Mittelstandsfinanzierung: KMU brauchen nach der Krise schnell Liquidität

Donnerstag, 6. Mai 2021


Ein Beitrag der Quirin Privatbank Redaktion:

Zahlreiche Mittelständler haben trotz Hilfsgeldern kaum noch Rücklagen. Finanzielle Engpässe hindern Unternehmen daran, nach der Krise schnell wieder auf die Beine zu kommen. Doch mit einem einfachen Kredit ist es womöglich nicht getan: Denn viele Geldhäuser werden nach der Krise ihre Konditionen verschärfen. Mittelständler sollten sich daher finanzielle Alternativen offenhalten.

Leere Kassen und keine Aufträge in Sicht – so ergeht es der überwiegenden Mehrheit mittelständischer Unternehmen seit langer Zeit in der Corona-Krise. Hinzu kommen langsame finanzielle Unterstützung von der Regierung und ein Berg an Bürokratie. Vielen KMU geht die Puste aus: Die Rücklagen vieler Unternehmen sind aufgebraucht, die Liquidität fehlt. Die neuerliche Überbrückungshilfe III sollte Mittelständlern zwar über finanzielle Engpässe hinweghelfen, allerdings läuft die Auszahlung der Gelder auch nach mehreren Monaten immer noch schleppend. 71 Prozent der Unternehmen gibt an, dass die Wirtschaftshilfen zu bürokratisch und kompliziert seien. Knapp die Hälfte der Unternehmen wartet länger als vier Wochen, bis eine beantragte Hilfszahlung ankommt. Mangelnde Liquidität hat jedoch nicht nur kurzfristig, sondern vor allem langfristig Folgen. KMU sollten daher Alternativen zur Mittelstandsfinanzierung im Blick haben, um nach der Krise schnell wieder auf die Beine zu kommen.

Banken verschärfen Konditionen

Warum ist Liquidität für Unternehmen so essentiell? Fehlt es an Rücklagen, weil das operative Geschäft zurückgeht, müssen Unternehmen mit einer schlechteren Bewertung ihrer Bonität rechnen. Banken vergeben dann nur noch Kredite zu verschärften Konditionen. Das hat dann negative Auswirkungen auf Zinsen, Anforderungen, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Solche Kriterien wirken sich langfristig negativ auf das operative Geschäft aus, da sie hohe Verbindlichkeiten schaffen und Handlungsspielräume einengen. Firmen haben daher ein natürliches Interesse an hoher Liquidität. Doch durch die Corona-Krise kommen nun selbst ehemals kerngesunde Unternehmen ins Schwanken. Laut der Förderbank KfW haben rund 33% der Mittelständler immer noch Probleme mit Liquiditätsengpässen, bei vielen Betrieben reichen die Reserven nur noch für einen kurzen Zeitraum von wenigen Monaten.

Und als wäre die Corona-Krise noch nicht genug, könnten mit den Bankenrichtlinien Basel III und Basel IV langfristig starke Restriktionen auf Geldhäuser und Unternehmen zukommen. So sorgen die Eigenkapitalbestimmungen der Basel-Richtlinien dafür, dass Kredite zu weniger erschwinglichen Konditionen angeboten werden. Banken sieben dann noch stärker aus und schauen noch genauer, wem sie ein Darlehen gewähren und wem nicht.

Alternative Mittelstandsfinanzierung

Flaut die Corona-Krise ab, werden auch die öffentlichen Hilfsprogramme zurückgefahren, um die Staatskasse zu entlasten. Viele Unternehmen werden dann aber immer noch finanzielle Schwierigkeiten haben, da in der Krise wichtige Rücklagen aufgebraucht wurden. Da die Mittelstandsfinanzierung mittels Bankdarlehen sich zukünftig schwieriger gestalten könnte, sollten KMU Finanzierungsalternativen auf dem Schirm haben.

So kann sich etwa ein IPO (Initial Public Offering) für Mittelständler bezahlt machen. Denn trotz des herausfordernden Umfelds sollten mittelständische Unternehmen die Börse nicht aus den Augen verlieren: So sind börsennotierte Unternehmen unter anderem unabhängiger, da sich keine mächtigen Gesellschafter in das operative Geschäft einmischen. Zudem steigert der Schritt auf das Börsenparkett in der Regel die Bewertung des Unternehmens und sorgt für positive Publicity. Dass auch mittelständische Unternehmen an der Börse bestens aufgehoben sind, zeigt unter anderem die überaus erfreuliche Kursentwicklung vieler Nebenwerte – und zwar nicht nur auf kurze, sondern auch auf lange Sicht. Alternativ bietet sich ein erster Schritt in Form eines Listings – einer Art „IPO-Light“ – an, bei der zunächst einmal eine Notierungsaufnahme erfolgt. Damit wird nicht nur der Bekanntheitsgrad gesteigert, sondern auch schon mal die Tür für ein künftig angedachtes IPO geöffnet.

Anleihen im Fokus

Aufgrund der derzeitigen Niedrigzinspolitik sind für Anleger aber nicht nur die Börse, sondern auch Unternehmensanleihen eine attraktive Investmentmöglichkeit. Sie bieten eine feste Laufzeit und eine fixe Verzinsung. Investieren Anleger in mehrere aussichtsreiche Unternehmen, verteilen sie zudem das Ausfallrisiko auf verschiedene Firmen. Damit diversifizieren sie ihr Portfolio. Für das Unternehmen, das sich über Anleihen finanziert, ergeben sich mehrere Vorteile: Es bezahlt der Bank, die das so genannte Initial Bond Offering (IBO) begleitet, keine Zinsen, sondern Gebühren. Die beauftragte Bank fungiert als Dienstleister, steht mit Rat und Tat zur Seite und koordiniert dabei den gesamten Prozess: von der Überprüfung des Unternehmens über die Bewerbung und Vermarktung bis zur finalen Platzierung der Anleihe.

Quirin Privatbank Redaktion.

Hinweis: Dieser Beitrag erschien zunächst auf dem Quirin Kapitalmarkt-Blog.

Mehr Informationen zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten finden Sie auf dem Kapitalmarkt-Blog der Quirin Privatbank unter https://kapitalmarkt.blog/mittelstandsfinanzierung/

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