Anleihen aus der Lebensmittelbranche: Investoren bewahren sich ihren Appetit

Mittwoch, 15. Mai 2013

Kaum war der Startschuss gegeben, schon ging es an den Börsen zu wie am kalten Buffet. Innerhalb kürzester Zeit waren die Anleihen von Emittenten wie Zamek, Katjes International oder  Valensina vergriffen. Doch was steckt hinter dem großen Appetit der Anleger auf Schuldverschreibungen aus der Lebens- und Genussmittelbranche? Ist der große Zuspruch berechtigt oder drohen am Ende etwa Bauchschmerzen?

Dass Lebensmittelanleihen hoch in der Gunst der Gläubiger stehen, spiegelt sich nicht nur in den Platzierungsgeschwindigkeiten, sondern auch in den Börsenkursen der Wertpapiere nieder. Im Durchschnitt liegen diese bei mehr als soliden 107 Prozent (s. Tabelle). Übrigens nutzen mit Valensina, Semper idem Underberg, Günther Zamek und Katjes International  gleich vier Emittenten den großen Zuspruch der Anleger, um ihre Anleihen später noch einmal um weitere Millionen aufzustocken.


Zentraler Faktor Markenname

Für Peter Thilo Hasler, Vorstand der Corporate Finance-Beratung Blättchen und Partner AG, ist der Erfolg der Lebensmittel-Anleihen keine Überraschung: „Die Stellschraube ist hier der Markenname. Nur wer diesen hat, kann langfristig auf eine stabile Nachfrage bauen. Die Großen von gestern sind dann auch die Großen von morgen.“  Da Lebens- und Genussmittel durch Werbung und das Angebot in den Läden im Alltag äußerst präsent sind, ist hier sogar eine noch größere Bekanntheit gegeben, als für die Markenanbieter in der Modebranche (s. Anleihen Finder März 2013-2) .

Für die Günther Zamek GmbH & Co. KG gilt dies jedoch nur eingeschränkt, denn inzwischen ist der Suppen, Soßen und Fertiggerichte-Produzent aus Düsseldorf mit seiner eigenen Marke kaum noch in den Lebensmittelregalen vertreten, sondern macht den mit Abstand größten Umsatz mit den Eigenmarken der von ihm belieferten großen Discounter.

Katjes ist nicht gleich Katjes

Auch die Karlsberg Brauerei GmbH aus Homburg ist eher wenig bekannt, zumindest bei weitem nicht so, wie ihr dänischer Konkurrent, die Biermarke Carlsberg. Böse Zungen behaupten immer wieder, der große Erfolg der 7,375 Prozent-Karlsberg-Anleihe sei der Tatsache geschuldet, dass viele Privatanleger die beiden Marken schlichtweg verwechselt haben. Dagegen spricht jedoch der Spitzenreiter-Kurs des Karlsberg-Papiers (s. Tabelle) von 113,5 Prozent und die Tatsache, dass die Anleger ihren Irrtum nach mehr als einem halben Jahr inzwischen bemerkt haben müssten.

Auch so mancher Zeichner der Katjes International-Anleihe dürfte von dem schönen Klang des Markennamens fehlgeleitet worden sein. „Katjes International“ bündelt nämlich lediglich die Beteiligungen der Katjes-Gruppe in Westeuropa. Das bekannte, einst von Heidi Klum beworbene Mutterunternehmen Katjes Deutschland haftet nicht für die von der Katjes International begebene Anleihe.

Unterdurchschnittliche Ratings

Die Ratings der Emittenten aus dem Lebens- und Genussmittelmarkt liegen allesamt unterhalb des Investmentgrade-Bereichs, mit sinkender Tendenz. Peter Thilo Hasler sieht den Grund hierfür nicht zuletzt in den eher geringen Unternehmensgrößen: „Deutsche Ratingagenturen erstellen ein pre-money Rating. Wenn wie im Falle des betrachteten Lebensmittelmarktes Anleihen begeben werden, die, weil es sich bei den Emittenten um eher kleine Unternehmen handelt, tendenziell einen hohe Auswirkung auf die Eigenkapitalquoten haben, dann wird sich das Folgerating notgedrungen verschlechtern“, so der Finanzierungsexperte.

Rohstoff-Preise fordern die Branche heraus

Eine wichtige Stellschraube für den Erfolg von Lebensmittelproduzenten –  und eine, die derzeit unangenehm fest geschraubt ist – ist der Preis für die verarbeiteten Rohstoffe.

„Die schon seit Jahren sehr hohen Rohstoffpreise wirken sich dämpfend aus. Die gesamte Fruchtsaftindustrie ist mit konstant sehr hohen Rohstoffpreisen konfrontiert“, beschreibt das Valensina-Management die Lage. „Wir denken, dass insbesondere das sehr hohe Kostenniveau auf dem Rohstoffsektor dazu beiträgt, dass für Anleiheemittenten aus dem Lebensmittel-Markt derzeit nur durchschnittliche Ratingnoten vergeben werden. Vor diesem Hintergrund ist auch das Downrating von Valensina zu bewerten.“

Oligopolistischer Markt mit stabilem Absatz und hohen Einstiegshürden

„Die Rohstoffpreisentwicklung ist für alle Unternehmen der Lebensmittelbranche eine Herausforderung“, berichtet auch Zamek-Geschäftsführerin Petra Zamek. „Hier sichern wir uns nach Möglichkeit mit längerfristigen Kontrakten gegen starke Schwankungen ab. Zudem konnten wir zuletzt mit Kunden teilweise Preiserhöhungen verhandeln.“ Gestiegene Rohstoffpreise weiterzugeben, gelingt jedoch nicht allen Lebensmittel-Unternehmen, denn der Preiskampf in den meist oligopolistisch geprägten Märkten ist hart.

Positiv ist dagegen die recht stabile Nachfrage und Konjunkturabhängigkeit der Branche, denn gegessen und getrunken wird auch zu Krisenzeiten. Und: Wer es einmal geschafft hat, seine Marke zu etablieren, hat gute Chancen, zu bleiben, weiß Florian Weber, Vorstand der SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank AG aus Düsseldorf: „Es gibt hohe Einstiegshürden für Neufirmen und Neuprodukte. Verkaufsstellen verlangen hohe Einstiegsgebühren (Listingkosten/Werbemittelzuschüsse), um das Produkt überhaupt in ihren Verkaufsstellen zu veräußern. Der Markt ist geprägt davon, dass bis zu 80 Prozent der Neuprodukte nach einem Jahr aus den Regalen wieder verschwunden ist. Das bedeutet für Bestandsprodukte eine sehr interessante Ausgangslage. Dort kommt es dann auf intelligente Marketingstrategien sowie bestehende Marktanteile an.“

Was die Supermarkt-Kunden kennen und einmal für gut befunden haben, dem bleiben sie also für lange Zeit treu – und damit haben sie einiges mit den Gläubigern von Lebensmittel-Anleihen gemeinsam.

Anleihen Finder Redaktion

Foto: Rainer Buchheim/pixelio.de

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