„Wollen in allen relevanten Märkten in Europa einen Marktanteil von rd. 20 % erreichen“ – Tobias Fischer-Zernin, CEO der Joh. Friedrich Behrens AG

Freitag, 10. Mai 2019


Die Joh. Friedrich Behrens AG hat sich für die Emission ihrer nunmehr dritten Unternehmensanleihe entschieden. Die neue Anleihe hat ein Volumen von bis zu 15 Mio. Euro und wird jährlich mit 6,25% verzinst. Seit dem 06. Mai können Alt-Anleihegläubiger bereits ein Umtauschangebot nutzen, ab dem 14. Mai wird der Minibond schließlich allen Anlegern öffentlich angeboten. Wir haben mit dem Behrens-Chef, Tobias Fischer-Zernin, über die Hintergründe der neuen Emission gesprochen.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Fischer-Zernin, wie schon im Jahr 2015 streben Sie eine vorzeitige Anleihen-Refinanzierung mittels einer Umtausch-Anleihe an. Was bieten Sie den Anleiheinhabern in diesem Fall konkret an?

Tobias Fischer-Zernin: Wir möchten unsere langjährigen Anleger gern weiterhin an Bord haben. Daher bieten wir den Anleihegläubigern der Anleihe 2015/2020 ein attraktives Umtauschangebot an, um an der Geschäftsentwicklung der Behrens-Gruppe weiter zu partizipieren. Konkret bieten wir für eine alte Anleihe jeweils eine neue Behrens Anleihe 2019/2024 sowie einen zusätzlichen Barausgleich von 25 Euro (bei Umtausch bis 07. Juni 2019) und natürlich die aufgelaufenen Stückzinsen. Die Behrens-Gruppe hat sich in den letzten Jahren nachhaltig entwickelt und mit zuverlässigen Zinszahlungen sowie einer attraktiven Rendite die Erwartungen des Kapitalmarktes erfüllt. Dies werden wir unseren Anlegern auch in Zukunft bieten.

Anleihen Finder: Man konnte aufgrund verschiedener Pressemeldungen im vergangenen Jahr das Gefühl haben, dass sich die Behrens AG zur Verringerung der Zinslast gänzlich vom KMU-Anleihen-Markt zurückziehen möchte.Warum ist eine erneute Unternehmensanleihe nun doch die richtige (Re-)Finanzierungsvariante für Sie? Wie sieht generell der Finanzierungsmix des Unternehmens aus?

„Die Reduzierung der Zinslast ist ein wichtiges Thema für uns“

Tobias Fischer-Zernin: Die Reduzierung der Zinslast ist in der Tat ein wichtiges Thema für uns. Daneben streben wir einen ausgewogenen Finanzierungsmix mit verschiedenen Fristigkeiten und Laufzeiten an. Hier ist die neue Anleihe – mit reduziertem Volumen und reduziertem Zinssatz – ein wichtiger Baustein. Behrens hat viele treue und langjährige Anleger, die seit vielen Jahren in das Unternehmen investiert sind und uns am Kapitalmarkt begleiten. Diesen wollen wir gern auch weiterhin die Möglichkeit geben, investiert zu bleiben. Zudem haben wir persönlich in den letzten acht Jahren nur gute Erfahrungen am Anleihemarkt gemacht, so dass grundsätzlich nichts gegen eine weitere Unternehmensanleihe spricht – wenn der Kupon angemessen ist. Zugleich reduzieren wir ja erneut bewusst das Volumen, um weitere Finanzierungsbausteine in die Gesamtfinanzierung der Behrens-Gruppe zu integrieren. Geplant ist neben den bestehenden Bankfinanzierungen, immobilienbesicherten Finanzierungen und einer Sale-and-Lease-Back-Finanzierung zukünftig auch eine Borrowing Base Finanzierung als flexible Ergänzung der bestehenden Betriebsmittellinie. Die Strukturierung und Beantragung sind für das dritte Quartal 2019 vorgesehen.

Anleihen Finder: Der Zinskupon sinkt beim neuen Behrens-Minibond erneut und liegt bei nun 6,25%. Warum ist das gerechtfertigt?

„Unser Emittenten-Rating hat sich auf BB- verbessert“

Tobias Fischer-Zernin: Die Behrens-Gruppe hat sich in den letzten fünf Jahren positiv und nachhaltig entwickelt. Unser Emittenten-Rating bei Euler Hermes hat sich in dieser Zeit von B im Oktober 2015 auf aktuell BB- verbessert. Der Anleihekurs der Behrens-Anleihe 2015/20 war durchschnittlich bei deutlich über 100% und hat sich bis auf allgemeine Marktverwerfungen immer stabil entwickelt, sogar angesichts der geplanten vorzeitigen Rückzahlung. All dies sowie der aktuelle Anleihemarkt zeigen aus unserer Sicht, dass der bisherige Kupon mittlerweile nicht mehr angemessen ist. Mit einem neuen Kupon von 6,25% bieten wir unseren Anlegern nach wie vor attraktive Renditemöglichkeiten auf einem Niveau, das auch für das Unternehmen passt.

INFO: Den Wertpapierprospekt der neuen Behrens-Anleihe 2019/24 finden Sie hier.

Anleihen Finder: Die Volumina der Behrens-Anleihen haben stets abgenommen. Man soll ja nie „Nie“ sagen, aber wird/soll die Anleihe 2019/24 aller Voraussicht und Planung nach die letzte Anleihe der Behrens AG sein?

Tobias Fischer-Zernin: Unser langfristiges Ziel ist natürlich die schrittweise Reduzierung der Gesamtverschuldung der Behrens-Gruppe. Wie die Refinanzierung unserer aktuellen Anleihe in fünf Jahren gestaltet wird, halten wir uns jetzt noch offen. Das wird von den Entwicklungen am Kapitalmarkt abhängen ebenso wie von unserer Geschäftsentwicklung und den Chancen, die sich uns dann bieten.

Anleihen Finder: Seit der Emission der ersten Anleihe im Jahr 2011 sind nun mehr als 8 Jahre vergangen. Konnte die Behrens AG rückblickend das erreichen, was sie sich damals mit dem ersten Bond vorgenommen hatte?

Tobias Fischer-Zernin: Die Behrens AG konnte sich seit der Emission der ersten Unternehmensanleihe als solider, zuverlässiger Emittent, der regelmäßig seine Zinszahlungen leistet, am Anleihemarkt etablieren. Unser Anleihekurs hat sich stabil entwickelt und die Anleihen haben den Anlegern gute Renditen ermöglicht. Insofern würden wir sagen, aus unserer Sicht hat Behrens als Anleiheemittent in den letzten Jahren die Erwartungen voll erfüllt. Das zeigt uns auch die hohe Umtauschquote bei der zweiten Anleihe.

Anleihen Finder: Wie haben sich die operativen Kennzahlen und Umsatzzahlen in den letzten Jahren entwickelt?

„Umsatz im fünften Jahr in Folge gesteigert“

Tobias Fischer-Zernin: Die Umsatzentwicklung der Behrens-Gruppe ist mittlerweile bereits das fünfte Jahr in Folge positiv. Unsere intensive Vertriebsarbeit schlägt sich hier in einer sehr erfreulichen und nachhaltigen Entwicklung nieder.  2015 hatten wir einen Umsatz von rund 106 Mio. Euro, im Jahr 2018 haben wir erstmals die 120 Mio. Euro übertroffen. Im Schnitt konnten wir in den letzten fünf Jahren die Umsätze um rund 4,5 % p.a. steigern. Die Ergebniskennzahlen waren hingegen durch das Stahlpreisniveau und Wechselkursparitäten belastet. So entwickelten sich die Materialaufwendungen der Behrens-Gruppe in 2018 trotz bereits umgesetzter Preiserhöhungen überproportional zum Umsatz, dementsprechend sank die Bruttomarge. An diesem Thema arbeiten wir mit Nachdruck, um wieder das Margenniveau von 2016 zu erreichen.

Anleihen Finder: Welche Planzahlen sollen diesbezüglich in diesem und den nächsten Jahren erzielt werden?

Tobias Fischer-Zernin: Im laufenden Jahr 2019 planen wir ein Umsatzwachstum von 1,5 % bis 3,0 % – die ersten drei Monate stützen diesen Ausblick. Unser Fokus liegt dabei weiter auf der Qualität der Umsätze sowie insbesondere der Margenentwicklung. Wir sind zuversichtlich, wieder zu deutlich höheren Deckungsbeiträgen und mittelfristig auf das angestrebte Niveau von 2016 zurück zu finden. Wir rechnen in 2019 mit einer EBIT-Marge zwischen 2,0 % und 4,0 % und einer Jahresergebnis-Marge von bis zu 1,0 %.

Anleihen Finder: Geben Sie uns einen Einblick in ihre aktuelle Auftragslage? Welche Produkte/Geschäftsbereiche/Märkte sind derzeit die Zugpferde der Behrens AG?

„Fokussieren uns auf Märkte mit höherem Klammeranteil“

Tobias Fischer-Zernin: Derzeit fokussieren wir uns im Rahmen unserer Wachstumsstrategie auf die intensivere Bearbeitung von Märkten mit höherem Klammeranteil. Die Nutzung von Klammern und Nägeln ist länderspezifisch unterschiedlich ausgeprägt je nach regionalen Branchenschwerpunkten. So gibt es zum Beispiel  Branchenschwerpunkte wie die Möbelproduktion in UK und USA, die einen hohen Anteil an Klammern nutzen. Da Klammern das technisch höherwertige Produkt und komplexer in Herstellung und Anwendung sind, ist die Austauschbarkeit auf Kundenseite geringer, entsprechend die Kundenbindung höher. Hier setzen wir mit unserer Strategie an und konzentrieren uns besonders auf diese Märkte.

Daneben liegt unser Fokus aktuell darauf, unsere neue Marke KMR und unsere neuen Produkte wie z.B. Schrauben für statische Anwendungen im Holzbau oder die Nagelplatten zu pushen. Geographisch liegen die Geschäftstreiber in Zentraleuropa, Export und Übersee haben in 2019 eher verhalten begonnen.

Anleihen Finder:  Wie schreitet die Internationalisierung der Unternehmensgruppe mit neuen Markteintritten voran?

Tobias Fischer-Zernin: Unser erklärtes Ziel ist es ja, in allen relevanten Märkten in Europa einen Marktanteil von rund 20 % zu erreichen. In Märkten, in denen wir bisher unterrepräsentiert sind, erhöhen wir im Rahmen der Expansion unsere Vertriebsbemühungen, gründen eigene Tochtergesellschaften oder Niederlassungen. Zuletzt haben wir dies in Belgien und Schweden getan, um mehr Marktnähe und Präsenz zu erreichen. Beide haben beim Umsatz in 2018 bereits deutlich zulegen können, daher sind wir bislang sehr zufrieden mit der Entwicklung. Weitere neue Markteintritte in europäische Länder im Rahmen neuer Tochtergesellschaften sind aktuell nicht geplant. Wir gehen jedoch mit unseren neuen Produkten, wie aktuell die Nagelplatten, neu in Ländermärkte rein. In 2019 werden wir den Markteintritt in Deutschland und Skandinavien umsetzen.

Anleihen Finder: Im Geschäftsjahr 2018 mussten Sie das Jahresergebnis aufgrund des hohen Stahlpreises und der ungünstigen Euro-Dollar-Wechselkursentwicklung nach unten korrigieren. Wie ist derzeit die Entwicklung/Tendenz beim Stahlpreis? Was erwarten Sie für 2019?

„Bin von einem langfristigen Wertverfall des US-Dollars überzeugt“

Tobias Fischer-Zernin: Der Stahlpreis ist in den letzten Monaten des Jahres 2018 deutlich gesunken, seitdem sehen wir eine Seitwärtsbewegung mit leichter Erhöhung seit dem zweiten Quartal 2019. Wir warten für den Rest des Jahres 2019 eine weitere Seitwärtsbewegung ohne dramatischen Ausschlag nach oben oder unten. Der Kurs des US-Dollar ist sowohl im Import als auch im Export für uns wichtig. Der Euro hat in den letzten Monaten stetig an Wert verloren, das belastet natürlich den außereuropäischen Einkauf und eliminiert einen Teil des Stahlpreisrückganges. Die Entwicklung der Währung ist schwer vorauszusagen, ich persönlich bin jedoch von einem langfristigen Wertverfall des US-Dollars überzeugt, es wird möglicherweise aber auch immer wieder Phasen einer unerwarteten Aufwertung geben.

Anleihen Finder: Ende vergangen Jahres haben Sie strategische Maßnahmen zur Verbesserung der Margenentwicklung und Steigerung der Ertragskraft angekündigt. Warum sind diese Maßnahmen notwendig und wie sehen diese Maßnahmen derzeit konkret aus?

Tobias Fischer-Zernin: Die Geschäftsentwicklung der Behrens AG verlief in den Geschäftsjahren 2017 und 2018 durchaus herausfordernd. Die Umsatzerlöse entwickelten sich positiv, die Ergebniskennzahlen dagegen waren bedingt durch die Stahlpreisentwicklung und Wechselkursparitäten für uns nicht zufriedenstellend. Da wir diese Entwicklung fortlaufend engmaschig überwachen, haben wir entsprechende Maßnahmen zur Margenverbesserung eingeleitet. Mithilfe dieser sollen die Ertragskraft gesteigert, Potenziale im Unternehmen noch zielgerichteter genutzt und das Unternehmen damit optimal für die Zukunft aufgestellt werden. Beispiele für diese strategischen Maßnahmen sind unter anderem Investitionen in Nagelgeräte, um Servicekosten zu reduzieren oder eine höhere Auslastung unserer eigenen Produktionsmaschinen durch Akquisition neuer Aufträge, teilweise auch mit neuen Produkten. Natürlich setzen wir daneben auch ganz gezielt am Stahlpreis direkt an und optimieren den Einkauf, um entsprechend die EK-Preise zu verbessern.

Anleihen Finder: Ihr Schlussplädoyer: warum sollten die Behrens-Anleiheinhaber ihre alten Schuldverschreibungen in neue Schuldverschreibungen tauschen und dem Unternehmen weiterhin Ihr Geld anvertrauen?

Tobias Fischer-Zernin: Die Behrens-Gruppe hat in den letzten Jahren bereits gezeigt, dass sie ein Unternehmen mit einer stabilen und nachhaltigen Entwicklung ist und zugleich am Anleihemarkt ein zuverlässiger Emittent, der den Anlegern eine solide Rendite bietet. Auch in Zukunft können Anleihegläubiger so weiterhin an unserer Geschäftsentwicklung partizipieren und sich auf planmäßige Zinszahlungen verlassen.

Anleihen Finder: Herr Fischer-Zernin, besten Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Timm Henecker, Anleihen Finder Redaktion.

Alle Fotos: Joh. Friedrich Behrens AG

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Unternehmensanleihe Joh. Friedrich Behrens AG 2015/2020

Unternehmensanleihe Joh. Friedrich Behrens AG 2011/2016 (getilgt)

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