mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank: „Rückzahlung der BKN biostrom-Anleihe zurzeit gesichert“
Franz Christian Kalischer, Vorstand der mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG, im Kurzinterview.
Mit der BKN biostrom AG und der Solarwatt AG gibt es zwei neue Insolvenzfälle von Emittenten von Mittelstandsanleihen. Die Emission der Mittelstandsanleihe der BKN biostrom AG wurde von Finanzexperten der mwb fairtrade AG begleitet.
Die Anleihen Finder Redaktion befragte Experten und Marktteilnehmer zu den Auswirkungen der Insolvenzfälle auf den Markt der Mittelstandsanleihen. Franz Christian Kalischer, Vorstand der mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG, nahm im Kurzinterview vor allem Stellung zu den negativen Nachrichten über die BKN biostrom AG:
Anleihen Finder: Mit der BKN biostrom AG und der Solarwatt AG gibt es zwei neue Insolvenzfälle von Emittenten von Mittelstandsanleihen. In Presseberichten wird über eine Bewährungs- oder „Nagelprobe“ für den Markt der Mittelstandanleihen diskutiert. Die Meinungen gehen von „Marktbereinigung“ bis hin zu Untergangsszenarien mit Analogien zum ehemaligen Neuen Markt.
Franz Christian Kalischer: Der Umstand, dass nunmehr schon drei Default-Anleihen im Mittelstands-Segment für Unternehmensanleihen in Deutschland aufgetreten sind, ist mehr als bedauerlich. Aus unserer Warte kann ich nur zum Thema BKN biostrom Stellung beziehen: Ausdrücklich haben Blättchen & Partner und wir, die mwb fairtrade AG, größten Wert auf eine Anleihekonstruktion gelegt, die den Gläubigern auch für den Fall, dass das Unternehmen in Schwierigkeiten gerät, ein Höchstmaß an Sicherheit garantiert. Die BKN biostrom hat sechs Biogas-Anlagen von dem eingesammelten Geld erworben. Diese werden in Objektgesellschaften geführt und dienen, treuhänderisch abgesichert, als Pfand für die Rückzahlung der Anleihe. Da die Anlagen nach Fertigstellung und Inbetriebnahme wegen der langfristig garantierten Einspeisevergütung (EEG) mehr wert sind, als zum Errichtungszeitpunkt, gehen wir nach Gesprächen mit dem Vorsitzenden des Vorstandes und der Anwaltssozietät, welche die Vertragswerke entworfen hat, Stand heute (15.06.2012, Anmerkung der Anleihen Finder Redaktion) davon aus, dass die Rückzahlung der Anleihe gesichert ist. (Hier meint Herr Kalischer den Nominalwert der Anleihe. Über die Auszahlung der bislang aufgelaufenen Zinsen gibt es bislang keine Informationen. Anm. der Anleihen Finder Redaktion.)
Generell ist zu sagen: Im Mittelstandssegment für Unternehmensanleihen sind viele hervorragende Unternehmen als Schuldner geführt. Die Tatsache, dass nunmehr drei Anleihen default sind, ist zweifelsohne belastend und wird Kritiker auf den Plan rufen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass das Segment Zukunft hat und nicht wie der neue Markt „implodieren“ wird. Aufsichtsrechtliche Veränderungen werden zwangsläufig dazu führen, dass sich Unternehmen auch andere Finanzierungsformen als den klassischen Kredit suchen müssen. Und genau hier setzt das Segment an und wird auch in Zukunft seine Daseinsberechtigung haben und in einem gesunden wirtschaftlichen Umfeld weiter wachsen.
Anleihen Finder: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation des Marktes für Mittelstandsanleihen ein?
Franz Christian Kalischer: Ich will nicht ausschließen, dass es auch in den kommenden Monaten zu Schwierigkeiten kommen kann, glaube aber, dass wir bei unverändertem Zinsniveau gute Chancen haben weitere Emissionen am Markt zu sehen. Allerdings wird die wirtschaftliche Entwicklung in Abhängigkeit von der aktuellen Schuldenkrise auch eine große Rolle spielen. Denn am Ende hängt es von der Investitionsbereitschaft der Privaten und der institutionellen Marktteilnehmer ab, ob Neuemissionen platziert werden können.
Anleihen Finder Redaktion: Herr Kalischer, vielen Dank für das Gespräch.
Anleihen Finder Redaktion