Torben Brunckhorst, MT-Energie: „Unternehmen müssen technologisch breit aufgestellt sein“

Mittwoch, 17. April 2013

Im März 2012 hatte die MT-Energie GmbH über einen Personalabbau und eine gesunkene Nachfrage nach neuen Biogasanlagen berichtet. Der Kurs der MT-Energie-Unternehmensanleihe war daraufhin dramatisch abgesackt. Inzwischen hat er sich weitgehend wieder erholt, auch nachdem der Biogasanlagenbauer die Zinsen für seine Anleihe pünktlich überwiesen hatte.

Die Anleihen Finder Redaktion sprach mit Torben Brunckhorst, dem geschäftsführenden Gesellschafter der MT-Energie, über die zukünftige Strategie des Unternehmens und den deutschen Markt für Biogas.


Anleihen Finder: Die MT-Energie kämpft mit schlechteren Zahlen und dem Rückgang der Nachfrage nach Biogas-Anlagen. Warum ist die Nachfrage zurückgegangen und wie genau hat das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) dazu beigetragen?

Torben Brunckhorst: Der Nachfragerückgang auf dem deutschen Markt hat verschiedene Ursachen. Zunächst einmal zeigt sich mittlerweile eine gewisse Reife des Marktes. Nach dem starken Zubau von neuen Biogasanlagen in den Jahren 2010 und 2011 gibt es in Deutschland heute über 7.500 Anlagen. Angesichts der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Flächen und der in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Pachtpreise zeigen sich natürliche Grenzen des Wachstums. Ein weiterer Grund ist sicherlich in den deutlich gestiegenen Preisen für landwirtschaftliche Produkte wie Getreide zu sehen. Nicht zuletzt wurde die Einspeisevergütung für Strom aus Biogasanlagen mit dem EEG 2012 tendenziell zurückgefahren. Erhoffte positive Impulse, wie die explizite Förderung von Kleinanlagen auf Güllebasis mit einer Leistung von 75 kW, brachten hingegen nicht den gewünschten Erfolg. Auf Grund der sehr hohen spezifischen Baukosten pro Kilowattstunde sind die Kleinanlagen nur in sehr geringer Stückzahl realisiert worden.

Anleihen Finder: Jeder Markt hat seine Besonderheiten, Stärken und Schwächen. Worauf muss man grundsätzlich bei Investitionen in Biogas achten?

Torben Brunckhorst: Bei Herstellern von Biogasanlagen sollte man aus unserer Sicht insbesondere darauf achten, dass das Unternehmen einerseits technologisch breit aufgestellt ist. Für MT-Energie kann ich sagen, dass wir das gesamte Portfolio der Biogastechnologie anbieten. Hinzu kommt natürlich, auch regional gut zu diversifizieren. Wer sich im Anlagenbau heute noch nur auf den deutschen Markt konzentriert, wird es aus den genannten Gründen schwer haben. Mit einem Auslandsanteil in Höhe von etwa 50 Prozent ist MT-Energie bereits heute in 10 Ländern engagiert und will sein Auslandsgeschäft weiter fokussiert ausbauen. Zudem ist die Flexibilität ein entscheidendes Erfolgskriterium. Die entscheidende Frage ist, wie gut es das Unternehmen schafft, auf sich schnell verändernde Marktbedingungen zu reagieren.

Anleihen Finder: Zum Punkt der gestiegenen Preise für landwirtschaftliche Produkte. Welche Stoffe werden für die Anlagen der MT-Energie vorwiegend als Substrat verwendet? Gibt es Unterschiede im Preis von z. B. eigens für die Biogasproduktion angebaute Pflanzen oder aber bei der Verwendung von pflanzlichem „Abfall“?

Torben Brunckhorst: Die Substratauswahl für Biogasanlagen ist in den vergangenen Jahren deutlich flexibler geworden. Überwiegend werden nachwachsende Rohstoffe wie Mais- oder Grassilage eingesetzt. Ein starker Trend zeigt sich darüber hinaus hin zur Zuckerrübe, die ein hohes energetisches Potenzial besitzt und an vielen landwirtschaftlichen Standorten mittlerweile eine interessante Alternative zum Mais darstellt. MT-Energie hat sich technisch auf die Besonderheiten der Verarbeitung von Zuckerrüben eingestellt. Darüber hinaus werden zunehmend auch organische Reststoffe aus der tierischen Veredelung, also beispielsweise Rinder und Schweinegülle oder Putenmist, in Biogasanlagen eingesetzt.

 Anleihen Finder: Das weitere Wachstum der MT-Energie soll nun vornehmlich in den internationalen Märkten stattfinden. Warum sind dort die Marktbedingungen günstiger?

Torben Brunckhorst: Beim Thema Biogas ist Deutschland der mit Abstand am weitesten entwickelte Markt. In den meisten internationalen Märkten ist die professionelle wirtschaftliche Produktion und Nutzung von Biogas noch weitgehend unbekannt. Insbesondere in den Flächenländern gibt es weltweit ein riesiges Potenzial für die effiziente Nutzung der Biogastechnologie. Zum einen betrifft dies landwirtschaftliche Flächen bzw. zurzeit nicht genutzte Flächen. Zum anderen gibt es sehr große Ressourcen an organischen Abfallstoffen aus der Landwirtschaft, aber auch zum Beispiel aus der Lebensmittelindustrie. In vielen Ländern sind die Bedingungen für die Nutzung dieser Abfallstoffe wesentlich günstiger als in Deutschland.

 Anleihen Finder: Wie sieht Ihre zukünftige Strategie für Deutschland aus?

Torben Brunckhorst: Wir gehen davon aus, dass in den nächsten Jahren jährlich etwa noch 200 Biogasanlagen gebaut werden. Vor diesem Hintergrund wird der Neubau von Biogasanlagen zukünftig insbesondere in den internationalen Märkten stattfinden. Gleichwohl bietet der deutsche Markt mit seinem Bestand von über 7.500 Anlagen ein sehr großes Potenzial für den technischen und prozessbiologischen Service. MT-Energie arbeitet seit Jahren intensiv und mit großem Erfolg am Ausbau dieses Geschäftszweiges. Das ist für uns ein schönes weil planbares und stetiges Geschäft. Zudem bietet das Repowering, also die Modernisierung bzw. Erweiterung von Biogasanlagen, vielfältige Möglichkeiten. Hier stehen wir erst am Anfang der Entwicklung, da viele Biogasanlagen noch recht jung sind.

Anleihen Finder: Vielen Dank!

Anleihen Finder Redaktion

Foto: MT-Energie GmbH

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