Mittelstandsanleihen in 2013: Turbulentes Jahr mit frostigem Ausklang

Mittwoch, 18. Dezember 2013


Um die 45 Unternehmensanleihen aus dem Mittelstand sind in 2013 neu an den Markt gekommen, in etwa so viele wie im Vorjahr. Dabei hatte es in den heißen Emissionsmonaten Juni und Juli noch so ausgesehen, als würde 2013 „das“ Jahr der Mittelstandsanleihen werden. Dann jedoch verhagelten die vielen Insolvenzen im Segment das Investitionsklima und sorgten dafür, dass mehrere geplante Neuemissionen auf Eis gelegt wurden.

Inklusive der hkw Personalkonzepte GmbH, der 3W Power Holdings S.A. und der S.A.G. Solarstrom AG sind in 2013 insgesamt 8 Mittelstandsemittenten in die Insolvenz gerutscht – doppelt so viele wie in 2012.

Aktuell schaut der Markt zudem besorgt auf die RENA GmbH. Nachdem das Umwelttechnologie-Unternehmen ein negatives EBITDA-Ergebnis von minus EUR 5,5 Mio. im dritten Quartal melden musste, stufte die Ratingagentur Euler Hermes das Unternehmensrating der RENA GmbH von “BB-” auf “B, Ausblick negativ” herab.

Ratingagenturen in der Kritik

Doch auch für die Ratingagenturen selbst hielt das Jahr 2013 einige Klippen bereit. Angesichts der vielen Ausfälle kritisierten Marktteilnehmer zunehmend die zu guten Ratings von Creditreform und Co. So hatten allein 5 der 8 in 2013 ausgefallenen Emittenten ein Investment Grade Rating von BBB- oder besser zum Zeitpunkt der Emission.

Auch Dirk Elberskirch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Börse Düsseldorf, sieht hier Verbesserungsbedarf: „Wenn man auf die Ratings blickt, hätte man in 5 Jahren mit einer Ausfallquote von 9 Prozent rechnen müssen. Erreicht wurde dies jetzt schon bei der Hälfte der Laufzeit, also deutlich zu früh. Die Häufung der Fälle macht die Investoren selbstverständlich sehr sensibel. Zudem haben wir eine breite Diskussion über die Qualität sowie die Art und Weise der Ratings. Es hat sich herausgestellt,  dass die Ratings nicht unbedingt das liefern, was man sich eigentlich erhoffen würde. Wir führen eine Diskussion mit unserem Beirat, wie wir z.B. Folgepflichten sinnvoll verschärfen könnten. Investoren sollten sich noch zeitnaher ein Bild machen können.“

Entry Standard setzt sich durch

Bei den Börsensegmenten hat sich der Entry Standard für Anleihen der Deutschen Börse AG in 2013 endgültig als „Place to go“ für Mittelstandsemittenten etabliert und die Konkurrenz aus Stuttgart und Düsseldorf deutlich hinter sich gelassen. Alexander von Preysing, Issuer & Primary Market Relations der Deutschen Börse AG: „In 2013 sind 27 Anleihen in den Entry Standard aufgenommen worden. Das gesamte platzierte Emissionsvolumen liegt damit jetzt bei rund EUR 2 Mrd. Es freut uns als Marktplatzbetreiber, dass junge Unternehmen genauso wie etablierte Mittelständler von der Chance Gebrauch machen, über die Börse Frankfurt eine breite Investorenbasis anzusprechen.“ Von den aktuellen Defaults im Segment lässt sich von Preysing nicht schrecken: „Gerade Privatanleger sollten sich immer vor Augen halten, dass ein Kupon von durchschnittlich 7,4 Prozent mit einem entsprechenden Risiko verbunden ist.“

Zahl der Anleihen-Fonds aus dem Mittelstand nimmt zu

Als weitere Entwicklung in 2013 haben – wie sich bereits in 2012 abzeichnete –  Fondsprodukte aus dem Bereich der Mittelstandsanleihen weiter an Bedeutung gewonnen. Neben dem bereits im Markt tätigen Düsseldorfer Vermögensverwalter ARTUS ASSET MANAGEMENT AG und der Johannes Führ Asset Management GmbH, Frankfurt, hat auch die KFM Deutsche Mittelstand AG einen Fonds (WKN: A1W5T2) entwickelt, über den Anleger in den Erfolg familiengeführter mittelständischer Unternehmen investieren können. Ein ähnliches Fondsprodukt entwickelte die Steubing AG mit ihrem „Steubing German Mittelstand Fund I“.


Die Entwicklung des Marktes für Mittelstandsanleihen – der Boom im Sommer und die Verunsicherung zum Jahresende – zeigt sich auch deutlich im Chart des MiBoX®. Derzeit steht der Micro Bond IndeX nur noch bei unter 96 Punkten.

 

 

Ausblick: Marktexperten bleiben gelassen

Trotz des mäßigen Jahresausklangs  ist Dirk Elberskirch für 2014 optimistisch: „Wenn die Projekte, die in diesem Jahr auf das nächste Jahr verschoben wurden, kommen sollten, gehe ich davon aus, dass der Markt auch im neuen Jahr wieder startet“, so der Chef der Börse Düsseldorf. „Alle erwarten in Zukunft eine nicht einfacher werdende Kreditfinanzierung über Banken. So werden bonitätsstarke Mittelständler eher zu Schuldscheindarlehen greifen, um von Banken unabhängiger zu werden. Es gibt die Tendenz der Unternehmen, sich auf der Finanzierungsseite breiter aufstellen.“

Alexander von Preysing von der Deutschen Börse AG schließt sich dieser Meinung an: „Die Nachfrage nach Fremdkapitalfinanzierung über die Börse ist weiter hoch, daher erwarten wir auch 2014 eine rege Emissionstätigkeit im Entry Standard, vorausgesetzt die makroökonomischen Rahmenbedingungen, insbesondere das niedrige Niveau der Leitzinsen, bleiben ähnlich attraktiv wie im Jahr 2013.“

Das Team von Anleihen Finder freut sich in jedem Fall auf das, was das dynamisch wachsende Marktsegment im neuen Jahr für uns bereit hält und hofft, Sie weiter als Leser und Geschäftspartner auf unseren Seiten begrüßen zu können.

Anleihen Finder Redaktion

Foto: Lupo_pixelio.de

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