Valensina, SIAG und Pauly Biskuit: Schlechte Finanzkommunikation verunsichert Anleger

Freitag, 23. März 2012

Valensina hat die Ratingnote auf der firmeneigenen Homepage noch immer nicht geändert.

Mittelständische Unternehmen müssen ihre Finanzkommunikation verbessern. So wurde gestern bekannt, dass die Valensina GmbH von der Creditreform Rating AG von BB auf BB- abgestuft wurde.
Aber noch einen Tag später steht auf der Valensina-Homepage unter „Daten & Fakten“ zur Valensina-Anleihe die alte Ratingnote „BB“. Es würde sicher zu mehr Transparenz beitragen, wenn an dieser Stelle ein Nachtrag mit der Note des Nachfolgerating „BB-“ stehen würde.

„Wir werden den technischen Fehler am Anfang der Woche beheben. Wir haben die neue Rating-Summary und das neue Rating-Zertifikat ordnungsgemäß eingestellt, aber an anderer Stelle auf unseren Internetseiten die Rating-Note nicht verändert. Das wird nicht wieder vorkommen“, sagte ein Valensina-Sprecher.
Die Unachtsamkeit von Valensina ist ein Indiz dafür, dass sich die mittelständischen Unternehmen noch an die strengen Kontrollmechanismen der Börsen, Ratingagenturen und Wirtschaftsredaktionen gewöhnen müssen. Nur durch Transparenz und offensive Information kann Vertrauen am Kapitalmarkt erworben werden. Die große Gefahr ist nicht nur, dass Valensina-Gläubiger verunsichert werden, sondern dass zu viele private und institutionelle Investoren das Vertrauen in den jungen Markt der Mittelstandsanleihen verlieren.
„Emittenten sollten die Kommunikation nach der Emission nicht vernachlässigen“, sagte Fabian Lorenz von der Kölner Kommunikationsberatung IR.on im Gespräch mit der Anleihen Finder Redaktion. „Nur wer transparent berichtet, wird sich langfristig den Zugang zum Kapitalmarkt offen halten.“

Besondere Anforderungen an die Unternehmenskommunikation

Andere Beispiele verbesserungswürdiger Informationspolitik sind die mittlerweile insolvente SIAG Schaaf Industrie AG sowie die Pauly Biskuit. Gegen letztere wurde Strafanzeige wegen des Verdachtes auf mögliche Insolvenzverschleppung erstattet. Beides sind Unternehmen, die Mittelstandsanleihen begeben haben und in Schwierigkeiten geraten sind. Die SIAG-Anleihe ist im Entry Standard der Börse Frankfurt, die Pauly Biskuit-Anleihe ist an keiner Börse gelistet.
SIAG informierte vor der Insolvenzmeldung nicht, dass die SIAG-Anleihe wochenlang kein gültiges Rating vorweisen konnte. Der Pauly Biskuit-Vorstand verkündete zuerst die Übernahme durch einen schweizerischen Investor, zahlt dann aber keine Zinsen an seine Anleihegläubiger. Jetzt ist der Kekshersteller aus Dessau auf dem besten Weg dahin, ein Fall für den Staatsanwalt zu werden. Seit Monaten beantwortet das Unternehmen keine Fragen und ist auch schriftlich schwer zu erreichen.

Es liegt in der Natur von Unternehmen, dass die Geschäfte mal besser und mal schlechter laufen können. Aber gerade in schwierigen Zeiten gelten besondere Anforderungen an die Kommunikation eines Unternehmens. „Wir stellen hohe Anforderungen an die Kommunikationspolitik eines Unternehmens. Denn auch nach einer erfolgreichen Anleiheemission müssen die Investoren transparent und nachhaltig über das Unternehmen und damit das Investment informiert werden. Schließlich steht irgendwann auch die Refinanzierungsfrage nach Ablauf der Anleihe im Raum. Und da bietet es sich natürlich an, seine Investorenbasis optimal zu pflegen. Sozusagen ist es ähnlich wie beim Fußball. ‚Nach dem Spiel ist vor dem Spiel‘ und ‚nach der Emission ist vor der Emission‘“, sagte Manuel Hölzle, Chefanalyst und Vorstandsvorsitzender der GBC AG im Interview mit der Anleihen Finder Redaktion.

„Sofort Corporate News herausgeben“

Aber was könnten die Verantwortlichen der Finanzkommunikation tun, wenn ein negatives Ereignis eintritt? „Unserer Ansicht nach sollte ähnlich wie bei börsennotierten Unternehmen im Aktienbereich sofort eine Corporate News herausgegeben werden mit dem Event und einer Stellungnahme hierzu. Des Weiteren sollte eine Telefonkonferenz angeboten werden, also ein Analysten/Investoren-Call, in der der Geschäftsführer oder Vorstand Stellung nimmt und sich Analysten und Investoren transparent informieren können. Gut ist es zudem, wenn ein Research Haus oder eine Investmentbank das Unternehmen und die Anleihe covert, denn dann erhalten die Investoren zeitnah eine substanziell aufbereitete Einschätzung zu dem jeweiligen Event und den möglichen Auswirkungen auf die Risikostruktur. Eine solche Research-Einschätzung sollte dann allen Investoren zugänglich gemacht werden“, so Manuel Hölzle im Gespräch mit der Anleihen Finder Redaktion. 

Anleihen Finder Redaktion

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