Mittelstandsanleihen: Unternehmen müssen für mehr Transparenz sorgen

Freitag, 2. März 2012

Gibt es zu viele Ausfälle, wird der Markt sterben.

Die Neuemissionen von Scholz und Seidensticker machen Lust auf mehr. Marktbeobachter erwarten in den nächsten Wochen Neuemissionen von Mittelständlern mit bekannten Markennamen. Es scheint so, als hätten sich Mittelstandsanleihen als zusätzliche Finanzierungsquelle von mittelständischen Unternehmen etabliert. Das ist gut so, weil durch Basel III die Unternehmensfinanzierung durch Bankkredite sicher schwieriger werden wird.

Aber trotzdem werden die Mittelstandsanleihen scharf kritisiert. Marktkenner gewinnen den Eindruck, dass sie unter besonderer Beobachtung stehen. Man liest von „Junkbonds“ für  weniger Gutbetuchte oder „Klitschen-Anleihen“.

Abgesehen von der Polemik ist die kritische Haltung völlig berechtigt. Denn die mittelständischen Unternehmen, die in letzter Zeit Anleihen begeben haben, müssen sich erst noch bewähren. Sie müssen jahreslang für einen guten Cashflow sorgen, um ihren Gläubigern pünktlich Zinsen zahlen zu können bzw. am Ende der Laufzeit die komplette Investition zurückzahlen. Wie schwierig das sein wird, sieht man jetzt in der Solarbranche.

Zinsausfälle wie im Fall der Pauly Biskuit AG oder die Pleite von Solar Millenium unterhöhlen das Vertrauen in mittelständische Bonds. Viele Finanzberater schlagen ihren Kunden lieber Anleihen von größeren Firmen oder Konzernen aus klassischen Industriebereichen vor. Hochzins-Anleihen (High Yields) wie die Mittelstandsanleihen werden nur als kleine Depotbeimischung empfohlen.
Aber wie auf allen anderen Märkten wird sich auch auf dem Markt der Mittelstandsanleihen die Spreu vom Weizen trennen. Ja, es wird zu weiteren Zinsausfällen und zu Insolvenzen kommen, bei denen Anleger leer ausgehen werden. Das ist Teil des Spiels und das Risiko, für das hohe Zinsen gezahlt werden. Aber es kommt darauf an, dass die meisten mittelständischen Emittenten halten, was sie versprechen. Gibt es zu viele Ausfälle, wird der Markt sterben.

Jetzt wird es immer wichtiger, dass Investoren schnell und sicher die guten Bonds von den schlechten unterschieden können. Das geht nur mit mehr Transparenz. Die Unternehmen müssen sich den strengen Kontrollmechanismen der Börsen, Ratingagenturen und Wirtschaftsredaktionen beugen und regelmäßig valide Zahlen abliefern.

Hier können mittelständische Familienunternehmen noch Erfahrungen sammeln. Noch lassen sich Unternehmer nicht gerne in die Karten gucken.

Christoph Morisse

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