Wienerberger wehrt sich gegen Kritik am Pipelife-Kauf

Donnerstag, 1. März 2012

Moody´s prüft eine Herabstufung des österreichischen Ziegelherstellers. 

Die Manager der Wienerberger AG stehen nach der Übernahme des Kunststoffrohrunternehmens Pipelife bei Analysten in der Kritik. Moody`s urteilte, dass das Geld, das durch Pipelife hereinkomme, zu wenig sei. Die Geschäftsaussichten für 2012 seien „schwierig und unsicher“, so die Ratingagentur.

Das Ausfallsrisiko wird von Moody´s mit „Ba1“ bewertet. Moody`s überprüft zurzeit das Rating der Wienerberger AG, die zwei Mittelstandsanleihen (ISIN AT0000A0H999 und ISIN XS0731071055) begeben hat.

Barbara Braunöck, Head of Investor Relations bei der Wienerberger AG, stellt sich den Vorwürfen im Gespräch mit der Anleihen Finder Redaktion:

Anleihen Finder: Können Sie unseren Leser kurz erklären, wie die Finanzierung des Pipelife-Kaufes strukturiert ist? Einige Analysten behaupten, dass Abschreibungen bei Pipelife und größere „Working Capital Anforderungen“ die Übernahme teurer als gedacht machen würden.

Barbara Braunöck: Die Transaktion ist noch nicht abgeschlossen, da wir noch auf die Freigabe der zuständigen Kartellbehörde warten. Sobald diese erfolgt ist, wird die Finanzierung abhängig von den zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Cashflows aus den Liquiditätsreserven sowie den verfügbaren Kreditlinien erfolgen. Die Behauptung der Analysten ist für mich nicht nachvollziehbar. Wie auch in unserem Geschäft gibt es bei Pipelife einen saisonalen Working Capital Aufbau in der ersten Jahreshälfte und einen Abbau in der zweiten Jahreshälfte. Das bedeutet, dass sich zwar unterjährig die Nettoverschuldung entsprechend diesem WC Aufbau erhöht, aber am Jahresende ähnliche Zahlen wie 2011 zu erwarten sind. Abschreibungen kann ich gar nicht nachvollziehen – ich sehe hier kein Thema.

Anleihen Finder: Die Ratingagentur Moody’s soll nach Presseberichten alle Ratings von Wienerberger überprüfen. Wie schätzen Sie die Beurteilung von Moody´s ein?

Barbara Braunöck: Die Beurteilung von Moodys möchte ich nicht kommentieren bzw vorwegnehmen, aber aus unserer Sicht möchte ich folgendes ergänzen: sollte uns Moodys um einen Notch nach unten setzen, würden sie nur mit S&P gleichziehen, die uns schon im letzten Jahr eine Stufe nach unten gesetzt haben. Da wir als Wienerberger für 2012 derzeit nur eine sehr eingeschränkte Visibilität auf 2 unserer wichtigen Regionen  haben – Osteuropa und die USA – haben wir noch keine Prognose für 2012 gewagt. Aber ungeachtet aller Einschätzungen und Prognosen wollen wir unseren erfolgreichen Weg von 2011 fortsetzen. Letztes Jahr ist es uns durch unsere marktorientierte Ausrichtung mit unseren hochwertigen Produkten gelungen, uns besser als der Markt zu behaupten und in einem schwierigen Marktumfeld die Ergebnisse deutlich zu steigern und damit in die Gewinnzone zurückzukehren. Und diesen Weg werden wir auch 2012 weiter fortsetzen.

Anleihen Finder: UBS-Analysten sprechen davon, dass die Übernahme von Pipelife „eine strategische Transformation von Wienerberger“ sei. Inwiefern trifft das zu? Barbara Braunöck: Ich würde nicht von einer strategischen Transformation sprechen, da Pipelife Bestandteil der Wienerberger Geschichte ist. Wir haben Pipelife vor mehr als 20 Jahren gemeinsam mit unserem Partner Solvay gegründet und seither stetig weiterentwickelt hin zu einem der führenden Anbieter von Kunststoffrohrsystemen in Europa. Durch die Integration von Pipelife können wir unsere Abhängigkeit vom konjunktursensibleren Wohnungsneubau reduzieren und die gesamte Gruppe auf eine breitere Basis stellen, da wir für die Gruppe die Abhängigkeit vom Wohnungsneubau von 70% auf 60% am Umsatz gemessen reduzieren können Diese Transaktion ist unmittelbar wertschaffend für unsere Aktionäre und das Rohrgeschäft erwirtschaftet attraktive Renditen auf das eingesetzte Kapital.

Anleihen Finder: Inwiefern plant Wienerberger weitere Übernahmen von Unternehmen, die Synergieeffekte und Wachstums-Chancen bieten könnten?

Barbara Braunöck: Es sind keine Übernahmen geplant, da finanzielle Disziplin und striktes Kostenmanagement oberste Priorität haben. Aber wir werden auch zukünftig im Rahmen der verfügbaren Cashflows kleinere Projekte, wenn sie wertschaffend sind – d.h. einen Cashflow Return On Investment (CFROI) von mehr als 11,5% erwirtschaften können – umsetzen.

Anleihen Finder: Frau Braunöck, vielen Dank für das Gespräch.

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