Herr Scholz, bekommen Sie nicht genug? – Interview mit dem Chef der Investorenbetreuung der German Pellets GmbH – Heute endet die Zeichnungsfrist der zweiten German Pellets-Anleihe
Am 5. Juli 2013, endet die Zeichnungsfrist der zweiten Unternehmensanleihe der German Pellets GmbH (WKN/ISIN: A1T NAP / DE 000 A1T NAP 7): Zinskupon 7,25 Prozent, Laufzeit: fünf Jahre, Investment Grade-Ratingnote „BBB“ der Creditreform Rating Agentur. Nach Ablauf der Zeichnungsfrist soll die German Pellets-Anleihe II im Bondm der Börse Stuttgart gehandelt werden können. Carsten Scholz (Foto), Leiter der Investorenbetreuung bei German Pellets, im Gespräch mit der Anleihen Finder Redaktion über die Hintergründe der Emission:
Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Scholz, erlauben Sie bitte zuerst eine sehr direkte Frage: Sie begeben eine zweite German Pellets-Anleihe mit einem Volumen von EUR 50 Mio. Vor zwei Jahren haben Sie bereits EUR 80 Mio. über eine Unternehmensanleihe eingesammelt. Hinzu kommt Ihre Daueremissison von Genussrechten. Bekommen Sie nicht genug?
Carsten Scholz, German Pellets GmbH: „Was tut ein Unternehmer, wenn er Wachstumschancen in einem Zukunftsmarkt sieht?“
Carsten Scholz: Gegenfrage: Was tut ein Unternehmer, wenn er Wachstumschancen in einem Zukunftsmarkt sieht? – Wachsen! Und dafür benötigt er Kapital. Gerade genug, um weiter erfolgreich zu wachsen. Der Pelletmarkt in Europa verzeichnet zweistellige Zuwachsraten. Wir wollen unsere führende Position in diesem Markt weiter ausbauen und dazu bieten sich aktuell interessante Chancen. Für mittelständische Unternehmen wie German Pellets ist es dabei wichtig, sich in der Finanzierungsstruktur breit aufzustellen. Seit der Emission der ersten Anleihe haben wir unseren Umsatz von EUR 160 Mio. auf rund EUR 520 Mio. gesteigert. Zwar arbeiten wir neben der Finanzierung über den Kapitalmarkt nach wie vor auch mit Banken und Leasinggesellschaften zusammen. Alleine mit unseren liquiden Mitteln oder mit klassischen Bankfinanzierungen hätten wir diese Ziele allerdings so nicht erreichen können. Die zweite Anleihe soll uns dabei helfen, neue Ziele in einem dynamischen Wachstumsmarkt schnellstmöglich und ohne Reibungsverluste zu erreichen.
Anleihen Finder Redaktion: Anleger haben die Wahl, bei German Pellets in Anleihen oder Genussrechte zu investieren. Welche Vorteile bieten aus Ihrer Sicht die jeweiligen Anlageformen bei German Pellets?
Carsten Scholz: Wir sind sehr froh darüber, dass wir den Anlegern zwei unterschiedliche Investmentmöglichkeiten anbieten können. Dabei dienen beide Instrumente unterschiedlichen Zwecken. Mit der Anleihe steht German Pellets kurzfristig Kapital für strategisch wichtige Investitionen in größere Projekte und Maßnahmen zur Verfügung. Das Genussrechtskapital, welches uns kontinuierlich zufließt, dient zur Co-Finanzierung laufender Projekte, kann unsere Flexibilität im Betriebsmittelbereich erhöhen und stärkt unsere Eigenkapitalquote. Damit ergänzen sich diese beiden Produkte wunderbar, und der breite Finanzierungsmix erhöht unsere Handlungsfähigkeit maßgeblich. Wer sich für eine Anlage interessiert, kann aus zwei Möglichkeiten wählen und selbst entscheiden, ob er einen höheren Zinssatz oder eine börsennotierte Anleihe bevorzugt. Hinter beiden Varianten steht ein starkes und gesundes Unternehmen.
Anleihen Finder Redaktion: Anleihe-Gläubiger, die die erste German Pellets-Anleihe gezeichnet haben, könnten den Eindruck gewinnen, dass sich durch die Begebung der zweiten German Pellets die Verschuldungssituation von German Pellets verschlechtert und deshalb – vereinfacht ausgedrückt – ihre erste German Pellets Anleihe „weniger wert“ sei. Können Sie diesen Gedankengang nachvollziehen und wie entkräften Sie solche Überlegungen?
Carsten Scholz, German Pellets: „Entscheidend für unseren Erfolg sind keine Strukturquoten, sondern Liquidität für flexibles Handeln“
Carsten Scholz: Wir haben eine gute Unternehmensentwicklung vorzuweisen, schreiben seit Gründung schwarze Zahlen, haben vielversprechende Perspektiven und ein ansprechendes Rating. Unsere Zinsversprechen haben wir bislang ohne Einschränkungen gehalten. Wir haben die Ratingagentur aktiv über unsere Anleiheemission informiert. Sie sah keinen Handlungsbedarf, die Ratingnote zu verändern. Der Anleihekurs hat sich auch nach Kommunikation des Kupons stabil gehalten und durch erneute 7,25 Prozent Zinsen behandeln wir die Anleger beider Anleihen gleich.
Entscheidend für unseren Erfolg sind keine Strukturquoten, sondern Liquidität für flexibles Handeln.
Anleihen Finder Redaktion: Welche Auswirkungen wird die Emission Ihrer zweiten Anleihe auf ihr im November anstehendes Folgerating voraussichtlich haben?
Carsten Scholz: Natürlich können wir dies nicht für die Creditreform beurteilen. Wir gehen davon aus, dass dies keine Auswirkungen haben wird. Unser EBITDA ist 2012 gestiegen, und vor dem Hintergrund erwarteter positiver Gewinnentwicklung für die kommenden Jahre werden wir aktiv die Verbesserung unserer Eigenkapitalquote anstreben.
Anleihen Finder Redaktion: Mit German Pellets verbindet man die Produktion von Holzpellets. Hinzu kommen aber auch die Geschäftsbereiche Stromproduktion und der Handel mit CO2-Zertifikaten. Welche der German Pellets-Geschäftsbereiche sind bereits profitabel und in welche muss noch investiert werden, damit langfristig Erlöse generiert werden können?
Carsten Scholz: Pelletproduktion und –handel sind unser Kerngeschäft und machen über 90 Prozent unseres Umsatzes aus. An vier Standorten produzieren wir in Biomasse-Kraftwerken zusätzlich zur für die Pelletproduktion benötigten Wärme auch grünen Strom, der ins Netz eingespeist und über das EEG vergütet wird. Das ist für uns eher ein Mitnahmegeschäft. Die uns für unsere Heizwerke zugeteilten, aber nicht benötigten CO2-Emissionsrechte verkaufen wir gewinnbringend am Markt, sie spielen aber keine entscheidende Rolle für den Unternehmenserfolg.
Risiken eines Investments in die zweite German Pellets-Anleihe
Anleihen Finder Redaktion: Sprechen wir über die Risiken eines Investments in die zweite German Pellets-Anleihe: Welche Strategien verfolgen Sie, um den drei nachfolgend aufgeführten aus dem Wertpapierprospekt entnommenen Risiken zu begegnen? 1. Die Strompreise fallen, so dass die Stromerzeugung durch Biomasse wirtschaftlich unattraktiv werden könnte. 2. Die Gesetzeslage ändert sich dahin gehend, dass sich zum Beispiel Zuschüsse des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und Vergütungen nach dem EEG zum Nachteil von German Pellets verringern. 3. Die Erlöse aus dem Handel von Emissionsrechten lassen nach, weil die Preise für Emissionsrechte zurückgehen.
Carsten Scholz: Grundsätzlich muss man wissen, dass die Pelletbranche aus eigener Kraft gewachsen ist und es kaum Subventionen gibt. Ein Großteil der Pellets wird für die Wärmeerzeugung und nicht für die Stromproduktion genutzt. Unser Geschäft ist also nicht von Einspeisevergütungen aus dem EEG abhängig. Der Wärmemarkt ist lediglich dahingehend subventioniert, dass der Gesetzgeber die Anschaffung von Pelletheizungen mit Investitionszuschüssen unterstützt. Dies passiert aber auch für andere Energie einsparende Investitionen und ist ein wichtiges Förderinstrument für den Markt. Hauptwachstumstreiber für den Pelletmarkt in ganz Westeuropa sind die hohen und steigenden Kosten für fossile Energieträger sowie der immense Modernisierungsbedarf in der Gebäude- und Heizungssanierung.
Den in vier Werken produzierten Grün-Strom verkaufen wir seit vergangenem Jahr direkt an der Strombörse. Die finanziellen Unterschiede zwischen dem an der Börse durchschnittlich erzielten Preis und der vom EEG garantierten Einspeisevergütung gleicht der Netzbetreiber über die Marktprämie aus. Für unsere vier Standorte gilt noch die Einspeisevergütung aus dem EEG 2009, weil diese Biomasse-Heizwerke vor Inkrafttreten des EEG 2012 in Betrieb genommen wurden.
Die Preise für die Zertifikate sind bereits in den vergangenen Jahren stark gefallen und die Handelsergebnisse daraus haben daher keine existenzentscheidende Bedeutung für uns.
Anleihen Finder Redaktion: Die neuen Anleihe-Millionen wollen Sie in Wachstumsprojekte von German Pellets investieren: Ausbau des internationalen Lager- und Logistiksysteme, Entwicklung und Rationalisierung von Produktion und Standorten, Akquisition weiterer Händler zur Stärkung des Endkunden-Zugang.
Laut Prospekt sollen auch 20 Prozent der Anleihe-Erlöse in „Umlaufmittel (beispielsweise Vorfinanzierung von Handelsmengen)“ fließen. Können Sie den letzten Punkt bitte auch für Investoren ohne betriebswirtschaftliche Fachkenntnisse kurz erläutern?
Carsten Scholz: Gerne, German Pellets hat sich mittlerweile auch zum weltweit größten Handelshaus für Holzpellets entwickelt. Das heißt, wir kaufen Pellets von kleinen und mittleren Produzenten auf und verkaufen diese an Energieversorger, Industrie und Tradinghäuser weiter. Dafür benötigen wir Kapital, um flexibel agieren zu können. Den globalen Pellethandel wollen wir weiter ausbauen und dazu auch unser Lager- und Logistiksystem erweitern. Die Nachfrage nach Holzpellets schwankt jahreszeitlich bedingt. Deshalb werden wir beispielsweise im Sommer auch einlagern, um im Winter alle Kunden sicher beliefern zu können.
Anleihen Finder Redaktion: Zu Ihren Wachstumsprojekten gehören das Pelletswerk in Woodville (Texas, USA) und das Werk in Urania (Louisiana, USA). Wie viel haben Sie und werden Sie in den USA investieren und wann rechnen Sie mit den ersten Rückflüssen?
German Pellets: „Die Werke in den USA sind off-balance finanziert“
Carsten Scholz: Die Werke in den USA sind off-balance finanziert. Hier haben wir eine erfreuliche Unterstützung von Investoren erfahren. Bei den Investitionskosten für ein Werk bewegen wir uns im dreistelligen Millionenbereich. Wir haben langfristige Pelletlieferungs- und Rohstoffverträge abgeschlossen, die uns kalkulierbare Ergebnisse ermöglichen. Wir gehen davon aus, dass sich die Werke schnell auf Cashflow-Basis rechnen werden und für eine weitere Renditeverbesserung im operativen Geschäft sorgen werden. Dies vor dem Hintergrund entscheidender Kostenvorteile den Rohstoff Holz betreffend.
Anleihen Finder Redaktion: Können Sie uns bitte einen Blick in Ihre Mehrjahresplanung gewähren? Wo soll das Unternehmen in fünf Jahren stehen?
Carsten Scholz: Dazu muss man zunächst die Frage stellen, wie wird sich der Pelletmarkt in den nächsten Jahren entwickeln? Prognosen von Branchenanalysten gehen weiterhin von jährlich zweistelligen Zuwachsraten aus. Betrachten wir einmal den Zeitraum bis 2020 wird sich der Pelletverbrauch in Europa von heute rund 15 Mio. Tonnen auf bis zu 60 Mio. Tonnen annähernd vervierfachen, die Zahl der Pelletheizungen in Deutschland von heute 300.000 auf eine Million steigen. German Pellets beabsichtigt als bereits etablierter Marktführer in diesem Markt weiter mit Augenmaß zu wachsen.
Anleihen Finder Redaktion: Herr Scholz, vielen Dank für das Gespräch!
Anleihen Finder Redaktion
Foto: German Pellets GmbH
Kurzvita von Carsten Scholz:
Seit 2011: German Pellets GmbH, Wismar, Bereichsleiter Investorenbetreuung und Kapitalakquisitionen
2007-2010: SüdLeasing GmbH, Stuttgart Gebietsleiter Mecklenburg-Vorpommern
1999-2007: OstseeSparkasse (Rostock) und Nord/LB (Hannover) Firmenkundenberater, Teamleiter und Key Accounter
1990-1999: Deutsche Bank AG, Firmenkundenbetreuer und Analyst
Abschluss als diplomierter Bankbetriebswirt und Bankfachwirt an der Frankfurt School of Finance & Management
Anleihen Finder Datenbank
Erste Anlehe der German Pellets GmbH 2011/2016
Zweite Anleihe German Pellets GmbH 2013/2018
German Pellets Genussrechte 2010/2015
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