Pauly Biskuit AG-Anleihe: Anleger befürchten Zinsausfall

Freitag, 17. Februar 2012

Mit der Zinszahlung im Verzug, Übernahme durch einen schweizerischen Investor gescheitert, Nachrichtensperre seitens des Unternehmens – die Anzeichen häufen sich, dass die Pauly Biskuits AG in ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. Besitzer der Pauly-Anleihe fürchten um ihr Geld. 

Wenn die Pauly Biskuit AG ihren Anleihe-Gläubigern nach dem 18. Februar 2012 noch immer keine Zinsen ausgezahlt haben sollte, können die Anleihen-Besitzer von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen.

„Anleger können ihr Sonderkündigungsrecht durch eine Kündigung per eingeschriebenen Brief, dem ein Eigentumsnachweis (z.B. eine Depotbestätigung) beigefügt ist, gegenüber der Pauly Biskuit AG geltend machen. Die Kündigung wird mit Zugang bei der Pauly Biskuit AG wirksam. Mit der Kündigung werden sämtliche Forderungen aus den Inhaber-Teilschuldverschreibungen, inklusive aufgelaufener Zinsen, sofort fällig“, erklärt Dr. Oliver Zander, Kapitalmarktrecht-Experte und Partner der Wirtschaftskanzlei Görg.

Die  Zinszahlung in Höhe von 7,5%  der am 18.01.2010 aufgelegten Anleihe (WKN: A1A6AJ, ISIN: DE000A1A6AJ1) war eigentlich am 18.01.2012 fällig. Von diesem Stichtag an hat das Unternehmen laut des von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) abgenommenen Verkaufsprospektes 30 Tage lang Zeit, die Zinsen zu überweisen – ansonsten können die Anleger kündigen.

Pauly Biskuit hatte Besitzer ihrer Anleihen darüber informiert, dass die Zinszahlungen noch nicht abgeschlossen seien. „Wir sind bemüht, die Zinszahlungen in den nächsten Wochen vorzunehmen“, heißt es in der E-Mail von Pauly Biskuits, die der Anleihen Finder Redaktion exklusiv vorliegt.

Schlechte Informationspolitik des Emittenten

Die schlechte Informationspolitik des Keks-Produzenten aus Dessau in Sachsen-Anhalt verunsichert die Anleger von Tag zu Tag mehr.  So wurden zum Beispiel alle Informationen zur Pauly-Anleihe von den Webseiten der Firma genommen. Auch die widersprüchlichen Informationen über einen möglichen Verkauf der Firma tragen nicht zu einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Emittentin und den Anlegern bei.

Man könnte sogar behaupten, dass die Kommunikation über den Firmenkauf irreführend war: Denn noch im Januar dieses Jahres informierte das Unternehmen, dass der schweizerische Finanzinvestor Sofica den größten Teil der Firmenanteile übernommen habe.  Aber auf Nachfrage der Anleihen Finder Redaktion teilte die Thomas Bienz Treuhand AG mit Sitz im schweizerischen Luzern mit, dass die Sofica Hoilding AG, die unter der gleichen Adresse wie die Thomas Bienz Treuhand AG firmiert, keine Beteiligungen bei Pauly plane.  „Nach eingehender Prüfung hat sich die Sofica Holding AG gegen ein Engagement bei der Pauly Biskuit AG entschieden“, teilte Fabian Haindl von der Thomas Bienz Treuhand der Anleihen Finder Redaktion mit.

Pauly: Kein Insolvenzantrag

Die rigide Nachrichtensperre des Unternehmens begünstigt Spekulationen über den schlimmsten Fall für die Anleger: die drohende Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens. Die Anleihen-Gläubiger würden in diesem Fall sicher einen Großteil Ihres Geldes verlieren. Pauly Biskuit räumt in der E-Mail an die Anleger ein, dass „aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung innerhalb der letzten Monate das Unternehmen unter Druck geraten und mit einem Liquiditätsengpass zu kämpfen hat.“  Ein Insolvenzantrag sei aber nicht gestellt worden, so die Pauly Biskuits AG.

Derweil erfuhr die Anleihen Finder Redaktion aus einem dem Unternehmen nahe stehenden Personenkreis, dass die Lieferanten der Pauly AG nur noch gegen Vorkasse Waren in die Fabrik bringen würden. Beobachter rechnen jetzt damit, dass das Unternehmen in den nächsten Tagen die Öffentlichkeit über seine wirtschaftliche Situation informieren werde.

Anleihen Finder Redaktion

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