“Unsere Umsätze sind de-facto staatlich garantiert“ – Interview mit PV-Invest-Gründer Günter Grabner

Donnerstag, 24. November 2016


Die österreichische PV-Invest GmbH bietet derzeit zwei Unternehmensanleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten an. Der siebenjährige Bond wird mit 4,15 Prozent p.a. und die zehnjährige Anleihe mit 4,50 Prozent p.a. verzinst. Interessierte Anleger können die Anleihe noch bis zum 2. Dezember 2016 erwerben. Die Anleihen Finder Redaktion hat mit Günter Grabner,
dem Gründer und Vorstand des Unternehmens, über die Emission und die Geschäftstätigkeit der PV-Invest gesprochen.

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Grabner, die PV-Invest (PV steht für Photovoltaik) bietet derzeit zwei neue Unternehmensanleihen an. Bevor wir darauf eingehen – können Sie unseren Lesern in wenigen Worten ihr Unternehmen sowie das Geschäftsmodell der PV-Invest GmbH erläutern?

Günter Grabner: Die PV-Invest GmbH hat seit Gründung 2009 in Photovoltaik-Kraftwerke in verschiedenen Ländern investiert. Wesentliche Voraussetzungen der Investition und Standortauswahl sind immer die Förderlaufzeiten des jeweiligen Landes gewesen. Bisher wurden auf diesem Wege fertig entwickelte PV-Kraftwerke erworben, die den Investmentkriterien entsprochen haben. Insbesondere zählen hierzu die Renditevorgaben und wie bereits erwähnt die Förderlaufzeiten des Landes. Die Anlagen sind in der Regel zwei bis drei Jahre am Netz und haben demzufolge noch garantierte Einspeisetarife von 13 bis 17 Jahre.

Anleihen Finder Redaktion: Was bedeutet die Integration der KPV Solar GmbH für Ihre Geschäftstätigkeit?

„Verlängerung der Wertschöpfungskette“

Günter Grabner: Die Integration bedeutet für die PV-Invest eine Verlängerung der Wertschöpfungskette. Das Unternehmen ist seit 2010 in allen wichtigen PV-Märkten aktiv und hat in diesem Zeitraum Projekte im Volumen von rund 100 Mio. Euro realisiert. Diese vertikale Integration sichert nicht nur die Verfügbarkeit neuer Projekte, sondern vereint auch das umfangreiche Wissen und die langjährigen Erfahrungen beider Unternehmen. Mir ist es sehr wichtig an dieser Stelle zu betonen, dass die meistens den Projektentwicklern zugewiesenen Risiken in diesem Fall nicht vorhanden sind, weil die KPV als EPC-Contractor, also Auftragnehmer, im Markt aktiv ist. Aber fast noch wichtiger als die Zahlen und der track record ist die Person, die dahintersteht, Gerhard Rabensteiner, der mich 2009 auf die Potenziale der PV-Industrie gelenkt hat. Als Mitgründer von Kioto, gilt er als einer der erfahrensten PV-Pioniere. Im Übrigen sind wir darüber hinaus zwei alte Studienfreunde.

Anleihen Finder Redaktion: Der Markt für Erneuerbare Energie musste in den vergangenen Jahren schwere Rückschläge einstecken. Warum sind Sie mit ihrem Konzept weiterhin erfolgreich?

„Richtige Partner und langsames Wachstum“

Günter Grabner: Wir haben von Anfang an auf die Auswahl der richtigen Partner geachtet und auf ein Unternehmenskonzept mit maximaler Risikoreduzierung gesetzt. Das heißt, keine eigene Projektrechteentwicklung, sondern die Akquisition von fertig entwickelten Projekten, die wir mit Partnerunternehmen selbst errichtet haben oder der Kauf von bereits am Netz angeschlossenen Projekten. In beiden Fällen haben die PV-Kraftwerke immer lange Förderlaufzeiten, die einige Jahre länger laufen als die Kreditrückführungen. Mit anderen Worten, mit jedem Projekt hat das Unternehmen von Anfang an Cashflows und Erträge generiert. So sind wir bisher zwar langsam, aber stetig gewachsen, mit bisher 23 MW in sechs Ländern, ohne Verluste und Projektrisiken.

Anleihen Finder Redaktion: Nun zu den Anleihen – warum bieten Sie zwei Tranchen zu unterschiedlichen Kupons an? Welche Idee steckt dahinter?

„Wir investieren in Cashflow- und ertragsorientierte Objekte“

Günter Grabner: Das Konzept der beiden Anleihen basiert auf der bereits genannten Komponente der Ausfinanzierung. Das heißt, wir bieten unseren Anlegern damit eine Sicherheitskomponente: Wir investieren in Cashflow- und ertragsorientierte Objekte, die von den Laufzeiten so gewählt sind, dass sich die Anleihen aus den selbst generierten Cashflows selbst zurückzahlen und keine  Refinanzierung am Laufzeitende der Anleihe notwendig ist.

Anleihen Finder Redaktion: Rein technisch: Wie kann die Anleihe von einem Interessenten aus Deutschland gezeichnet werden?

Günter Grabner: Die Anleihe ist sowohl für Privatanleger als auch institutionelle Investoren konzipiert, d.h. Anleger können sowohl über die firmeneigene Internetseite als auch bei der Zahlstelle direkt zeichnen. Wir haben uns bewusst für das Modell der Eigenemission entschieden, um die Kosten für diese Transaktion niedrig zu halten, die in der Regel ja ansonsten die Anleger tragen müssten.

pv1

Anleihen Finder Redaktion: Das Gesamtvolumen der neuen Anleihen soll bis zu 15 Millionen Euro betragen. Wohin genau sollen diese Mittel fließen?

Günter Grabner: Wir werden den Emissionserlös überwiegend in die Akquisition neuer Projekte verwenden. Wir haben derzeit Projekte über insgesamt 10 MW vorliegen, mit ausreichenden Förderzeitrahmen und entsprechenden Renditen. Die Zielländer für diese Übernahmen sind Deutschland und weitere zentral- und südeuropäische Länder.

Anleihen Finder Redaktion: Wie sollen die geliehenen Anleihegelder und die auflaufenden Zinsen in sieben bzw. zehn Jahren wieder re-erwirtschaftet werden? Können Sie uns bitte Ihre Kalkulation darlegen?

„Reserve durch ältere Projekte“

Günter Grabner: Wie bereits erwähnt haben die Bestandsobjekte, die wir im Fokus haben, Rückzahlungszeiträume von bis zu 10 Jahren, womit die Anleihegelder aus den Projekterlösen rückzahlbar sind. Darüber hinaus sind wir mit unseren älteren Projekten teilweise bereits über der Hälfte der Rückzahlungszeiträume und zudem haben diese PV-Kraftwerke dann noch etliche zusätzliche Jahre ihre staatlich garantierten Einspeisetarife. Die Cashflows dieser PV-Kraftwerke bringen bis zu den Endfälligkeiten der beiden neuen Anleihen in 2023 und 2026 signifikante Ergebnis- und Cashbeiträge und dienen somit als Reserve für die Rückzahlung der beiden neuen Anleihen.

Anleihen Finder Redaktion: Investoren sind aufgrund vieler Ausfälle am KMU-Anleihen-Markt skeptisch geworden. Welche Sicherheiten können Sie Ihren Gläubigern bieten?

„Staatlich garantierte Einspeisetarife dienen als Sicherheit“

Günter Grabner: Ich möchte mich an dieser Stelle gerne wiederholen. Wir investieren ausschließlich in Projekte, die renditestark sind und ausreichende Förderlaufzeiten haben. Die staatlich garantierten Einspeisetarife und das diversifizierte Portfolio in derzeit noch sechs, demnächst sieben bis acht verschiedenen Ländern ist die beste Sicherheit für uns und unsere Investoren. Die PV-Invest ist in der Lage sowohl Kapitaldienst als auch Rückzahlung aus eigenen Kräften auf Grund der Investitionen zu tätigen. Der Vergleich mit anderen Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energie bietet sich hier überhaupt nicht an, weil der Risikofaktor der von Ihnen angesprochenen Anleihen auf Grund deren Geschäftsmodelle ungleich höher gewesen ist. Wir bewegen uns in einem anderen Teil der Wertschöpfungskette und sind beispielsweise mit Komponentenhersteller nicht zu vergleichen. Wir beweisen seit der Emission unserer ersten Anleihe vor sieben Jahren, dass wir das Vertrauen unserer Investoren jederzeit rechtfertigen.

Anleihen Finder Redaktion: Seit Ihrer Gründung in 2009 haben Sie fast in jedem Jahr mit Hilfe einer Anleihe ein Projekt gestemmt. Warum ist das Finanzierungsinstrument „Anleihe“ für Ihre Zwecke so dienlich? Und wie sieht der weitere Finanzierungsmix der PV-Invest GmbH – neben Anleihen – aus?

„Eine Mischfinanzierung wird es immer geben“

Günter Grabner: Unser Finanzierungsmix war seit der Gründung stets vielfältig. Wir haben mit den Anleihen, zunächst Projektanleihen in der Range zwischen 600.000 und 2 Mio. Euro zzgl. der Bankenfinanzierung unser PV-Kraftwerk-Bestandobjektgeschäft zum Laufen gebracht. Danach haben wir gemeinsam mit Eigenkapitalinvestoren gemeinsam in Einzelprojekte investiert. Diese Unternehmensanleihen stellen jetzt den nächsten Schritt in Richtung Wachstum zu einem Unternehmen dar, das in zehn Jahren einen Bestand von rund 100 MW haben soll. Eine Mischfinanzierung wird es immer geben, und auch abhängig von den Bedingungen des Kapitalmarktes sein.

pv2

Anleihen Finder Redaktion: Die Creditreform hat beim Unternehmensrating der PV-Invest („BB-“) den hohen Verschuldungsgrad bemängelt? Wie sieht Ihre Planung zur Schuldenreduzierung aus?

Günter Grabner: Ach wissen Sie, soll ich in die Kritik derer einsteigen, die die Beurteilungskriterien der Creditreform bemängeln? Wir haben unser erfolgreiches Geschäftsmodell, das eine Verschuldung pro Projekt auf die mindeste Förderlaufzeit des Objektes bezieht – und ich betone: kein Risiko. Vielleicht ist die Ratingagentur künftig in der Lage, nicht nur branchen- sondern auch geschäftsfeldbezogen zu raten. Dann würde anerkannt werden, dass durch die staatlich garantierten Einspeisetarife das Eigenkapital (das mit 6 Mio. Euro inkl. dem Nachrangkapital ohnehin nicht so niedrig ist) nicht so sehr die Funktion des Risikopuffers übernehmen muss, wie es in anderen Branchen erforderlich ist. Wenn wir außerdem die Planungsrechnung nur für den jetzigen bestand an PV-Kraftwerken ansehen, stehen wir im Jahr 2023, dem Jahr der Endfälligkeit der kürzeren der beiden Anleihen, bei einer Eigenkapitalquote von mehr als 40%! Die Eintrittswahrscheinlichkeit und Planungsgenauigkeit dieser Planungsrechnung ist durch die staatlich garantierten Einspeisetarife in sechs verschiedenen europäischen Ländern hoch. Unsere Umsätze sind während der Förderlaufzeit de-facto staatlich garantiert!

Anleihen Finder Redaktion: Ihr Schlussplädoyer: Warum sollten sich sowohl institutionelle als auch private Investoren an den PV-Invest-Anleihen beteiligen?

Günter Grabner: Wir haben mit unseren bisherigen Projektanleihen stets die von Ihnen angesprochenen Zielgruppen mit Erfolg erreichen können. Erwähnen möchte ich letztendlich aber auch noch die von unserem Schwesterunternehmen „Unser Kraftwerk Naturstrom“ sehr erfolgreiche emittierte Bürgeranleihe, mit der wir in Österreich bereits PV-Kraftwerke von mehr als 10 MW realisieren konnten. Wir sind davon überzeugt, dass wir uns mit unserem Konzept von risikoaffinen Wettbewerbern differenzieren können.

Anleihen Finder Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Grabner.

Zur Person:

pv-invest-ggGünter Grabner ist Gründer und Geschäftsführer der PV – Invest Gruppe, einem österreichischen Unternehmen, welches sich auf Investitionen in der Photovoltaik spezialisiert hat. PV – Invest wurde im Jahr 2009 gegründet. Das Unternehmen entwickelt innovative Investitionsmodelle für private und institutionelle Investoren mit dem Ziel, hoch-profitable Photovoltaik-Kraftwerken gemeinsam mit Banken und Finanzinstitutionen zu errichten.

Günter Grabner ist ein angesehener Experte für Finanzierungen mit mehr als 14 Jahren Erfahrung in Österreichs größter Bank, für welche er aktiv in unterschiedlichen führenden Positionen in Wien, New York und Kärnten tätig war.

Anleihen Finder Redaktion.

Fotos: PV-Invest GmbH

TIPP: Melden Sie sich JETZT auf unserer Startseite (rechte Spalte oben) für unseren Newsletter an! Es entstehen Ihnen keine Kosten.

Zum Thema:

NEUEMISSION: PV-Invest GmbH begibt zwei Unternehmensanleihen! – Zinskupon von 4,15 bzw. 4,50 Prozent! Zeichnungsstart am 14.11.2016!

RATING-News: Underberg, Procar, BDT Media, SeniVita und PV-Invest im Creditreform-Check!

PV–Invest GmbH: Creditreform stuft Unternehmens-Rating der PV–Invest GmbH auf „BB-“ ein – „Strategie bestätigt“

Interview zur PV-Invest-Neuemission: „Zinsen für unsere 10%-Anleihen immer pünktlich bezahlt“

Anleihen Finder News jetzt auch als APP (iOS7)

APP

Viele Wege führen zur Anleihen Finder-APP: Einfach den Button anklicken, den Itunes-Store aufsuchen oder über appster.de die Anleihen Finder-App aufs IPhone oder IPad laden

Anleihen Finder News auf Twitter und Facebook abonnieren

Twitter Facebook

Kommentare

  1. Bondjunki

    Tja, so stehts im Prospekt:

    Risiko durch fehlende externe Mittelverwendungskontrolle
    Die Mittel aus der Ausgabe von Schuldverschreibungen gehen ins das Vermögen der Gesellschaft
    über. Eine vertraglich vereinbarte externe Kontrolle der Verwendung dieser Mittel, z.B. durch einen
    Wirtschaftsprüfer findet nicht statt. Die Kontrolle der Geschäftstätigkeit der Gesellschaft obliegt
    vielmehr dem Management der Gesellschaft. Die fehlende externe Mittelverwendungskontrolle kann
    dazu führen, dass eine zweckwidrige Mittelverwendung nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt
    entdeckt wird und die negativen Auswirkungen auf z.B. die Liquidität der Gesellschaft deren Bestand gefährden. Diese Faktoren können auf Seiten des Anlegers zu einem vollständigen oder teilweisen
    Kapitalverlust führen.

Experten-Chat

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Bitte beachten Sie die .

Menü