Herr Leuze, wie stellt sich die finanzielle Situation der Peine GmbH dar? – Interview mit dem Geschäftsführer der Peine GmbH, Jan Dieter Leuze – Peine-Anleihe ab kommenden Montag in der Zeichnung

Montag, 24. Juni 2013


Der Herrenmode-Anbieter PEINE GmbH emittiert eine Unternehmensanleihe (WKN: A1TNFX / ISIN: DE000A1TNFX0) mit folgenden Eckdaten: Volumen: maximal 15 Millionen Euro, Laufzeit: fünf Jahre, Zinskupon: acht Prozent, Stückelung 1.000 Euro, Creditreform-Unternehmens-Rating: „BB-“, Zeichnungsstart ist Montag, der 24. Juni 2013. Die Anleihen Finder Redaktion sprach mit Jan Dieter Leuze, dem Geschäftsführer der PEINE GmbH über die Hintergründe der Emission:

Umsatzrendite, Zinsdeckungsgrad und Cashflow

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Leuze, an welchen Stellen verdient die PEINE GmbH mit dem Design, der Auftragsproduktion und der Vermarktung von Herrenbekleidung sowie Abend- und Festmode Geld?

Jan Dieter Leuze: In den vergangenen Geschäftsjahren hat die PEINE GmbH positive Geschäftsergebnisse erzielt. Unter dem Strich verdienen wir also Geld mit unserem Geschäft. Ziel ist es, das Unternehmen in den kommenden Quartalen deutlich profitabler zu machen und den Umsatz zu stärken. Für das laufende Geschäftsjahr 2013 rechnen wir mit einer positiven Entwicklung der Umsatz- und Ertragslage. Untermauert wird dieser positive Ausblick durch unser umfangreiches Maßnahmenpaket zur Steigerung der Produktaktivität und des Absatzes, wie dem Engagement eines bekannten Designers oder dem konsequenten Ausbau der Vertriebsaktivitäten über mehrere Kanäle („Multichannelaktivitäten“). Zudem haben wir das Exportgeschäft durch neue Vertriebs-Agenturen etc., deutlich ausgeweitet. Hinzu kommt die Eröffnung weiterer Factory-Outlets.

Anleihen Finder Redaktion: Können Sie uns bitte einen kurzen, kompakten Abriss über die Firmenstruktur/-geschichte, den Weg aus der Insolvenz, die Eigentümerverhältnisse und deren Historie sowie über das Geschäftsmodell der PEINE GmbH geben?

Jan Dieter Leuze: Die PEINE GmbH ist aus dem 1948 in Wilhelmshaven gegründeten Unternehmen BAWI hervorgegangen und hat damit eine mehr als 50 Jahre zurückreichende Tradition im deutschen Herrenbekleidungsmarkt. Das Unternehmen stellt hochwertige Herrenmode sowie Hochzeits- und Abendgarderobe her und ist insbesondere über seine zwei starken Marken bekannt: MASTERHAND und BARUTTI, die in den Jahren 1978 bzw. 1985 erfolgreich eingeführt wurden.

Ab dem Jahr 2006 gehörte die Vorgängergesellschaft der heutigen PEINE GmbH einem Private Equity Investor. Im Zuge der angespannten Finanzlage der seinerzeitigen irischen Hausbank musste diese Gesellschaft im Oktober 2009 Insolvenz anmelden. Die heutige PEINE GmbH wurde mit einem neuen Investor 2010 gegründet. Im Februar 2013 habe ich alle Anteile des bis dahin beteiligten Finanzinvestors sowie die Geschäftsführung der PEINE GmbH übernommen.

Anleihen Finder Redaktion: Die PEINE GmbH bewegt sich auf dem wettbewerbsintensiven Markt der hochwertigen Herrenoberbekleidung. Neue und internationale Marken versuchen verstärkt, auf diesem Markt Fuß zu fassen. Welche sind Ihre Hauptkonkurrenten, wie unter-scheiden Sie sich von ihnen und welche Gegenstrategien haben Sie entwickelt?

Jan Dieter Leuze: Die Strategie der PEINE GmbH sieht ein deutliches Umsatzwachstum vor, das durch die Optimierung der Produkte und Markendarstellung, die Ausweitung der Verkaufskanäle sowie die verstärkte Internationalisierung erreicht werden soll. Konkrete Schritte dafür sind die Modernisierung und Verbreiterung des Produktspektrums, der Ausbau der Marketingaktivitäten (z. B. durch die Einbindung von Testimonials), die stärkere internationale Präsenz (z. B. auf Messen) sowie Investitionen in die Eröffnung eigener Shops, weiterer Factory Outlet Center und in den Aufbau des Online-Handels, um das Retailgeschäft anzukurbeln.

Als einer der führenden Hersteller klassisch moderner Herrenmode haben wir stets den Puls am Markt und entwickeln unsere Kollektionen im ständigen Dialog mit unseren Kunden. Jedes Jahr werden mehr als 300.000 Kleidungsstücke unserer beiden Marken BARUTTI und MASTERHAND gekauft. Wir stehen mit unserer Marke BARUTTI im Wettbewerb mit den Marken Boss, Dressler und Pierre Cardin. Mit der Kollektion „Harris Tweed“, gefertigt aus exklusiven Stoffen des schottischen Webers, dessen weltweit größter Kunde wir sind, nehmen wir über BARUTTI eine europaweit führende Stellung ein. Mit „Nick Wilder“ dem ehemaligen Herrn Kaiser von der Hamburg Mannheimer und heute u.a. dem Schiffsarzt in der Serie „Traumschiff“ konnten wir einen prominenten Markenbotschafter für unsere Marke gewinnen.

Seit fünf Jahrzehnten am Markt etabliert, verfügen wir über einen sehr treuen Kundestamm von über 1.500 Facheinzelhändlern und Handelsketten weltweit. Dazu gehören in Deutschland namhafte Häuser wie Peek & Cloppenburg, Hirmer, Wöhrl und Breuninger.

Über unsere Marken BARUTTI und MASTERHAND decken wir zwei verschiedene Segmente ab: den Volumenmarkt der ganzheitlichen Herrenbekleidung und die Hochzeits- und Festmode mit nur wenigen Mitbewerbern und großem Wachstumspotenzial. Mit MASTERHAND haben wir in Deutschland, Österreich und den Benelux Ländern im Segment Abend- und Festmode einen Marktanteil von 12 Prozent und gehören damit zu den drei Marktführern. Mit MASTERHAND stehen wir in Europa mit den Marken „Wilvorst“ und „Digel“ im Wettbewerb.

Mit unserer neuen Marke GLÖÖCKLER by MASTERHAND hatten wir am 14. Juni 2013 eine sehr erfolgreiche Kollektionspräsentation und mit dem Erwerb der in Benelux sehr bekannten und erfolgreichen Marke „KIMO“, präsentieren wir im Juli 2013 auf der größten deutschen Fachmesse in Berlin die Marke „KIMO by MASTERHAND“.

Anleihen Finder Redaktion: Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Produkt- und Kollektionsentwicklung sowie –kontrolle ständig auf hohem Niveau und wirtschaftlich tragfähig bleibt, so dass Sie regelmäßig zwei Mal im Jahr neue Kollektionen anbieten können?

Jan Dieter Leuze: Auch in Zeiten von globalisierten Produktionsbedingungen fertigen wir nach unseren deutschen Qualitätsansprüchen. Wir stehen mit unserem hochprofessionellen und erfahrenen Designteam zu aktueller Mode in hoher Qualität in unserer bekannten handwerklichen Perfektion. Während der vielen Arbeitsschritte finden permanent Qualitätskontrollen statt, so beschäftigen wir mehrere festangestellte Bekleidungstechniker, die ständig in den europäischen Produktionsbetrieben vor Ort sind. Die Endkontrolle findet in unserer hauseigenen Logistik in Wilhelmshaven statt und sorgt so für eine Reklamationsquote unserer Kunden von weniger als 1 Prozent. Wir werden ab der Saison 2014 neben den zwei Kollektion Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter noch zwei kleinere Zwischenkollektionen anbieten.

Darum ist unsere Umsatzrendite von 7,73 Prozent in 2011 auf 0,23 Prozent in 2012 abgefallen

Anleihen Finder Redaktion: Betrachtet man die geschäftliche Entwicklung des Unternehmens in den letzten beiden Geschäftsjahren dann fällt auf, dass die Umsatzrendite der PEINE GmbH von 7,73 Prozent in 2011 auf 0,23 Prozent in 2012 fiel. Was ist passiert?

Jan Dieter Leuze: Der vorherige Gesellschafter führte im Jahr 2011 eine verfrühte Gewinnausschüttung durch. Dadurch wurden der PEINE GmbH Finanzmittel entzogen, welche zwingend zum Ausgleich der angefallen Steuerlasten aus dem Vorjahr benötigt wurden. Um diese Finanzierungslücke kurzfristig zu schließen, nahmen wir im Jahr 2012 Sonderverkäufe unterhalb üblicher Margen vor. Zudem wurden die Maßnahmen im Bereich des Marketings um knapp ein Drittel ausgebaut. Das hat die Umsatzmarge zusätzlich negativ beeinflusst.

Anleihen Finder Redaktion: Wie stellt sich die finanzielle Situation des Unternehmens dar? Können Sie diese bitte anhand der Entwicklung des Zinsdeckungsgrades darstellen?

Jan Diter Leuze: Aufgrund des dynamischen Wachstums und der im nächsten Jahr komplett zurückgeführten mittelfristigen Bankfinanzierung wird die PEINE GmbH keine weiteren Fremdfinanzierungen aufweisen. Somit wird sich der Zinsdeckungsgrad von einer 1,8-fachen Zinsdeckung im Jahr 2014 zu einer Zinsdeckung von 7,5 im Jahr 2015 entwickeln. Die entstehenden Erträge werden zur Zinsdeckung und selbstverständlich auch zur Rückführung der Anleihe zur Verfügung stehen.

„2011 und 2012 wies die PEINE GmbH jeweils einen negativen jährlichen Cashflow aus“

Anleihen Finder Redaktion: Können Sie uns bitte kurz auch die Entwicklung der Cashflows der PEINE GmbH in den letzten Jahren darstellen und erläutern?

Jan Dieter Leuze: 2011 und 2012 wies die PEINE GmbH jeweils einen negativen jährlichen Cashflow aus. Dies resultierte aus Steuerlasten, der bereits erwähnten Gewinnausschüttung des vorherigen Gesellschafters und dem Aufbau eines Fertigwarenlagers. Bis zum Jahr 2014 erwarten wir aufgrund der umfangreichen Investitionen noch einen negativen bzw. ausgeglichenen Cashflow. In den Folgejahren rechnen wir mit ansteigenden positiven jährlichen Cashflows zwischen 3 und 4 Mio. Euro.

Anleihen Finder Redaktion: Kommen wir zur Ihrer Anleihe. Zu welchen Teilen jeweils möchten Sie die Anleihen-Erlöse laut Wertpapierprospekt erstens in die Finanzierung des laufenden operativen Geschäftsbetriebs, zweitens in das Wachstum des Unternehmens, drittens in die Rückzahlung bestehender Bankverbindlichkeiten (insbesondere Kontokorrentlinien) und viertens in besondere Marketingmaßnahmen investieren?

„Acht Mio. Euro des Nettoemissionserlöses beabsichtigen wir in das Wachstum der PEINE GmbH zu investieren“

Jan Dieter Leuze: In die Finanzierung des laufenden operativen Geschäftsbetriebs werden wir 20 Prozent bzw. 3 Mio. Euro investieren und damit die Optimierung der Zahlungsmodalitäten und des Kostenmanagements realisieren. Weitere 8 Mio. Euro des Nettoemissionserlöses beabsichtigen wir in das Wachstum der PEINE GmbH zu investieren und in den nächsten Jahren 20 eigene Flagship Stores und mindestes 15 weitere Outlet Standorte eröffnen. Zur Ablösung der höher verzinsten Kontokorrentlinie werden wir 2 Mio. Euro verwenden.

Die verbleibende 1 Mio. Euro fließt in besondere Marketingmaßnahmen und die Standortsicherung. Wir erhöhen die bereits begonnen Aktivitäten zur Marketing- und Vertriebsunterstützung unserer Kunden. Zur Standortsicherung werden wir u.a. die Verkaufsfläche unseres eigenen Fabrikverkaufs verdoppeln, Produktionsmaschinen kaufen, um Lagerengpässe auszugleichen und Musterteile am Standort herstellen zu können.

Anleihen Finder Redaktion: Welche Strategien haben Sie für die Rückzahlung der Anleihe entwickelt? Anders ausgedrückt, planen Sie die zur Rückzahlung der Anleiheverbindlichkeiten notwendigen Mittel innerhalb der Laufzeit aus den laufenden Erträgen zu generieren oder gehen Sie von einem Anschlussfinanzierungsbedarf aus?

„Unsere Finanzierungsstrategie sieht die Bedienung der Anleiheverbindlichkeiten aus den laufenden Erträgen vor“

Jan Dieter Leuze: Unsere Finanzierungsstrategie sieht die Bedienung der Anleiheverbindlichkeiten aus den laufenden Erträgen vor. Unsere starken Marken und die von uns ergriffenen Maßnahmen zur Umsatz- und Ergebnisverbesserung werden sich bereits im aktuellen Geschäftsjahr bemerkbar machen und bei konsequenter Umsetzung in den kommenden Jahren die Rückführung der Anleihemittel über die Laufzeit sicher ermöglichen.

Anleihen Finder Redaktion: Welche Strategien haben Sie entwickelt, falls es für die Zinszahlungen doch einmal knapp werden könnte. Angesichts eines EBIT in 2012 von rund 340.000 Euro stellt Sich die Frage, wie jährliche Zinszahlungen für die 15-Millionen-Anleihe von 1,2 Millionen Euro bedient werden können. Welche Maßnahmen planen Sie, um innerhalb eines Jahres eine derartige Ergebnisverbesserung herbeizuführen?

Jan Dieter Leuze: Mit der Umsetzung unseres Maßnahmenpakets zur Umsatz- und Ergebnisverbesserung haben wir bereits begonnen und werden es nach erfolgreicher Begebung der Anleihe stringent weiter verfolgen. Unsere Planungsrechnung sieht auch nach Bedienung der Zinszahlungen im Jahr 2014 ein positives Jahresergebnis vor.

Anleihen Finder Redaktion: An welche Investorengruppe richtet sich Ihre Unternehmensanleihe vornehmlich? Sehen Sie eher private oder institutionelle Investoren als Ihre vornehmliche Zielgruppe an?

Jan Dieter Leuze: Unsere Unternehmensanleihe richtet sich neben institutionellen Investoren gerade auch an private Anleger. Mit der Wahl der „Privatanleger Börse Stuttgart“ und dem etablierten Segment Bondm haben wir uns eng an den Bedürfnissen der Privatinvestoren orientiert. Diese Menschen kaufen und kennen letztlich unsere Produkte und sollen an unserem Erfolg Teil haben. Das ist uns wichtig.

Anleihen Finder Redaktion: Können Sie uns bitte zum Schluss einen kurzen Ausblick auf Ihre Geschäftserwartungen der PEINE GmbH in den nächsten Jahren geben?

„Wir erwarten eine schnelle und deutliche Verbesserung der Umsatz- und Ergebnissituation und die zügige Rückkehr zur alten Stärke der PEINE GmbH“

Jan Dieter Leuze: Wir erwarten eine schnelle und deutliche Verbesserung der Umsatz- und Ergebnissituation und die zügige Rückkehr zur alten Stärke der PEINE GmbH. Unserer Finanzplanung ist solide und sieht die planmäßige Rückführung der Anleihemittel vor. In der PEINE GmbH schlummert noch sehr viel Potenzial, das wir in den kommenden Quartalen sukzessive heben werden. Mit unseren starken Marken, über 1.500 Facheinzelhändlern und Handelsketten weltweit und einem Exportanteil von 50 Prozent in etwa 40 Länder, sehe ich uns exzellent positioniert.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Leuze, vielen Dank für das Interview!

Anleihen Finder Redaktion

Fotos: Peine GmbH

Anleihen Finder Datenbank

Unternehmensanleihe: PEINE GmbH 2013/2018

Kommentare

  1. ChrisvH

    Wohlklingende Worte waren es zu Beginn der Anleihezeichnung. Die Realität hat Peine einhegolt. Zum Beipiel in Form von mehreren Gläubigern, die dem Vernehmen nach auf ihr Geld warten. Und auch ein Blick hinter die Kulissen lässt nichts Gutes erahnen. Die in absulter Betrachtung durchaus „zahlreich“ vorhandenen Kunden (rund 1.500 sollen es ja sein), sind wohl eher parttiell Ware abnehmende Händler. Kaum einer, der wirklich die genannten Marken in ganzer Breite abnimmt bzw. anbietet. Sich mit Boss & Co. auf eine Stufe zu stellen, zeugt also u.U. Falscheinschätzung. Man sollte wohl als Anleger vorsichtig sein. Und als Zulieferer darauf bedacht, dass sich Die Forderungen gegenüber der Peine nicht zu sehr anhäufen.

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