Markt für Mittelstandsanleihen: „…und er läuft und er läuft und er läuft….“ – Kolumne von Florian Weber, SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank

Dienstag, 28. Mai 2013


Wie wird sich der Markt der Mittelstandsanleihen entwickeln? Lesen Sie Antworten von Florian Weber (Foto): „…und er läuft und er läuft und er läuft….“ Florian Weber ist Handelsvorstand der SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank AG und für die Emission und Marktseite für Mittelstandsanleihen sowie alle anderen Wertpapierklassen zuständig.

Dieser ehemalige Slogan eines deutschen Automobilherstellers kann derzeit auch für den deutschen Kapitalmarkt gelten. Bald täglich gab es zuletzt neue Rekordmeldungen von DAX und Dow. „Der Markt geht durch die Decke.“, so formulierte es euphorisch ein Händler, nachdem der DAX in den letzten noch nicht einmal 4 Wochen fast 900 Punkte zulegen und mit knapp 8.400 Punkten ein neues Alltime-High erklimmen konnte.

Wie immer in solchen Situationen tauchen schnell Mahner auf, die von einer ungesunden Entwicklung sprechen und das Ende des steilen Aufwärtstrends vorhersagen. Andere Auguren dagegen prognostizieren DAX-Stände von 14.000 Punkten innerhalb Jahresfrist. Bei Wahl zwischen Euphorie und Depression hilft oftmals nur ein sachlicher Blick auf die Realitäten:

Gut zwei Jahre lang  wurde immer wieder von einer unsicheren Wirtschaftslage gesprochen, die mit jeder – tatsächlichen oder herbeigeredeten – Krise in eine weltweite Rezession münden sollte. In diesem Zeitraum haben viele Experten zur Vorsicht bei Aktieninvestments geraten. Aktienquoten institutioneller Anleger wurden zumindest nicht wesentlich erhöht und verharrten auf niedrigem Niveau. Zu groß war die Angst vor einem Auseinanderbrechen der EU durch die – meist hausgemachten – Probleme Griechenlands und der anderen Problemländer, zu sehr bestand die Sorge davor, dass die Wirtschaft der USA nicht richtig ans Laufen käme.

Aber die Realität sah und sieht anders aus:

Die Gewinne der meisten Unternehmen liegen weiterhin auf attraktivem Niveau. Die Wirtschaftslage in den USA ist mindestens akzeptabel, in Deutschland sogar sehr gut, was sich nicht zuletzt im  Steueraufkommen bemerkbar macht. Ein Abfallen in Richtung Rezession ist nicht erkennbar, höchstens Abkühlungstendenzen auf allerdings hohem Niveau.

Die Notenbanken haben zur Wirtschaftsbelebung eine Politik des billigen Geldes gefahren. Zunächst über Zinssenkungen, dann über kurzfristige Liquiditätshilfen und zuletzt Aufkauf von Wertpapieren wurde dem Markt, allen vorweg den kriselnden Banken, günstig Geld gewährt. Ein Teil floss in die Wirtschaft der Länder, um über billige Kredite die Investitionstätigkeit anzuregen, ein anderer Teil aber eben auch in die Börsen.  Der Mechanismus einer Liquiditätshausse ist einfach: niedrige Zinsen treiben Anleger in Alternativanlagen, die sich mit etablierten Aktienwerten bei guter Dividendenrendite finden lassen. Dabei ist die früher gültige Regel – gute Rentenmärkte sind schlechte Aktienmärkte (und umgekehrt) – bereits seit geraumer Zeit außer Kraft gesetzt, in trauter Eintracht stiegen Aktien- und Rentenmärkte zuletzt auf Rekordniveaus.

Mittelstandsemissionen weiterhin gefragt

Von dieser Situation profitieren auch mittelständische Emittenten. Wären ihre Emissionen früher vom Markt nicht angenommen worden, da sie in Volumen und Rating meist niedriger sind als große, etablierte Emittenten, sind sie heute eine willkommene renditeträchtige Anlage. So mancher Investor ist bereit, ein aus seiner früheren Sicht höheres Risiko in Kauf zu nehmen, um noch attraktive Renditen zu erzielen. Dies nutzen auch weiterhin Mittelstandsemittenten für ihre Zwecke und die Emissionspipeline ist bis zu den Sommerferien und auch bereits für den Herbst gut gefüllt. Hier beginnt jetzt der Wettbewerb der Emittenten um die Anlegergelder zuzunehmen, was für die Qualität des Marktes nur von Vorteil sein kann. Aber auch die Emissionsbegleiter müssen aufpassen, dass sie nicht jeden Emittenten an den Markt begleiten, nur weil die Nachfrage auf Investorenseite gerade vorhanden ist. Selbst wenn es Markennamen sind: Anleihen von Unternehmen mit Restrukturierungscharakter, bei denen der Fortbestand der Gesellschaft bis zur ersten Kuponzahlung schon kritisch hinterfragt werden darf, haben am Markt nichts zu suchen. Kapital ist eine Diva – daher gilt es, den Mittelstandsmarkt für Emittenten und Investoren attraktiv zu halten.

Aussichten bleiben positiv

Große Herausforderung für die Notenbanken wird sein, einen sanften Übergang von der derzeitigen Niedrigzinspolitik in eine zukünftige Normalisierung zu finden, ohne für Marktverwerfungen zu sorgen. Dies wird aus meiner Sicht gelingen, selbst wenn es kurzfristige Ausschläge geben dürfte. Mittelstandsanleihen selber sind mit einer vergleichsweise hohen Verzinsung ausgestattet, dass sie bei Laufzeiten von 5 Jahren – normale Anhebungsschritte unterstellt- keinem großen Zinsänderungsrisiko ausgesetzt sind.

Um bei dem Anfangsslogan zu bleiben…“ und er läuft, und er läuft und er läuft!“…das wird sich wohl eine ganze Zeit lang noch nicht ändern – selbst wenn ein Motor zwischendurch einmal kurzfristig ins Stottern geraten sollte …

Florian Weber

Kurzvita von Florian Weber

Florian Weber ist Handelsvorstand bei der SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank AG und für die Emission und Marktseite für Mittelstandsanleihen und alle andere Wertpapierklassen zuständig.

Nach seiner Ausbildung und anschließender Handelstätigkeit im Aktienhandel für die Deutsche Bank wechselte er 1996 zur SCHNIGGE AG, deren Handelsvorstand er seit 2003 ist.

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