StaRUG ist Börsen-Unwort des Jahres 2024

Mitteilung der Börse Düsseldorf:
StaRUG ist das Börsen-Unwort 2024
- – „Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz“ steht in der Kritik
- – „Casino-Rente“ belegt in der Abstimmung Platz zwei, „Trump-Trade“ auf drei
- – Voting von Börsen/Market Makern/Gremien sowie Online-Umfrage im 24. Jahr
Für das Jahr 2024 wurde „StaRUG“ zum Börsen-Unwort gewählt, es ist die Kurzform von „Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz“. Die Börse Düsseldorf ermittelte zum 24. Mal seit 2001 das Unwort der Branche für das abgelaufene Jahr. In der Umfrageaktion platzierte sich der Begriff „Casino-Rente“ auf dem zweiten Rang, gefolgt von „Trump-Trade“ sowie „Copytrading“ und „Allzeithoch“. Über die fünf Kandidaten der Vorauswahl konnte sowohl in einem öffentlichen Online-Voting sowie einer Experten-Umfrage unter den Mitarbeitenden der Börsen, Market Maker und Gremien abgestimmt werden. Die Branchenvertreter tendierten zwar zur „Casino-Rente“, wurden aber durch das Ergebnis der Publikumsumfrage zu Gunsten von „StaRUG“ überstimmt. 2023 wurde „Ultradiversifikation“ zum Börsen-Unwort erklärt, im Jahr davor waren es die „Zufallsgewinne“.
„Das vor vier Jahren eingeführte Sanierungsverfahren StaRUG steht schon länger in der Kritik von Anlegerschützern“, erläutert Dr. Rolf Deml, Geschäftsführer der Börse Düsseldorf. Das StaRUG-Verfahren eröffnet drohend zahlungsunfähigen Unternehmen eine flexible Möglichkeit zur finanzwirtschaftlichen Sanierung auf Basis eines von den relevanten Gläubigern mehrheitlich angenommenen Restrukturierungsplans. Die Einleitung ist ohne zustimmenden Gesellschafterbeschluss und die Einbeziehung aller Aktionäre möglich, wenn dies eine hinreichend erfolgversprechende Alternative zu einem Insolvenzverfahren ist. „Ein besonders prominenter und ebenso umstrittener Fall im letzten Jahr war die insbesondere bei Kleinanlegern beliebte Varta AG.“ Deren Sanierungskonzept sieht durch einen Kapitalschnitt die Enteignung von knapp 50 Prozent der freien Aktionäre vor, um mit einer nachfolgenden Kapitalerhöhung Teile des Unternehmens zu retten, die jedoch nur von einem einzelnen bisherigen Bestandsaktionär gezeichnet werden kann. „Solch ein zwangsweiser Ausschluss der Streubesitz-Aktionäre ohne angemessene Beteiligung oder Entschädigung ist ein Konstruktionsfehler des grundsätzlich sinnvollen Sanierungstools und damit ein Schlag für die ohnehin schwache deutsche Aktienkultur“, so Deml weiter.
Das zweitplatzierte Börsen-Unwort „Casino-Rente“ wurde Anfang März 2024 von Sahra Wagenknecht als spöttische Bezeichnung für die von der Ampel-Koalition geplante Aktienrente ins Spiel gebracht: „Vor lauter Planlosigkeit in der Rentenpolitik zockt die Ampel mit der Alterssicherung der Bürger.“ Hintergrund beim drittplatzierten „Trump-Trade“ waren die massiven Kurssprünge beispielsweise bei Bitcoin und Tesla nach dem Ergebnis der US-Präsidentschaftswahlen, weil zuvor aus beiden Lagern massive Wahlkampfspenden an die Kampagne von Donald Trump geleistet wurden.
Seit 2001 ermittelt das Team der Börse Düsseldorf ein Börsen-Unwort im jährlichen Rückblick. Die Wahl erfolgt in Anlehnung an die 1991 ins Leben gerufene sprachkritische Aktion des Germanisten Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser. Die bisherigen Börsen-Unwörter lauten: „Ultradiversifikation“ (2023), „Zufallsgewinne“ (2022), „Taschengeld-Trader“ (2021), „Corona-Gewinner“ (2020), „Finanztransaktionssteuer“ (2019), „America First“ (2018), „Bitcoin Boom“ (2017), „Anlagenotstand“ (2016), „Zinswende“ (2015), „Guthabengebühr“ (2014), „Billiges Geld“ (2013), „Freiwilliger Schuldenschnitt“ (2012), „Euro-Gipfel“ (2011), „Euro-Rettungsschirm“ (2010), „Bad Bank“ (2009), „Leerverkauf“ (2008), „Subprime“ (2007), „Börsen-Guru“ (2006), „Heuschrecken“ (2005), „Seitwärtsbewegung“ (2004), „Bester Preis“ (2003), „Enronitis“ (2002) und das erste Düsseldorfer Börsen-Unwort war „Gewinnwarnung“ (2001).
Börse Düsseldorf
Foto: pixabay.com
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