Verschuldungsgrad ist Achillesverse von Emittenten – Unternehmenskennzahlen richtig bewerten – Wie Profis erkennen, wo der Wurm drin ist – 2. Teil

Montag, 8. Juli 2013


Der Verschuldungsgrad ist es dann auch, der sich bei mittelständischen Anleiheemittenten oft als Achillesverse erweist. Youmex-Chef Andreas Wegerich: „Wir haben im Markt Titel mit negativer Eigenkapital-Quote oder Werten unter 10 Prozent schon vor der Begebung der Anleihe gesehen, die dann durch die Bond-Emission noch weiter verschlechtert wird. Die Cash Flow-Projektion für die kommenden Jahre ist oft so geschönt, dass es mit dem Kapitaldienst gerade so hinhaut, geschweige denn mit der Rückzahlung der Anleihe. Die institutionellen Investoren würden gerne mehr Titel mit klarer, langfristiger Kapitalmarktstrategie sehen!“

Anleihenaufstockungen belasten die Eigenkapitalquote

In den vergangenen Wochen haben sehr viele Emittenten ihre Mittelstandsanleihen aufgestockt, darunter die getgoods.de AG, die eterna Mode Holding GmbH, die ADLER Real Estate AG sowie aktuell auch die Homann Holzwerkstoffe GmbH und die Steilmann-Boecker Fashion Point GmbH & Co KG. Wie sich die daraus resultierende, weitere Verschlechterung der Eigenkapitalquoten auf die Unternehmensbewertung durch die Rating Agenturen auswirken wird, bleibt abzuwarten. Die Günther Zamek Produktions- und Handelsgesellschaft jedenfalls, die ihre Unternehmensanleihe im Februar 2013 um EUR 10 Mio. aufgestockt hatte, wurde im April von der Creditreform Rating Agentur prompt von „BB-“ auf „B+“ downgegraded.

Ähnliches widerfuhr der Scholz AG, die in 2012 eine Eigenkapitalquote von nicht allzu üppigen 16,3 Prozent auswies. Wenige Monate nachdem das Recycling-Unternehmen seine Anleihe  im Februar dieses Jahres um EUR 32,5 Mio. aufstockte, ging es für Scholz per Rating-Update von BB auf BB- abwärts. Die Ratingagentur Euler Hermes Rating kritisierte neben der sehr hohen Nettofinanzverbindlichkeiten ein mangelndes Entschuldungspotenzial der Scholz AG.

Fazit

Bei der Entscheidung für eine Unternehmensanleihe muss der Emittent sowie der entsprechende Markt in seiner Ganzheit betrachtet werden. Trotzdem lohnt es sich, bei einigen – bei Mittelstandsemittenten oft kritischen – Punkten wie der Zinsdeckungsrad und die Eigenkapitalquote ganz genau hinzuschauen.

1. Teil: Unternehmenskennzahlen der Emittenten richtig bewerten – Profis verraten, wie Sie erkennen, wo der Wurm drin ist – Eigenkapitalquote, Cashflow, EBITDA, EBIT, Umsatz und Zinsdeckungsgrad

Anleihen Finder Redaktion

Foto: Howard Lake/flickr

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