Wo bleibt der Investitionsaufschwung im Mittelstand? – Kolumne von Michael Bulgrin, biallas communication & consulting GmbH
Mittwoch, 22. Oktober 2014
Unternehmen zögern bei Investitionen, statt günstige Finanzierungsbedingungen zu nutzen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern
„Der Investitionsaufschwung muss kommen“, fordert der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in seiner „Diagnose Mittelstand 2014“. Die Experten attestieren dem Aushängeschild deutschen Unternehmertums „einen deutlichen Nachholbedarf bei den Investitionen“. Nach erheblichen Kürzungen der Budgets in der Rezession Ende 2008/Anfang 2009 habe sich „die Investitionstätigkeit nicht in dem erwarteten Umfang erholt“. Mit einem realen Minus von 2,1 Prozent waren die Anlageinvestitionen 2012 sogar rückläufig. In den Bilanzen zeigt sich, dass das Verhältnis der Bruttoinvestitionen zum Bruttoanlagevermögen von eins zu 10,4 in 2007 auf eins zu 12,7 in 2012 angestiegen ist. Die Konsequenz: Unternehmen benötigen deutlich mehr Zeit, um ihren Anlagenbestand vollständig zu ersetzen.
Unternehmen vertrauen auf eigene Finanzkraft
Wenn der Mittelstand derzeit investiert, dann verlässt er sich auf seine eigene Finanzkraft. Schließlich waren die Auftragsbücher in den vergangenen Jahren stets gut gefüllt und die Maschinen liefen an der Kapazitätsgrenze. Von der guten Geschäftsentwicklung profitierten folglich auch die Bilanzen und letztlich die Innenfinanzierungsspielräume der Unternehmen. Die Eigenkapitalausstattung der Firmen hat sich im Median von 18,4 Prozent (2011) auf 21 Prozent (2012) erhöht, so dass der DSGV in seiner Studie „gesunde Bilanzrelationen“ bescheinigt.
Kredite sind nicht en vogue
Die Zurückhaltung in der Kreditfinanzierung bestätigt aktuell auch der KfW-Kreditmarktausblick für September: Das Kreditneugeschäft hat im zweiten Quartal 2014 mit einem Plus von 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal nur gering zugenommen. Auch für das dritte Quartal erwarten die Volkswirte der KfW nur ein kleines Wachstum von einem Prozent. Auf Jahressicht wird beim Kreditneugeschäft zwar ein leichtes Plus gegenüber 2013 erwartet, von einem Boom ist der Markt laut den Experten jedoch weit entfernt.
Rahmenbedingungen so günstig wie nie
Dabei sind die Bedingungen für die Kreditaufnahme so günstig wie seit Langem nicht mehr. Die sogenannte Ifo-Kredithürde lag im August bei nur 17,9 Prozent. Das bedeutet: Weniger als ein Fünftel der befragten Unternehmen schätzt die Kreditvergabe der Banken derzeit als restriktiv ein. Dazu liegen die Kreditkonditionen auf einem historisch niedrigen Niveau und die Niedrigzinspolitik der EZB unterstützt diesen Trend.
Bilanzrelationen optimieren und mehr investieren
Skeptiker argumentieren mit der aktuell schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in Europa und sehen zahlreiche geopolitische Krisen als Grund für die Verunsicherung unter den mittelständischen Unternehmen. Dennoch sollten die Entscheider ihre soliden Bilanzen nutzen und mehr investieren, um die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Unternehmen für die Zukunft zu sichern. Denn nach der Krise erholt sich die Nachfrage. Wohl dem, der dann auf dem aktuellen Stand der Technik ist. Eine üppige Eigenkapitalausstattung ist zwar ein guter Sicherheitspuffer. Für die optimale Bilanzstruktur allerdings ist sie Gift. Eigenkapital ist teuer, so dass im Branchenvergleich zu hohe Eigenmittel einer „Übersicherung“ des Unternehmens gleichkommen können. Dagegen optimieren Fremdmittel in einem gesunden Umfang die Bilanzstruktur, ermöglichen notwendige Investitionen, bspw. in neue Maschinen, und sichern die langfristige Wettbewerbsfähigkeit.
Diversifikation ist Trumpf
Neben klassischen Bankkrediten sollten Unternehmen dabei auch immer ergänzende Fremdkapitalinstrumente in Erwägung ziehen. Klar ist: Die Hausbank wird auch in Zukunft Kreditgeber Nummer eins für deutsche Unternehmen bleiben. Dennoch macht es Sinn, komplementär auch neue Wege in der Fremdfinanzierung zu erschließen. Der Mittelstand erhält so Zugang zu neuen Investoren und wappnet sich zudem für die Zeiten, in denen die Ifo-Kredithürde wieder ansteigt und es schwieriger werden könnte, eine Bankenfinanzierung zu erhalten.
Michael Bulgrin
Kurzportrait
Michael Bulgrin ist Mitglied der Geschäftsleitung der biallas communication & consulting GmbH. Die inhabergeführte PR-Agentur hat sich auf Unternehmens- und Kapitalmarktkommunikation spezialisiert.
Als Betriebswirt und Analyst (CIIA) berät Bulgrin seine Kunden seit Jahren und erarbeitet für ihre Finanzmarktaktivitäten professionelle Kommunikationsstrategien. Über den erfolgreichen Kapitalmarktauftritt hinaus haben dabei auch der Aufbau und die Pflege nachhaltiger und glaubwürdiger Kommunikationswege zu Stakeholdern, Medien und anderen relevanten Zielgruppen für ihn einen hohen Stellenwert.
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