Anleihen-Barometer: Mutares-Anleihe (A254QY) erhält 3,5 KFM-Sterne
In einem aktuellen Mittelstandsanleihen-Barometer bewerten die Analysten der KFM Deutsche Mittelstand AG die unlängst begebene vierjährige Anleihe der Mutares SE & Co. KGaA (WKN A254QY) als „durchschnittlich attraktiv (positiver Ausblick)“ mit 3,5 von 5 möglichen Sternen.
Das Geschäftsmodell der „Veredelung“ von Beteiligungen unter starker Beteiligung eines eigenen Management-Teams und der durchlässigen Kategorisierung von der Neuausrichtung („Realignment“) bis zur vollständigen Neupositionierung („Harvesting“) der getätigten Investments habe einen besonderen unternehmerischen Reiz, sei gut durchdacht und werde bisher erfolgreich umgesetzt, so die Analysten in ihrem Fazit.
Mutares-Anleihe 2020/24 (aktuell 6,00% p.a.)
ANLEIHE CHECK: Die im Januar 2020 begebene Anleihe der Mutares SE & Co. KGaA verfügt über einen variablen Zinssatz (3-Monats-Euribor + 600 Basispunkte) und hat eine Laufzeit vom 14.02.2020 bis 14.02.2024. Im Rahmen der Emission wurden 50 Mio. Euro mit einer Mindestzeichnung von 100.000 Euro und einer Stückelung von 1.000 Euro platziert. Die Anleihe kann bis auf 80 Mio. Euro aufgestockt werden. Die Zinszahlung erfolgt vierteljährlich. Mithilfe der Anleihemittel sollen die sog. „add-on Akquisitionen“ komfortabler finanziert werden.
Anleihebedingungen: In den Anleihebedingungen sind vorzeitige Kündigungsmöglichkeiten nach Wahl der Emittentin ab dem 14.02.2023 zu 100,90% und ab dem 14.08.2023 zu 100,25% des Nennwertes vorgesehen. Die Emittentin verpflichtet sich in den Anleihebedingungen u.a. zur Einhaltung einer Mindestliquiditätsquote von min. 10 Mio. Euro sowie zu einem Nettoverschuldungsgrad von unter 20%. Die Anleihegläubiger sind durch die Verpfändung von Geschäftsanteilen an den Beteiligungs-Unternehmen abgesichert.
„Aktiver Investor“
Die Mutares SE & Co. KGaA (Mutares-Gruppe) mit Sitz in München wurde im Jahr 2008 gegründet und versteht sich als aktiver Investor. Mit diesem Ansatz konzentriert sich die Mutares-Gruppe auf die Übernahme von ertragsschwachen Unternehmen bzw. Geschäftsteilen – meist mittelständisch geprägt -, die einem herausfordernden Umfeld ausgesetzt sind, zumeist für den symbolischen Kaufpreis von 1 Euro („Bargain Purchase“). Oftmals erhält Mutares zusätzliche Mittel vom Verkäufer mit der Intention, dessen Reputation im sozialen Kontext einer Ausgliederung zu bewahren. Ziel von Mutares ist es, im Anschluss mit dem eigenen Management-Knowhow die erworbenen Unternehmen im Rahmen eines aktiven Restrukturierungsprogramms in intensiver operativer Zusammenarbeit mit dem bisherigen Führungspersonal zu profitablen Ergebnissen bzw. Wachstum zu führen.
INFO: Derzeit hält Mutares 14 Beteiligungen aus drei Branchen mit einem Vermögenswert (NAV) von ca. 190,6 Mio. Euro (Stand 30.09.2019), der sich verteilt auf „Automotive & Mobility“ (39,1 Mio. Euro), „Engineering & Technology“ (139,0 Mio. Euro) und „Goods & Services“ (12,5 Mio. Euro). Um den jeweiligen Entwicklungsstand der Beteiligungen besser einordnen bzw. monitoren zu können, unterscheidet Mutares nach drei Kategorien. Die Neuausrichtung („Realignment“), der Phase der Optimierung („Optimization“) und der vollständigen geplanten Wertentwicklung („Harvesting“).
Finanzkennzahlen
Insgesamt erzielte die Mutares-Gruppe einen pro forma Konzernumsatz (IAS/IFRS) der vergangenen 12 Monate (LTM) zum Stichtag 30.09.2019 in Höhe von 943,0 Mio. Euro (Umsatz 2018: 865,1 Mio. Euro). Dabei erzielte der Bereich „Automotive & Mobility“ einen Umsatz von 428,4 Mio. Euro. Hier sind Unternehmen wie STS Group AG (seit Börsengang 2018: 65,3% Anteil Mutares), ein Spezialist für KFZ-Außenverkleidungen mit dem Ziel der Gewichtsreduzierung von 30-50% und das Unternehmen Tekfor Italy überwiegend im LKW-Ausstattungsbereich (u.a. Fahrerkabinenverkleidungen) tätig, zu nennen. Beide haben den Status eines „Tier 1 Lieferanten“ (direkter Zulieferer zu OEM’s (Original Equipment Manufacturer)). Bei der STS Group konnte der Umsatz bei Erwerb im Jahre 2013 in Höhe von ca. 100 Mio. Euro durch gezielte Zukäufe und strategische Entwicklung auf jetzt über 400 Mio. Euro gesteigert werden. Im größten Segment „Engineering & Technology“ wurden 448,7 Mio. Euro Umsatz erreicht. Die prominentesten Beteiligungen in diesem Segment sind die Balcke Dürr und die Donges Gruppe, die bereits der fortgeschrittenen Unternehmensentwicklungs-Kategorie „Optimization“ bzw. „Harvesting“ zugeordnet werden, auch unter Berücksichtigung der Integration der Firma La Meusienne (Edelstahlrohre) in die Balcke Dürr Gruppe. In Zuordnung zur Donges Gruppe wurde im Jahr 2019 ein sog. Arrondierungskauf mit dem Unternehmen Ruukki (Finnland), einem Spezialisten für Dachsanierungen aus Stahl, vorgenommen. Das Segment „Goods & Services“ steuerte u.a. mit den Unternehmen KLANN (Verpackungen aus Blech), keeeper (Kunststoffhaushaltsprodukte) und BEXity (ehemals Q Logistics) insgesamt 65,9 Mio. Euro bei.
Trotz der jüngsten Zukäufe, die sich generell noch in der Verlustphase bzw. in der Neuausrichtung befinden, konnte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf LTM Basis mit 95,3 (davon im Wesentlichen Erträge aus „Bargain Purchases“ von 100,6 Mio. Euro / adjusted EBITDA: -5,4 Mio. Euro) gegenüber dem Vorjahr 2018 in Höhe von 49,1 Mio. Euro (davon i.W. Erträge aus Entkonsolidierungen von 40,9 Mio. Euro / adjusted EBITDA: 4,5 Mio. Euro) gesteigert werden. Die durchschnittliche Materialaufwandsquote innerhalb der Mutares-Gruppe über alle Segmente beträgt nahezu unverändert 63%. Das Ergebnis vor Steuern (EBT) erreichte mit 37,9 Mio. Euro (2,45 Euro / Aktie) einen historischen Höchststand nach 14,8 Mio. Euro (0,96 Euro / Aktie) in der Vorjahresperiode. Für das Gesamtjahr 2020 erwartet die Mutares-Gruppe einen Umsatz von ca. 1.635 Mio. Euro, ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von voraussichtlich 86,5 Mio. Euro sowie ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 43,3 Mio. Euro.
Eigenkapital und Kreditlinien
Aufgrund der starken Zukäufe und der erstmaligen Erfassung von bisher nicht bilanzierten „Operating Leasing Vermögenswerten“ nach IFRS 16 ist die Bilanzsumme im Jahr 2019 um 217,6 Mio. Euro auf 848,4 Mio. Euro (Stichtag 30.09.2019) gestiegen, was zu einer verringerten Eigenkapitalquote von 25,5 % (VJ.: 33,0%) führte, bei gleichwohl absolut gestiegenem Eigenkapital von 208,1 Mio. Euro auf 217,0 Mio. Euro. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten und aus Darlehen sind aufgrund des Wachstums laut KFM-Analysten nur moderat ausgehend von 74,6 Mio. Euro auf 94,2 Mio. Euro (30.06.2019) angestiegen, bei gleichzeitigem Rückgang der Bankguthaben auf unter 100 Mio. Euro.
Die ungenutzten Kreditlinien (i.W. verfügbare Factoring-Linien) belaufen sich auf insgesamt rund 7 Mio. Euro. Der operative Cashflow ist bedingt durch das Geschäftsmodell von Mutares traditionell negativ. Grund hierfür sind die zahlungsunwirksamen Erträge aus „Bargain Purchases“ und regelmäßigen Entkonsolidierungen. Umgekehrt ist der Cashflow aus der Investitionstätigkeit fast regelmäßig positiv, so dass der Free Cashflow auf lange Sicht positiv tendiert.
Anleihen Finder Redaktion.
Titelfoto: pixabay.com
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