Schwere Wetter für Solarfirmen

Freitag, 2. März 2012

Solarfirmen leiden unter Planungsunsicherheit. Die Krise schlägt sich in den niedrigen Kursen der Mittelstandsanleihen nieder.

Ein großes Problem der deutschen Solarbranche ist, dass immer noch keine verlässlichen Gesetze zur Kürzung der Solarförderung vorliegen. Auf der anderen Seite gewinnen Investoren – je länger das Hin und Her in Berlin dauert – immer mehr den Eindruck, dass mit Solarprodukten von deutschen, mittelständischen Firmen keine Rendite zu machen ist. Das wirkt sich auch negativ auf den jungen Markt der Mittelstandsanleihen aus. Denn der Anteil der Firmen aus der Branche der Erneuerbaren Energien, die Mittelstandsanleihen begeben haben, ist groß.

Regierungskoalition verbreitet Unsicherheit

Niemand möchte in diesen Tagen mit den CEOs und CFOs von mittelständischen Solarfirmen tauschen. Denn noch immer gibt es bei der Kürzung der Solarförderung keine Klarheit. Es stand bis zum Ende der neunten Kalenderwoche (Stand 02.03.2012) immer noch nicht fest, ab welchem Stichtag – ob vom 9. März oder vom 1. April an – die Kürzungen gelten. Das ist Gift für jede Unternehmensplanung. – Auch die Konditionen der weiteren, zukünftigen Kürzungen der staatlichen Förderung sind zu diesem Zeitpunkt nicht planbar. Die bürgerlich-liberale Regierungskoalition schafft es nicht, Vertrauen aufzubauen, sich zu einigen und festzulegen.
Immerhin steht schon fest, dass die Solarförderung um 20 bis knapp 30 Prozent gekürzt wird. Bei Solaranlagen auf Dächern soll die Einspeisevergütung von bisher 24,43 Cent auf 19,5 Cent je Kilowattstunde Strom sinken. Außerdem sollen nur noch maximal 90 Prozent des eingespeisten Stromes vergütet werden. Festgeschrieben werden die neuen Regeln im neuen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).
Der Protest der Branchenverbände und der betroffenen Firmen ist groß. Die Vorwürfe reichen von „Anfang vom Ende der Energiewende“ und „Todesstoß für die Solarbranche“. Sachlicher ist die  Kritik, dass durch die Kürzung der Förderung nicht genug Solaranlagen zugebaut werden könnten, um die Energiewende zu schaffen.

Offener Brief der Solarwatt AG an die Regierung

Die Solarwatt AG, die am Bondm eine Anleihe (WKN: A1EWPU, ISIN: DE000A1EWPU8) begeben hat, identifiziert die großen Energiekonzerne als Nutznießer der Solarkürzungen. In einem offenen Brief an die Berliner Abgeordneten äußern Solarwatt-Manager ihr Unverständnis und fordern mehr Zeit.
Solarwatt behauptet, dass es nicht stimme, dass die Solarförderung den Strom für den Endverbraucher teurer mache. Es würde aber zutreffen, dass der 3%-Anteil der kleineren, dezentralen Solaranlagen am Gesamtenergieverbrauch schon jetzt den großen Stromkonzernen zu schaffen machen würde. „Gewinner“ der Kürzungen seien also die Energieriesen und „asiatische Firmen“, die sich – gestützt durch staatliche Subventionen – aufmachten, den weltweiten Photovoltaik-Markt zu dominieren.
Die Solarwatt-Chefs erklären, dass sie ihre Kunden mit den Argumenten „Versorgungssicherheit, geringere Stromkosten und Selbstversorgung“ von der Solarenergie überzeugen möchten. Aber das brauche mehr Zeit.
Zudem müsste sich Solarwatt als Unternehmen noch „besser aufstellen“. Die Firma brauche auch dafür mehr Zeit, um technologische Innovationen bis zur Marktreife entwickeln zu können. Das Fördergeld aus dem EEG solle deshalb noch „2-3 Jahre“ überbrücken, fordert Solarwatt.

Eindeutige Reaktion der Investoren

Die Reaktion der Investoren auf die Probleme der Branche ist eindeutig. Die Kurse der Mittelstandsanleihen von Solarunternehmen fallen – spätestens seit Ende des Jahres, seitdem die Kürzung der Förderung bekannt wurde und Solar Millenium Insolvenz anmelden musste.
Beispiele für Solarfirmen mit Mittelstandsanleihen , die jetzt unter Druck geraten, sind Payom Solar (ISINDE000A1H3M96, WKN A1H3M9), Centrosolar (ISINDE000A1E85T1, WKNA1E85T) und eben Solarwatt (ISINDE000A1EWPU8 WKNA1EWPU).
Die Gefahr wird immer größer, dass das Vertrauen der Unternehmer und Kunden in die Solarwirtschaft und damit in die Erneuerbaren Energien nachhaltig erschüttert wird. Im schlimmsten Fall werden sich Investoren noch weiter zurückziehen und sich anderen Branchen zuwenden. 

Anleihen Finder Redaktion

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