Air Berlin: „Bondm Klassifizierung wird Unternehmen nicht gerecht!“

Das Segment für Mittelstandsanleihen der Börse Stuttgart „Bondm“ hat als neuen Service eine fünfstufige Risikoklassifizierung aller gelisteten Anleihen eingeführt. Viele Emittenten landen dabei jedoch im oberen Risikobereich, was – wie bei der Air Berlin – zu Unmut führt.

Grundlegende Idee der Risikoklassifizierung von Wertpapieren sei es, so die Börse Stuttgart auf ihren Internetseiten, deren Risiken zu bewerten und anschließend Produkte mit vergleichbaren Risikoprofilen in einheitlichen Klassen zusammenzufassen. Dargestellt werden die Risikoklasse auf einer Skala von eins („sicherheitsorientiert“) bis fünf („spekulativ“). Die Einstufung kann der Anleger jeweils auf den Detail-Seiten der einzelnen Anleihen finden. Bisher ist jedoch kein einziges Papier der Risikoklasse 1 zugeordnet worden. Einsamer Spitzenreiter mit der Klasse 2 („begrenzt risikobereit“) ist die Dürr AG. Im „roten“ Risikobereich, also in der Klasse 5 („spekulativ“) tummeln sich dagegen die CENTROSOLAR Group AG, Rena GmbH, die 7%-Anleihe der Solarwatt und beide Windreich-Anleihen.
Auch Air Berlin, die drei Anleihen bei Bondm gelistet hat, kommt nicht gut weg: Zwei Papiere der zweitgrößten Airline Deutschlands landen in der Klasse 4 („vermehrt risikobereit“), die 8,25%-Anleihe sogar in der fünften und letzten Klasse. Dr. Ingolf Hegner, Head of Investor Relations bei Air Berlin, kritisiert: „Die Klassifizierung wird den aktuellen Geschehnissen und den zukünftigen Erwartungen nicht gerecht. Durch die strategische Kooperation mit unserem Partner Etihad und der damit verbundenen Kapitalerhöhung sowie der Bereitstellung von Finanzierungsmitteln in einer Höhe von bis zu USD 255 Millionen, konnte die Finanzierungsstruktur der Air Berlin verbessert werden. Durch Synergieeffekte aus der Kooperation, unserem Shape&Size Programm und neuen Impulsen durch die zukünftige Vollmitgliedschaft bei oneworld erwarten wir ab 2013 schwarze Zahlen. Zusätzlich trat Air Berlin stets als verlässlicher Partner für Investoren auf dem Anleihenmarkt auf.“
Zwar begrüße Hegner die neue Form der Transparenz im Bondm, jedoch müsse „eine faire Klassifizierung der einzelnen Werte stattfinden, die auf einer soliden und transparenten Analyse des jeweiligen Wertpapieres beruht.“ Im Vorfeld des neuen Tools wurde Air Berlin nicht über die Klassifizierung informiert.
Anleihen Finder Redaktion