„Gehören mit unserer Infrastruktur zu den schnellsten Börsenhändlern“ – Interview mit Dr. Dieter Falke, Quant.Capital GmbH & Co. KG

Donnerstag, 4. März 2021


Zum 01. Dezember 2020 hat die Quant.Capital GmbH & Co. KG ihre erste Unternehmensanleihe (ISIN DE000A3H2V43) aufgelegt. Die fünfjährige Anleihe des Fintec-Unternehmens hat ein Volumen von bis zu 8 Mio. Euro und wird jährlich mit 7,50% p.a. verzinst. Das Geschäftsmodell der Quant.Capital GmbH &Co. KG basiert auf einem schnellstmöglichen systematischen Börsenhandel. Die Anleihen Finder Redaktion hat mit Geschäftsführer Dr. Dieter Falke darüber gesprochen.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Dr. Falke, wie erklären Sie einem Laien in wenigen Worten die Geschäftstätigkeit das Quant.Capital GmbH & Co. KG?

Dieter Falke: Die Quant.Capital GmbH & Co. KG (QCKG) betreibt systematischen Eigenhandel mit liquiden Finanzinstrumenten. Auf der Grundlage einer aufwendig entwickelten, hochtechnischen Infrastruktur konzentrieren wir uns auf den quantitativen, sogenannten algorithmischen Börsenhandel mit liquiditätsbereitstellenden Strategien. In diesen algorithmischen Handelsaktivitäten kommen modernste IT-Infrastruktur, Research und umfassendes, adäquates Risikomanagement zusammen, um optimierte Handelsstrategien innerhalb des regulatorischen Rahmens umzusetzen.

Anleihen Finder: Was machen Sie dabei anders als Wettbewerber? Wo liegt Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Dieter Falke: Die Frage wäre zunächst, wer sind unsere Wettbewerber? An den großen, liquiden Börsen sind ja viele Marktteilnehmer mit unterschiedlichen Aktivitäten und Zielen tätig. Private Anleger, institutionelle Anleger, Handelsgesellschaften. Es wird investiert, um an Kursbewegungen teilzunehmen, geht also Risiken ein, setzt Geschäfte im Auftrag von Kunden um und möchte umgekehrt Risiken vermeiden. Es wird diskretionär gehandelt, systematisch oder algorithmisch.

Wir haben uns auf den systematischen Handel in kürzest möglichen Zeitfenstern fokussiert – mit dem Ziel der Minimierung von Preisänderungsrisiken. Unsere Wettbewerber sind insofern die wenigen auf diese Art von Börsenhandel fokussierten Marktteilnehmer. Ich möchte einen Vergleich ziehen, etwa zu Autoherstellern. Bei deren Produkten kann man direkt sehen und konkret bemessen, was sie anders als ihre Wettbewerber machen, wo das jeweilige Alleinstellungsmerkmal liegt. Eine solche Vergleichbarkeit gibt es zu unseren Wettbewerbern, in unserem Markt, nicht. Unsere Hard- und Software-Infrastrukturen sind proprietär und so sehen es die Wettbewerber auch.

„Haben uns auf den systematischen Handel in kürzest möglichen Zeitfenstern fokussiert“

Analysen der Börsendaten zeigen aber, dass wir zu den schnellsten aller aktiven Börsenhändler gehören und uns damit auch entsprechende Wettbewerbsvorteile erarbeitet haben. Uns zeichnet die Kombination aus technisch höchstwertiger Datenmanagement- und Börsenhandelsinfrastruktur, langjährig erprobten Handelsstrategien und dem entsprechenden, sehr umfangreichen Risikomanagement aus. All dies umgesetzt von einem hochqualifizierten und spezialisierten Team.

Anleihen Finder: Was unterscheidet Sie von einem gewöhnlichen Market Maker?

Dieter Falke: Wir haben uns primär auf liquiditätsbereitstellende, passive Strategien fokussiert, was eigentlich Dienstleistungen sind. Wie ein Market Maker stellen wir fortlaufend Geld- und Briefkurse. Solche passiven Strategien werden von Börsen sehr geschätzt, da sie Liquidität schaffen und einen reibungslosen Handel unterstützen. Wir haben uns aber nicht als Market Maker lizensieren lassen, denn wir möchten die Möglichkeit haben, den Handel vorübergehend einzustellen, zum Beispiel wenn es kurzfristig zu großen Verwerfungen an den Börsen kommt. Das schützt unser Kapital und das der Anleger.

Anleihen Finder: Wo kommt die Quant-Infrastruktur bereits zum Einsatz? Und wie verdienen Sie damit Ihr Geld?

Dieter Falke: Wir verfügen über jahrelange operative Erfahrung im Hochfrequenzhandel. Wir haben vor Jahren bei null angefangen, dann erste Schritte mit einfachen Strategien und auch „nur“ im Millisekunden-Latenzbereich gemacht. Fokussiert auf die liquidesten Futures-Kontrakte an der Börse Eurex haben wir mit der Umsetzung unserer Strategien entsprechende Handelserlöse erzielt. Ab Ende 2018 haben wir uns auf der Grundlage der bis dahin gemachten Erfahrungen dann entschieden, unsere Mittel voll auf die Weiterentwicklung unserer Handelsinfrastruktur zu konzentrieren. Auf die Steigerung der Handelsgeschwindigkeiten wie den Ausbau der Datenkapazitäten, um möglichst viele Finanzinstrumente mit den maximal möglichen Umsatzgeschwindigkeiten handeln zu können. Zunächst für den Handel an der Eurex, dann auch Xetra und von da ausgerollt auf zusätzliche Börsenplätze.

Und Geld verdienen wir in der Summe mit den sehr vielen, sehr kleinen und risikoarmen Positionen, die nur sehr kurz gehalten werden – aber in Summe die stabilen Erträge erwirtschaften, die unser Ziel sind. Dafür ist unsere Infrastruktur entwickelt worden.

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Anleihen Finder: Was wird bislang alles über Ihr Handelssystem gehandelt werden?

Dieter Falke: Das sind die Instrumente von Eurex und Xetra, also Futures und Kassa-Aktien. Ausweiten wollen wir das auf zusätzliche Assetklassen, wie Optionen, Devisen, ETFs.

Anleihen Finder: Sie haben zuletzt augenzwinkernd gesagt, Sie machen eigentlich genau das Gegenteil von Investoren-Legende Warren Buffet – wie meinen Sie das?

„Halten nur kleine Positionen und diese auch nur sehr kurz“

Dieter Falke: Warren Buffett hält große Aktienpositionen sehr langfristig. Im Laufe der Zeit unterliegen diese Positionen aber großen Kursschwankungen. Wir handeln dagegen genau am anderen Ende möglicher Positionsgrößen und Haltedauern: eben nur kleine Positionen und diese auch nur sehr kurz, um die Risiken jedes Geschäftes zu minimieren. Je kleiner die Position und je kürzer die Haltedauer, umso geringer sind ja das Preisänderungsrisiko und das Verlustpotenzial. Damit kann man im Prinzip nun auch kein Geld verdienen – aber deshalb unsere Technik, das Geld mit einer sehr großen Anzahl von solchen risikoarmen Trades zu machen und das auch für sehr zahlreiche Finanzinstrumente.

Anleihen Finder: Sie sind in ein Börsen-Dienstleister. Könn(t)en Sie Ihre Technologie auch in andere Bereiche/Branchen übertragen?

Dieter Falke: Wir haben uns mit der Infrastruktur eine sehr hohe Datenverarbeitungskompetenz aufgebaut. Ein Energiekonzern ist auf uns zugekommen, der die Infrastruktur für die Speicherung und Verarbeitung von weltweiten Energiedaten nutzen möchte – was also ein Verleasen allein der Big-Data-Datenmanagement-Infrastruktur bedeuten würde, ein reines Gebührengeschäft. Wir können uns auch vorstellen, uns als Indexprovider lizensieren zu lassen und dafür entsprechende Gebühren von Asset-Managern zu erhalten. Neben dem Handel ist eine Nutzung der Infrastruktur für die Verarbeitung von anderen großen Datenmengen möglich.

Anleihen Finder: Wie drückt sich Ihr Geschäftsmodell in den operativen Kennzahlen (Umsatz, EBITDA, Gewinn, Eigenkapital) des Unternehmens aus?

Dieter Falke: Wie gesagt haben wir uns in den vergangenen beiden Jahren voll und ganz darauf konzentriert, eine auch im weltweiten Vergleich technisch auf Höchstniveau stehende Handelsinfrastruktur zu entwickeln und auf diesem Ultra-Low-Latency-Niveau handeln zu können. Vorher haben wir im langsameren Millisekunden-Niveau gehandelt, aber bei gleichzeitig hohen Investitionen in Hard- und Software wie Strategieentwicklungen noch entsprechende Kosten- und Erlösstrukturen erzeugt. Insofern waren wir zuletzt nur in zu geringem Umfang operativ tätig, um hier groß profitiert zu haben. Für uns wird das Jahr 2021 der Start auf diesem Niveau. Die für die Zukunft relevanten Umsatzerlöse und Wachstumszahlen können wir allerdings aus extrem präzisen Simulationsergebnissen im Nanosekunden-Geschwindigkeitsbereich ableiten.

„Haben die Gesellschafterdarlehen über nominal 3,4 Mio. Euro im Rang hinter die Anleihegläubiger zurückgestellt“

Zum Eigenkapital: Meine Mitgesellschafter und ich haben den Auf- und Ausbau der Gesellschaft mit hohen Investitionen in den vergangenen Jahren mit Eigenkapital wie auch Gesellschafterdarlehen finanziert. Bankdarlehen haben wir nicht genutzt. Und für die Auflage und Platzierung der Anleihe haben wir die Gesellschafterdarlehen über nominal 3,4 Millionen Euro im Rang hinter die Anleihegläubiger zurückgestellt, als eigenkapitalersetzende Darlehen eingestuft und auch die Fälligkeit dieser Darlehen hinter die Fälligkeit beziehungsweise Rückzahlung der Anleihe gestellt. Wie im Wertpapierinformationsblatt (WIB) aufgeführt, betragen die wirtschaftlichen Eigenmittel aus Eigenkapital und Gesellschafterdarlehen per Ende 2019 64,5 Prozent und stellen so einen statistischen Verschuldungsgrad von 54,83 Prozent dar.

Anleihen Finder: Sie haben nun Ihre erste Anleihe (Volumen bis zu 8 Mio. Euro) aufgelegt. Wofür benötigen Sie das Geld konkret und warum haben Sie sich für dieses Finanzierungsinstrument entschieden?

Dieter Falke: Die Erlöse aus der Platzierung der Anleihe werden im Wesentlichen zur Ausdehnung des Handels verwendet. Dazu gehören die Aufnahme zusätzlicher Wertpapiere, ein Ausbau der Handelsstrategien und des Risikomanagements sowie der Anschluss zusätzlicher Börsen. Wir haben Rechnerkapazitäten aufgebaut, mit denen wir beim Ausrollen an zusätzliche Börsenplätze weltweit zu den Top-Drei-Prozent zählen würden.

Die Mittelstandsanleihe mit maximalem Ausgabevolumen von acht Millionen Euro ist ein erster Schritt, der deutliche Geschwindigkeitsvorteile gegenüber Anleihen mit höherem Volumen bietet. Auch können wir mit einem Betrag von bis zu acht Millionen unseren Handel schon sehr deutlich ausweiten. Weitere Wachstumsschritte könnten dann wieder mit einer, auch höhervolumigen Anleihe oder einem Börsengang finanziert werden. Aber das liegt noch in der Zukunft, konkrete Pläne bestehen nicht.

Anleihen Finder: Die Anleihe kann über die Börse Frankfurt oder über den Marktplatz von Hinkel & Cie. Vermögensverwaltung transaktionskostenfrei gezeichnet werden. Wen sprechen Sie mit der Anleihe in erster Linie an? Welche Sicherheiten können Sie Ihren Anlegern anbieten?

Dieter Falke: Wir sprechen zunächst Privatanleger an, die mit Zeichnung dieser Anleihe an unseren Digitalisierungserfolgen teilhaben möchten. Darüber hinaus auch Family Offices, Wealth Management Kunden. Für größere institutionelle Kunden ist das maximalen Anleihevolumen von acht Millionen Euro eher zu gering, obwohl wir angesichts unserer Höchsttechnik auch einiges Interesse seitens institutioneller Investoren vernommen haben.

Anleihen Finder: Wo liegen die größten Risiken/Chancen in Ihrem Geschäftsmodell? Woran können sich potenzielle Anleger orientieren?

„Das Wachstumspotenzial ist sehr groß, da wir mit der ´Big-Data-Infrastruktur´zusätzliche Finanzinstrumente und weitere Assetklassen handeln können“

Dieter Falke: Wir können mit unserer Infrastruktur große Datenmengen verarbeiten und mit sehr vielen Finanzinstrumenten gleichzeitig sehr schnell handeln. Das bedeutet Datenverarbeitung in Nanosekunden und Abschluss der Transaktionen in Mikrosekunden. Das Wachstumspotenzial ist sehr groß, da wir mit der „Big-Data-Infrastruktur“ zusätzliche Finanzinstrumente und weitere Assetklassen handeln können. Wir handeln derzeit nur auf Xetra und der Eurex, können aber auch Optionen oder Devisen handeln. Wir sind in verschiedenen Märkten und Finanzinstrumenten aktiv und haben immer nur eine sehr kurze Haltedauer. Außerdem simulieren wir unsere Strategien insbesondere auch in Stresssituationen, bevor sie aktiv eingesetzt werden. Das alles senkt das operative Risiko erheblich. Börsencrashs sind auch eher positiv für uns, weil die damit verbundenen hochschnellenden Handelsumsätze auch eine Steigerung unserer Umsätze erlauben.

Die Chancen liegen in dem ganz besonderen Skalierungs- und Wachstumspotenzial, das wir mit den Investitionen in unserer Infrastruktur geschaffen haben. Wir können die Anzahl gehandelter Finanzinstrumente erhöhen, zusätzliche Anlageklassen und zusätzliche Börsen in allen Zeitzonen anschließen und das eingesetzte Kapital bis zu 24 Stunden rund um die Uhr arbeiten lassen.

Anleihen Finder: Welche mittelfristigen Ziele verfolgen Sie generell mit der Quant.Capital-Gruppe, zu der ja auch die Schwestergesellschaft Quant.Capital Management GmbH gehört?

Dieter Falke: In beiden Unternehmen ist es unser Ziel, das jeweils mit den digitalen Infrastrukturen geschaffene Wachstumspotenzial in sorgfältiger, aber sehr systematischer Weise auszubauen und zu realisieren. Für die Schwestergesellschaft Quant.Capital Management GmbH, die sich auf Kerndienstleistungen rund um das Risiko-Management fokussiert hat, sehen wir insbesondere in dem institutionellen Marktsegment von Mandatsgrößen zwischen 25 und 500 Millionen Euro die Chance auf breiteres Wachstum und potenziell die Chance, eine marktführende Rolle einnehmen zu können. Angesichts der niedrigen Zinsniveaus und der zunehmenden Verschuldungen in der Welt werden unseres Erachtens nach die Risiken an den Kapitalmärkten in Zukunft deutlich steigen, der Bedarf für Risikomanagement zunehmen.

Für die QCKG möchten wir systematisch den Handel ausweiten und wie beschrieben organisch wachsen.

Anleihen Finder: Abschließend:Warum ist Ihre „Fintec-Anleihe“ ein spannendes und lohnendes Investment?

„Es gibt unseres Wissens nach keine vergleichbaren Anleihen“

Dieter Falke: Eigentlich müsste man es ja High-Fintec nennen. Die Anleihe bietet die Teilhabe an einem sehr risikoaversen Geschäftsmodell mit stabilen Erlösen und hohem Wachstumspotenzial. Da es unseres Wissens nach keine vergleichbare Anleihen gibt, können Anleger mit der Zeichnung unserer Anleihe auch ihr Portfolio verbreitern und das eigene Portfoliorisiko damit weiter diversifizieren. Und ja, da wir auch einen attraktiven Zins im Zuge unserer Aufbau- und Wachstumsstrategie bei weitestgehender Risikominimierung im Tagesgeschäft anbieten, halten wir in Summe unsere Anleihe für ein ertragsstarkes und interessantes Fintec-Investment.

Anleihen Finder: Herr Dr. Falke, besten Dank für Ihre Ausführungen.

Anleihen Finder Redaktion.

Titelfoto: pixabay.com

Portraifoto: Dr. Dieter Falke, Quant.Capital GmbH & Co. KG

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