Krise im Kleiderschrank – Wie geht es mit den Modeanleihen weiter? – Folgen die Mode-Mittelstandsbonds den Erneuerbare Energien-Bonds in die Pleite?
Im Markt geht ein neues Schreckgespenst um. „Folgen die Mode-Mittelstandsbonds den Erneuerbare Energien-Bonds in die Pleite?“, fragt es böse. Fast scheint es so, als hätte sich die Medienwelt bei dem Thema abgesprochen: Handelsblatt Online textete „Kampf ums letzte Hemd – Dem deutschen Mode-Mittelstand laufen die Kunden weg. Etliche Hersteller schreiben Verluste, einst gefragte Marken wie Strenesse oder Rena Lange betteln bei Investoren um Geld – doch die zieren sich“ am frühen Morgen des 21.02.2014 – zwei Tage nachdem die Anleihen Finder GmbH den aktuellen Newsletter „Der Anleihen Finder Februar 2“ mit dem Editorial „Krise im Kleiderschrank: Wie geht es mit den Modeanleihen weiter?“ veröffentlicht hatte.
Auch Bondguide.de schrieb gebetsmühlenartig vorgestern, gestern und heute, am 26.02.2014, noch einmal von „einer nicht ganz unwesentlichen Finanzlektüre“, in der „diverse Modetitel nicht sonderlich gut weggekommen“ seien.
Nächste Sorgenkinder des Marktes für Mittelstandsanleihen
Die Anleihen Finder Redaktion hat sich mit keiner anderen Redaktion abgesprochen, um als erstes Fachmedium vor den zeitnah folgenden anderen Medien-Beiträgen über Emittenten von Mittelstandsanleihen aus der Mode- und Textilbranche zu berichten. Vielmehr deuten Fakten darauf hin, dass einige Mode-Emittenten, die nächsten Sorgenkinder des Marktes für Mittelstandsanleihen werden könnten:
Strenesse kann den einjährigen Bond nicht rechtzeitig zurückzahlen. Die Emittentin einigte sich mit den vorwiegend institutionellen Anleihe-Gläubigern auf eine Verlängerung der Laufzeit um drei Jahre. Aber die Zinsen in Höhe von neun Prozent für ihre Zwölf-Millionen-Unternehmensanleihe kann die Strenesse AG anscheinend am nächsten Zinszahlungstermin, am 15. März 2014, bezahlen:
„In der Gläubigerversammlung wurde der Strenesse AG die Möglichkeit eingeräumt, die jährlichen Zinsen vierteljährlich auszuzahlen.
Wörtlich heißt es in dem Beschluss: ‚Die Zinsen sind vierteljährlich nachträglich am 15. Juni, am 15. September, am 15. Dezember und am 15. März eines jeden Jahres (…) zahlbar.‘
Zu diesen vier Zeitpunkten werden also demnächst die Zahlungen erfolgen. Es bleibt aber bei der Verzinsung von neun Prozent“, sagte Sebastian Rechtsanwalt Rosenbusch-Bansi von der Wiesbadener Kanzlei Cäsar-Preller im Gespräch mit der Anleihen Finder Redaktion. Wenn die Strenesse es am 15. März nicht schaffen sollte, neun Prozent Zinsen auszuzahlen, erhöht sich der Zinskupon auf 14 Prozent.
Zinszahlung von Strenesse: „Sollte es bereits im März zu einer Nichtleistung des Anleihezinses kommen, könnte das Vertrauen in eine notwendige Sanierung schon sehr schnell erschüttert werden.“
„Die deutliche Entscheidung zur Verlängerung der Laufzeit der Anleihe um drei Jahre dürfte nachvollziehbar sein, nachdem viele Anleger befürchtet haben, dass dem Unternehmen sonst die Zahlungsunfähigkeit droht.
Nun bleibt es allerdings abzuwarten, ob die Strenesse AG in den kommenden Jahren nicht nur den wirtschaftlichen Umschwung schafft, sondern auch die Zinszahlungen an die Anleger leistet. Die Fremdfinanzierung wurde ebenfalls verlängert. Letztendlich wurde dem Unternehmen eine zweite Chance eingeräumt, welche aber auch genutzt werden muss. Sollte es bereits im März zu einer Nichtleistung des Anleihezinses kommen, könnte das Vertrauen in eine notwendige Sanierung schon sehr schnell erschüttert werden.
Zudem gilt es aufzuklären, ob es tatsächlich in den vergangenen Monaten zu frühzeitigen Veräußerungen von Anteilen aufgrund von Insiderinformationen gekommen ist, wie vom Spiegel jüngst vermutet wurde“, meinte Anwalt Sebastian Rosenbusch-Bansi.
Modeemittenten in Sippenhaft
Kursverluste – wenn auch nicht so deutliche – musste ebenfalls die Steilmann-Boecker Fashion Point GmbH & Co. KG einstecken. Das Modeunternehmen schiebt dies vor allem auf die schlechte Stimmung im Markt und die Negativ- Schlagzeilen der Wirtschaftspresse: „Nach den teils sehr pauschalen Berichten über Modeunternehmen in den vergangenen Tagen, ist eine Sippenhaft nicht ganz verwunderlich“, beschwerte sich das Management.
Auch die Anleihen-Kurse der Modekonzerne More & More AG sowie der Laurél GmbH müssen derzeit durch ein Wintertief – und die zu milden Temperaturen sind für Bekleidungsindustrie und –handel eine zusätzliche Belastung der ohnehin rückläufigen Umsätze.
Bereits im November hatte Anleihen Finder über das schwierige Marktumfeld berichtet. Seit dem hat sich die Lage weiter verschärft. Zuletzt hat die Creditreform Rating Agentur die Ratingnote der Golfino AG von „BB watch“ auf „B+“ um zwei Notches heruntergestuft.
Einige Experten rechnen mit Gegenbewegung
Andererseits zeigen die Charts der betroffenen Anleihen: Nach einem deutlichen Einbruch steigen die Kurse auch wieder etwas an. Bei der Peine GmbH, eine Spezialistin für Männermode, schaffte es die Kurve sogar fast wieder auf das Ausgangsniveau. Das Modeunternehmen, das durch die Marken BARUTTI und MASTERHAND international repräsentiert ist und in eine finanzielle Schieflage geraten war, wurde zu 51 Prozent von der Shandong Ruyi Group Co., einem der weltweit größten Textilkonzerne, übernommen. Das gab den Anlegern offensichtlich wieder Vertrauen in die Zukunft des Wilhelmshavener Unternehmens.
Auch sonst ist der Markt weit davon entfernt, die Modeanleihen aufzugeben. Manuela Tränkel, die seit 2004 ein Family Office in München betreut und für die Anleihen Finder- Leser ein Musterdepot führt, hätte die Strenesse-Schuldverschreibungen gerne für ihr Depot eingekauft. Da die Anleihe jedoch nicht an einem der sogenannten Anleihen-„Qualitäts“-Segmente einer Börse notiert, durfte die Finanzexpertin dies laut Anleihen Finder-Spielregeln nicht. Tränkel: „Der Kurs der Strenesse-Anleihe hat auf die Einberufung der Gläubigerversammlung stark reagiert; wir rechnen mit einer Gegenbewegung. Voraussetzung für den Turnaround von Strenesse ist aus meiner Sicht ein Zukunftskonzept mit Expansionsplanung, Markenname (evtl. Rebranding), langfristige Umsatzentwicklung und angestrebtes Profitabilitätsniveau sowie die Finanzierung des Unternehmens. Entscheidend wird wohl auch sein, ob Herr Strehle davon überzeugen kann, die Weichenstellung von Strenesse richtig vorzunehmen.“
Es bleibt also spannend. Ob die Modeanleihen wieder zu ihrer alten Form zurückfinden, werden die nächsten Monate zeigen.
Anleihen Finder Redaktion
Foto: lichtkunst_73/pixelio.de
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