Windreich-Chef Willi Balz bleibt bei „Spät-Verkaufen-Strategie“, bestätigt Massenentlassung und schießt gegen Konkurrentin PNE Wind AG
Willi Balz, Gründer, Chef sowie Alleinaktionär der Windreich AG, betont, dass er trotz finanzieller Schlagseite an seiner Strategie festhalte, Windparks erst spät zu verkaufen, wenn sie bereits Strom erzeugen würden. Das geht aus zwei neuen Briefen von Willi Balz (kleines Foto) „An die Anleihezeichner“ hervor. Zudem informiert er über eine Massenentlassung und greift die Konkurrentin und Anleihe-Emittentin PNE Wind AG an. Der Reihe nach:
Am meisten interessiert die Anleihe-Gläubiger der Windreich AG, ob die Anleihen-Emittentin noch genug finanziellen Spielraum hat, um den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten, zu optimieren und die Anleihen plus Zinsen in voller Höhe zurückzuzahlen. In seinen letzten beiden „Briefen an die Anleihezeichner“ vom dritten und vierten Mai berichtet der Chef der Windreich AG aber nicht von neuen Verkaufserlösen, sondern untermauert nur seine „Spät-Verkaufen-Strategie“.
So will er die Windreich-Anteile am Windparkprojekt Global Tech I noch nicht verkaufen: „Zur Erzielung höchstmöglicher Erlöse aus unseren Projekten versuchen wir, diese so spät wie möglich zu verkaufen, idealerweise erst, wenn Stromerlöse vereinnahmt werden können“, schreibt Balz in seinem letzten „Brief an die Anleihezeichner“, den er am vierten Mai veröffentlicht hat. Balz ist sicher, dass sich sein Abwarten auszahlt. Dagegen spricht, dass das Unternehmen offensichtlich in finanziellen Schwierigkeiten steckt und seit längerer Zeit keine Verkaufserlöse gemeldet wurden. Hinzu kommen Downrating, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart und Verzögerungen bei der Auszahlung der Anleihen-Zinsen. Die Anleihen-Finder Redaktion berichtete.
„Finanzielle Schieflage“sei vorübergehende Phase
Balz behauptet, dass sich seine Spät-Verkaufen-Taktik beim Windreich-Projekt Global Tech I schon jetzt „bezahlt“ mache: „Durch den fortgeschrittenen Bautenstand sowie die am 05.05.2013 erfolgte Installation des parkinternen Umspannwerkes und dem damit einhergehenden Beginn der Stromerlöse hat sich der Wert unserer Anteile dramatisch gesteigert.“
Die „finanzielle Schieflage“ sei laut Balz nur eine vorübergehende Phase: „Um einen höchstmöglichen Erlös aus unseren Projekten zu erzielen, versuchen wir diese, anders als unser Mitbewerber PNE, so spät wie möglich zu verkaufen. Während dieses Vorgehen unsere Liquidität zeitweise einschränkt, wirkt sich dies positiv auf unsere zukünftigen Cash-Flows und Gewinne aus“, erklärt Willi Balz. Der Vergleich mit dem Konkurrenten PNE Wind AG wirkt hier wie ein Ablenkungsmanöver. Es fehlen sachliche Argumente.
Bei der Frage, ob Balz „in der aktuellen Situation überhaupt die Zinsen bezahlen könne, gibt er ein Statement aus dem Investor Relations-Lehrbuch ab: „Die Zahlungen der Anleihezinsen sowie die Rückzahlung der Anleihen in den Jahren 2015 und 2016 sind Teil unserer Liquiditätsplanung und werden so wie bisher auch pünktlich und zuverlässig erfolgen.“
Windreich-Chef Will Balz bestätigt Massenentlassung
Ein Hinweis auf deutliche Unwuchten beim Windpark-Bauer ist die Bestäigung, dass Ende April 23 Mitarbeiter entlassen wurden. „Diese Maßnahme ist ein Teil eines ganzen Paketes an eingeleiteten Einsparmaßnahmen, die wir konsequent umsetzen werden“, so Balz. Die Entlassungen würden die Windreich-Geschäftsbereiche Onshore Süddeutschland und E-Mobilität betreffen. „Wir sparen aber auch in der Verwaltung und im Bereich Public Relations“, schreibt Willi Balz.
Der Windreich-Chef gestaltet seine „Briefe an die Anleihe-Zeichner“ als Frage- und Antwort-Katalog. Zum Schluss stellt er noch zwei Fragen, deren Antworten einen Einblick in seine zukünftige Anleihen-Strategie bieten: Zum einen geht Balz der Frage nach, ob es nicht besser wäre, die Anleihen zurückzukaufen und stattdessen wieder einen Börsengang vorzubereiten. Seine Antwort: „Auch wenn es von den Finanzmärkten schwer zu verstehen ist: Die Renditen in der Offshore-Projektentwicklung sind höher als bei Anleiherückkäufen. Wir haben uns bei der Begebung der zweiten Anleihe entschieden, mehrere Offshore-Projekte mit einem Gesamtvolumen von beinahe fünf Milliarden Euro parallel zu realisieren, wozu kein anderer Marktteilnehmer in der Lage ist. Die hierin gebundene Liquidität steht nicht für Anleiherückkäufe zur Verfügung. Ob nach Gewinnrealisierungen wie beispielsweise durch Abverkauf des Projektes MEG 1 ein Anleiherückkauf erfolgt, hängt unter anderem davon ab, welche Chancen sich zu diesem Zeitpunkt für weitere Offshore-Projekte bieten.“
Aus Investoren-Sicht bietet seine letzte Antwort auf die von ihm selbst gestellte Frage, wie er denn den Kurs der Anleihe wieder auf die richtige Bahn lenken wolle, wenig Neues und wiederholt nur seinen Vorwurf, dass negative Schlagzeilen den Kurs der Windreich-Anleihen belastet hätten: „Die Kurse unserer Unternehmensanleihen beruhen vor allem auf negativer Berichterstattung. Diese wiederum wurde ausgelöst durch anonyme „Whistleblower“. Mit der Errichtung des Umspannwerks von GT I und dem daraus resultierenden Beginn der Stromerlöse, dem Verkauf unserer Anteile von GT I sowie mit dem Financial Close von MEG 1 werden unsere tatsächlichen Leistungen und unsere führende Marktposition wieder in den Vordergrund rücken. Wenn sich dann auch die Finanzwelt wieder auf unternehmerische Leistungen konzentriert, wird unsere Anleihe wieder da stehen, wo sie hingehört.“
Anleihen Finder Redaktion
Foto: Windreich AG
Anleihen Finder Mediathek:
„Brief an die Anleihezeichner“ vom 04.05.2013, Quelle: Windreich AG
„Brief an die Anleihezeichner“ vom 03.05.2012, Quelle: Windreich AG
Anleihen Finder Datenbank:
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