Wodurch unterscheiden sich Anleihen von kleinen und mittleren Unternehmen von der etablierten Anlageklasse der High-Yield-Unternehmensanleihen? – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

Dienstag, 28. Oktober 2014
marius_hoerner_groß_21012014 Anleihen Finder Kolumnist Portfolio Artus Asset Management AG


Die Frage ist sehr einfach zu beantworten und trotzdem sehr komplex. Grundsätzlich liegt der Unterschied in der Größe der Unternehmen und im Volumen der Anleihen.

So simpel, wie sich das anhört, so entscheidend sind die beiden Kriterien.

Große Unternehmen, die international agieren, sind auch international bekannt. Dementsprechend groß ist die Gruppe der potenziellen Käufer. Denn, was man kennt, kauft man lieber als die Anleihen unbekannter Unternehmen.

Der zweite Punkt, der sich aus der Größe der Unternehmen ergibt, ist das Volumen der Anleihen. 30 – 50 Mio.-Anleihen werden bei großen Kapitalsammelstellen kaum auf Interesse stoßen. Sie sind einfach zu klein. 200 Mio. und größer sind da schon eher im Fokus der internationalen Investoren.

Speziell bei dem Punkt „kenne ich – kaufe ich“ unterscheiden sich private Investoren grundlegend von den Institutionellen.

Schaut man sich die High-Yield-Emittenten im Bereich „B-“ bis „B+“ an, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Privatanleger nur die wenigsten kennt. Hapag Lloyd, Heidelberger Druckmaschinen, Peugeot und TUI werden die meisten kennen. Wie ist es aber mit Agrokor, Bravida Holding, Labco oder Play Topco, die alle europäische Unternehmen sind und über Ratings der großen internationalen Agenturen verfügen?

Vergleicht man die Renditen der High-Yielder mit denen der kleinen und mittleren Unternehmen, liegt die Differenz bei ca. 300 Basispunkten. Geht man davon aus, dass im Segment der kleineren Unternehmen ca. 7,50% bezahlt werden, liegt die Differenz der Renditen/Kupons bei über 60%. In Bezug auf die Ausfallwahrscheinlichkeit ist die Differenz definitiv kleiner Siehe folgende Abbildung.

(Hinweis der Redaktion: Bitte klicken Sie einfach auf die Grafik oder über die rechte Maustaste auf “Grafik anzeigen“. Dann wird die Grafik größer und in lesbarer Form dargestellt. Mit “Zurück-/Back” in Ihrem Internetbrowser gelangen Sie zurück auf den Artikel.)

B Rating EUR Credit Curve_Hoerner_1_28102014_top

 

Was aber macht den kleineren und mittleren  Unternehmen das Leben schwer? Die Refinanzierung.

Dafür gibt es mehrere Ursachen. Je größer das Unternehmen, desto öfter kann es eine Anleihe emittieren – sowohl unter Kostengesichtspunkten als auch in Bezug auf die Marktakzeptanz.

Peugeot hat aktuell 79 Emissionen im Gesamtvolumen von über EUR 13 Milliarden am Markt. Dazu kommen noch die Bank- und sonstige Finanzierungen, so dass man total auf über EUR 24 Mrd. kommt. Da ist es relativ einfach zu planen und zu refinanzieren.

Anders bei den kleineren und mittleren Unternehmen. Wenn hier eine Expansion finanziert wird, dann ist diese zwangsläufig nicht in 12 Monaten abgeschlossen, sondern zieht sich normalerweise über 2 bis 3 Jahre. Es bleiben also nur 2 bis 3 Jahre um die Früchte zu ernten und die fällige Anleihe zu bedienen.

Wenn aber weiter finanziert werden soll, dann sollte das Unternehmen die Anleger positiv überrascht oder zumindest nicht enttäuscht haben. Beides sind aber sehr dehnbare Begriffe und hängen auch stark von der Stimmung am Markt ab.

Was dem Unternehmen bleibt, ist die Refinanzierung frühzeitig zu planen und anzugehen.

Das haben einige Unternehmen in den letzten Monaten bereits getan und weitere sind in ihren Planungen soweit fortgeschritten, dass in den nächsten 6 bis 8 Monaten damit zu rechnen ist.

Funktioniert Plan „A“ dann nicht, bleibt noch genug Zeit für Plan „B“, sei es Eigenkapital oder eine andere Form von Fremdkapital.

International sind High-Yield-Anleihen seit über 40 Jahren ein gängiges Instrument. Mit allen Höhen und Tiefen. In unserem heimischen Markt ist das – zumindest bei den privaten Anlegern – völlig anders. Da kennt man eher den Begriff Junk Bonds, die „Schmuddelecke“, und davon hält man sich fern – denkt man. Denn High-Yield ist nicht der Rating Bereich „B“ und tiefer sondern alles bis „BB+“ und da findet man auch Namen wie Fresenius, Fresenius Medical Care, Haniel, Schaeffler und Thyssen und wer mitgerechnet hat, stellt fest, das mindestens 10% des DAX aus High-Yieldern besteht ….

Je größer und internationaler die Unternehmen desto kleiner ist die Gefahr einer Insolvenz. Zumindest theoretisch. Praktisch muss sich jeder Anleger darüber im Klaren sein, dass Chancen auch immer Risiko bedeuten. Das lässt sich aber deutlich minimieren, wenn man sich eingehend mit der Materie beschäftigt. Oder kaufen Sie Aktien unterhalb des SDAX, ohne sich intensiv mit dem Unternehmen beschäftigt zu haben?

Marius Hoerner, Portfolio Manager, ARTUS Asset Management AG

TIPP: Melden Sie sich JETZT auf unserer Homepage (rechts oben unter “Newsletter”) für unseren Newsletter an! Es entstehen Ihnen keine Kosten.

Foto: Artus Asset Management AG

Anleihen Finder Kolumnen

Wo bleibt der Investitionsaufschwung im Mittelstand? – Kolumne von Michael Bulgrin, biallas communication & consulting GmbH

Wie geht „gerechte Risikoverteilung“? – Immobilien-Projektanleihen behaupten sich gut im Markt – Kolumne von Ursula Querette und Hubert Becker, Instinctif Partners

Über Veröffentlichungspflichten der Emittenten – Kolumne von Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst bei Sphene Capital GmbH

Sind Aktienhändler die besseren Rentenhändler? – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

„Sie müssen in der PR nicht immer alles sagen, aber Sie dürfen nie lügen“ – Vertrauen schaffen mit einer einfachen Kommunikations-Weisheit – Kolumne von Michael Bulgrin, biallas communication & consulting GmbH

Nach der Emission ist vor der Emission – Professionelle Kapitalmarktkommunikation ist essenziell für die Refinanzierung – Kolumne von Michael Bulgrin, biallas communication & consulting GmbH

Projektfinanzierung – Stimmt die Rendite- / Risikorelation? – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

„Außer Spesen nichts gewesen?” – Wie Mittelstandsanleihen ein reelles Abbild des Mittelstands werden – Kolumne von Christoph Karl, Senior Berater bei der BLÄTTCHEN & PARTNER AG

Mittelstandsanleihen in der Schweiz – Berner Kantonalbank stellt Handelsplatz für KMU-Unternehmensanleihen für kleine und mittlere Schweizer Unternehmen bereit – Handelbarkeit zunächst nur in Schweizer Franken und für Schweizer Unternehmen

Wer trägt eigentlich die Verantwortung? – Wie man zum Beispiel am Fall der MIFA Mitteldeutsche Fahrradwerke AG erkennen kann, dass Eigentumsrechte der Gläubiger missachtet werden – Kolumne von Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst bei Sphene Capital GmbH

Wie man als privater Anleger auf die Nullzinsphase reagieren kann: Deutschland ist Weltmeister: Exportweltmeister, Vertrauensweltmeister und jetzt auch Fußball-Weltmeister. Spitzenerfolge dank einer herausragenden Teamleistung – „Made in Germany“ – Eine Kolumne von Hans-Jürgen Friedrich, Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand AG

Spreads – Ein nicht zu unterschätzender Baustein – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

Steht uns die Zinswende vor der Tür? – Ausblick: “Nachfrage nach Hochzinsanleihen – darunter auch den Mittelstandsanleihen – wird eine längere Zeit bestehen bleiben” – Kolumne von Florian Weber, SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank

Beeinflusst die Entscheidung der EZB den Mittelstandsanleihemarkt? – Eine Kolumne von Christoph Karl, Senior Berater bei der BLÄTTCHEN & PARTNER AG

Differenzieren statt pauschalieren! – Ein Kommentar zur aktuellen Entwicklung des Marktsegmentes der Mittelstandsanleihen von Dirk Elberskirch, Vorsitzender der Börse Düsseldorf AG

Kann man Ratingagenturen und deren Ratingnoten bei der Auswahl von Unternehmensanleihen des Mittelstands (noch) vertrauen? – Kolumne von Hans-Jürgen Friedrich, Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand AG

Schutzregeln von Anleihen: Warum Anleihekündigungen oft angedroht, aber nicht vollzogen werden und warum Besicherungen erst durch Wertgutachten wertvoll sind – Kolumne von Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst bei Sphene Capital GmbH

Börsenguru Max Otte: „Gelegentlich interessante Investments, aber Emittenten suggerieren, dass Anleihen weniger Risiko bergen, als dies tatsächlich der Fall ist“ – Was der Professor, der den Crash des Finanzmarktes vorhersagte, über Mittelstandsanleihen sagt – Interview

Wie Anleger dem drohenden Zu-Null-Spiel der Europäischen Zentralbank kontern können – Und warum sie so schnell wie möglich ihre festverzinslichen Anlagen überprüfen sollten – Kolumne von Hans-Jürgen Friedrich, Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand AG

Best Practice Guide oder “Seid doch bitte anständig” – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

Fluchtburg Schweiz für Mittelstandsanleihen? Oder warum die Konsequenz der Schweizer Banken einen Best Practice Guide à la Deutsche Börse AG in der Schweiz überflüssig macht – Kolumne von Dr. Konrad Bösl, Vorstand der BLÄTTCHEN & PARTNER AG

Transparenz statt Risikoschutz: Warum Insolvenzen von Anleihe-Emittenten keine Rückschlage für die Börse Frankfurt sind – und warum die Emission der ALNO-Anleihe ein kalkuliertes Investitionsrisiko war

„Bei einem durchschnittlichen Kupon von 7,3 Prozent ist bei den 55 Anleihen im Entry Standard nur ein Default bei drei insolventen Unternehmen sehr wenig“ – Warum der Begriff „Mittelstandsanleihen“ irreführend ist und Journalisten die Rolle der Börse falsch darstellen – Interview mit Eric Leupold, Deutsche Börse AG

Nach dem Shitstorm gegen Mittelstandsanleihen: Björn Stübiger von Rödl & Partner sagt Ja zu Mittelstandsanleihen – „Selbstheilungskräfte eines lebenden Finanzierungsvehikels“

Zinsdeckungskennzahlen – Was Sie über Mittelstandsanleihen wissen müssen – DVFA-Kennzahlen Teil 3 – von Peter Thilo Hasler, Gründer und Analyst bei Sphene Capital GmbH

Mit dem „Best Practice Guide“ auf dem richtigen Weg! – Warum die Börse Frankfurt bei Unternehmensanleihen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) die Führungsrolle unter den Qualitätstreibern übernimmt – Kolumne von Hans-Jürgen Friedrich, KFM Deutsche Mittelstand AG

Mittelstandsanleihen-Bashing hinterfragt: Herr Gebhardt, wieso der scharfe Kontrast zwischen Kritik an den Börsen und hoher Nachfrage von Emittenten sowie Investoren? – Gastbeitrag von Cord Gebhardt, Börse Frankfurt

Windreich-Prokon Fusion: Warum der Zusammenschluss von Windreich und Prokon zur Pro-Wind AG Sinn macht – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

Die Stunde der Wahrheit steht den Mittelstandsanleihen erst noch bevor – Kolumne von Dr. Konrad Bösl, Vorstand der BLÄTTCHEN & PARTNER AG

Covenants bei Mittelstandsanleihen – Fluch oder Segen für Anleihegläubiger? – Und warum bei der MT-Energie-Anleihe ein Verzicht auf Covenants das lukrativere Ergebnis bieten könnte – Kolumne von Florian Weber, SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank

Was Sie über Mittelstandsanleihen wissen müssen – DVFA-Kennzahlen Teil 2: Kapitalstrukturkennzahlen – von Peter Thilo Hasler, Analyst bei Sphene Capital GmbH

Die Chance nutzen! – Warum am Ende alle vom Re-Start der Mittelstandsanleihen profitieren können – Kommentar von Dirk Elberskirch, Vorsitzender des Vorstands der Börse Düsseldorf AG

Wer möchte schon, dass sein Geld fastet? – Was Disziplin mit Mittelstandsanleihen zu tun hat – Kolumne von Hans-Jürgen Friedrich, KFM Deutsche Mittelstand AG

Konsequente Inkonsequenz – Warum manche Emittenten die Börsen nicht ernst nehmen – Kolumne von Marius Hoerner, ARTUS Asset Management AG

Mittelstandsanleihen: „Schneller, Höher, Weiter, Mehr!“ – Kolumne von Dr. Konrad Bösl, Vorstand der BLÄTTCHEN & PARTNER AG

Mittelstandsanleihen – “Remember that credit is money“ – Kolumne von Britta Hosters, SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank AG

Mittelstandsanleihen – Was Sie über sie wissen müssen – DVFA-Kennzahlen Teil 1: Kapitalstrukturkennzahlen – von Peter Thilo Hasler, Analyst bei Sphene Capital GmbH

Mittelstand ist Vertrauensweltmeister – Wie Anleger davon profitieren können – Kolumne von Hans-Jürgen Friedrich, KFM Deutsche Mittelstand AG

Experten-Chat

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Bitte beachten Sie die .

Menü