Studie über Anleihen-Restrukturierung: „Insolvenz nicht mehr Königsweg“ – Sanierungschancen aufgrund von neuem Schuldverschreibungsgesetz verbessert – Gesamtkonzept entscheidet

Donnerstag, 5. Februar 2015


Das vor fünf Jahren reformierte Schuldverschreibungsgesetz ist ein Wendepunkt für die außergerichtlichen Restrukturierungen von Anleihen. Das ist für Finanz-Spezialisten zwar längst kein Geheimnis  mehr, aber wird jetzt nochmal wissenschaftlich von den Studienergebnissen der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner GmbH (W&P) untermauert.

W&P hat dazu 120 Restrukturierungsexperten von Banken, Kanzleien und Prüfungsgesellschaften zum Thema „Restrukturierung von Unternehmensanleihen“ befragt.

Sanierung von Anleihen

Die Sanierungschancen für Unternehmen seien durch das Gesetz „wesentlich verbessert“ worden und eine Insolvenz sei nicht mehr der „Königsweg“, so das Ergebnis der W&P-Studie.

Dennoch sei die Sanierung von Anleihen wesentlich komplexer und risikoreicher als die anderer Krisenfälle, da sie deutlich höhere Anforderungen an das Sanierungsmanagement stelle. Der Erfolg hänge laut der befragten Entscheidungsträger dabei stark vom schlüssigen Gesamtkonzept und einer offenen Kommunikation ab.

Anleihe-Emissionen seien für den Mittelstand weiterhin attraktiv. Bei wirtschaftlichen Problemen eines Anleihe-Emittenten gelten laut W&P jedoch besondere Rahmenbedingungen.

Ergebnisse der Studie

Ein schlüssiges und plausibles Gesamtkonzept sei für 89 Prozent der befragten Sanierungsexperten entscheidend bei der Sanierung einer Emittentin. Neben einer offenen und effektiven Kommunikation mit den Anleihegläubigern sei auch die frühzeitige Einbindung eines gemeinsamen Vertreters, möglichst schon in der Konzeptionsphase der Sanierung, wichtig.

Eine positive Wirkung auf die Verbesserung der Sanierungschancen von schwächelnden Anleihen und deren Schuldnern habe für die Studienteilnehmer die Reform des Schuldverschreibungsgesetzes von 2009. Allerdings schränke die Blockademöglichkeit von Beschlüssen der Gläubigerversammlung die „Kalkulierbarkeit“ der Sanierung erheblich ein.

77 Prozent der befragten Sanierungsexperten schreiben Anleihen einen „negativen Einfluss auf das generelle Sanierungsrisiko“ zu. „Die Vielzahl der gescheiterten Sanierungsfälle in der jüngsten Vergangenheit sprechen für sich – die Komplexität der Finanzierungsform Anleihe sei nicht zu unterschätzen. Insbesondere aus dem Segment der Mittelstandsanleihen sind in Zukunft weitere Sanierungsfälle zu erwarten“, so Christian Groschupp, Studienleiter und Restrukturierungsexperte bei W&P.

52 Prozent der Experten gehen davon aus, dass der Einfluss von Anleihen zukünftig noch weiter steigen werde und für 44 Prozent der Teilnehmer hätten Anleihen schon heute eine hohe oder sehr hohe Bedeutung im Rahmen ihrer Sanierungspraxis.

Fazit der W&P-Studie

Die Sanierung von Anleihen benötige größeren zeitlichen Vorlauf, eine intensivere Kommunikation und gründlichere Vorbereitung als andere Restrukturierungen.

Ein gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger sollte von Anfang an mit in die Sanierungsüberlegungen einbezogen werden.

Weitere Kreditgeber sollten schon in frühen Krisenphasen auf die Erstellung eines entsprechenden Sanierungskonzeptes bei Anleihe-Emittenten bestehen.

Die Entwicklung bleibe weiter spannend, so die Studie, denn die Fälligkeiten und Refinanzierungen von Anleihen kleiner und mittlerer Unternehmen stehen in den kommenden Jahren an. Bislang hätten in Schwierigkeiten geratene mittelständische Emittenten überwiegend schon Probleme mit laufenden Zinszahlungen gehabt. Die Anforderungen an das Sanierungsmanagement von Anleihe-Emittenten seien hoch.

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Anleihen Finder Redaktion. Timm Henecker.

Foto:  Images Money / flickr

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