„Vorsicht“: Zwielichtige Kaufangebote für R-Logitech- und Metalcorp-Anleihen
Aktuell kursieren wieder einmal zwielichtige Kaufangebote am KMU-Anleihen-Markt, diesmal möchte ein gewisser Herr Moritz Müller, London, die Unternehmensanleihe der R-Logitech S.A.M und der Metalcorp Group S.A. jeweils zu 80% erwerben.
Stellungnahme der Unternehmen
Beide Unternehmen reagierten nunmehr auf ihren Webseiten mit einer Stellungnahme zu den am 10. Januar im Bundesanzeiger erschienenen Kaufangeboten für die 8,50%-Anleihe 2018/2023 der R-LOGITECH S.A.M. (ISIN: DE000A19WVN8) als auch die 7,00%-Anleihe 2017/22 der Metalcorp Group S.A. (ISIN: DE000A19MDV0) und weisen dabei ausdrücklich daraufhin, dass sie in keinerlei Verbindung zu dem Anbieter Herrn Müller stehen. Die Gläubiger seien demnach in keinster Weise verpflichtet, auf das Angebot von Herrn Müller zu reagieren oder es anzunehmen.
Hinweis: Sowohl Metalcorp als auch R-Logitech, beide Unternehmen gehören zur Monaco Resources Group, haben nach eigenen Angaben das Geschäftsjahr 2019 erfolgreich abgeschlossen und werden bis Mitte Februar 2020 vorläufige Zahlen veröffentlichen.
Schon wieder ein Herr Müller!?
Besagter Herr Müller bietet den Anleiheinhabern beider Bonds an, ihre Schuldverschreibungen zu einem Preis von 800 Euro pro 1.000 Euro Nominale zu erwerben, also deutlich unter dem Kurspreis. Die Offerte geht jeweils über ein Gesamtvolumen von 10 Mio. Euro.
Der Fall erinnert an einen gewissen Investor namens Karl Müller, der vor zwei Jahren ebenfalls mit dubiosen Angeboten versuchte, Anleihen weit unter dem Kurspreis zu erwerben und Anlegern das Vertrauen zu entziehen.
Lesen Sie dazu: „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ – Anleihen-Kaufangebote deutlich unter Marktpreisen
KFM-Analysten hinterfragen dubiose Angebote
Auch die Analysten der KFM Deutsche Mittelstand AG hinterfragen das Kaufangebot von Herrn Moritz Müller (14 Eaton Place, SW1X 8AE London / E-Mail: mz.mueller@outlook.com) kritisch und vermuten dahinter, dass
1. diese Offerte unbedarfte Anleger so stark verunsichern könnte, dass diese spontan Ihre Wertpapiere an den Börsen veräußern. Dies würde die Kursverluste und die erhöhten Börsenumsätze bei den oben genannten Wertpapieren erklären.
2. Herr Moritz Müller offensichtlich das Ziel verfolgt, die Wertpapiere so preiswert wie möglich zu erwerben. Hierzu werden alle sprachlichen Möglichkeiten genutzt, um den Anlegern zu suggerieren, dass Kurse um die 80% ein attraktiver Verkaufskurs sind. Dabei nimmt Herr Mueller in Kauf, dass Anleger sich durch die Veröffentlichung im Bundesanzeiger so verunsichern lassen, dass unbedachte Spontanhandlungen erfolgen. Dies findet auch seinen Ausdruck in dem kurzen Zeitraum seines Angebotes.
3. eine Beratung durch die depotführende Bank bei etwaigen Fragen zu der Übernahmeofferte nicht erfolgen kann. Auf Grund der Regulierung wird bei den meisten Kreditinstituten auf die Beratung von Einzeltiteln verzichtet.
Die Analysten raten, solche Angebote immer gründlich und gewissenhaft zu prüfen. Keinesfalls sollte sich ein Anleger durch eine solche Offerte verunsichern und psychologisch unter Druck setzen lassen. Aufgrund der relativ geringen Marktbreite und -tiefe bei Mittelstandsanleihen ist die theoretische Gefahr manipulativer Eingriffe in die Kursbildung deutlich erhöht. Ein Anleger, der sich auf solche Angebote ungeprüft einlässt, riskiert Kursverluste.
Anleihen Finder Redaktion.
Foto: pixabay.com
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Dubiose Anleihe-Kaufangebote: „Der Versuch auf Dummenfang zu gehen“
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