URA-Monitoring: 7,75%-Anleihe 2015/20 (A161Y5) der Joh. Friedrich Behrens AG

Mittwoch, 31. Oktober 2018


Bond-Monitoring – die URA Research GmbH hat einen neuen Monitoring-Bericht zur zweiten Anleihe 2015/20 der Joh. Friedrich Behrens AG erstellt und die Anleihe insgesamt mit 2 „URA-Haken“ beurteilt. Die Joh. Friedrich Behrens AG ist Anbieter von druckluft- und gasbetriebenen Nagel- und Klammergeräten sowie von Befestigungsmitteln für Holz und holzähnliche Werkstoffe und gehört in Europa zu den Marktführern.

ANLEIHE CHECK: Die Behrens-Unternehmensanleihe 2015/20 (WKN A161Y5) bietet einen jährlichen Zins in Höhe von 7,75 Prozent und läuft bis zum 11. November 2020. Das Gesamtvolumen des Minibonds beträgt 25 Millionen Euro.

URA-Monitorig zur Behrens-Anleihe 2015/20

Der URA-Monitoring-Bericht im Wortlaut:

„Das Unternehmen hat seit 2013 den Umsatz in einem von Preisdruck gekennzeichneten Markt kontinuierlich erhöht und lag damit meistens über den eigenen Planungen. Bis inkl. 2016 legte auch das EBIT zu; in 2017 dagegen fiel die von Behrens berichtete EBIT-Marge von 6,0 auf 4,4% und damit unter die geplanten 5 bis 6%. Begründet wird dies mit höheren Stahlpreisen und höheren Investitionen in neue Regionen und Produkte sowie in die Logistik. Auch im 1. Halbjahr 2018 fiel die EBIT-Marge aus ähnlichen genannten Gründen von 5,2 auf 3,7%. Die Prognose von 5 bis 6% für das gesamte GJ 2018 wurde trotzdem beibehalten.

Zinszahlung:
Die von Behrens berichtete EBIT-Zinsdeckung verschlechterte sich 2017 von 1,5 auf nur noch 1,1 (auch wegen Finanzierungs-Sonderkosten) und entfernte sich damit wieder deutlich von dem selbstgesteckten Ziel von 2. Der Cashflow vor Ertragsteuern und Zinsen betrug im Schnitt der letzten 5 Jahre das 1,7-fache und in 2017 noch das 1,3-fache der Zinszahlungen. Der Cashflow wird durch die steigende Mittelbindung beim Working Capital belastet: So legen v.a. die Vorräte wegen des Primats einer „Lieferfähigkeit in Europa in 48 Stunden“ zu. Aber auch die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (z.B. höhere Zahlungsziele durch die Expansion im europäischen Ausland) nehmen insbesondere seit 2015 überproportional zu. Die Zinszahlungen sind von 2011 bis 2016 kontinuierlich gestiegen; wenigstens hier deutete sich 2017 nach der Ablösung eines mit 10% verzinsten Investorendarlehens (rd. 8 Millionen Euro) durch ein mit 3,6% verzinstes Mietkaufdarlehen eine spürbare Trendwende an. Sofern das EBIT nicht weiter einbricht, sollten die Zinszahlungen für die Anleihe von jeweils 1,9 Millionen Euro im November 2018 bis 2020 ohne größere Probleme möglich sein.

Tilgung:
Das Investorenvertrauen war zumindest bei der hier betrachteten 2. Anleihe relativ hoch; emittiert im November 2015, notiert sie seit der erfolgreichen Rückzahlung der 1. Anleihe im März 2016, die auch schon bei nur 55% gelegen hatte, stets über 102%. Die Kennzahl „Nettofinanzschulden zu EBITDA“ ist weiterhin unzureichend ausgeprägt; sie verschlechterte sich 2017 lt. Behrens von 4,2 auf 5,9 und ist damit fast doppelt so hoch als die mittelfristige Zielgröße von 3. So gehört die Rückführung der Verschuldung neben einem nachhaltigen Unternehmenswachstum und der Steigerung der Ertragskraft zu den Hauptzielen des Unternehmens. Der Free Cashflow (Mittelzufluss laufendes Geschäft inkl. Zinsergebnis minus Investitionssaldo) war in 4 der letzten 5 Jahre negativ.

Die Tilgung der am 11.11.2020 fälligen Anleihe (25 Millionen Euro) wäre nur zu einem kleinen Teil aus internen Mitteln möglich. Angesichts des verglichen mit andere Anleihen hohen Kupons (7,75%) und
zwecks besserer Verteilung der Fristigkeitenstruktur denkt Behrens über die vorzeitige Rückzahlung
der Anleihe (ganz oder teilweise) mit Hilfe eines neuen Finanzierungsmix nach. Im Geschäftsbericht 2017 war von einer längerfristigen Finanzierung mit Schuldscheinen die Rede, im Zwischenbericht zum 30.6.2018 von einem neuen kurzfristigen Betriebsmittelkredit.

Fazit:
Trotz seit Jahren überdurchschnittlichen Umsatzwachstums geht seit 2015 der Jahresüberschuss zurück. Vor dem Hintergrund der hohen Verschuldung haben sich die Bondspezifischen Kennzahlen verschlechtert und verfehlen deutlich die eigenen mittelfristigen Ziele. Für das 2. Halbjahr 2018 wurde allerdings angekündigt, wieder mehr Wert auf die Ergebnisqualität des Umsatzwachstums zu legen. Wenn dies gelingt, wären die restlichen 3 Zinszahlungen ohne größere Probleme möglich. Behrens scheint über eine teilweise oder vollständige vorzeitige Tilgung der relativ hoch verzinsten Anleihe nachzudenken.Refinanzierungsmittel sollen z.B. längerfristige Schuldscheine und eine zusätzliche kurzfristige Betriebsmittelfinanzierung sein. Die Bewertung durch das Scoring von URA Research, den URA Emissions Check, liegt bei 2 Haken (Notation „erhöhte Risiken; von max. 5 Haken).“

Anleihen Finder Redaktion.

Foto: Joh. Friedrich Behrens AG

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Unternehmensanleihe Joh. Friedrich Behrens AG 2015/2020

Unternehmensanleihe Joh. Friedrich Behrens AG 2011/2016 (getilgt)

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