Zweites Zukunftsfinanzierungsgesetz: Kapitalmarkt KMU hat weitere Forderungen an die Bundesregierung
Mitteilung des Interessenverbandes Kapitalmarkt KMU:
Kapitalmarkt KMU kritisiert fehlenden Lückenschluss zwischen Wachstumsunternehmen und Investoren in jüngsten Initiativen der Bundesregierung
Der Interessenverband kapitalmarktorientierter kleiner und mittlerer Unternehmen e.V. (Kapitalmarkt KMU) hat eine Stellungnahme zum ersten Referentenentwurf eines Zweiten Gesetzes zur Finanzierung von zukunftssichernden Investitionen (Zweites Zukunftsfinanzierungsgesetz – ZuFinG II) abgegeben. Der Interessenverband begrüßt die jüngsten Aktivitäten der Bundesregierung, kritisiert jedoch die mangelnde Berücksichtigung der tatsächlichen Herausforderungen und Hindernisse für kapitalmarktorientierte KMUs. Es werden vor allem entscheidende Maßnahmen gefordert, um die Attraktivität von Kapitalmarktinvestitionen in KMUs zu erhöhen und die Investorenbasis zu stärken. Solange dies nicht umfassend gelingt, greift aus Sicht des Interessenverbands auch die neue Initiative der Bundesregierung für Wagnis- und Wachstumskapital für Deutschland (WIN-Initiative), die unlängst vorgestellt wurde, zu kurz.
Der Präsident des Kapitalmarkt KMU, Ingo Wegerich, erklärt: „Wir schätzen die Absicht der Bundesregierung, den Finanzstandort Deutschland zu stärken. Aus Sicht unseres Interessenverbandes sind es zunächst die bekannten regulatorischen Hürden, die KMUs von einer Finanzierung über den Kapitalmarkt abhalten. Noch bedeutender sind aber fehlende Anreize für langfristige Kapitalmarktinvestitionen sowie die mangelhafte Förderung einer kapitalmarktbasierten Altersvorsorge, was dazu führt, dass die Zahl börsennotierter Unternehmen in Deutschland stetig schrumpft, anstatt zu wachsen. Hier muss eine entscheidende Lücke geschlossen werden, damit Zukunftsinvestitionen mittelständischer Unternehmen nachhaltig gefördert und diese Unternehmen als Grundpfeiler unserer Volkwirtschaft weiter ihren Beitrag zu unserem Wohlstand leisten können.“
Fokussierung auf attraktive Rahmenbedingungen für Investitionen in kapitalmarktorientierte KMUs
Der Verband kritisiert, dass im Referentenentwurf zum ZuFinG II die Stärkung der Attraktivität von Investitionen in KMUs kaum berücksichtigt wird. „Aus unserer Sicht fehlt weiterhin ein klares Konzept, wie die Attraktivität des Kapitalmarkts als Finanzierungskanal nachhaltig verbessert werden kann. Börsennotierte KMUs, die wachsen wollen, sehen sich hierzulande seit Jahren einer sehr begrenzten Zahl von Investoren gegenüber, weil die Rahmenbedingungen für solche Investments zu unattraktiv sind. Dies führt dazu, dass auch viele Börsenaspiranten den Schritt an die Börse erst gar nicht wagen oder beispielsweise den Weg an außereuropäische Börsenplätze wie den US-Markt wählen“, betont Wegerich. „Wir brauchen endlich eine gesamtgesellschaftliche Erkenntnis über alle Parteigrenzen hinweg, dass der Mittelstand als zentraler Wohlstandstreiber heutzutage den Kapitalmarkt als entscheidendes Bindeglied benötigt, um innovative, wettbewerbsfähige Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu skalieren. Investitionsbemühungen in junge Unternehmen laufen daher ins Leere, wenn gleichzeitig keine solide Basis für zukünftige Finanzierungsmöglichkeiten am Kapitalmarkt gelegt wird.“
Besonders kritisch sieht der Verband die unzureichende Berücksichtigung der Bedürfnisse von Investoren, um deutsche KMUs als valide Investitionsoptionen zu berücksichtigen. Es bedürfe dringend erheblicher steuerlicher Anreize und der Förderung einer kapitalmarktbasierten Altersvorsorge. „Getrieben durch die Notwendigkeit, zusätzlich private Altersvorsorge zu betreiben, ist die Zahl der Aktionäre in Deutschland in den letzten Jahren stark gestiegen. Diese Investitionen fließen jedoch mehrheitlich in Blue Chips und Exchange Traded Funds (ETFs) die durch außereuropäische Werte dominiert werden. Am deutschen Mittelstand gehen diese Mittel komplett vorbei. Diese entscheidende Lücke muss dringend geschlossen und die strukturelle Benachteiligung von Kapitalmarktinvestments in Deutschland gegenüber anderen Investitionsformen beendet werden.“
Forderungen des Verbands
Der Verband fordert daher klare Maßnahmen zur Steigerung der Kapitalmarktattraktivität deutscher KMUs. Dazu gehören:
- – Steuerliche Anreize: Der Freibetrag aus privaten Börsenerträgen, inklusive Mitarbeiteraktien, sowie die steuerliche Behandlung von KMU-Fonds und Verlustverrechnungsmöglichkeiten sollten verbessert werden, um private Investitionen in deutsche KMUs zu fördern.
- – Kapitalmarktbasierte Altersvorsorge: Eine aktienbasierte Altersvorsorge nach dem Vorbild des schwedischen Modells könnte helfen, langfristige Investitionen in KMUs zu stärken.
- – Weniger Bürokratie für KMUs: Der Verband spricht sich gegen die Einführung zusätzlicher bürokratischer Hürden aus, wie das Erwerbsangebot bei Delisting-Anträgen für KMU-Wachstumsmärkte, das Unternehmen zusätzlich belastet und den Kapitalmarktzugang für KMUs erschwert.
Der Verband fordert zudem die Anpassung der Kostenstruktur bei der Billigung von EU-Wachstumsemissionsprospekten, bemessen am tatsächlichen Verwaltungsaufwand der Prüf- und Aufsichtsbehörden. Der Verband plädiert weiter für die Schaffung eines Kapitalmarkt-Zukunftsfonds für KMUs und die Einbeziehung dieser Unternehmen in das Generationenkapital.
Mit Blick auf WIN kommentiert Wegerich: „WIN ist ein richtiger und wichtiger Schritt, um den Start-up-Standort Deutschland zu stärken. Aber es fehlt der Fokus auf die spätere Kapitalmarktperspektive dieser Unternehmen, der auch im aktuellen ZuFinG II-Entwurf zu kurz greift. Es muss in Deutschland eine klare, von allen entscheidenden Akteuren getragene Kapitalmarktstrategie geben. Ohne einen funktionierenden Kapitalmarkt bleibt die Innovationskette unvollständig.“
Interessenverband kapitalmarktorientierter kleiner und mittlerer Unternehmen e.V.
Foto: pixabay.com
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