More & More AG: „Nach der Krise wollen wir jetzt die Erfolge genießen“ – Interview mit Karl-Heinz Mohr, Chef von More & More

Freitag, 31. Mai 2013


Die Anleihe der More & More AG kann ab heute, den 03.06.2013, gezeichnet werden: Zinskupons von 8,125 Prozent p. a., Laufzeit: fünf Jahre, Volumen: 13 Mio. Euro, Creditreform-Rating: „B+“. Nach der Zeichnungsfrist kann die More & More-Mittelstandsanleihe im Bondm der Börse Stuttgart gehandelt werden.

Nach einem Umsatzeinbruch in 2008 hat das Modeunternehmen More & More nach eigenen Angaben in 2012 den Turnaround geschafft und kehrte in die Gewinnzone zurück. Mit der Mittelstandsanleihe möchte das Starnberger Unternehmen diesen Trend weiter vorantreiben.

Interview mit Karl-Heinz Mohr, Vorstand und Alleingesellschafter der More & More AG

 Die Anleihen Finder Redaktion sprach mit Karl-Heinz Mohr (Foto), dem Vorstand und Alleingesellschafter der More & More AG, Starnberg über das Unternehmen und die Hintergründe der Emission.

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Mohr, vor mehr als 30 Jahren haben Sie am Starnberger See die Marke More & More für elegante Damenoberbekleidung zum Leben erweckt. Was war die Idee hinter der Marke und was ist bis heute daraus geworden?

Karl-Heinz Mohr: Ich wollte von Anfang an Mode für Frauen machen, die tragbar ist, einen hohen modischen und qualitativen Anspruch hat und gleichzeitig bezahlbar ist. Heute heißt dieses Segment „Modern Woman“. Ich denke, wir sind uns in all den Jahren treu geblieben. Das ist wohl der Grund dafür, dass wir heute über eine so starke Marke verfügen. Ein weiterer Grund ist, dass wir bereits seit 1984 eigene Geschäfte betreiben und so für eine hohe Sichtbarkeit unserer Marke gesorgt haben. Die Marke ist auch heute noch unser wichtigster Wettbewerbsvorteil und die Basis für unseren Erfolg.

Anleihen Finder Redaktion: Könnten Sie uns bitte einen Einblick geben, welche Vertriebs- und Marketingwege Sie heute nutzen und welche Bedeutung die einzelnen Kanäle für den Erfolg des Unternehmens haben?

Karl-Heinz Mohr: Wir verfügen deutschlandweit über 33 eigene Geschäfte sowie über sechs Outlet-Stores. Damit erzielen wir rund 50 Prozent unserer Umsätze. Weitere 50 Prozent erzielen wir über Verkäufe an Einzelhandelspartner wie Peek & Cloppenburg, Breuninger, Ludwig Beck oder auch Amazon und Zalando. Im Online-Geschäft erzielen wir aktuell einen Umsatz von über zwei Mio. Euro bei starkem Wachstum. Wir konzentrieren uns vor allem auf die deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und Schweiz. Hier verfügen wir über die größte Bekanntheit und haben noch deutliches Potenzial.

Anleihen Finder Redaktion: Die Frage nach Produktion und Zulieferwegen war sicherlich lange Zeit eher eine Frage der Qualität der Ware. Seit den jüngsten, wenngleich auch nicht ersten furchtbaren Ereignissen in Bangladesch bekommt der Aspekt der Wahrung von Umwelt- und Sozialstandards in der Zulieferkette eine enorme ethische, aber auch wirtschaftliche Bedeutung. Wo lassen Sie Ihre Kollektionen produzieren und können Sie die Einhaltung von Standards kontrollieren?

Karl-Heinz Mohr: Auch wir lassen zu 100 Prozent im Ausland produzieren. Das geht in der Bekleidungsbranche fast nicht anders. Wir setzen aber zu 100 Prozent auf zwei Länder: Türkei und China. Dort haben wir einen Pool von 30 Produzenten, mit denen wir schon lange und intensiv zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen und häufige Präsenz. Ich selbst bin sicher einmal im Monat in der Türkei und mehrmals im Jahr in China. Als Mittelständler können wir kein internationales System zur Überwachung der Sozialstandards implementieren. Aber wir können vertrauensvolle Partner auswählen und verzichten als etablierte Marke auch mal auf einen Prozentpunkt in der Marge, statt in absoluten Billig-Regionen zu produzieren.

Anleihen Finder Redaktion: Der Blick in die jüngere Historie zeigt, dass das Jahr 2008 eine Zäsur für More & More war: Die Umsätze sanken dramatisch und das Unternehmen schrieb vier Jahre lang rote Zahlen. Erst die Jahresüberschüsse 2012 führten das Unternehmen wieder aus der bilanziellen Überschuldung. Was war 2008 passiert und welche Maßnahmen waren es, die das Unternehmen im Jahr 2012 wieder in die Erfolgsspur zurückgebracht haben?

 Karl-Heinz Mohr: Der erfolgreiche Turnaround war bereits 2011 deutlich sichtbar. 2012 konnten wir dann nicht nur alle Parameter weiter verbessern, sondern auch wie angestrebt wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Das laufende Jahr 2013, das sehr befriedigend verläuft, ist also gewissermaßen schon das dritte wieder erfolgreiche Jahr. Was war 2008 schief gelaufen? Wir wagten mit unserer Kollektion und modischen Aussage ein Trading-Up: modischer, akzentuierter, gewagter. Die Resonanz aus dem Handel war sehr gut. Doch von einem Tag auf den anderen schlug die Krise zu und setzte auch den Einzelhandel unter Schock. Das hat uns zum ungünstigsten Zeitpunkt getroffen, denn Innovation und Wagemut war nun gar nicht mehr gefragt. Wir reagierten schnell – aber aus heutiger Sicht vielleicht nicht schnell genug – und drehten die Kollektion wieder zurück. Seither kämpfen wir darum, den damals verlorenen Boden Stück für Stück zurückzugewinnen: wieder größere Flächen bei unseren Einzelhandelspartnern, verloren gegangene Kunden usw. Wir sehen die Erfolge. Wir wissen aber auch, dass es ein Weg ist, den man konsequent und dauerhaft gehen muss.

Anleihen Finder Redaktion: Das Jahr 2012 war für die More & More AG eine Art Befreiungsschlag und mit einem Vorsteuergewinn von rund EUR 4,5 Mio. sehr erfolgreich. Der hohe Gewinn ist aber im Wesentlichen auf außerordentliche Effekte zurückzuführen. Könnten Sie uns das bitte im Detail darlegen?

Karl-Heinz Mohr: 2011 und 2012 waren auch operativ schon wieder erfolgreich. 2012 lag der operative Gewinn wieder bei EUR 1,2 Mio. Hinzu kam ein Forderungsverzicht in Höhe von EUR 3,3 Mio. durch mich. Ich bin 100 Prozent Eigentümer und habe mich mit diesen EUR 3,3 Mio. nochmals mit eigenem Kapital eingebracht. Denn ich bin mit dem Unternehmen durch die Krise 2008 gegangen und will dafür jetzt auch wieder mit der More & More AG die Erfolge auf Basis einer vernünftigen Kapitalausstattung genießen können.

Anleihen Finder Redaktion: Ab dem 03. Juni 2013 können interessierte Anleger die 5-jährige Anleihe der More & More AG mit einem Volumen von EUR 13 Mio. und einem Kupon von 8,125 Prozent zeichnen und im Segment Bondm der Stuttgarter Börse handeln. Welche Strategie steht hinter der Anleihe-Emission und wie werden Sie das eingesammelte Geld einsetzen?

„Zusätzlich halten wir einen kleineren Teil der Liquidität für die weitere Unternehmensentwicklung vor“

Karl-Heinz Mohr: Wir haben mit unseren Hausbanken in der Vergangenheit immer gut zusammengearbeitet. Die noch vorhandenen Kredite sollen aber abgelöst werden. Denn sie sind mit unserer Marke und dem Warenlager völlig übersichert. Zusätzlich werden wir mit den Mitteln aus der Anleihe die Einkaufskonditionen signifikant verbessern können. Allein die Effekte aus diesen beiden Maßnahmen sorgen dafür, dass wir ab 2014 die Anleihezinsen ergebnisneutral leisten können. Zusätzlich halten wir einen kleineren Teil der Liquidität für die weitere Unternehmensentwicklung vor.

Anleihen Finder Redaktion: In den Anleihebedingungen haben Sie festgeschrieben, dass keine Ausschüttungen stattfinden dürfen, bevor die Eigenkapitalquote der Emittentin nicht mindestens 20 Prozent erreicht hat. Dazu müsste das Eigenkapital auf EUR vier bis fünf Mio. von derzeit EUR 0,7 Mio. steigen. Wann dürfen Sie sich voraussichtlich wieder eine Dividende genehmigen und welchen Beitrag dürfte das Jahr 2013 hierzu leisten?

Karl-Heinz Mohr: Mit dem Verlauf des bisherigen Jahres sind wir sehr zufrieden. Wir wachsen weiter – und das bei einem insgesamt schwierigen Markt. Deshalb bin auch sehr zuversichtlich, dass wir 2013 einen guten Schritt bei der Eigenkapitalentwicklung machen werden. Mein Ziel ist aber nicht, möglichst schnell eine Dividende zu erhalten. In meinen Gedanken ist dies während der Laufzeit der Anleihe eigentlich nicht vorgesehen.

Anleihen Finder Redaktion: Die Creditreform Rating AG hat die More & More-Anleihe mit einem B+ benotet. Was sind Ihrer Ansicht nach die Gründe für die noch recht schwache Bonitätsbeurteilung und wo wollen Sie im Folgerating stehen, das im Mai 2014 fällig wird?

Karl-Heinz Mohr: Das Rating basiert nach meiner Meinung zu stark auf reinen Vergangenheitswerten in der Bilanz. Ich bin schon enttäuscht, dass der Turnaround 2011, 2012 und der bisherige Verlauf 2013 so wenig Beachtung gefunden haben. Beim Folgerating wollen wir uns jedenfalls verbessern und möglichst zügig Investment Grade erreichen. Wir haben unsere starke Marke nicht in der Bilanz, und wir haben immer unsere Warenlager extrem niedrig bewertet – beides sollte für vorsichtige Kaufleute Standard sein, für ein gutes Rating war es aber eher hinderlich.

Anleihen Finder Redaktion: Die Modebrache ist schnelllebig, aber Sie haben bewiesen, dass Sie hier über 30 Jahre mit Höhen und Tiefen bestehen können. Wie sollen Ihre zukünftige Produktwelt, die Markenstrategie und auch die Vertriebslandschaft aussehen, um in den kommenden Jahren erfolgreich zu sein?

„In Zukunft werden die Online-Aktivitäten im eigenen Shop sowie die Zusammenarbeit mit Partnern wie Amazon und Zalando noch wichtiger“

Karl-Heinz Mohr: Wir haben die laut Branchenexperten besten Voraussetzungen: eine sehr starke Marke, eigene Geschäfte, eine gute partnerschaftliche Position bei den wichtigen Anbietern im Einzelhandel wie Ludwig Beck, Peek & Cloppenburg oder Breuninger sowie ein funktionierendes Online-Geschäft, das schon lange rentabel arbeitet. In Zukunft werden die Online-Aktivitäten im eigenen Shop sowie die Zusammenarbeit mit Partnern wie Amazon und Zalando noch wichtiger. Gleichzeitig sind die eigenen Stores für die Markenbildung und –pflege sehr, sehr wichtig. Die wichtigste Säule unseres Wachstums ist aber die Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel. Denn hier haben wir noch sehr viel Potenzial, unabhängig davon, wie sich der Einzelhandel insgesamt entwickelt.

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Mohr, in 5 Jahren müssen Sie den Anlegern von heute EUR 13 Mio. zurücküberweisen. Wo wird die More & More AG dann stehen, um nicht „ins Schwitzen“ zu geraten?

Karl-Heinz Mohr: Die Zinsen leisten wir allein aus dem Zinskompensationseffekten und den verbesserten Einkaufskonditionen. Die Tilgung wird vollständig aus dem normalen Cash Flow sichergestellt. Wir haben uns ja sogar die Option einer vorzeitigen Rückzahlung zu höheren Kursen einräumen lassen – obwohl ich denke, dass die 5 Jahre für More & More und die Investoren eine vernünftige Zeitspanne sind. Ich mache mir keine Gedanken ums „Schwitzen“, sondern nur ums „Begeistern“ – am allerliebsten unsere Kundinnen mit unserer Mode.

Anleihen Finder Redaktion: Vielen Dank für das sehr offene Gespräch.

Anleihen Finder Redaktion

Fotos: More & More AG

Kurzvita von Karl-Heinz Mohr

Karl-Heinz Mohr begann seine berufliche Laufbahn im Jahre 1972 nach Abschluss eines Fachhochschulstudiums der Betriebswirtschaftslehre. Von 1978 an baute Herr Mohr die Textilhandelsagentur K.H. Mohr auf, bevor er im Jahre 1982 die „more & more“ Textilvertriebs GmbH und damit letztlich die MORE & MORE AG errichtete.

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