Banken wollen kein Designated Sponsoring für Mittelstandsanleihen anbieten

Montag, 23. Januar 2012

Börsen setzen auf ihre eigenen Liquidity Provider. Nur die equinet Bank bietet den Spezial-Service an.

Banken und Börsenmakler haben das Designated Sponsoring (DS) für Mittelstandsanleihen noch nicht für sich entdeckt. Bislang bietet nur die equinet Bank den Spezial-Service für Emittenten an. Generell soll DS für bessere Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten im Handel mit Mittelstandsanleihen sorgen. Der Designated Sponsor verspricht, die Liquidität bei zu wenig Handelsvolumen sicher zustellen.

Im Aktienhandel ist Designated Sponsoring (DS) längst etabliert und nichts besonderes. Anders bei Mittelstandsanleihen – hier will kaum jemand den Service anbieten. So haben die Deutsche Bank, die DZ Bank und die Hypovereinsbank nicht vor, DS für mittelständische Emittenten anzubieten. Die VEM Aktienbank lehnte die Teilnahme an der Umfrage von Anleihen Finder von vorneherein ab.

Eine klare Begründung für ihre ablehnende Haltung liefert die mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank: „Wir sind der Meinung, dass das Segment Mittelstand noch nicht so verbreitet ist und die Akzeptanz institutioneller Handelsteilnehmer noch nicht ausreichend vorhanden ist, um einen geregelten Handel zu garantieren“, erklärt Detlef Lübbe, Vorstand der mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG in Hamburg, im Gespräch mit der Anleihen Finder Redaktion. Die mwb fairtrade ist nach eigenen Angaben an den Börsen Hamburg und Hannover alleiniger Skontroführer für festverzinsliche Wertpapiere. Die Firma müsste also mit anderen Designated Sponsors um Kunden konkurrieren. Lübbe räumt aber ein, dass DS bei Emittenten und Investoren auf großen Zuspruch stoße, da dadurch ein geregelter Handel suggeriert werde, der im Krisenfall zum Glück noch nicht getestet worden sei.

Auch die Close Brothers Seydler Bank hält sich bei DS zurück. Die Bank sei zwar bereits mit der Deutschen Börse AG im Dialog. „Es sind allerdings von Seiten der Börse bisher noch keine finalen Entscheidungen über die offizielle Einrichtung bzw. Ausgestaltung getroffen worden. Wir gehen allerdings davon aus, dass wir bei der Begleitung von Mittelstandsanleihen auch bei dem Thema Designated Sponsoring für Mittelstandsanleihen zu gegebener Zeit eine wichtige Rolle einnehmen werden“, sagte Jennifer Hoffmann von der Close Brothers Seydler Bank.

Kein Trend zu mehr Designated Sponsoring

Trotzdem kann man nicht davon ausgehen, dass DS für Mittelstandsanleihen einen festen Platz im Service-Angebot der Banken und Makler bekommt. Auf der anderen Seite werden die Bankhäuser die lukrativen Chancen nicht aus den Augen verlieren – vor allem dann, wenn immer mehr Mittelstandsanleihen erfolgreich platziert werden. Denn die Börsen-Spezialisten können mit DS gutes Geld verdienen. Laut der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) muss ein Emittent durchschnittlich rund sechs bis acht Prozent des Emissionsvolumens für Dienstleistungen rund um die Anleihe ausgeben. Dazu kämen schätzungsweise nochmal vier Prozent für das Designated Sponsoring. Gute Gründe, um das Thema von Zeit zu Zeit auf Machbarkeit zu überprüfen.

Allein die equinet Bank setzt auf die neue Einnahmequelle. Sie stellt die Vorzüge des Designated Sponsoring für Emittenten heraus: „Mittlere Emissionsvolumina sowie kleinteilige Anleihe-Einzelinvestments in den Portfolios wirken sich bislang vergleichsweise unvorteilhaft auf die Liquidität im täglichen Börsenhandel der Anleihen aus. Wir verstehen uns an dieser Stelle auch als Counterpart zu den Investoren, indem wir durch die aktive Betreuung des Orderbuches – soweit möglich – die Liquidität im Sekundärhandel fördern“, sagte Lutz Weiler, Vorstandsvorsitzender der equinet Bank AG im Interview mit der Anleihen Finder Redaktion.

equinet muss sich von den Börsen-Providern deutlicher abgrenzen

Die equinet Bank und andere Emissionsbegleiterer müssen mehr Argumente finden, um sich stärker von den angestammten Liquidity Providern der Börsen zu unterscheiden. Die Frage, die sich mittelständische Emittenten stellen werden, ist, warum sie DS als zusätzlichen Service einkaufen sollten. Denn die notwendige Liquidität könnte doch durch die Partnerunternehmen der Börsen verbessert werden. Preiswertere Angebote könnten hier auf beiden Seiten neue Argumente liefern.

Für Detlef Lübbe von mwb fairtrade, dem Liquidity Provider der Börsen Hamburg und Hannover, ist das DS-Angebot der equinet Bank überflüssig: „Wir sehen keine Nachteile oder besondere Risiken des DS in diesem Segment, da es schon durch die Handelsgarantien der einzelnen Börsen geregelt ist. Es gibt aus unserer Sicht keine Abgrenzung zu den Providern. Es ist reines Marketing.“

An der Börse Stuttgart im Bondm-Segment für Mittelstandsanleihen soll die EUWAX AG als Quality Liquidity Providers (QLP) für bessere Liquidität sorgen. Der QLP ist laut Angaben der Börse Stuttgart dazu verpflichtet, während der Handelszeit für die betreuten Wertpapiere permanent Taxen (An- und Verkaufspreise) zu veröffentlichen. Das sorge für hohe Standards im Handel mit Mittelstandsanleihen, sagt Bernd Stockmann von der Börse Stuttgart. Stockmann weist darauf hin, dass es kein Regelwerk oder eine Performance Messung für DS im Bereich Mittelstandsanleihen gäbe. „Insofern wäre es mangels einer neutralen Überwachung und eines entsprechenden Reportings für eine Emittentin sehr schwer, wenn nicht unmöglich, das Leistungsversprechen eines Anbieters zu kontrollieren, der sich abseits eines von der Börse gesetzten Regelwerkes bewegen würde“, sagte Stockmann.

Deutsche Börse denkt über Designated Sponsoring für Anleihen nach

Die Deutsche Börse prüft derweil, ob auch für Anleihen Designated Sponsoring möglich sei. Zur Zeit bietet sie DS ausschließlich in ihrem fortlaufenden Handel an. Unternehmensanleihen würden bei der Deutschen Börse im Marktmodell fortlaufende Auktion über das börseneigene „Spezialist“-System gehandelt. Daher gebe es keine Designated Sponsors, erklärt Andreas v. Brevern von der Deutschen Börse AG.
Für die Münchener Börse spielt Designated Sponsoring nur in Verbindung mit Xetra eine Rolle. Ulrike Kirstein von der Börse München weist außerdem auf das eigene Börsenhandelssystem MAX-One hin. „Aber wir unterstützen natürlich alles, was die Liquidität im Segment der Mittelstandsanleihen verbessert. Insgesamt ist DS eher ein Thema der Banken, vordringlich der Emissionsexperten, die die Emission von Mittelstandsanleihen begleiten“, sagte Kirstein.
Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) hofft dennoch, dass die equinet Bank mit Ihrem DS-Angebot für mittelständische Papiere einen Trend begründet: „Schließlich ist es dringend erforderlich, dass für Mittelstandsanleihen, deren Volumen in der Regel eher klein ist, ein funktionierender Sekundärmarkt entsteht. Dafür sind Designated Sponsors notwendig, die auch größere Volumina ohne Probleme stemmen können.“

Anleihen Finder Redaktion

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