“Werden Anleihen-Kupon problemlos aus dem operativen Cashflow bedienen“ – Interview mit SoWiTec-Gründer Frank Hummel

Montag, 3. Dezember 2018

Die SoWiTec group GmbH ist unlängst als neue Emittentin auf die KMU-Anleihen-Bühne getreten. Der Entwickler von Erneuerbare-Energien-Projekten in den Bereichen Wind und Solar hat eine besicherte, nicht nachrangige Anleihe (WKN A2NBZ2) im Volumen von zunächst 3 Millionen Euro platziert. Das Emissionsvolumen soll über die nächsten Monate durch weitere Privatplatzierungen auf bis zu 15 Millionen Euro erhöht werden. Wir haben mit dem Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens Frank Hummel über die Anleihe gesprochen.

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Hummel, mit Ihrer Erneuerbare Energien-Unternehmensgruppe SoWiTec haben Sie nun erstmals eine Anleihe begeben. Warum ist dieses Finanzierungsinstrument derzeit passend und was haben Sie mit den Emissionserlösen in Höhe von insgesamt bis zu 15 Mio. Euro konkret vor?

Frank Hummel: Aus unserer Sicht bildet die Anleihe eine sinnvolle Ergänzung in unserem Finanzierungsmix. Deshalb haben wir uns in Abstimmung mit unseren Partnern DICAMA und Quirin zu diesem Schritt entschieden. Die zufließenden Mittel sollen u. a. zur Beschleunigung der Projekt-Pipeline-Entwicklung und zur Besicherung von Avalen zur Teilnahme an Auktionen verwendet werden.

Anleihen Finder Redaktion: Wie sieht die aktuelle Projekt-Pipeline der SoWiTec Group aus?

Frank Hummel: Unsere Projekt-Pipeline umfasst derzeit 27.400 MW. Wir sprechen hier von über 200 Wind- und Solarprojekten, die sich auch schon in der Entwicklung befinden. Davon sind 4.800 MW bereits fest unter Vertrag mit großen Investoren. Allein dieser Anteil unserer Pipeline entspricht einem potenziellen Umsatzvolumen von rund 145 Mio. Euro bis 2024.

Anleihen Finder Redaktion: SoWiTec verfügt nach eigenen Angaben über ein ausgewogenes Portfolio mit 50% Wind und 50% Solar. Was sind die gravierendsten Unterschiede (praxisbezogen und finanziell) in den beiden Projektbereichen?

„Die Margen sind grundsätzlich gleich“

Frank Hummel: Der Zeitbedarf vom Screening bis zum Gewinn eines Stromliefervertrags beträgt bei Windprojekten rund 60 Monate bzw. 5 Jahre, während er bei Solarprojekten mit rund 30 Monaten deutlich geringer ausfällt. Dementsprechend belaufen sich die Projektentwicklungskosten bei Wind auf 8 bis 12 Tausend Euro pro Megawatt und bei Solar auf 3 bis 5 Tausend Euro pro Megawatt. Auf Grund der höheren Kosten erzielen Windprojekte auch höhere Umsätze als Solarprojekte. Die Margen sind jedoch grundsätzlich gleich.

Anleihen Finder Redaktion: Welche Teile der Wertschöpfungskette werden von SoWiTec „bedient“?

Frank Hummel: Unser Fokus liegt derzeit auf der Projektentwicklung. Konkret umfasst unser Dienstleistungsspektrum u. a. Standortentwicklung, Wind- und Solarmessungen, Erfassung topografischer und geografischer Daten, Projektgenehmigung sowie Projektdesign und technische Planung. Zusätzlich bieten wir die Betriebsführung und Wartung der Anlagen an. Die Veräußerung der Projekte erfolgt momentan noch vor dem Gewinn eines Stromliefervertrags.

„Stromlieferverträge sind der nächste Schritt“

Zukünftig wollen wir den nächsten Schritt in der Wertschöpfung auch mitgehen und selbst an Auktionen teilnehmen oder Stromlieferverträge abschließen. Dadurch werden wir die Projekte dann zum dreifachen Preis verkaufen können. Wir wissen, wie es geht, verfügen über die entsprechenden Inhouse-Kompetenzen und haben dies auch schon einige Male erfolgreich umgesetzt.

Anleihen Finder Redaktion: Die SoWiTec Group ist weltweit tätig. Auffallend ist dabei die Verbindung zu Mittel- und Süd-Amerika. Warum sind Projekte in Brasilien, Argentinien und Mexiko für Sie so interessant und wie werden die Projekte dort umgesetzt?

„Hier können wir uns ´austoben`“

Frank Hummel: Unser Schwerpunkt liegt in der Tat in Lateinamerika, wo wir seit 14 Jahren in mittlerweile sieben Ländern erfolgreich aktiv sind. Diese Länder haben mit die höchsten Sonneneinstrahlung und Windgeschwindigkeiten weltweit. Das Potenzial für Erneuerbare Energien ist dort sehr groß. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass große Flächen vorhanden sind, wo man sich als Projektentwickler „austoben“ kann. Zudem werden wir mit offenen Armen empfangen, weil man froh ist, dass dort solche Projekte realisiert werden. Die Umsetzung der Projekte erfolgt dabei stets durch unsere eigenen Mitarbeiter vor Ort.

Anleihen Finder Redaktion: Wie stellt sich die finanzielle Situation der SoWiTec Group GmbH aktuell dar?

Frank Hummel: Unsere Geschäftsentwicklung ist sehr positiv. So konnten wir im 1. Halbjahr 2018 den Konzernumsatz deutlich von 5,8 Mio. Euro auf 20,9 Mio. Euro verbessern. Das EBIT stieg dabei von 1,6 Mio. Euro auf 11,4 Mio. Euro, was einer EBIT-Marge von 54,6 % entspricht. Der Konzernhalbjahresüberschuss nahm von 0,6 Mio. Euro auf 7,8 Mio. Euro zu. Unsere Konzern-Eigenkapitalquote stieg von 60,1 % zum 31. Dezember 2017 auf 69,8 % zum 30. Juni 2018.

Anleihen Finder Redaktion: Die Umsätze waren in 2017 deutlich geringer als bisher in 2018? Woran liegt das und wie sind die Planungen für die kommenden Jahre?

Frank Hummel: Zunächst freuen wir uns über das starke Wachstum. Aber etwas höhere, stichtagsbezogene Umsatzschwankungen sind typisch für das Entwicklungsgeschäft, da die Umsatzentwicklung wesentlich vom Zeitpunkt des Projektverkaufs abhängt.

„Gesicherte Pipeline von 4.800 MW“

Für die Zukunft gehen wir davon aus, weiterhin profitabel zu wachsen und dabei Umsatz und Ertrag deutlich zu steigern. Dieses Wachstum wird vor allem getrieben durch die bereits erwähnte, vertraglich gesicherte Pipeline von 4.800 MW, die einem potentiellen Umsatz von bis 145 Mio. Euro bis 2024 entspricht. Zudem befinden wir uns ja bereits in Vertragsverhandlungen über mindestens das gleiche Volumen. Darüber hinaus bestehen noch weitere, wesentliche Umsatzpotentiale durch die geplante Erweiterung unserer Wertschöpfungskette.

Anleihen Finder Redaktion: Kommen wir noch einmal zum Bond. Warum platzieren Sie die Anleihe in mehreren Tranchen und ausschließlich bei institutionellen und semi-institutionellen Investoren?

Frank Hummel: Unser Geschäftsmodell, unsere spezifische internationale Ausrichtung und auch die Mittelverwendung für Projekt-Pipeline und Absicherung von Avalen sind etwas speziell. Deshalb erschien uns eine Ansprache der genannten Investorengruppe zielführend. Dass es richtig war, hat sich auch auf der ersten Roadshow gezeigt. Und wir werden nun den zweiten und dritten Schritt folgen lassen. Ich will nicht damit sagen, dass unsere Anleihe nicht auch potenziell etwas für Privatanleger wäre. Ich persönlich bevorzuge es aber, dass ich die Gelegenheit habe, jedem Investor persönlich unser Geschäft und die Perspektiven darzulegen.

Anleihen Finder Redaktion: Als Sicherung verpfänden Sie laut Anleihe-Konzept bis zu 38% der Anteile an der SoWiTec Operation GmbH. Was bedeutet das konkret in Zahlen/Euro? Gibt es noch weitere Sicherheiten für die Anleger?

„Wert der verpfändeten Geschäftsanteile übertrifft das Maximalvolumen der Anleihe“

Frank Hummel: Laut Gutachten übertrifft der Wert der verpfändeten Geschäftsanteile das Maximalvolumen der Anleihe deutlich. Und was für unsere Anleihegläubiger auch interessant sein dürfte: Zu ihren Gunsten haben wir die Besicherung genau analog zu der der KfW DEG, unseres langjährigen Sponsors, gestaltet.

Anleihen Finder Redaktion: Mit welchen Erträgen soll der jährliche Kupon von 6,75% bedient werden und die Anleihe in fünf Jahren zurückgezahlt werden?

Frank Hummel: Wir werden den jährlichen Kupon problemlos aus dem operativen Cashflow bedienen können. Dementsprechend soll auch die Tilgung aus eigenen Mitteln erfolgen.

Anleihen Finder Redaktion: Besten Dank für das aufschlussreiche Gespräch, Herr Hummel.

Das Interview führte Timm Henecker.

Anleihen Finder Redaktion.

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Fotos: SoWiTec group GmbH

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