Rudolf Wöhrl AG: „Keine existenzgefährdeten Sachverhalte“ – Modeunternehmen äußert sich zum Kurseinbruch der Anleihe
Die Rudolf Wöhrl AG hat auf Anfrage der Anleihen Finder Redaktion am heutigen Abend mit einem offiziellen Statement zum drastischen Kurseinbruch der Anleihe und zur gegenwärtigen Unternehmenssituation reagiert.
„Keine Existenzgefährdung“
Der Modekonzern betonte gegenüber dem Anleihen Finder, dass die Kursschwäche der Anleihe auf das gegenwärtig schwierige Marktumfeld für Mittelstandsanleihen zurückzuführen sei und nicht unmittelbar mit dem aktuellen Geschäftsverlauf zu tun habe. Das Unternehmen entwickle sich im Rahmen der Marktentwicklung, so Wöhrl. Diese sei in der Textibranche nach wie vor schwierig, was zur Erzielung eines ausgeglichenen Gesamtergebnisses in 2016 wie im Vorjahr Erträge aus Sondereinflüssen notwendig mache. Existenzgefährende Sachverhalte würden indes zum heutigen Zeitpunkt bei Rudolf Wöhrl AG nicht vorliegen, beteuert das Unternehmen. Die Geschäftsführung arbeite weiter intensiv daran, Wöhrl wieder auf die Erfolgsspur zu bringen.
„Enger“ Anleihen-Markt
Es seien des Weiteren keine Informationen veröffentlicht worden, die den aktuellen Kursverlauf der Rudolf Wöhrl-Anleihe rechtfertigen würden. Darüber hinaus sei der Anleihen-Markt aufgrund der geringen Liquidität relativ „eng“, was auch bei geringen Umsätzen in der Anleihe zu größeren Kursausschlägen führen könne. Auch zur negativen Berichterstattung über die SinnLeffers GmbH bezog der Wöhrl-Vorstand Stellung.
Wöhrl-Anleihe fällt auf 45 Prozent
Hintergrund: Die Wöhrl-Anleihe hatte in den vergangenen Tagen einen rapiden Wertverlust hinnehmen müssen. Von 75 Prozent Ende vergangener Woche, fiel der Anleihe-Kurs auf 45 Prozent am Mittwoch, den 20. Juli 2016.
ANLEIHE CHECK: Die Unternehmensanleihe 2013/18 der Rudolf Wöhrl AG (WKN A1R0YA) hat ein Gesamtvolumen von 30 Millionen Euro und ist mit einem jährlichen Zinskupon in Höhe von 6,50 Prozent ausgestattet. Der in Frankfurt gelistete Minibond wird im Februar 2018 fällig.
Lesen Sie im Folgenden das komplette Statement des Vorstandes der Rudolf Wöhrl AG, welches der Anleihen Finder Redaktion am Abend übermittelt wurde:
Statement der Rudolf Wöhrl AG
„Von Seiten der Gesellschaft wurden in den letzten Wochen keine Informationen veröffentlicht, die den aktuellen Kursverlauf der Rudolf Wöhrl-Anleihe rechtfertigen würden. Die Gesellschaft hat Ende April ihren Halbjahresbericht 2015/16 publiziert und seitdem keine weiteren Aussagen zur Geschäftsentwicklung veröffentlicht. Ende Mai 2016 hat die Rating-Agentur Euler Hermes die Rudolf Wöhrl AG auf Basis des veröffentlichten Halbjahresberichtes 2015/16 auf die sog. Negativ-Watch-Liste gesetzt und prüft das derzeitige BB- Rating hinsichtlich einer möglichen Herabstufung. Ein neues Rating der Euler Hermes Ratingagentur liegt der Rudolf Wöhrl AG jedoch noch nicht vor. Nach Vorlage des Jahresabschluss zum 31.07.2016 wird die Rudolf Wöhrl AG den Geschäftsverlauf kommentieren und veröffentlichen.
Das langjährige Vertrauen ihrer Investoren ist der Rudolf Wöhrl AG sehr wichtig. Der derzeitige Kursverlauf der Rudolf Wöhrl-Anleihe ist nach Meinung der Gesellschaft insbesondere vor dem Hintergrund des zuletzt schwierigen Marktumfeldes für Mittelstandsanleihen zu sehen und der negativen Unternehmensnachrichten über andere Marktteilnehmer in der Branche. In den letzten Tagen gab es hier mehrere schlechte Nachrichten – u.a. bezüglich einer Insolvenz sowie eines Zinsausfalls mittelständischer Anleiheemittenten. Darüber hinaus ist der Markt in der Rudolf Wöhrl Anleihe aufgrund der geringen Liquidität relativ „eng“. D.h. es können auch geringe Umsätze in der Anleihe bereits zu größeren Kursausschlägen führen.
Zum Geschäftsverlauf:
Die Rudolf Wöhrl AG ist ein mittelständisches Familienunternehmen. Das Unternehmen ist einer der Marktführer in seinem Segment in Deutschland, die Unternehmensentwicklung bewegt sich im Rahmen der Marktentwicklung. Im Hinblick auf die veränderten Marktbedingungen im Textileinzelhandel wurden bereits während des letzten Geschäftsjahres konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Umsatz- und Ertragslage initiiert, die in den Halbjahreszahlen 2015/16 schon erste Ergebnisse (Steigerung der Rohertragsmarge um 0,3%-Punkte sowie Verringerung der operativen Kosten um EUR 1,4 Mio. jeweils im Vergleich zum Vorjahr, Schließung eines defizitären Standortes) gezeigt haben. Die Geschäftsführung arbeitet weiter intensiv daran, Wöhrl wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Wesentliche Maßnahmen sind u.a.: Optimierung der Geschäftsprozesse und Kostenstrukturen – Ergebnisoptimierung, Anpassung des Standortportfolios, Umsetzung eines Flächenoptimierungsprogramms, Weiterentwicklung des Multichannel-Angebots, Erhöhung der Attraktivität von Sortiment und Einkaufserlebnis. Für das zweite Halbjahr erwartet Rudolf Wöhrl im Vergleich zum ersten Halbjahr keine Verbesserung des Gesamtmarkts, daher stellt sich die Gesellschaft auf leicht rückläufige Umsätze im Vergleich zum Vorjahr ein. Weitere Kostenoptimierungen werden im zweiten Halbjahr dem rückläufigen Absatzmarkt entgegengesetzt, so dass im zweiten Halbjahr ein operatives und um Sondereinflüsse bereinigtes Ergebnis wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum angestrebt wird. Zur Erzielung eines ausgeglichenen Gesamtergebnisses werden aber wie im Vorjahr Erträge aus Sondereinflüssen notwendig sein. Existenzgefährende Sachverhalte liegen zum heutigen Zeitpunkt bei Rudolf Wöhrl AG nicht vor.
Die Rudolf Wöhrl AG unterliegt seit dem 3. Juli 2016 im Rahmen der neuen europäischen Marktmissbrauchsverordnung (Market Abuse Regulation – kurz: MAR) noch strengeren Transparenzvorschriften als bisher. Dies bedeutet u.a., dass die Gesellschaft im Rahmen der Ad hoc Publizität gemäß Artikel 17 MAR (früher § 15 WpHG) Tatsachen aus dem Unternehmen, die den Kurs des Wertpapiers voraussichtlich erheblich beeinflussen würden, umgehend veröffentlichen müsste. Besondere Ereignisse, die eine Kommunikation außerhalb der Regelkommunikation erfordern, liegen zum jetzigen Zeitpunkt nicht vor.
Im Zusammenhang mit der Kursentwicklung der Rudolf Wöhrl-Anleihe wurde von Investorenseite auch auf eine negative Berichterstattung über die SinnLeffers GmbH in der Fachzeitschrift „TextilWirtschaft“ verwiesen. Unabhängig davon, ob diese Berichterstattung überhaupt zutreffend ist, möchte der Vorstand der Rudolf Wöhrl AG hiermit nochmals betonen, dass keinerlei gesellschaftsrechtliche Verbindung zwischen den beiden Gesellschaften besteht. Insbesondere ist die SinnLeffers GmbH weder eine Tochtergesellschaft der Rudolf Wöhrl AG, noch ist sie dem Konsolidierungskreis der Rudolf Wöhrl AG zuzuordnen. Die Rudolf Wöhrl AG erbringt jedoch im Rahmen eines Dienstleistungsvertrages Zentralverwaltungsdienstleistungen für die SinnLeffers GmbH.“
Rating
INFO: Im Januar hatte die Euler Hermes Rating Deutschland GmbH hat das Unternehmensrating der Rudolf Wöhrl AG aufgrund eines gestiegenen Finanzrisikos von „BB“ auf „BB-“ (Ausblick stabil) herabgestuft. Im folgte dann die verschärfte Beobachtung auf der sogenannten Negativ-Watch-Liste, was eine weitere Herabstufung nach sich ziehen könnte.
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Anleihen Finder Redaktion. Timm Henecker.
Foto: Rudolf Wöhrl AG
Anleihen Finder Datenbank
Unternehmensanleihe der Rudolf Wöhrl AG 2013/2018
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