Letzter Teil des Interviews mit Windreich-Chef Willi Balz: „Wir haben uns bei Bondm auf fünf Jahre für die Rückzahlung geeinigt. Dies ist sauber abgestimmt mit unseren Projekt-Exit-Zeitpunkten.“

Donnerstag, 28. Februar 2013


Im dritten und letzten Interview-Teil erklärt Windreich-Chef Willi Balz, warum die Nordsee der Risikokiller Nr. 1 sei und warum die Gegner der Windreich AG und der Energiewende das “Kampfgebiet” nach Frankfurt und in die Banken- und Finanzwelt verlagert hätten. Lesen Sie außerdem, wie Willi Balz auf den Stammtischspruch „der Balz würde das mit der Windkraft nicht machen, wenn es kein Geld einbringen würde“ reagiert:

Anleihen Finder Redaktion: Sie kritisieren, dass die Langfristigkeit von Offshore- Projekten oft nicht durchschaut würde. Man kann sich hierbei vorstellen, dass Ihre Kritik einige Medienvertreter oder auch Vertreter des Finanzmarktes treffen könnte. Täuscht der Eindruck?

Willi Balz: Eine unverrückbare Tatsache ist einfach, dass ein Projektentwickler die höchsten Margen erzielen kann, wenn er so lange wie möglich Anteile hält. Und dies beeinflusst die Liquiditätssituation stark. Also ist es unzulässig, immer nur die Verbindlichkeiten groß hervorzuheben und die geschaffenen Werte völlig zu unterschlagen. Leider bildet dies auch eine HGB Bilanz in keiner Weise ab. Hier sieht ein Unternehmen wie die Windreich AG kurz vor Gewinnrealisierung „uralt“ aus. Genauso wie ein Weihnachtsbaumverkäufer Anfang Dezember. Und leider haben eine große Zahl von Medienvertretern, wie man im letzten FAZ Artikel anschaulich sehen konnte, keine Ahnung von diesen Zusammenhängen.

Anleihen Finder Redaktion: „Offshore-Projekte hätten eine 12-jährige Durchlaufzeit, Verträge hierüber würden einige hundert Seiten und diverse Milestones beinhalten, welche logischerweise erst in der Zukunft und oft auch erst in mehreren Jahren eintreten würden“, schreiben Sie. Wie können Sie angesichts dieser langen Wartezeit auf handfeste Erträge für Vertrauen werben? Verlangen Sie von Ihren Gläubigern vielleicht zu viel Vertrauen?

Willi Balz: Verträge sind einzuhalten – das ist es, was wir tun, und auf was unsere Anleihezeichner vertrauen können. Wir haben uns bei Bondm auf fünf Jahre für die Rückzahlung geeinigt. Dies ist sauber abgestimmt mit unseren Projektexit-Zeitpunkten. Ich bitte deshalb darum, die vereinbarten Laufzeiten zu respektieren. Hierzu noch mal ein Beispiel aus der Landwirtschaft: wenn Sie in Deutschland im Frühjahr Kartoffeln einpflanzen und diese im Juli, also zwei Monate vor der Kartoffelernte, herausziehen, können Sie ja nur enttäuscht sein. Außerdem haben Sie mit dieser „Untersuchung“ die Pflanze nachhaltig im Wachstum geschädigt.

Anleihen Finder Redaktion: Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) wollen, dass neue und bestehende Solar- und Windparks sowie die energieintensive Industrie einen Beitrag zur Kostendämpfung der Ökostrom-Umlage leisten – Stichwort „Strompreis-Bremse“. Das könnte über eine Deckelung der EEG-Umlage geschehen, die zur weniger Einspeisevergütung für die Offshore-Windkraft- Industrie führen könnte. Wie schätzen Sie die aktuellen Pläne der Politik ein? Darf ich Sie an dieser Stelle bitte auf unsere Stellungnahme zur „Strompreis-Bremse“, die wir am Tag nach deren Veröffentlichung auf unsere homepage gestellt haben, verweisen ?

Willi Balz: Siehe Anlage 4. (PDF-Download vom Server der Anleihen Finder GmbH)

Anleihen Finder Redaktion: Eine Frage von grundsätzlicher Natur: Bedroht eine Reduzierung der Einspeisevergütung das Geschäftsmodell der Windreich AG?

Willi Balz: Nein, wir sind schon mitten in der Vorbereitung für die Direktvermarktung an den Endverbraucher und haben daher Herrn Dr. Peter Vest, einen der Gründer der Yellow Strommarke, an Bord geholt. Mit dem vollständigen Einspeiseerlös von Global Tech I verfügen wir Ende 2013 über nahezu 50 Mio. Euro Offshore-Stromerlöse, hinzu kommen knapp 10 Mio. Euro Onshore-Stromerlöse aus Windreich-Bestandsparks.

Anleihen Finder Redaktion: Windreich-Aufsichtsrätin Sabine Christiansen versichert laut Agenturmeldungen, dass Sie an die Windreich AG glaube. Die „nachweisbaren Leistungen“ seien „deutlich besser“ als der Ruf, so Sabine Christansen. Angeregt durch das Statement von Sabine Christiansen: Können Sie bitte nochmal kurz die „nachweisbaren Leistungen“ vor dem Hintergrund des aktuellen Schuldenstands der Windreich AG zusammenfassen?

Willi Balz: Ich fasse gern wie folgt zusammen: 35% Windreich AG Marktanteil in der Flächensicherung in der Deutschen Nordsee. Zum Vergleich Eon 3,5%, siehe Anlage 5. (PDF-Download vom Server der Anleihen Finder GmbH)

60% Windreich AG Marktanteil an den scharfen Netzanschlüssen. Zum Vergleich: RWE und Eon jeweils Null. Siehe Anlage 6. (PDF-Download vom Server der Anleihen Finder GmbH)

100% Windreich AG Marktanteil an Nordseeprojekten im Zeitplan – einzigartig.

Drei Projekte mit insgesamt über 1.000 Megawatt und einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von 4,8 Milliarden Euro sauber auf die Schiene gesetzt und damit exakt im Plan der Bundesregierung für die Zielerreichung 10.000 MW bis 2020 im Rahmen unseres 35%igen Marktanteils.

Anleihen Finder Redaktion: Man wird den Eindruck nicht los, dass Sie als Unternehmer tatsächlich an die Energiewende glauben und dafür enorme unternehmerische bzw. persönliche Risiken eingehen. Inwiefern können Sie sich in dieser kurzen pauschalen Beschreibung wiederfinden?

Willi Balz: Danke für diese völlig korrekte Einschätzung. Ich möchte noch anfügen, dass das mit Sachverstand, Kompetenz und Erfahrungsschatz hervorragende Windreich-Team die Risiken genau kennt und perfekt eliminiert hat. Riskant am Windgeschäft ist es, dort Windparks zu bauen, wo es zu wenig Wind gibt. Die Nordsee ist also der Risikokiller Nr. 1. Und das größte Risiko für die Energiebranche allgemein ist es, beim Kampf um diese Standorte, den Zug zu verpassen. Und dieses Risiko ist den etablierten Energieversorgern längst eingetreten. Gerade deshalb verlagern die Gegner der Windreich und der Energiewende ja das „Kampfgebiet“ nach Frankfurt und in die Banken- und Finanzwelt.

Anleihen Finder Redaktion: Auf der anderen Seite darf man Ihnen angesichts Ihrer unternehmerischen Vita unterstellen, dass Ihnen der wirtschaftliche Erfolg sehr wichtig ist. Am Stammtisch könnte der Satz fallen: „Der Balz würde das mit der Windkraft nicht machen, wenn es kein Geld einbringen würde.“ Unsere Frage: Inwiefern können Sie sich auch in dieser Beschreibung wiederfinden.

Willi Balz: Stimmt, und nichts anderes erwarten die Anleihezeichner von mir. Die Herausfordereung Energiewende ist nun mal sehr kapitalintensiv und zwingt uns Projektentwickler, mit jedem Projekt genügend Liquidität für die ständig wachsende Projektpipeline zu generieren, um das große Ziel, Deutschland als erste Industrienation der Welt atomstromfrei und CO2-neutral zu stellen. Und hier haben wir weltweit einzigartige Wettbewerbsvorteile, die Deutsche Nordsee und den Mittelstand. Durch steigende Gas-, Öl-, Kohlepreise und steigende Kosten für die CO2-Vermeidung, für CO2-Zertifikate und Atom-Endlangerung werden wir durch konsequente Anwendung von Offshore-Windenergie mittelfristig ein weltweit führendes Energie-Niedrigpreisland sein.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Balz, vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Windreich AG

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