“Wir schaffen bezahlbaren Wohnraum“ – Emissions-Interview mit Dr. Gerhard Kantusch, Geschäftsführer der Euges mbH

Dienstag, 5. Dezember 2017


Neuemission – die Euges mbH begibt bei ihrem Kapitalmarkt-Debut gleich zwei neue Immobilien-Anleihen mit einem Gesamtvolumen von bis zu 25 bzw. bis zu 15 Millionen Euro. Die Anleihen, das WohnWertPapier I und das BauWertPapier I, werden jährlich mit 4,25% bzw. 5,50% verzinst. Die Anleihen Finder Redaktion hat mit Geschäftsführer Dr. Gerhard Kantusch über die Emission und das Unternehmen gesprochen.

Anleihen Finder: Hallo Herr Kantusch, Sie bewegen sich mit der Euges mbH auf die Kapitalmarkt-Bühne. Können Sie unseren Lesern kurz die Euges mbH und deren Geschäftsmodell näher bringen. Womit verdienen Sie Ihr Geld?

Gerhard Kantusch: Wir haben zwei Geschäftsbereiche. Auf der einen Seite widmen wir uns als Projektentwickler insbesondere der Identifikation und Erschließung sowie der anschließenden Verwertung, sprich dem Verkauf, dieser Objekte. In diesem Bereich haben wir uns auf Stadtrandlagen spezialisiert, weil die Nachfrage nach bezahlbarem Wohneigentum kontinuierlich steigt.

Auf der anderen Seite erwerben wir aus unserer Sicht unterbewertete Immobilien auch in urbanen Lagen. Diese werden von uns durch entsprechende Sanierungsmaßnahmen revitalisiert und bei entsprechenden Möglichkeiten beispielhaft durch den Ausbau des Dachgeschosses erweitert. Diese Immobilien werden im Anschluss von uns vermietet und verwaltet.

Anleihen Finder: Die Euges mbH ist Teil der „schilling“-Unternehmensgruppe. Erläutern Sie uns doch bitte kurz die Verflechtungen der Gruppe und die „Aufgabe“ der Euges mbH.

Gerhard Kantusch: Die „schilling“-Gruppe subsumiert unterschiedliche Geschäftsaktivitäten. Zum einen beteiligt sich die Unternehmensgruppe direkt an Unternehmen, zum anderen ist die „schilling“ Immobilien Management GmbH seit über 30 Jahren erfolgreich im Immobiliengeschäft tätig. Wir haben in diesem Zeitraum ein Projektvolumen von mehr als EUR 260 Mio. realisiert. Diese Immobiliengeschäfte der „schilling“-Gruppe, Verwaltung von Bestandsimmobilien sowie die Projektentwicklung bis hin zum Verkauf wird künftig in der Euges mbH gebündelt.

„Mehrere Positionsmerkmale“

Anleihen Finder: Was ist das Alleinstellungsmerkmal Ihres Unternehmens?

Gerhard Kantusch: Es hat mehrere hervorragende Positionsmerkmale. Es ist zum einen die Kombination der von mir beschriebenen  zwei Geschäftsfelder gepaart mit der über 30jährige Expertise. Dann haben wir innerhalb und außerhalb der „schilling“-Gruppe ein Verbund an Dienstleistungsunternehmen zur Realisierung aller unserer Immobilienprojekte, wo es zu keinen Bauzeitverzögerungen auf Grund mangelnder Kapazitäten kommen kann. Und last but not least haben wir mit unserem Spezialisierungsgrad, nämlich die Identifikation von Liegenschaften in Stadtrandlagen sowie die damit verbundene Schaffung neuer Wohnquartiere ein großes Plus.

Erwerb von Bestandsimmobilien & urbane Projektentwicklung

Anleihen Finder: Mit dem „WohnWertPapier I“ und dem „BauWertPapier I“ begeben Sie gleich zwei Anleihen mit unterschiedlichen Kupons, Volumen und Laufzeiten. Beleuchten wir zunächst das mit 4,25% niedriger verzinste WohnWertPapier I –  wofür dient diese Anleihe?

Gerhard Kantusch: Klare Fokussierung auf den Erwerb von Bestandsimmobilien, die im Bedarfsfall im Wertpotenzial noch gehoben werden. Der Kupon liegt hier niedrig, da das Risiko sehr eingeschränkt ist. Es werden Bestände aufgebaut, die in der Regel vollvermietet sind und den entsprechende Cash Flow abwerfen.

Anleihen Finder: Warum ist der Kupon (5,50% p.a.) für das „BauWertPapier I“ trotz kürzerer Laufzeit (5 Jahre) deutlich höher und für welche Projekte sollen die bis zu 15 Millionen Euro verwendet werden?

Gerhard Kantusch: Projektentwicklern respektive Projektentwicklungen werden stets mit höheren Risiken wie z.B. Bauzeitverzögerungen in Verbindung gebracht. Das haben wir hier im Kupon-Verhältnis berücksichtigt. Die Anleihe ist deshalb auf bis zu EUR 15 Mio. limitiert, weil wir für diese Investitionssumme die Projekte vorliegen haben. Das sind insbesondere die beiden Seeprojekte in Thürnthal und Bad Sauerbrunn, vor den Toren Wiens gelegen.

„Unterschiedliche Kriterien der Risikobewertung“

Anleihen Finder: Gibt es neben den genannten Eckpunkten noch weitere Unterschiede zwischen den beiden Anleihen?

Gerhard Kantusch: Es gibt keine Unterschiede, ausschließlich in der Ausrichtung. Wir haben die Anleihe aufgesplittet, da wir hier unterschiedliche Kriterien der Risikobewertung aus Sicht des Anlegers ansprechen möchten.

Anleihen Finder: Mit welchen Mitteln sollen die beiden Anleihen nach 5 bzw. 7 Jahren zurückgezahlt sowie die jährlichen Zinszahlungen gewährleistet werden?

Gerhard Kantusch: Die jährlichen Zinszahlungen werden sich aus den Cash Flows der Bestandsimmobilien generieren. Hinzu kommen immer wieder kleinere Verkaufserlöse. Die Rückzahlung wird durch die Verkäufe aus den Projektentwicklungen gewährleistet.

„Anleihe als weiteren Finanzierungsbaustein“

Anleihen Finder: Warum haben Sie sich in beiden Fällen für das Finanzierungsinstrument „Anleihe“ entschieden?

Gerhard Kantusch:
Wir haben in unserem Immobiliengeschäft bisher die klassischen Varianten und Mischungen aus Eigenkapital- und Bankenfinanzierung realisiert. Wir werden die Unternehmensanleihe als weiteren Baustein dieser Finanzierungsformen komplementär hinzuziehen. So erweitern wir unseren Gestaltungsspielraum und die Beweglichkeit am Markt erheblich.

Anleihen Finder Redaktion: Welche Sicherheiten bieten Sie Ihren Anlegern? Wie und wo können Investoren die Bonds zeichnen?

Gerhard Kantusch:
Zum einen wird es ein Sicherungskonzept geben. Dies sind Hypotheken zugunsten der Anleihegläubiger, sogar erstrangig beim BauWertPapier sowie Abtretungen aus Mieten, Pachten und Verkaufserlösen. Zum anderen wird es eine Besicherung durch einen unabhängigen Treuhänder geben. Diese beinhaltet Mittelverwendungstreuhand, Thesaurierungstreuhand, sowie die Aufsicht über ein Zinssicherungskonto, auf dem die Zinsen für ein Laufzeitjahr hinterlegt werden müssen.

Gezeichnet können beide Anleihe online direkt über die Webseite des Unternehmens sowie nach Ausdrucken eines Zeichnungsscheines direkt bei der entsprechenden Depotbank.

Anleihen Finder: Zurück zur Unternehmenstätigkeit, wie sieht eine typische Euges-Immobilienentwicklung aus?

Gerhard Kantusch:
Ich möchte Ihnen dies am Beispiel Thürnthal schildern. Vor einiger Zeit haben wir eine alte stillgelegte Schottergrube entdeckt, die bereits mit Grundwasser gefüllt war. Nach Identifikation dieser Liegenschaft haben wir uns mit der Gemeinde zusammengesetzt und unsere Ideen zur Quartiersentwicklung vorgestellt. Ohne Übertreibung: Die Gemeinderatsmitglieder waren Feuer und Flamme. Herausgekommen ist ein Quartier mit 148 Wohneinheiten an einem See mit rund 100.000 m2 Wasserfläche gelegen, der nur von den Bewohnern genutzt werden kann.

„Wir identifizieren in urbanen Lagen unterbewertete Immobilien“

Anleihen Finder: Sie entwickeln „nachhaltige Immobilien mit hoher Wertbeständigkeit“. Was verstehen Sie darunter und auf welchen Track Record blicken Sie dabei zurück?

Gerhard Kantusch:
Wir identifizieren in urbanen Lagen unterbewertete Immobilien, die wir durch Sanierung und Erweiterung der Nettogeschoßfläche heben können. Auf der anderen Seite schaffen wir an den Stadtrandlagen von Wien aber auch in anderen Städten Österreichs völlig neue Wohnquartiere.

Anleihen Finder: Finanzkennzahlen – erlauben Sie uns einen Blick in die wichtigsten Geschäftszahlen in 2017?

Gerhard Kantusch: Die Geschäftszahlen der Euges mbH sind wenig aussagekräftig, da es sich um eine Vorratsgesellschaft der „schilling“-Gruppe handelt, in der nunmehr das Immobiliengeschäft gebündelt wird. Es gibt einen Gesellschafterbeschluss über die Erhöhung des Eigenkapitals um bis zu EUR 6,0 Mio. Die werden dann aktiviert, wenn die Ankäufe ausgelöst werden und der entsprechende Eigenkapitalanteil benötigt wird. Eine Verschuldung gibt es demzufolge auch nicht. Ein positives EBIT wird durch die Einbringung der Bestandsimmobilien ausgelöst.

Anleihen Finder: Ihr Schlussplädoyer: Warum sollten sowohl private als auch institutionelle Anleger einem noch jungen Immobilien-Unternehmen wie Ihrem Ihr Geld anvertrauen?

Gerhard Kantusch: Unser Geschäftsmodell ist mit seinen diversifizierten Ertragsquellen auf einem grundsoliden Fundament aufgebaut. Zum einen die nachhaltig hochwertigen Bestandsimmobilien mit dem kontinuierlichen Cash Flow. Auf der anderen Seite die Projektentwicklungen in den Stadtrandgebieten mit zum jetzigen Zeitpunkt bereits vertraglich gesicherten 12ha im Umland der Österreichischen Ballungszentren. Diese Projekte haben auf Grund des Bevölkerungszuwachses und dem damit verbundenen wachsenden Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum eine riesengroße Nachfrage. Womit eben nicht nur die Pipeline der Projekte gut gefüttert ist, sondern korrespondierend auch die Ertragssituation durch die anstehenden Verkaufserlöse.

Anleihen Finder:
Herr Kantusch, besten Dank für das Gespräch.

Fotos: pixabay.com

Portraitfoto: Dr. Gerhard Kantusch, Euges mbH, WIEN

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