„Der Erfolg unserer Produkte gibt uns tagtäglich Recht“ – Interview mit Jan Bredack, Veganz Group AG

Dienstag, 21. Januar 2020


Die Veganz Group AG eröffnet mit der Begebung ihrer Premieren-Anleihe das Kalenderjahr 2020 am KMU-Anleihen-Markt. Der Anbieter von veganen Lebensmitteln bietet derzeit (Zeichnung noch bis 07.02.2020 möglich) seine erste Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A254NF5) im Volumen von bis zu 10 Mio. Euro an. Der fünfjährige Debüt-Bond wird dabei jährlich mit 7,50% p.a. verzinst. Die Anleihen Finder Redaktion hat mit dem Unternehmensgründer Jan Bredack über die Anleihen-Emission gesprochen.

Anleihen Finder: Hallo Herr Bredack, mit der Veganz Group AG betritt eine neue Emittentin den KMU-Anleihen-Markt. Stellen Sie denjenigen, die Ihr Unternehmen noch nicht aus den Supermärkten und Medien kennen, doch kurz vor. Womit verdient Veganz sein Geld?

Jan Bredack, CEO Veganz Group AG

Jan Bredack: Wir sind ein Markenartikler und konzentrieren uns voll und ganz auf die Entwicklung und den Vertrieb eigener veganer Produkte unter unserer Marke Veganz. Es gibt weltweit nur ganz wenige Unternehmen wie uns, die ein komplettes Sortiment an veganen Lebensmitteln anbieten: von Süßwaren über Fleisch-, Fisch- und Käsealternativen bis hin zu pflanzlichen Proteinen und Frühstücksartikeln mit veganen Milchsäurekulturen – alles rein pflanzliche Produkte aus hochwertigen Zutaten überwiegend in Bio-Qualität.

Anleihen Finder: Der frühe Emissionsstart Anfang Januar ist für einen Debütanten am Markt eher unüblich. Warum haben Sie sich gerade jetzt für die Begebung einer Anleihe entschieden und warum ist eine Anleihe aktuell ein richtiges Finanzierungsinstrument für Veganz?

„Schnelligkeit gehört zu unserer DNA“

Jan Bredack: Wir agieren in einem schnell wachsenden Markt. Die sich bietenden Chancen gilt es jetzt zu nutzen. Wir waren schon beim Markteintritt 2011 sehr früh und schnell. Diese Schnelligkeit gehört bei Produktinnovationen, Markttrends und Wachstum zu unserer DNA – und vielleicht deshalb jetzt auch bei der Begebung der Unternehmensanleihe als erster Emittent 2020. Wir sehen in diesem stetig reifer werdenden Markt für vegane Lebensmittel zahlreiche Ansatzpunkte für weiteres nachhaltiges Wachstum. Diese wollen wir jetzt konsequent angehen und dazu zusätzliche Finanzmittel nutzen. Dass wir uns dabei für eine Unternehmensanleihe als Finanzierungsinstrument entschieden haben, war nach unseren zwei sehr erfolgreichen Crowdfundings, die gewissermaßen als Testlauf dienten, der nächste logische Schritt.

Anleihen Finder: Wofür benötigen Sie die Mittel aus der Anleihe konkret?

Jan Bredack: Mehr als die Hälfte der zufließenden Mittel dient der Finanzierung unseres weiteren Wachstums. Um unser Geschäftsvolumen nachhaltig auszubauen, wollen wir unsere Flächenpräsenz durch zusätzliche Außendienstmitarbeiter verstärken sowie in Marketingmaßnahmen und Produktentwicklung bzw. -optimierung investieren. Darüber hinaus wollen wir unsere Finanzierungsstruktur verschlanken. Das hilft uns nachhaltig, um eine bessere Profitabilität zu erzielen.

Anleihen Finder: Veganz trifft mit seinen klimafreundlichen veganen Produkten den aktuellen Zeitgeist. Sie sind aber nicht der einzige Anbieter am Markt. Was unterscheidet Veganz von der Konkurrenz, was macht Ihre Produkte „besser/anders“?

„Wir sind Vorreiter und authentisch“

Jan Bredack: Die Marke Veganz ist in der Nische pflanzlicher Lebensmittel als Vorreiter groß geworden und dadurch authentisch. Wir bieten zudem ein Vollsortiment an veganen Lebensmitteln und decken dadurch nahezu alle Kategorien im Einzelhandel und Drogeriefachmarkt ab. Nachhaltigkeit ist bei uns nicht nur eine Floskel. Wir machen sie sichtbar und bedienen uns dazu des eaternity Score, der die CO2-Bilanz und den Wasserverbrauch der Produkte ermittelt und mit aktuell 100.000 Produkten vergleicht, woraus ein Score abgeleitet wird. Also kein Siegel, sondern harte Fakten. Weiterhin setzen wir nachhaltige Verpackungen ein, wie kompostierbare Innenfolie um Schokoladen oder Papierverpackungen bei einigen unserer Frischeprodukte. Für die Qualität unserer Produkte werden wir auch regelmäßig ausgezeichnet: von der Deutschen Gesellschaft für Lebensmittelsicherheit, Wasser- und Umwelthygiene über die Stiftung Warentest bis zu den Healthy Living Awards.

Anleihen Finder: Wie viele Produkte haben Sie in Ihrem Sortiment und was sind derzeit die größten (Umsatz-)Zugpferde?

Jan Bredack: Unser Sortiment umfasst derzeit ca. 165 Produkte. Die umsatzstärkste Kategorie sind Süßwaren & Snacks. Darunter fallen Schokolade, Riegel und Kekse. Proteinprodukte, wie die Protein Choc Bars, Hanf und Shakes, sind neben den Frischeprodukten und Basics eine weitere tragende Säule unseres Portfolios.

Anleihen Finder: Können Sie uns den veganen Lebensmittelmarkt in Deutschland bzw. weltweit in Zahlen und mit Aussichten kurz vorstellen?

Jan Bredack: Wir sprechen hier von einem absoluten Wachstumsmarkt. In Deutschland stieg der Umsatz mit vegetarischen und veganen Lebensmitteln im Jahr 2018 um rund 33 % von 736 Mio. Euro auf 978 Mio. Euro. Der weltweite vegane Lebensmittelmarkt soll bis 2026 voraussichtlich auf rund 24,3 Mrd. US-Dollar zulegen – mit einer prognostizierten jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von rund 9,1 % von 2019 bis 2026.

Anleihen Finder: In welchen Läden und Ländern können Veganz-Produkte gekauft werden? Gibt es zudem einen Online-Shop für Ihre Produkte?

Jan Bredack: Unsere Produkte sind heute schon in 26 Ländern bei den führenden Lebensmitteleinzelhändlern und Drogeriemärkten, wie Edeka, REWE, Rossmann, Coop und Spar, an über 15.000 Verkaufsstellen erhältlich. Online erfolgt der Vertrieb über unseren Kooperationspartner vekoop auf https://vekoop.de/veganz.

Anleihen Finder: Wie entwickeln Sie neue Produkte und wie viele neue Produkte sollen in 2020 hinzukommen (auch Non-Food)?

„Greifen weltweite Foodtrends auf und achten stets auf eine hohe Qualität der Zutaten“

Jan Bredack: Unser Fokus ist und bleibt der Food-Bereich, denn damit sind wir groß geworden und darin liegt unsere besondere Expertise. Bei der Produktentwicklung arbeiten inhouse Lebensmitteltechniker und -technologen und unser Produktmanagement eng zusammen – und zwar so lange, bis das Produkt einfach richtig gut schmeckt und im Vergleich zu konventionellen, nicht veganen Produkten keine Abstriche gemacht werden müssen. Das kann wenige Monate oder auch schon mal bis zu drei Jahre dauern. Wir greifen dabei weltweite Foodtrends auf und achten stets auf eine gleichbleibend hohe Qualität unserer Zutaten.

In wenigen Tagen werden wir den Veganz Räucherlachs auf den Markt bringen – als vegane Lachsalternative nicht nur eine absolute Weltneuheit, sondern auch ein echtes Klimawunder auf Basis atlantischer Meeresalgen: CO2-arm in der Produktion, schützt er die weltweiten Fischbestände und übertrifft gleichzeitig konventionellen Lachs in seinem Omega-3 Anteil.

Weiterhin bringen wir neue Pizzen auf den Markt. Sie werden in den Sorten Tricolore und Spinaci erhältlich sein. Beide Pizzen werden per Hand belegt, im Holzofen gebacken und bestechen durch ihre cremig-würzige Soße auf Blumenkohlbasis. Letztere dient als raffinierte, vegane Mozzarella-Alternative. Wir haben uns für 2020 auf keine bestimmte Zahl an Produktneuheiten festgelegt, aber es werden sicherlich weitere Innovationen folgen.

Anleihen Finder: Zurück zum Bond: Sie bieten Ihren Anlegern einen satten Kupon von 7,50% p.a. an. Wie und aus welchen Töpfen können Sie die Zinsen dafür jährlich bedienen? Und wie soll die Anleihe Ihrer Planung nach im Jahr 2025 zurückgezahlt werden?

Jan Bredack: Es ist unser Anspruch und ergibt sich auch aus unserer Planungs- und Budgetrechnung, dass wir Zins und Tilgung vollständig aus unserem Cashflow leisten können. Eine weiterhin planmäßige Geschäftsentwicklung ist dafür natürlich wie immer die Voraussetzung. Wir haben aber einerseits Puffer und sind andererseits auf der Vertriebsseite immer für positive Überraschungen, wie neue Handelspartner, gut.

Anleihen Finder: Welche Sicherheiten bieten Sie Ihren Anleihegläubigern?

„Wollen Transparenz nicht nur bei unseren Produkten, sondern auch am Kapitalmarkt vorleben“

Jan Bredack: Die Covenants beinhalten neben Kontrollwechsel, Drittverzug und Negativverpflichtung auf Kapitalmarktverbindlichkeiten auch Verpflichtungen, keine unzulässige Vermögensveräußerung, keine unzulässigen Ausschüttungen (hier ist eine Mindest-EK-Quote von 20 % erforderlich) sowie keine unzulässige Darlehensgewährung vorzunehmen. Darüber hinaus werden wir freiwillig einen Jahres- und Halbjahresabschluss innerhalb der marktüblichen Fristen veröffentlichen. Wir wollen Transparenz nicht nur bei unseren Produkten, sondern auch am Kapitalmarkt vorleben.

HINWEIS: Hier finden Sie den Wertpapierprospekt zur Veganz-Anleihe

Anleihen Finder: Sie haben im vergangenen Jahr mit einem Crowdfunding-Projekt über Seedmatch bereits Geld einsammeln können. Wie verlief dieses Projekt und wofür wurden die eingesammelten Mittel verwendet?

Jan Bredack: Wir sind sogar bereits zweimal über Crowdfunding aktiv geworden – und jedes Mal erfolgreich. Das gilt somit auch für das Crowdfunding über Seedmatch, denn wir haben unser Zielvolumen von 2 Mio. Euro vollständig erreicht. Die Mittel dienten Investitionen in Marketing und Vertrieb, der Finanzierung von Wareneinkäufen sowie der Ablösung von Verbindlichkeiten aus Wareneinkäufen.

Anleihen Finder: Nennen Sie uns doch bitte die wichtigsten Finanzkennzahlen.

Jan Bredack: Die Veganz Group AG besteht erst seit dem 25. April 2019. Deshalb bezieht sich unser Zwischenabschluss auf den Zeitraum vom 25. April 2019 bis 30. November 2019, beinhaltet jedoch keine Vorjahreszahlen. In diesen rund sieben Monaten haben wir einen Umsatz von 15,4 Mio. Euro erzielt. Das EBITDA lag bei -1,5 Mio. Euro.

Für das Gesamtjahr 2019 erwarten wir einen Gruppenumsatz von ca. 27 Mio. Euro, was einem Wachstum von 28 % entspricht. Wir konnten dabei vor allem im nationalen Handel stark zulegen. Im Geschäftsjahr 2020 soll der Gruppenumsatz auf rund 40 Mio. Euro steigen.

Anleihen Finder: Wie ist Ihre Planung für die kommenden Jahre? Welche Ziele und unternehmerischen Meilensteinen sollen in den nächsten Jahren erreicht werden?

„Wollen dieses Jahr auf EBITDA-Basis positiv werden“

Jan Bredack: Unser Ziel ist ein nachhaltig profitables Wachstum. Deshalb haben wir den Anspruch, dieses Jahr auf EBITDA-Basis positiv zu werden und mittelfristig wieder einen positiven Jahresüberschuss zu erzielen. Unsere Vision besteht darin, weltweit Menschen mit pflanzlicher Ernährung zu einem nachhaltigen Leben zu bewegen. Das gelingt uns am besten durch ein entsprechend breites, innovatives Sortiment, das international verfügbar ist.  

Anleihen Finder: Wo sehen Sie die größten Risiken, aber auch die größten Chancen für Ihr Unternehmen?

Jan Bredack: Vielleicht mag nicht jedes Produkt den Geschmack unserer Kunden treffen oder der Megatrend vegane Ernährung könnte sich abschwächen. Wir halten diese Risiken jedoch für überschaubar, denn der Erfolg unserer Produkte gibt uns tagtäglich Recht und die aktuellen Marktprognosen fallen sehr positiv aus. Eine der größten Chancen sehen wir in unserer weiteren Internationalisierung über die Grenzen Europa hinaus. Bereits in diesem Jahr wird unser Umsatzanteil außerhalb Europas voraussichtlich rund 10 % betragen – mit deutlich steigender Tendenz.

Anleihen Finder: Wie ist die Struktur der Veganz Group AG aufgebaut und wie sind die Gesellschafter-Anteile des Unternehmens verteilt? Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie?

Jan Bredack: Wir sind dabei, unsere Unternehmensstruktur weiter zu verschlanken, um damit unserer strategischen Ausrichtung als Markenartikler Rechnung zu tragen. Unser Aktionariat setzt sich im Wesentlichen aus branchenaffinen Investoren, die unsere Weiterentwicklung langfristig mittragen, sowie aus meiner Person zusammen. Ich halte mittelbar 53,2 % der Aktien. Die Vegan Angels GmbH ist mit 13,91 % beteiligt. Dahinter steht mit Manfred Wilde ein Wegbegleiter der ersten Stunde von Veganz. Die Sonnenhut Holding GmbH & Co. KG besitzt 11,71 % der Aktien. Die Greenfood GmbH ist mit 9,72 % beteiligt und der Katjesgreenfood zuzuordnen.

Zum 30. November 2019 haben wir 64 Mitarbeiter beschäftigt. Dazu kommen noch ca. 23 Mitarbeiter im Außendienst und 20 Mitarbeiter in unseren drei Berliner Filialen.

INFO: Am Dienstag, den 28.01.2020, können interessierte Anleger am Bond Community Call der Veganz Group AG teilnehmen. Der Audio-Webcast der Emittentin findet um 14 Uhr (MEZ) statt. Eine Anmeldung ist über https://webcasts.eqs.com/veganz20200128 möglich. Alternativ können die Einwahldaten für die Telefonkonferenz unter bcc@irtools.de bezogen werden.

Anleihen Finder: Herr Bredack, Sie persönlich haben eine interessante Laufbahn vorzuweisen, nämlich vom Automobil-Manager zum Veganz-Unternehmensgründer. Wie kam es dazu?

Jan Bredack: Durch meine damalige Freundin. Sie war Vegetarierin und überzeugte mich vom Fleischverzicht. Silvester 2008 beschlossen wir dann gemeinsam, komplett auf tierische Produkte zu verzichten. Seitdem bin ich leidenschaftlicher Pflanzenfresser und versuche aus voller Überzeugung, weltweit Menschen mit pflanzlicher Ernährung zu einem nachhaltigen Leben zu bewegen.

Anleihen Finder: Ihr Schlussplädoyer: Warum sollten auch Nicht-Veganer die neue Unternehmensanleihe der Veganz Group AG zeichnen?

Jan Bredack: Wir verfügen über eine etablierte Marke mit starker Marktposition und hoher Markenbekanntheit und bedienen einen wachsenden Markt. Mit einem Investment können Anleger von einem aus unserer Sicht attraktiven Kupon von 7,5 % p.a. profitieren – und gleichzeitig einen Beitrag zu gesellschaftlich wichtigen Themen leisten.

Anleihen Finder: Herr Bredack, besten Dank für das Gespräch.

Anleihen Finder Redaktion.

Alle Fotos: Veganz Group AG

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