Aufstockung von Anleihen – Kolumne von Peter Thilo Hasler

Dienstag, 18. Juni 2013


In den vergangenen Monaten hat sich ein Trend am Mittelstandsanleihemarkt etabliert: Die Aufstockung bestehender Emissionen durch die Ausgabe zusätzlicher Anleihen zu denselben Anleihebedingungen. Bisher haben sieben Emittenten diese Variante der Kapitalbeschaffung gewählt: Dürr, Semper Idem Underberg, Valensina, Günther Zamek, Scholz, DIC Asset und ADLER Real Estate. Aktuell ist die Aufstockung der getgoods.de-Anleihe mit einem Volumen 30 Mio. Euro in der Planung.

Im Gegensatz zur Begebung einer Zweit- oder gar Drittanleihe, einer Variante, die zuletzt vom Immobilienunternehmen Eyemaxx Real Estate gewählt wurde, folgt die Aufstockung einer Anleihe einer anderen Mechanik, sowohl in Bezug auf die Abwicklung der Transaktion als auch im weiteren Handel im Sekundärmarkt. Anders als Zweitanleihen, die unter einer separaten Wertpapierkennnummer notieren und an der Börse getrennt vom ersten Papier gehandelt werden, wird bei einer Aufstockung lediglich der Nominalbetrag der ursprünglichen Anleihe erhöht.

Die Vorteile einer Zweitanleihe – namentlich eine größere Flexibilität bezüglich der Laufzeit und Ausgestaltung der Anleihebedingungen – können bei einer Aufstockung also nicht verbucht werden, im Gegenteil: Anstatt das Fälligkeitenprofil der Emittentin weiter zu diversifizieren, wird dieses noch stärker auf das Tilgungsdatum der Erstanleihe ausgerichtet.

Abb.: Aufstockungsanleihen im Überblick
Quelle: Bloomberg, Blättchen & Partner

Die Pluspunkte einer Aufstockung über ein Private Placement bestehen darin, dass die Transaktion ohne Erstellung eines neuen Prospektes erfolgen kann. Da nach der Aufstockung lediglich mehr Anleihen derselben Gattung im Umlauf sind, erhöht sich die Liquidität im Sekundärmarkt, was im Allgemeinen nicht als Nachteil der Erstzeichner angesehen wird. Gerade durch das Überschreiten bestimmter Schwellenwerte wie 100 oder 200 Mio. Euro wird die Anleihe für bestimmte Investorengruppen überhaupt erst interessant, was eine weitere Diversifikation der Investorenbasis begünstigt.

Schwierigkeiten ergeben sich demgegenüber im richtigen Pricing der Aufstockung. Denn von der Bank ist ein Emissionspreis festzulegen, der für Neuinvestoren gerade den ausreichenden Zeichnungsanreiz bietet, zu dem die Anleihe vollständig platziert werden kann. Dessen Festlegung erfordert nicht nur ein präzises Pre-Sounding des Kapitalmarktes, in dem die maximale Zahlungsbereitschaft von Schlüsselinvestoren abgefragt wird, sondern auch ein perfektes Timing, da ansonsten Arbitragemöglichkeiten ausgenutzt werden können. Denn obwohl insbesondere die Stabilität des Anleihekurses während der Aufstockungs-Platzierung erfolgskritisch ist, konnte bislang bei allen Aufstockungen beobachtet werden, dass die Anleihenkurse bereits kurz vor der Ankündigung der Aufstockung unter Druck gerieten. Für den Anleger kann sich dadurch eine interessante Kaufgelegenheit ergeben.

Peter Thilo Hasler

Peter Thilo Hasler ist Vorstand der BLÄTTCHEN & PARTNER AG und Gründer und Analyst der Sphene Capital.

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