Aufstockung von Mittelstandsanleihen: Noch ein Stück vom Kuchen, bitte!

Freitag, 8. März 2013


Die Valensina GmbH,  Semper Idem Underberg und Katjes International haben es vorgemacht und jüngst haben die KTG Agrar AG, die Günther Zamek GmbH & Co. KG sowie die Scholz AG nachgezogen. All diese Emittenten haben ihre Unternehmensanleihe durch eine nachträgliche, zusätzliche Platzierung bei institutionellen Investoren aufgestockt. Doch welchen Vorteil hat die Aufstockung gegenüber der Auflage einer neuen Anleihe?

Eine direkte Antwort auf diese Frage liefert Siegfried Hofreiter, Vorstandsvorsitzender der KTG Agrar AG: „Erstens haben wir Kosten bei der Prospekterstellung und für das Marketing gespart. Zweitens passt der Zeitraum bis 2017 zu unseren Planungen und drittens macht das größere Volumen unsere Anleihe liquider und damit für mehr Investoren interessant.“

Die KTG Agrar AG, einer der führenden Agrarbetriebe in Europa, hatte ihre in 2011 begebene und in 2017 fällige EUR 100 Mio.-Unternehmensanleihe (WKN: A1H3VN) vor wenigen Wochen um EUR 80 Mio. aufgestockt. Gläubiger sind ausnahmslos institutionelle Investoren, die – durch die gleich bleibenden Anleihebedingungen – in den Genuss von 7,125 Prozent Zinsen bei einer vergleichsweise kürzeren Laufzeit kommen.

Liquidität trotz kleinen Emissionsvolumina

Bei der Scholz AG, einem Recycler von Metallschrott, war die Liquidität in der Anleihe (s. Tabelle) oberstes Gebot. „Wir hatten nur einen geringen Kapitalbedarf. Bei Anleihen mit kleinen Volumina ist das Handelsvolumen jedoch deutlich niedriger, was besonders für institutionelle Investoren ein Problem darstellt. Aus diesem Grund war es sinnvoller, das Volumen der bestehenden Anleihe zu erhöhen, anstatt eine neue, kleine Anleihe zu begeben“, erläutert Christoph Schorp, Director Corporate Finance & Development bei der Scholz AG. „Die Kostenersparnis für Prospekterstellung, Börsenlisting und Marketing war dagegen eher ein untergeordnetes Kriterium. Bei Emissionsvolumina von mehreren Millionen fällt dies kaum ins Gewicht“, so Schorp weiter.

Kontakte zu Investoren sind bereits geknüpft

Von Vorteil ist jedoch die Tatsache, dass der Emittent durch die Roadshow und andere Marketingaktionen während der Platzierung der ersten Anleihen-Tranche bereits Kontakte zu wichtigen „Kapitalsammelstellen“ wie Pensionsfonds und Banken geknüpft hat. „Die Platzierung der Aufstockung hat entsprechend nur vier Tage gedauert“, so Scholz-Prokurist Christoph Schorp.

Aufstockungen

Anleihe ursprüngliches Nominalvolumen Aufstockung
(Valuta)
                gesamt
Scholz AG
WKN: A1MLSS 
EUR 150 Mio.
(08.03.2012)
EUR 32,5 Mio.
(13.02.2013)
EUR 182,5 Mio.
Günther Zamek GmbH & Co. KG
WKN: A1K0YD
EUR 35 Mio.
(15.05.2012)
EUR 10 Mio.
(06.02.2013)
WKN: A1R08A
EUR 45 Mio.
Semper Idem Underberg
WKN: A1H3YJ
EUR 50 Mio.
(20.04.2011)
EUR 10 Mio.
(09.08.2012)
EUR 70 Mio.
KTG Agrar AG
WKN: A1H3VN
EUR 50 + 50 Mio.
(06.06.2011)
EUR 80 Mio.
(rückwirkend 06.06.2011)
EUR 180 Mio.
Katjes International
WKN: A1KRBM
EUR 30 Mio.
(19.07.2011)
EUR 15 Mio.
(15.03.2012)
EUR 45 Mio.
Valensina GmbH
WKN: A1H3YK
EUR 50 Mio.
(28.04.2011)
EUR 15 Mio. Euro
(03.09.2012)
EUR 65 Mio.
 


Das Rating kann unter der Aufstockung leiden

Trotz aller Vorteile können die neuen Verbindlichkeiten auch bei einer Anleihen-Aufstockung die Ratingnote des Emittenten drücken. Das musste schon die Semper Idem Underberg erleben, die von der Creditreform Rating Agentur wegen der „starken Ausweitung der Finanzverbindlichkeiten“ prompt von BB+ auf BB- herabgestuft wurde. Auch das BBB-Rating der KTG Agrar AG wurde nach der Aufstockung auf „watch“ gesetzt.

„Für alle Fälle des Rating-Updates bei Aufstockungen von Anleihen prüfen wir individuell, welche Auswirkungen die zusätzliche Verschuldung auf das Geschäftsmodell des Unternehmens hat. Wenn die Aufstockung einer Anleihe zur Refinanzierung genutzt wird und ggfs. Sicherheiten frei werden, muss es nicht zu einem Downgrade kommen“, kommentiert Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG. „Wenn hingegen die zusätzliche Verschuldung zu einer Erhöhung des Verschuldungsgrades führt und womöglich eine noch stärkere relative Belastung der GuV erfolgt, wird ein Downgrade kaum vermeidbar sein. Wichtig ist, dass Kapitalmarkt und Ratingagentur frühzeitig informiert werden, ab wann und unter welchen Bedingungen die Aufstockung erfolgt.“

Allein 4 der 6 aufgestockten Anleihen (s. Tabelle) sind am „mittelstandsmarkt“ der Börse Düsseldorf notiert. Die Aufstockungstranche wird in dem Segment aus abwicklungstechnischen Gründen für 40 Tage unter einer eigenen ISIN notiert, um die Einhaltung US-amerikanischer Gesetzte sicher zu stellen. Anschließend wird die Aufstockung unter der alten ISIN mit der bestehenden Anleihe zusammengelegt.

Eine Privatplatzierung ist schneller

Thomas Dierkes, Vorstand der Börse Düsseldorf AG, erläutert die Vorteile einer Anleihenaufstockung: „Gerade bei Unternehmenszukäufen gibt es häufig Opportunitäten, bei denen schnelles Handeln gefragt ist, was mit Privatplatzierungen als Finanzierungsinstrument vergleichsweise einfach ist. Anders als bei der ursprünglichen Emission braucht es bei einer Privatplatzierung nämlich keinen von der BaFin gebilligten Wertpapierprospekt, was die Transaktion nicht nur sehr viel preiswerter sondern vor allen Dingen auch schneller macht. Wenn der Emittent dann noch eine positive Performance seiner Anleihe nutzt, um die Aufstockung oberhalb von Pari zu begeben, wird es für ihn noch attraktiver.“

Ausgabepreis über Pari ist möglich

Tatsächlich wird der Ausgabepreis einer Aufstockung meist an die aktuellen Marktverhältnisse angepasst. So konnte die Scholz AG den Preis bei 103 Prozent festsetzen, was einer jährlichen Rendite von rund 7,6 Prozent entspricht. Die Günther Zamek GmbH & Co. KG begab die Aufstockung ihrer Anleihe (s. Tabelle) zu 93 Prozent.

Abgesehen vom Ausgabepreis und dem Nominalvolumen bleiben wichtige Eckdaten einer Anleihe wie Laufzeit und Zinssatz bei der Aufstockung gleich. Zum Glück für die Privatanleger, denn um flexibel auf Markt- und Unternehmensanforderungen reagieren zu können, werden Emittenten daher trotz allen Vorteilen einer Aufstockung auch weiterhin neue Anleihen begeben.

Anleihen Finder Redaktion

Foto: Henrik Gerold Vogel/pixelio

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Lesen Sie hier das vollständige Interview mit Thomas Dierkes, Vorstand der Börse Düsseldorf AG.

Lesen Sie hier das Interview mit Petra Zamek und Michael Krüger, Geschäftsführung der Zamek GmbH

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