„Wir sichten mehr als 5.000 Grundstücke im Jahr“ – Interview mit Martin Moll, Euroboden GmbH
Die Euroboden GmbH begibt im September eine neue Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A2YNXQ5). Die nunmehr dritte Anleihe des Münchner Immobilienentwicklers wird mit einem Zinskupon in Höhe von 5,50% p.a. ausgestattet. Wir haben mit Martin Moll, einem der beiden Geschäftsführer der Euroboden GmbH, über die Entwicklung des Unternehmens und die Neuemission gesprochen.
Anleihen Finder Redaktion: Hallo Herr Moll, was hat die neue Euroboden-Anleihe 2019/24 zu bieten?
Martin Moll: Wir planen eine Schuldverschreibung mit einer Laufzeit von 5 Jahren mit einem Emissionsvolumen von bis zu EUR 30 Mio. und einer Aufstockungsmöglichkeit in Höhe von bis zu EUR 10 Mio. Die Anleihe ist mit einem Zinskupon von 5,50 % p.a. und halbjährlicher Kuponauszahlung ausgestattet. Analog zu unserer Anleihe 2017/2022 verpflichtet sich Euroboden freiwillig zur Transparenz. Die Transparenzverpflichtungen umfassen die Veröffentlichung von Konzernabschluss und Konzernlagebericht, Veröffentlichung von verkürztem Konzernabschluss und Konzernzwischenlagebericht, Aktualisierung und Veröffentlichung eines Unternehmenskalenders und die Durchführung einer Analysten- oder Investorenveranstaltung. Bei Nichteinhaltung der freiwilligen Transparenzkriterien verpflichtet sich die Euroboden GmbH, die Schuldverschreibungen in der folgenden halbjährlichen Zinsperiode mit einem um 0,5-Prozentpunkten erhöhten Kupon zu verzinsen.
„Die Anleihe schafft für uns Flexibilität“
Anleihen Finder Redaktion: Warum ist die Anleihe weiterhin ein wichtiges und richtiges Finanzierungsinstrument für die Euroboden GmbH?
Martin Moll: Die Anleihe schafft für uns Flexibilität. Schnelligkeit ist beim Einkauf ein wichtiges Argument. Durch die Mittel, die wir am Kapitalmarkt aufnehmen, sind wir ein Stück weit unabhängiger und können bei Opportunitäten bankenunabhängig beweglicher als unsere Mitbewerber agieren. Zukünftig wird aus unserer Sicht ein tradierter Kapitalmarktzugang wegen der Verschärfung der sogenannten Basel III-Regeln und den damit verbundenen Eigenkapitalanforderungen an die Banken für mittelständische Unternehmen noch wichtiger werden.
Anleihen Finder Redaktion: Inwiefern lassen sich Anleihe-Mittel bei Ihren Projekten „schneller und flexibler“ einsetzen? Skizzieren Sie uns bei dieser Gelegenheit doch noch einmal kurz Ihr Geschäftsmodell.
Martin Moll: Für uns sind die Anleihe-Mittel gerade im Einkauf eine sehr große Hilfe. Denn wir versuchen generell eine hohe Liquidität vorzuhalten, um neue Grundstücke komplett aus Eigenmitteln bezahlen zu können. Unser Geschäftsmodell hat zwei wesentliche Säulen: Die Projektentwicklung und das Bauträgergeschäft. Projektentwicklung heißt, dass wir Grundstücke mit Potenzial kaufen und die Entwicklung vornehmen, z.B. Baurechtsschaffung oder Baurechtsoptimierung. Das Bauträgermodell ist dann die Umsetzung der fertig entwickelten Projekte.
„Haben in den letzten drei Jahren immer mehr als 30 Mio. Euro an Liquidität vorgehalten“
Anleihen Finder Redaktion: Wofür sollen die neuen Mittel konkret verwendet werden?
Martin Moll: Das Geld soll neben der Wachstumsfinanzierung für weitere Grundstückseinkäufe zur Verfügung stehen. Auch in der Zukunft wollen wir in der Lage sein, Grundstücke vollständig aus Eigenmitteln frei zu bezahlen und unabhängig von Banken oder Mezzaninekapitalgebern Entscheidungen zu treffen. Diese Flexibilität ist für uns ein großer Mehrwert. In den letzten drei Jahren haben wir immer mehr als 30 Mio. Euro an Liquidität vorgehalten.
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Anleihen Finder Redaktion: Sie taxieren die aktuelle Projekt-Pipeline der Euroboden GmbH auf 550 Mio. Euro. Über welchen Zeitraum sprechen wir hier – und wie lange dauert für gewöhnlich die Umsetzung eines Euroboden-Projekts?
Martin Moll: Üblicherweise dauern neue Projekte bei uns 4 bis 5 Jahre – vom Einkauf bis zur Übergabe der letzten Einheit. Grund hierfür ist, dass wir beide Säulen komplett umsetzen, die Projektentwicklung und das Bauträgergeschäft. Von der Pipeline werden in den nächsten 2 bis 3 Jahren 7 Projekte im Vertrieb sein.
Anleihen Finder Redaktion: Im vergangenen Geschäftsjahr 2017/18 konnte ein satter Jahresüberschuss von 8,4 Mio. Euro erzielt werden. Und auch im aktuellen Geschäftsjahr sehen die Zahlen wieder sehr gut aus. Mit welchen Ergebnissen rechnen Sie im Geschäftsjahr 2018/19?
„Freiräume für die weitere Unternehmensentwicklung geschaffen“
Martin Moll: Wir konnten gerade einen Gewinn von 22,6 Millionen Euro im Halbjahresbericht ausweisen. Unter anderem haben wir uns dazu entschieden, in München ein relativ großes Grundstück nach der Projektentwicklung zu verkaufen. Damit haben wir uns Freiräume für die weitere Unternehmensentwicklung geschaffen. Wir gehen von einem guten Ergebnis für das Gesamtjahr aus – dürfen aber keine Prognosen abgeben.
Anleihen Finder Redaktion: Was sind Ihrer Meinung nach die internen sowie externen Erfolgsfaktoren für die aktuelle geschäftliche Entwicklung der Euroboden GmbH?
Martin Moll: Der Einkauf von neuen Projekten ist für unser Geschäftsmodell sehr entscheidend. Wir sichten mehr als 5.000 Grundstücke im Jahr und analysieren ihre wirtschaftliche Sinnhaftigkeit. Die Analyse geht dann direkt Hand in Hand mit unserer Strategie von Architekturkultur. Das bedeutet konkret, dass eine Immobilie immer über ein entsprechendes Entwicklungspotenzial verfügen muss.
Anleihen Finder Redaktion: Sie sagten zuletzt auch, dass sich Euroboden attraktive Immobilien vertraglich sichern konnte, die über großes Potenzial verfügen. Was genau meinen Sie damit? Können Sie diesbezüglich auch schon konkreter werden?
Martin Moll: Wir konnten in den letzten sechs Monaten erfreulicherweise vier Projekte mit großem Potenzial erwerben – drei in München, eines in Berlin. Diese Immobilien verfügen jeweils über ein hohes Baurechts- und somit wirtschaftliches Potenzial.
„Euroboden wäre hypothetisch ein guter Kandidat für einen Börsengang“
Anleihen Finder Redaktion: Wie soll sich die Euroboden GmbH mittelfristig entwickeln? Ist auch ein Börsengang ein Thema für Sie?
Martin Moll: Euroboden wird sich mittelfristig beim Umsatz und auch beim Gewinn überproportional entwickeln. Leider dürfen wir auch hier keine konkreten Prognosen während einer Anleiheemission abgeben, die über den Prospekt hinausgehen. Börsengang, das ist eine Frage, die uns häufig gestellt wird. Klar wäre Euroboden hypothetisch ein guter Kandidat für einen Börsengang. Wir kennen das Thema; wir beschäftigen uns mit dem Thema – aber es gibt diesbezüglich keine konkreten Planungen oder Entscheidungen.
Anleihen Finder Redaktion: Mit zwei ausstehenden Anleihen steigen auch die Verbindlichkeiten. Werden die generierten Cash-Flows auch zur erhöhten Zinstilgung reichen?
Martin Moll: Die generierten Cash-Flows werden mehr als ausreichen. Wie schon erwähnt beträgt alleine der Halbjahresgewinn des aktuellen Geschäftsjahres 22,6 Mio. Euro.
Anleihen Finder Redaktion: Welche Strategie verfolgen Sie generell beim Thema Schuldenabbau?
Martin Moll: Wir werden auch beim Thema Schuldenabbau unsere Flexibilität wahren. Das bedeutet konkret, dass wir immer so agieren, dass wir in der Lage sind, die am Kapitalmarkt aufgenommenen Gelder aus eigenen Mitteln zurückzuführen oder dies gegebenenfalls auch über die Begebung einer neuen Anleihe zu gestalten.
„Sind ein vertrauensvoller und transparenter Emittent“
Anleihen Finder Redaktion: Abschließend noch die Frage: warum sollten Investoren in eine mögliche dritte Anleihe der Euroboden GmbH investieren?
Martin Moll: Euroboden hat mit den vorangegangenen Anleihen dem Kapitalmarkt über viele Jahre bewiesen, dass wir ein vertrauensvoller und transparenter Emittent sind. Die Euroboden III-Anleihe verfügt über einen attraktiven Kupon und wir verpflichten uns erneut zu weitreichender Transparenz.
Anleihen Finder Redaktion: Besten Dank für das Gespräch, Herr Moll.
Anleihen Finder Redaktion. Das Interview führte Timm Henecker.
Fotos: Euroboden GmbH
Titelfoto: Euroboden GmbH – Kolberger 5, München-Herzogpark
Anleihen Finder Datenbank
Unternehmensanleihe der Euroboden GmbH 2013/2018 (getilgt)
Unternehmensanleihe der Euroboden GmbH 2017/2022
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