„Wir nutzen die weltweit unterschiedlichen Verfügbarkeiten, Vorlieben und Preise für Smartphones“ – Interview mit Dr. Christian Pahl, UniDevice AG
Mit der UniDevice AG betritt eine weitere neue Emittentin den KMU-Anleihen-Markt. Der Berliner Elektronikhändler begibt eine Unternehmensanleihe (ISIN DE000A254PV7) im Volumen von bis zu 20 Mio. Euro, die einen jährlichen Zinskupon von 6,50% p.a. bietet. Zeichnungsstart für das öffentliche Angebot ist am 27.11.2019. Die Anleihen Finder Redaktion hat auf dem Eigenkapitalforum der Börse Frankfurt mit dem Vorstand des Unternehmens, Dr. Christian Pahl, über die Erst-Emission gesprochen.
Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Dr. Pahl, erläutern Sie uns doch kurz zu Beginn des Interviews das Geschäftsmodell der UniDevice AG?
Dr. Christian Pahl: Die UniDevice AG ist ein B2B-Broker für Kommunikations- und Unterhaltungselektronik mit Schwerpunkt auf hochpreisigen Smartphones führender Hersteller wie Apple und Samsung.
Anleihen Finder: Sie sind also in der Smartphone-Branche tätig, in einem absoluten Zukunfts- und Wachstumsmarkt. Wie genau verdienen Sie Ihr Geld als international tätiger B2B-Broker?
Dr. Christian Pahl: Wir nutzen die weltweit unterschiedlichen Verfügbarkeiten, Kundenvorlieben und Preise für Smartphones. Unsere Kunden sind Mobilfunkdienstleister sowie Groß- und Einzelhändler, sie profitieren von unseren schnellen Lieferungen und unseren Preisvorteilen gegenüber der Bestellung von in Asien produzierten und angelieferten Produkten. Unsere Lieferanten sind Distributoren im europäischen Raum, die durch unsere Ankäufe Lageroptimierungen und Liquiditätsvorteile erzielen. Broker meint, dass wir in der Regel täglich zuerst die Produkt-Kunden-Nachfrage einholen und darauf bezogen das Produkt-Lieferanten-Angebot. Wir stimmen soweit möglich und eingehbar Angebot und Nachfrage ab und tätigen die Geschäfte.
Anleihen Finder: Mit welchen Produkten (von welchen Herstellern) handeln Sie vornehmlich und über welche Gewinnmargen sprechen wir dabei?
„Unsere Rohmarge liegt bei rd. 1,7% vom Umsatz“
Dr. Christian Pahl: Wir versorgen Mobilfunkdienstleister sowie Groß- und Einzelhändler mit iPhones, AirPods, Apple Uhren und iPads sowie in geringerem Umfang mit Geräten von Samsung und anderen namhaften Herstellern. Unsere Rohmarge liegt bei rund 1,7% vom Umsatz und das EBIT bei rund 1,1% vom Umsatz. Wegen der schnellen Lagerumschlagshäufigkeit erzielen wir mit 10 Mio. Euro Liquidität rund 350 Mio. Euro Umsatz und 2 Mio. Euro Netto-Gewinn.
Anleihen Finder: Was würden Sie als das Alleinstellungsmerkmal der UniDevice AG bezeichnen?
„Das große Netzwerk ist Basis unseres Broker-Geschäfts“
Dr. Christian Pahl: Unsere Gesellschaft ist seit 2009 am Markt etabliert. Mit einem erfahrenen und eingespielten Team von rund 20 Mitarbeitern, welche 11 Sprachen sprechen, konnten wir in den letzten Jahren ein großes Netzwerk aus Lieferanten- und Kundenbeziehungen aufbauen. Diese Faktoren sind die Basis für unser erfolgreiches Broker-Geschäft.
Anleihen Finder: Sie haben sich nun für die Begebung der ersten UniDevice-Unternehmensanleihe entschieden. Warum ist eine Anleihe für Sie aktuell das richtige Finanzierungsmittel und wofür benötigen Sie das Anleihen-Geld?
Dr. Christian Pahl: Wir bewegen uns in einem Milliardenmarkt. In Deutschland beträgt der jährliche Umsatz nur mit Mobiltelefonen rund 15 Milliarden Euro, in der EU sind dies rund 84 Milliarden Euro. Unser Anteil liegt im Promillebereich. In anderen Märkten, wie beispielsweise dem sogenannten Parallelimport von Arzneimitteln, beträgt das internationale Geschäft, welches sich mit der Optimierung von Verfügbarkeiten, Kundenvorlieben und Preisen beschäftigt, zwischen 5%-10% des Marktvolumens. Wir haben daher enorme Wachstumsmöglichkeiten. Trotz der schnellen Lagerumschlagshäufigkeit ist Liquidität eine Voraussetzung für Wachstum. Wir möchten das Geld aus einer Anleihe nutzen, um schneller die Wachstumspotentiale zu heben.
Anleihen Finder: Sogenannte Mittelstandsanleihen sind wieder en vogue. Haben Sie sich auch von der derzeit positiven Stimmung am KMU-Anleihen-Markt leiten lassen?
Dr. Christian Pahl: Wir möchten unseren Finanzierungsmix ausbauen. Es macht Sinn, die Finanzierung des Unternehmens auf mehrere Beine zu stellen.
Anleihen Finder: Nennen sie uns doch kurz die wichtigsten Eckdaten der Anleihe. Welche Sicherheiten bieten Sie Ihren Anlegern?
Dr. Christian Pahl: Wir streben ein Anleihevolumen von bis zu 20 Millionen Euro an, welches in mehreren Stufen zum Tragen kommen kann und eine Laufzeit von 5 Jahren. Jeder Teilbetrag trägt zum Wachstum des Unternehmens bei. Der Zinskupon wird 6,5% betragen, mit halbjährlicher Auszahlung. Das Unternehmen ist bereits börsennotiert und veröffentlicht Quartalsberichte. Transparenz gibt Sicherheit. Im Prospekt sind einzuhaltende Kriterien vorgeschrieben, wie eine Eigenkapitalquote von mindestens 30% und ein Verschuldungsgrad von höchstens 4,5. Die Einhaltung der vorgeschriebenen Kriterien wird von einem Wirtschaftsprüfer geprüft und mit dem Jahresabschluss veröffentlicht.
Hinweis: Der Wertpapierprospekt ist hier abrufbar.
Anleihen Finder: Im Jahr 2018 haben Sie bereits den Schritt an die Börse gewagt, kennen sich also mit dem Kapitalmarkt aus. Warum war der Börsengang angebracht bzw. die richtige Entscheidung und wie sind Sie mit dem Kursverlauf der UniDevice-Aktie zufrieden?
Dr. Christian Pahl: Auch die Börsennotierung ist ein Baustein, der zur Verbreitung des Finanzierungsmixes beiträgt. Die Eigenkapitalquote betrug per 30.09.2019 rund 75%. Daher ist derzeit keine Kapitalerhöhung notwendig, sondern der Ausbau des Fremdkapitalanteils. In späteren Jahren kann es angezeigt sein eventuell das Eigenkapital durch Kapitalerhöhung zu erhöhen, dafür ist es förderlich einen Leistungsnachweis erarbeitet zu haben. UniDevice plant nächstes Jahr die Aufnahme von Dividendenzahlungen. Die Aktionäre werden von weiterem Wachstum und Dividenden profitieren. Der Aktienkurs steht ungefähr dort, wo er im März 2018 nach der Notierung stand. Wir konnten bereits Fondsmanager von der Aktie überzeugen und möchten die Investorenbasis weiter ausbauen.
„Im zweiten Halbjahr 2019 konzentrieren wir uns stark auf die Erhöhung der Marge und weniger stark auf Umsatzwachstum“
Anleihen Finder: Die Geschäfte laufen aktuell gut, die Jahresprognose wurde im Sommer nach oben angepasst. Geben Sie uns doch einen kurzen Überblick über die operativen Finanzkennzahlen und deren Entwicklung in den letzten Jahren.
Dr. Christian Pahl: Unser Team ist seit elf Jahren im internationalen Brokerage mit Smartphones und weiteren Geräten tätig. Im Jahr 2013 wurde die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro erreicht. Das Jahr 2016 wurde mit einem Umsatz von 134 Millionen Euro mit einem Netto-Gewinn von 368 TEUR abgeschlossen. Nach meinem Eintritt in das Unternehmen im Jahr 2017 arrangierte ich ein Bankdarlehen, welches einen Beitrag dazu leistete, dass ein Umsatz von 229 Millionen Euro und ein Netto-Gewinn von 599 TEUR erreicht werden konnte. Im Jahr 2018 weiteten wir das Bankdarlehen von 2,0 auf 4,5 Millionen aus und steigerten den Umsatz auf 317 Millionen Euro und den Netto-Gewinn auf 994 TEUR. Während eines Zeitraumes von 2 Jahren wurde ein durchschnittliches Wachstum von mehr als 50% in Umsatz und EBIT erzielt. Für das Jahr 2019 erwarte ich einen Umsatz von rund 350 Millionen und einen Netto-Gewinn von rund 2 Millionen Euro. Im zweiten Halbjahr 2019 konzentrieren wir uns stark auf die Erhöhung der Marge und weniger stark auf Umsatzwachstum. Das Geld aus einer Anleihe kann eine signifikante Steigerung des Geschäftsvolumens im Jahr 2020 bewirken.
Anleihen Finder: Ihr Unternehmen ist auf Wachstumskurs, die Smartphone-Branche sowieso – können Sie uns Zahlen und Prognosen für den Markt in den kommenden Jahren nennen?
Dr. Christian Pahl: Im Jahr 2020 wird das Marktwachstum für Mobilfunktelefone in der EU wohl rund 2,5% betragen. Wir können losgelöst hiervon stark wachsen auf dem Weg von einem Marktanteil im Promillebereich auf einen Marktanteil im Prozentbereich für das internationale Brokerage, welches Werte schafft durch die Optimierung von Verfügbarkeiten, Kundenvorlieben und Preisen. Für das Jahr 2021 kann das voraussichtliche Marktwachstum nur schwerlich geschätzt werden, da ab dem 4. Quartal 2020 die 5G-Technologie für Disruptionen sorgen wird.
Anleihen Finder: Inwieweit und warum wird die Etablierung der 5G-Technologie einen Einfluss auf Ihre Geschäftstätigkeit haben?
„Die Etablierung der 5G-Technologie wird einen enormen Umsatzschub bringen“
Dr. Christian Pahl: Wenn im 4. Quartal 2020 von Apple und Samsung schwerpunktmäßig Mobiltelefone für die 5G-Technologie auf den Markt gebracht werden, dann erwarten wir, dass viele Kunden vorzeitig auf ein neues Modell wechseln und dies einen enormen Umsatzschub im 4. Quartal 2020 und dem Jahr 2021 bringen wird. Die 100-fache Übertragungsgeschwindigkeit beflügelt das Geschäft.
Anleihen Finder: Welche Chancen aber auch Risiken sehen Sie darüber hinaus in der weiteren Digitalisierung unserer Gesellschaft für Ihr Unternehmen?
Dr. Christian Pahl: UniDevice wird davon profitieren, dass Mobiltelefone und weitere mobile Geräte, sogenannte Wearables, stetig steigenden Nutzen bringen werden, sowohl für private als auch für berufliche Zwecke. Die Erhöhung der Übertragungsgeschwindigkeit um den Faktor 100 mit der 5G-Technologie wird vielfache neue Anwendungen erlauben, welche jedoch nur genutzt werden können, wenn man sich ein neues Gerät kauft. Da wir vorher 3G und 4G (auch LTE genannt) hatten, dürfen wir erwarten, dass nach 5G ein 6G kommen wird, der Fortschritt bahnt sich seinen Weg und damit die Potentiale für Umsatzsteigerungen von UniDevice. Risiken sehe ich nicht im Marktpotential. Es wird immer Potentiale für die Optimierung von Verfügbarkeiten, Kundenvorlieben und Preisen geben.
Anleihen Finder: Ihr Schluss-Plädoyer: Warum ist die erste Unternehmensanleihe der UniDevice AG sowohl für Emittentin als auch Anleger ein lohnendes Investment?
Dr. Christian Pahl: UniDevice generiert im Jahr 2019 aus 10 Millionen Liquidität rund 350 Millionen Euro Umsatz und 2 Millionen Netto-Gewinn. Wenn das Unternehmen aus der Anleiheplatzierung in einem ersten Schritt rund 10 Millionen Euro Liquidität erhielte, bestünde das Potential das Geschäftsvolumen des Unternehmens zu verdoppeln. Das Unternehmen kann die Zinslast mühelos tragen. Dies belegen mehrere Kennzahlen wie die Zinsdeckung und Kapitalstruktur. Es besteht Aussicht darauf, dass die Bekanntheit und die Wertschätzung des Geschäftsmodells weiter steigen und damit die Nachfrage nach der Anleihe über den Zeitpunkt der Begebung hinaus. Mit einem Kupon von 6,5%, zahlreichen Covenants und freiwilligen Transparenzverpflichtungen ist unsere Anleihe, auch im Vergleich zu anderen aktuellen Emissionen attraktiv. Auch wenn unsere Margen niedrig erscheinen, so ist doch unser Geschäftsrisiko gering durch einen schnellen Lagerumschlag und Sofortzahlung gekennzeichnet, wir können unseren gesamten Lagerbestand innerhalb einer Woche verkaufen. Anleger investieren mit der UniDevice-Anleihe in eine etablierte Gesellschaft mit profitablem Wachstum.
Anleihen Finder: Herr Dr. Pahl, besten Dank für das Gespräch.
Konzernstruktur: Die in Berlin ansässige UniDevice AG hält als Holdinggesellschaft 100% der Geschäftsanteile der PPA International AG (führt das operative Geschäft des Konzerns) und 51% der Geschäftsanteile der UniService GmbH (Service- und Logistikleistungen). Der Anteil von 49% an der UniService GmbH befindet sich im Sitz von Investoren.
Anleihen Finder Redaktion.
Foto: pixabay.com
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Nächster Debütant? UniDevice AG plant Anleihen-Emission im Q4 2019
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