Musterdepots: Welche Hochzins-Anleihen kaufen die Profis? – Vorjahressiegern Manuela Tränkel kauft den Hochprozenter von posterXXL – Peter Thilo Hasler kauft Steilmann-Boecker und Portfoliomanager Marius Hoerner die neue Enterprise Holdings

Dienstag, 31. März 2015


Spannend für Privatanleger und die Profi-Konkurrenz: Welche Hochzins-Minibonds kaufen unsere Musterdepotspieler in der vierten Runde unseres Wettbewerbs 2015?

Es gelten die Schlusskurse vom 27.03.2015. Die Musterdepot-Spieler dürfen laut unseren Regeln nicht später handeln. So müssen die Begründungen der Spieler auch in der Rückschau gelesen werden, als würden Sie am aktuellen Stichtag, den 27.03.2015, handeln.

Die Investments der Musterdepot-Spieler für die vierte Runde der Anleihen Finder-Musterdepots 2015:

Manuela Tränkel, von Mandura Asset Management und Vorjahressiegerin bei den Anleihen Finder Musterdepots 2014:

„Kauf nom. € 3.000 posterXXL-Anleihe 7,25%, WKN A1PGUT.

Nachdem die posterXXL AG eine schwieri ge Phase der Restrukturierung verbunden mit einem möglichen Verlust des hälftigen Grundkapitals überwunden hat, scheinen die Geschäfte bei dem Fotodienstleister wieder gut zu laufen.

Zum 30.11.2014 hatte das Unternehmen liquide Mittel in Höhe von € 8,3 Mio. nach € 2,1 Mio im Vorjahr und das EBITDA hat sich von € – 2,2 Mio. im Neunmonatszeitraum 2013/2014 auf € + 3,5 Mio. in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres ebenfalls positiv entwickelt. Mit der stärkeren Fokussierung auf den Kernmarkt stieg in Deutschland der Umsatz um 30% auf € 21,3 Mio.

Ariston Real Estate

Wir kaufen als spekulative Beimischung nom. € 1.000 Ariston Real Estate Anleihe, WKN A1H3Q8.

Bei dem Münchner Gewerbeimmobilienbestandshalter, der sein Geschäftsmodell um opportunistische Immobilieninvestments erweitert hat, war bei den letzten Hauptversammlungen zu hören, dass  die Ehefrau des Vorstandes eine Liquiditätslücke der Ariston AG von rd. 3 Mio. schließen musste.  Wie weiter zu hören war, handelte es sich dabei aber wohl eher nicht ganz uneigennützig um die Finanzierung einer Immobilienentwicklung, die sich dann zum Erstaunen von Aktionären und Anleiheinvestoren im Privatbesitz des Vorstandes oder einer seiner unzähligen Gesellschaften wiederfand. Immerhin hat die Ariston AG, die wohl auch den Architekten beschäftigt, eine ‚Entschädigungszahlung‘ von € 2,5 Mio. oder sogar € 3 Mio. erhalten, die Ehefrau ihr Geld zurück und die Familie eine werthaltige Immobilie, die teilweise bereits zu attraktiven Preisen weiterveräußert wurde.

Ariston Real Estate will Anleihe im kommenden Jahr zurückzahlen

Obwohl die Banken in den letzten Jahren auf knapp € 20 Mio. Darlehensrückzahlung verzichtet haben, ist von Vorstand Lorenz  zu hören, es sei beabsichtigt, die Anleihe im kommenden Jahr zurückzuzahlen. Die Aktie des Unternehmens wurde bereits delistet und die Bilanzen sind eher ein Trauerspiel mit viel zu hohen Wertansätzen auf der Aktivseite und permanentem Abschreibungsbedarf.

Das Unternehmen konnte vom dem Boom im Immobiliensektor als eines der wenigen nicht profitieren und bei Vorstand und dessen Berater herrscht Ratlosigkeit, woran dies wohl liegen könnte. Dennoch vertrauen die Investoren auf das Wort und den Ideenreichtum des Vorstandes und hoffen, dass die Ehefrau – hauptberuflich  große Kunstsammlerin – erneut in die Bresche springt, sollten operative Ertragskraft und Cashflows der Ariston AG zur Rückzahlung der Anleihe nicht ausreichen.“

Hier geht’s zum Musterdepot von Manuela Tränkel

Peter Thilo Hasler, Finanzanalyst und Gründer von Sphene Capital:

„Verkauf Sanochemia, Kauf Steilmann-Boecker.

Wie erwartet hat Sanochemia  in der vergangenen Woche den Abschluss eines Lizenz- und Herstellungsvertrags mit einem führenden, weltweit tätigen Pharmaunternehmen bekannt gegeben. Angaben gemäß umfasst der Vertrag nicht nur die Erteilung einer Vertriebslizenz für ausgewählte Produkte des Radiologie-Portfolios in Ländern, in denen Sanochemia bislang nicht tätig ist, sondern auch Herstellungsverträge, nach denen Sanochemia die auslizenzierten Produkte produzieren wird. Lizenzvergaben wie diese sind in der Regel mit Vorauszahlungen an den Lizenzgeber verbunden, deren Höhe sich im Allgemeinen anhand der Geschäftserwartungen des Vertrags berechnet. Bei einer unterstellten Vertragslaufzeit von zehn Jahren dürften diese Upfront-Payments im niedrigen einstelligen Mio. Euro-Bereich liegen. Darüber hinaus dürfte Sanochemia für die tatsächlich getätigten Erlöse Royalty-Zahlungen vereinnahmen können, die nicht mit den Vorauszahlungen recoupt werden müssen. Dies macht die langfristigen Auswirkungen des Vertragsabschlusses auf die Ertragsentwicklung von Sanochemia deutlich. Weitere Lizenzvereinbarungen sollen offensichtlich auch mit einem großen europäischen Pharmakonzern für ausgewählte europäische Pharmamärkte abgeschlossen werden; auch hier rechnen wir mit einem baldigen Abschluss noch im ersten Halbjahr 2015.

Gute Nachrichten, exzellente Kursentwicklung

Mit diesen guten Nachrichten und der exzellenten Kursentwicklung der letzten Wochen verkaufen wir unsere Position in der Sanochemia-Anleihe und investieren den frei werdenden Betrag in die Anleihe von Steilmann-Boecker, die wir als zu Unrecht unter Druck gekommen sehen. Ursächlich hierfür war eine eher konservative Guidance, die das Management des Haupt-Assets von Steilmann-Boecker, die Beteiligung an Adler Modemärkte, in der vergangenen Woche für das laufende Geschäftsjahr abgegeben hat.“

Hier geht’s zum Musterdepot von Peter Thilo Hasler

Marius Hoerner von HINKEL & CIE. Vermögensverwaltung AG:

„Wir kaufen nominal EUR 5.000 7,00% Enterprise Holdings 30.03.2020.

Enterprise Holdings hat mit Emission I gezeigt, dass sie ihren Worten auch Taten folgen lassen und das, obwohl Emission I im ersten Schritt nicht voll platziert werden konnte.

Die Nachplatzierung erfolgte geräuschlos bei institutionellen Investoren ohne – wie man dem Chart  entnehmen kann – den Markt nachhaltig zu belasten.

Dass die Best Practice-Kennzahlen nicht eingehalten werden, ist ein Schönheitsfehler. Sie leiten sich aus den GDV-Richtlinien für SSD von Industrieunternehmen ab. Da Banken und Versicherungen ganz anders bilanzieren, wäre es ein Vergleich von Äpfel mit Birnen.

Interessante Aspekte zum Unternehmen liefert das Interview mit dem Gründer und Vorstand Andrew Flowers sowie die Web-Seite des Unternehmens.

Drama Ekotechnika-Investition

Update Ekotechnika vom 27.03.2015:

Bei unserem Ekotechnika-Kauf kann man sehen, was alles schief gehen kann. Im Hinblick auf die Investition ist das – überspitzt gesagt – ein Drama, aber als Anschauungsmaterial – so ist es ja gedacht – geradezu ideal:

Beim Kauf sind wir davon ausgegangen, dass der Kurs bei <= 6,00% liegen wird. Abgerechnet wurde aber 7,50%. Was sich wenig anhört, ist in Wirklichkeit sehr viel, nämlich 25% mehr als erwartet. Hinzu kommen die Stückzinsen von EUR 831,46 die wir (siehe Begründung für den Kauf) ja bereits abgeschrieben haben. Der Einstand incl. Stückzins liegt dementsprechend bei rund 15,80%.

Am Donnerstag, den 26.03.2015, haben sich die Ereignisse überschlagen:

Um 16:01 Uhr gab es eine DGAP-News der One Square Advisory Services GmbH, dem designierten Gläubigervertreter und um 16:47 Uhr wurde auf dem Xetra Newsboard veröffentlicht, dass die Ekotechnika-Anleihe unverzüglich vom Handel ausgesetzt wird.

Man kann also im Moment davon ausgehen, dass die erste Gläubigerversammlung kein brauchbares Ergebnis liefert und sich der Blick auf die zweite Versammlung und das Gutachten richten muss.

Die Aussetzung des Kurses wird – davon ist auszugehen – bedeuten, dass die Anleihe nach Wiederaufnahme des Handels „flat“ – sprich ohne Stückzinsen – gehandelt wird.

Was bedeutet das für den Anleger bzw. das Musterdepot?

Der Stückzins kann / muss abgeschrieben werden. Gleichzeitig sollte der Kurs steigen, da die Käufer nach Wiederaufnahme des Handels keine Stückzinsen mehr bezahlen müssen. Inklusive Stückzins ist am 26.03. etwa 12,50% bezahlt worden. Theoretisch müsste das der Kurs sein, zu dem dann „flat“ gehandelt wird. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass zwischen Theorie und Praxis meist ein breiter Graben verläuft und 12,50% ist wohl mehr Wunsch als Wirklichkeit. Aber wer weiß ….

Wann wird der Handel wieder aufgenommen?

Dazu gibt es bisher keine Aussagen. Evtl. schon am Montag, den 30.03., aber wahrscheinlicher nach der ersten Gläubigerversammlung.

An diesem Beispiel sieht man, dass eine Idee für schnelles Geld sehr schnell zu deutlichen Verlusten führen kann. Wer im Distressed-Bereich dabei sein will, braucht einen sehr feinen Bleistift mit dem gerechnet wird.“

Hier geht’s zum Musterdepot von Marius Hoerner

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