SeniVita Sozial gGmbh: Gemeinnützigkeit und Gewinnorientierung sind kein Widerspruch. „Wir können also nicht nur den Kapitaldienst erwirtschaften, sondern mehr“ – Ein Interview mit Horst Wiesent, Geschäftsführer der SeniVita Sozial gGmbH

Donnerstag, 12. Juni 2014

 

Zur Platzierung des Genusscheines SeniVita Sozial gGmbH 2011/2016 hat die Anleihen Finder Redaktion den Geschäftsführer der SeniVita Sozial gGmbH, Horst Wiesent, zu den Geschäftspraktiken einer gemeinnützigen Organisation und den Schutz für Anleger befragt.

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Dr. Wiesent, in Ihrer Pressemitteilung zur Platzierung Ihres SeniVita-Genussscheines stellen Sie die Gemeinnützigkeit der SeniVita Sozial gGmbH als Argument für den Schutz für Anleger heraus. Können Sie bitte für unsere Leser den vordergründigen Widerspruch aus Gemeinnützigkeit und Gewinnorientierung auflösen?

Gemeinnützige SeniVita wirtschaftet gewinnorientiert

Horst Wiesent: Wir sind ein soziales Unternehmen und nehmen diese Verpflichtung sehr ernst. Deshalb war es für uns ganz klar, dass die SeniVita Sozial in der Form einer gemeinnützigen GmbH geführt wird. Das hat natürlich zur Folge, dass wir eventuelle Überschüsse wieder für soziale Zwecke investieren bzw. ins Unternehmen reinvestieren müssen. Das heißt aber nicht, dass wir deshalb schlechter oder weniger gewinnorientiert wirtschaften müssen als andere. Die SeniVita Sozial hat ja auch seit ihrer Gründung immer Überschüsse erzielt. Nur haben eben nicht die Gesellschafter etwas davon, sondern nur das Unternehmen. Denn die Überschüsse werden wieder investiert und stärken daher Substanz bzw. Kapitalrücklagen der SeniVita Sozial gGmbH. Und das wird besonders streng von den Finanzbehörden kontrolliert, so dass der Anleger hier mehr Transparenz hat über die Mittelverwendung und damit auch tendenziell besser geschützt ist.

Anleihen Finder Redaktion: Was würden Sie einem Laien entgegnen, der sich mit der gemeinnützigen Wirtschaft nicht auskennt, wenn er fragt, „wie soll man Zinsen und Anleihen zurückzahlen, wenn man keine Gewinne erwirtschaften kann, aus denen Rückstellungen für Kapitaldienste gespeist werden können?“

Wir erwirtschaften mehr als nur den Kapitaldienst

Horst Wiesent: Wie jedes andere, nicht gemeinnützige Unternehmen müssen wir natürlich auch Zinsen auf Kredite, für Anleihen oder andere Verpflichtungen zahlen. Erst, was danach als Überschuss verbleibt, steht wieder für soziale Zwecke bzw. entsprechende Investitionen ins Unternehmen zur Verfügung. Die SeniVita Sozial hat in den vergangenen Jahren seit ihrer Gründung immer Überschüsse erzielt. Wir können also nicht nur den Kapitaldienst erwirtschaften, sondern mehr. Im Unterschied zu nicht gemeinnützigen Unternehmen haben bei SeniVita Sozial aber nicht die Gesellschafter etwas davon, sondern nur das Unternehmen. Denn die Überschüsse werden wieder investiert und stärken daher Substanz bzw. Kapitalrücklagen der SeniVita Sozial gGmbH. Wir haben auch eine sehr gute Transparenz über unsere Einnahme- und Ertragsseite. Daher wissen wir, dass wir nicht nur die Zinsen für Anleihe und Genussschein ohne Probleme zahlen, sondern auch die Anleihe wie geplant 2016 zurückzahlen können.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Dr. Wiesent, Sie haben davon gesprochen, das Unternehmenswachstum weiter voranzutreiben und „sich bietende Chancen zu nutzen, neue Ertragspotenziale auszuschöpfen.“ Welche neuen Ertragspotenziale sind hier genau gemeint?

Horst Wiesent:
Wir setzen ja den Nettoerlös aus der Genussschein-Emission für Um- und Neubauten nach unserem neuen Konzept Altenpflege 5.0 ein. Konkret zum Beispiel für zwei neue Einrichtungen in Bad Wiessee am Tegernsee und Maisach bei München. Die kürzlich in dem Referentenentwurf veröffentlichen Absichten der Regierung, Pflegemodelle stärker zu fördern, bei denen ältere Menschen in ihrer Wohnung bleiben und trotzdem rund um die Uhr gepflegt werden können, machen nun unser Konzept der Altenpflege 5.0 nochmals interessanter. Altenpflege 5.0 heißt, dass wir seniorengerechtes Wohnen in der eigenen Mietwohnung, Pflege in der Wohnung und Tagesbetreuung unter einem Dach anbieten. Dafür erhöht sich nun die Förderung. Daraus ergeben sich für uns als Betreiber höhere Einnahmen und verbesserte Ertragsperspektiven. Hinzu kommen natürlich die Ertragspotenziale der neuen Einrichtungen nach dem Konzept Altenpflege 5.0.

Anleihen Finder Redaktion: SeniVita berichtet, dass „die geplante Pflegereform dem jüngsten Referentenentwurf der Regierung zufolge gegenüber der bisherigen Praxis bei Altenpflege 5.0 zu erheblichen Mehrerlösen führen werde“. Inwiefern profitiert SeniVita von den geplanten, neuen Gesetzen und wann werden diese voraussichtlich in Kraft treten?

Horst Wiesent:
Konkret soll ja mit der Pflegereform ab 1.1. 2015 die Förderung der ambulanten Pflege und der Pflege „zuhause“ deutlich angehoben werden. Unser Modell der Altenpflege 5.0 ist genau darauf ausgerichtet. Durch die größeren Wahlmöglichkeiten im Leistungsumfang und die stärkere Förderung des Modells durch Kostenträger und Politik ergeben sich voraussichtlich gegenüber dem Status quo entscheidende Verbesserungen. Auf der Einnahmenseite kann das pro Jahr und Bewohner einen fünfstelligen Betrag ausmachen. Gegenwärtig  werden bei der SeniVita Sozial etwa 350 Personen in der Altenpflege 5.0 betreut. Insofern sehen wir gute Ertragschancen für die SeniVita Sozial. Ich möchte dabei aber nochmals betonen, dass Überschüsse im Unternehmen bleiben und wieder für soziale Zwecke reinvestiert werden.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Dr. Wiesent, vielen Dank für das Interview.

Anleihen Finder Redaktion.

Foto: SeniVita Sozial gGmbH

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SeniVita Sozial gGmbH 2011/2016

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