Wieso sind so viele Mode-Anleihen im Entry Standard gelistet? – Interview mit Alexander von Preysing, Deutsche Börse AG

Dienstag, 2. April 2013


Zwischen März 2012 und heute haben sieben deutsche Modeunternehmen Mittelstandsanleihen begeben und in einem Qualitätssegment listen lassen – Rudolf Wöhrl, Steilmann-Boecker, René Lezard, Golfino, Laurèl, eterna Mode Holding und Textilkontor Walter Seidensticker.  Allein fünf davon sind im Entry Standard gelistet.

Die Anleihen Finder Redaktion fragte bei Alexander von Preysing, Leiter der Abteilung Issuer Services der Deutschen Börse AG nach:

Anleihen Finder Redaktion: Wie kommt es zu dieser „Konzentration“ von Emittenten aus der Modebranche im Entry Standard?

Alexander von Preysing: Das Angebot und die Serviceleistungen in Frankfurt werden vom Markt sehr geschätzt, deshalb begeben immer mehr Unternehmen ihre Anleihen im Entry Standard für Unternehmensanleihen. Die Deutsche Börse ist Marktführer für Unternehmensanleihen in Deutschland und bietet Unternehmen eine gezielte Ansprache eines breiten Investorenkreises, bestehend aus in- und ausländischen institutionellen Investoren und Privatinvestoren.

Anleihen im Entry Standard sind vor allem für mittelständische Unternehmen eine gute Finanzierungsalternative. Die Deutsche Börse macht keine Anforderungen hinsichtlich Unternehmensgröße, Branche oder Mindestanleihevolumen. Zurzeit sind 28 Anleihen im Entry Standard für Anleihen gelistet. Wir haben hier einen heterogenen Branchemix, mit einem leichten Schwerpunkt im Bereich Einzelhandel. Aber auch die Immobilienbranche ist stark vertreten oder die Bereiche Hochtechnologie und Erneuerbare Energien.

Anleihen Finder Redaktion: Welche Besonderheiten gelten für Anleihen und Emittenten aus der Bekleidungsindustrie?

Alexander von Preysing: Jede Branche hat ihre eigenen Herausforderungen und jedes einzelne Unternehmen muss entscheiden, ob sich eine Anleihe als Finanzierungsmittel eignet. Börsennotierte Unternehmensanleihen sind eine bankenunabhängige Fremdkapitalquelle. In Zeiten, in denen Banken restriktiver bei der Vergabe von Krediten geworden sind, bieten Anleihen also eine gute Alternative. Die starke Nachfrage bei Unternehmen – aber auch bei Investoren – zeigt, dass dieses Modell gut funktioniert.

Anleihen Finder Redaktion: Fast alle Mode-Anleihen haben einen Kurs von deutlich über 100. Aus welchem Grund glaube Sie, sind sie so gefragt?

Alexander von Preysing: Als Börse, also als neutraler Marktbetreiber, können wir natürlich keine Aussage darüber treffen, wie sich einzelne Unternehmen oder einzelne Branchen entwickeln. Wir können aber sagen, dass sich auf regulierten, transparenten Plattformen faire, marktgerechte Preise bilden, in denen sämtliche Marktmeinungen von in- und ausländischen Investoren abgebildet sind. Der Durchschnittskurs der Anleihen im Entry Standard liegt aktuell übrigens bei 100,44 Prozent.

Anleihen Finder Redaktion

Foto: Rudolf Wöhrl AG

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