Zins(w)ende in Sicht?

Montag, 5. Oktober 2015


Eine knappe Mehrheit der Ökonomen hat Recht behalten: Die US-Notenbank hebt den Leitzins vorerst nicht an. So mancher Analyst zeigt sich enttäuscht darüber, dass die US-Notenbank (noch) nicht an der Zinsschraube gedreht hat. Die US-Währungshüter wollen eine weitere Verbesserung des Arbeitsmarkts und eine Beruhigung der China-Turbulenzen abwarten.

Fed-Präsidentin Janet Yellen verwies in ihrer Pressekonferenz auf außenwirtschaftliche Risiken und die jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten, die durch China ausgelöst wurden. Die oberste Währungshüterin machte aber klar, dass die meisten Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses die Zinswende noch in diesem Jahr erwarten. Eine erste Zinsanhebung werde dann kommen, wenn sich der Arbeitsmarkt weiter verbessere und sich die Inflation in Richtung der anvisierten 2,00 Prozent entwickle.

Keine schnellen Zinsschritte – Zinsen verbleiben auf niedrigen Niveau

Gleichzeitig dämpfte die Fed (Federal Reserve Board) die Befürchtungen vor all zu schnellen weiteren Zinsschritten. Für Ende 2015 erwarten die Notenbanker einen Leitzins von 0,375 Prozent (statt 0,625 Prozent), für Ende 2016 rechnen sie mit einem Niveau von 1,375 Prozent – im Juni hatten sie noch 1,625 Prozent in Aussicht gestellt. Der Leitzins liegt aktuell bei 0,25%. Zur wirtschaftlichen Entwicklung äußerte sich die Fed etwas optimistischer. Für das laufende Jahr rechnen die Währungshüter mit einem Wachstum von 2,1 Prozent. Bisher war ein Plus von 1,9 Prozent in Aussicht gestellt worden. In anderen Ländern der Welt sind die Zinsen auf Rückzug eingestellt und in Japan hat sich die Nullzinspolitik der Zentralbank seit 1998 – also seit 17 Jahren – nicht geändert.

Nobelpreisträger Stiglitz hatte Zinserhöhung für unwahrscheinlich gehalten

Der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz hatte zuvor schon eine Anhebung der Leitzinsen durch die Federal Reserve für unwahrscheinlich gehalten. In einem Interview mit der WirtschaftsWoche sagte Stiglitz: „Ich sehe dafür keinen Grund.“ In den USA sei die wirtschaftliche Erholung noch nicht robust und bei zahlreichen Bürgern kaum angekommen. „Es gibt viel versteckte Arbeitslosigkeit, eine realistischere Quote läge wohl bei fast 12 Prozent. Wir bräuchten in den USA rund drei Millionen zusätzliche Jobs.“ Stiglitz bot auch eine Begründung an, mit der sich eine spätere Zinserhöhung aus Fed-Sicht rechtfertigen lasse. „Die Verantwortlichen können sagen, sie seien derzeit zu besorgt über weltweite wirtschaftliche Instabilität, etwa in China – ohne auszuschließen, dass sie die Zinsen in der nahen Zukunft erhöhen werden.“

Nur erfolgreiche Strukturreformen kann die Ladehemmung für Zinserhöhung beseitigen!

Strukturreformen sind in vielen Ländern dringend notwendig. Europa stagniert, die USA erholen sich nur langsam, die Schwellenländer fürchten einen ökonomischen Rückschlag. Die Weltwirtschaft ist auch sieben Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise noch instabil. Die Chefin der amerikanischen Zentralbank Federal Reserve, Janet Yellen, nennt die Lage im Euroraum ein „Risiko“ für die weltweite Konjunktur. Ähnlich sieht es der Internationale Währungsfonds (IWF): Es sei zu erwarten, dass die Konjunkturerholung weltweit bis zum Jahresende und 2015 wieder etwas an Fahrt aufnehme, allerdings weniger als noch im Frühjahr prognostiziert. Der IWF glaubt, dass der ohnehin schleppende Aufschwung im Euro-Raum ganz erlahmt. Insgesamt seien die Risiken für die globale Wirtschaft gestiegen. Deutschland konnte sich dieser Entwicklung Dank eines starken Mittelstandes entziehen.

Die Notwendigkeit von Strukturreformen zeigen auch die Beschlüsse der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20). Am 21.09.2015 trafen sich im australischen Cairns die G20-Finanzminister und Notenbankchefs. Es habe breiter Konsens darüber bestanden, dass ein nachhaltiges Wachstum mit Investitionen sowie strukturelle Reformen in allen Teilen der Welt erforderlich seien. Die G20-Vetreter stimmten auch darin überein, dass Vertrauen der wichtigste Rohstoff für nachhaltiges Wachstum sei. Für die Geldpolitik sei der Spielraum in der Vergangenheit bereits weitgehend ausgeschöpft. Hoffen wir mal, dass diese Botschaft auch die zuständigen Wirtschaftsminister der G20 Länder erreicht.

Fazit: Unternehmensanleihen des Mittelstandes bleiben attraktiv

Nach einer Null-Zins-Phase kann es ja nur noch bergauf gehen. Oder? Die Frage ist nur, wann diese Aufwärtsbewegung eintritt. Die vergangenen Jahre und die jüngste G20 Konferenz haben deutlich gemacht, dass die zinspolitischen Instrumente der Notenbanken alleine nicht ausreichen, um die Ladehemmung für eine Zinserhöhung zu beseitigen.

Niedrige Zinsen werden uns wohl noch länger erhalten bleiben. Die Unsicherheiten an den Finanzmärkten halten an und werden weiterhin für Kursschwankungen an den Börsen sorgen. Unternehmensanleihen des Mittelstandes entwickeln sich weitestgehend stabil und bieten eine attraktive Verzinsung. Bei der Auswahl kommt es aber darauf an die Spreu vom Weizen zu trennen und ausgewählte Anleihen fortlaufend zu überwachen. Einzelinvestments in Mittelstandsanleihen sind für Privatanleger oftmals keine vernünftige Alternative; es entsteht ein Klumpenrisiko. Wohl nur die wenigsten Privatanleger dürften über die nötige Zeit verfügen, sich täglich mit einem ganzen Bündel von Mittelstandsanleihen zu beschäftigen. Anleger können über Mittelstandsanleihen Fonds mit gutem Gewissen in einen Markt investieren, der ihnen langfristig hohe Renditen bringt! Und bei einer entsprechenden Transparenz des Fonds lassen sich alle Investments gewissenhaft nachverfolgen.

Ich wünsche Ihnen solide Geldanlagen, bei dem Sie nicht auf attraktive Erträge für Ihr angelegtes Geld verzichten müssen.

Hans-Jürgen Friedrich,
KFM Deutsche Mittelstand AG

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