und die konsequente, zielgerichtete Weiterentwicklung unseres Unternehmens. Unser unternehmerischer Ansatz unterscheidet uns vielleicht auch von so manchen Marktteilnehmern. Außerdem erfüllen wir als Aktiengesellschaft seit vielen Jahren die höchsten Transparenzanforderungen im Prime Standard.

Das neue Segment Scale der Deutschen Börse bietet jetzt auch die perfekte Plattform für unsere Anleihen-Kommunikation, sodass wir uns auch auf der Fremdkapitalseite zu Hause fühlen können.

Anleihen Finder: Die erste paragon-Anleihe gehört zu den Top-Performern am KMU-Anleihen-Markt. Seit Begebung der Anleihe lag der Kurs nie unter pari und meist über 105%. Was haben Sie besser gemacht als andere Marktteilnehmer?

„Viel Weitblick und langfristige Orientierung“

Klaus Dieter Frers:  Vielleicht sollte die Frage eher lauten: Was haben unsere Investoren besser gemacht? – Aber im Ernst: bei uns ist das klassische Unternehmertum nach außen klar erkennbar. Wir haben am Kapitalmarkt noch nie auf kurzfristige Optimierung der Finanzzahlen gesetzt. Vielmehr setzen wir unsere Wachstumsstory mit viel Weitblick Schritt für Schritt um. Gerade unsere langfristig orientierten Investoren nehmen das sehr genau zur Kenntnis und fühlen sich ganz offensichtlich auch sehr wohl dabei. Ich bin davon überzeugt, dass das langfristig eben honoriert wird. 

Anleihen Finder: Warum war die Begebung der ersten Anleihe im Jahr 2013 die absolut richtige Entscheidung für die paragon AG?

Klaus Dieter Frers:  Zu der Zeit war es unternehmerisch der einzig logische Schritt. Die jungen Geschäftsbereiche Elektromobilität und Karosserie-Kinematik, die im letzten Geschäftsjahr zusammen immerhin schon rund 17 % des Konzernumsatzes ausmachten, waren damals noch im Entstehungsprozess. Klassische Kreditfinanzierung mit Sicherheiten kam für die Finanzierung dieses Wachstums nicht in Frage. Für die meisten Schuldschein-Investoren waren wir wegen des damals noch geringeren Börsenwertes der Gesellschaft nicht attraktiv.

Anleihen Finder: Stichwort: Investoren-Bindung. Wieso haben Sie sich gegen ein durchaus gängiges Umtauschangebot für Inhaber der Erst-Anleihe entschieden?

Klaus Dieter Frers:  Wir haben im Vorfeld die kombinierte Umsetzung einer Neuemission mit einem Umtauschangebot an die Investoren der bestehenden Anleihe geprüft. Vor dem Hintergrund der Praktikabilität haben wir uns jedoch dagegen entschieden. Wir rechnen fest damit, dass das neue Angebot auch für bestehende Investoren attraktiv ist. 

„Wir nutzen alle branchenüblichen Finanzierungs-Bausteine“

Anleihen Finder: Welche Finanzierungs-Bausteine nutzt paragon bei der mittelfristigen und langfristigen Planung noch? 

Klaus Dieter Frers:  Wir nutzen grundsätzlich alle Finanzierungs-Bausteine, die für die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie sinnvoll und in unserer Branche üblich sind. Dazu gehört neben dem Factoring im Rahmen unseres Liquiditätsmanagements auch das Leasing, etwa beim Erwerb von Fertigungslinien, sowie diverse Darlehen, die wir zur Immobilienfinanzierung nutzen. Abgerundet wird das Instrumentarium durch die Anleihe und kleinere Schuldscheine.

 

Anleihen Finder: Können Sie uns die Unternehmens-Struktur und die einzelnen Geschäftsbereiche von paragon etwas erläutern? Welche Rolle spielt dabei die Tochtergesellschaft Voltabox und das Thema „Elektromobilität“?

Klaus Dieter Frers:  Wir entwickeln, produzieren und vertreiben als Direktlieferant der Automobilindustrie innovatives Luftgütemanagement im Fahrzeuginnenraum, moderne Anzeige-Systeme und Konnektivitätslösungen sowie akustische High-End-Systeme. Daneben entwickeln, produzieren und vertreiben wir aktiv verstellbare Karosserie-Komponenten. Darüber hinaus bieten wir über unsere 100%ige Tochter Voltabox AG und deren US-Tochtergesellschaft Voltabox of Texas selbst entwickelte Lithium-Ionen-Batteriesysteme im schnell wachsenden Markt für Elektromobilität an – dieser Bereich weist ganz klar die größte Wachstumsdynamik auf.

Anleihen Finder: Wie sieht die finanzielle Planung (Umsatz, EBIT, Cashflow) für die nächsten fünf Jahre aus? Wie sollen Zinsen und Anleihe in dieser Zeit bedient werden? 

Klaus Dieter Frers:  Wir werden planmäßig allein in diesem Jahr unseren Konzernumsatz von rund 103 Mio. Euro auf rund 120 Mio. Euro bis 125 Mio. Euro ausweiten. Dabei erwarten wir eine EBIT-Marge von rund 9,0 % bis 9,5 %, was einem EBIT von 10,8 Mio. Euro bis 11,9 Mio. Euro entspricht. Das Geschäftssegment Elektromobilität wird planmäßig etwa die Hälfte zum Umsatzwachstum (rund 11 Mio. Euro) gegenüber dem Vorjahr beitragen. Das Segment Mechanik wird mit rund 4 Mio. Euro Umsatzwachstum ebenfalls ein wesentlicher Wachstumstreiber im Geschäftsjahr 2017. Mit einem geplanten Investitionsvolumen in Höhe von 27 Mio. Euro sorgen wir dafür, dass die Wachstumsdynamik auch in den nächsten Jahren erhalten bleibt.

Anleihen Finder: Im Geschäftsjahr 2016 haben sie die Investitionen deutlich auf 20 Millionen Euro erhöht, um die „Geschäftschancen“ besser nutzen zu können. Was sind das für Chancen?

„Reaktion auf Marktentwicklungen“

Klaus Dieter Frers:  Die Investitionen sind ein Leistungsindikator im Rahmen unserer dynamischen Wachstumsstrategie. Die Dynamik besteht darin, dass wir mit unseren Investitionsentscheidungen auf Marktentwicklungen reagieren. Dadurch können wir auch kurz- und mittelfristig Wachstumspotenzial optimal ausnutzen. Das waren im letzten Jahr z.B. Kapazitätserweiterungen wegen Nachfrageerhöhungen nach unseren Freisprechmikrofonen, aber auch die beschleunigte Entwicklung unseres Partikelsensors.

Anleihen Finder: Gewähren Sie uns einen Einblick in Ihre „vollgefüllten“ Auftragsbücher?

Klaus Dieter Frers:  Als Automobilzulieferer haben wir hier über die Jahre eine Kontinuität aufgebaut, die über unser gesamtes Portfolio hinweg eine Vielzahl von Produkten in unterschiedlichen Phasen des Produktlebenszyklus beinhaltet. Hier geht es zunächst darum, die älteren Produkte durch diejenigen neuen Produkte zu ersetzen, die in den künftigen Modellgenerationen nachgefragt werden. Davon lassen wir uns bei der eigenständigen Entwicklung unserer Produktinnovationen leiten, indem wir uns konsequent an den großen Megatrends Klimawandel, Urbanisierung, Digitalisierung und Elektrifizierung ausrichten. Inzwischen entfällt mehr als die Hälfte unserer Auftragsbücher auf das Geschäftssegment Elektromobilität.

Anleihen Finder: Ihr Schlussplädoyer: Warum sollten sowohl private als auch institutionelle Anleger der paragon AG aktuell ihr Geld anvertrauen?

„An Megatrends ausgerichtete Produktentwicklung“ 

Klaus Dieter Frers:  Es gibt eine ganze Reihe guter Gründe für ein Investment in paragon und hin und wieder höre ich sogar im Investorengespräch noch einen neuen. Aus meiner Sicht wesentlich sind hier insbesondere eine lange Historie als inhabergeführtes Unternehmen mit etablierten Produkten, ein belastbares Geschäftsmodell mit hoher F&E-Quote, an Megatrends ausgerichtete Produktentwicklung mit Fokus auf Endkunden, diversifiziertes Produkt- und Kundenportfolio über 3 Geschäftssegmente mit Wachstumspotential, Erhöhung des Wertschöpfungsanteils pro Auto durch zunehmende Systemangebote und unser nachhaltig positiver Track Record am Kapitalmarkt.

Anleihen Finder: Besten Dank für das Gespräch, Herr Frers.

Das Interview führte Timm Henecker.

Fotos: paragon AG

Anleihen Finder Datenbank

Unternehmensanleihe der paragon Aktiengesellschaft 2013/2018

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