„Saxony Minerals & Exploration ist der einzige Produzent und Lieferant von Wolfram aus Deutschland“ – Interview mit SME-Vorstand Klaus Grund

Mittwoch, 16. Oktober 2019


Die Saxony Minerals & Exploration – SME AG gibt ihr Debüt am KMU-Anleihen-Markt und emittiert eine Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A2YN7A3) mit einem Volumen von bis zu 30 Mio. Euro. Das sächsische Bergbau-Unternehmen bietet dabei 7,75% Zinsen p.a. bei einer Laufzeit von 5,5 Jahren. Ab Donnerstag, den 17.10.2019, kann die Anleihe gezeichnet werden. Der Anleihen Finder hat mit dem SME-Vorstand Klaus Grund über die Geschäftstätigkeit der SME AG und die Premiere am Anleihen-Markt gesprochen.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Grund, können Sie uns die Saxony Minerals & Exploration – SME AG und deren Geschäftsmodell kurz vorstellen?

Klaus Grund

Klaus Grund: Wir sind ein Produzent versorgungskritischer Rohstoffe, wie beispielsweise Wolfram und Fluorit, gegründet 2012 und verfügen über bestens erkundete Lagerstätten, die sich alle in Deutschland befinden. Aktuell liegt unser Fokus auf dem Ausbau unseres Bergwerks in Pöhla im Erzgebirge, wo wir über durch Gutachten nachgewiesene erhebliche abbaubare Reserven verfügen. Die Mittel aus der Unternehmensanleihe werden in den Ausbau dieses Bergwerks fließen. Dort fördern wir Erze, die wir dann in einer eigenen Anlage aufbereiten, daraus Wolfram und Fluorit gewinnen und diese auf dem Weltmarkt verkaufen.

Anleihen Finder: Was bedeutet „versorgungskritische Rohstoffe“ und wo werden diese verwendet/benötigt?

“Versorgungskritische Rohstoffe in Deutschland zu fördern, verringert die Abhängigkeit vom Weltmarkt“

Klaus Grund: Es gibt Rohstoffe von besonderer strategischer Wichtigkeit für die europäische Industrie, deren Produktion gleichzeitig in der Hand einiger weniger Länder liegt. Diese Rohstoffe qualifiziert die EU insofern als versorgungskritisch. In unserem Fall trifft das auf Wolfram und auf Fluorit gleichermaßen zu. Deutschland gehört zu den größten Importeuren von Wolfram. Aber über 80 % der weltweiten Wolfram-Produktion erfolgt in China; zusammen mit Vietnam und Russland liegt der Anteil sogar bei 94 %. Die SME AG ist für diesen Rohstoff der einzige Produzent und Lieferant aus Deutschland. Entsprechend können wir einen wichtigen Beitrag leisten, um die Abhängigkeit zu verringern.

Wichtige Zielbranchen für Wolfram sind die Luft- und Raumfahrt-, High-Tech- und Automobilindustrie sowie der Bergbau. Fluorit, auch bekannt als Flussspat, ist Bestandteil vieler chemischer Prozesse und findet letztendlich Verwendung als Additiv für Konsumgüter, in der Glas- und Elektronikindustrie oder auch in Arzneimitteln.

Anleihen Finder:
Warum ist das Erzgebirge besonders geeignet? Haben Sie noch andere Explorationsstellen identifiziert?

Klaus Grund: Nun ja, der Erzreichtum und der darauf beruhende Bergbau gaben dem Erzgebirge seinen Namen. Wir verfügen dort über mehrere Lizenzgebiete. Unser aktueller Fokus – und auch einzig relevant für die Unternehmensanleihe – sind unser Bergwerk in Pöhla und die dortigen durch Gutachten bestätigten, erheblichen abbaubaren Reserven. Hier wollen wir die Kapazität möglichst zügig auf 400.000 Tonnen jährlich hochfahren. Dafür dienen die Mittel aus der Anleihe und darauf konzentrieren wir uns.  

Anleihen Finder: Inwieweit kann man dabei auch von „nachhaltigem Bergbau“ sprechen?

„Wir wollen dem Erzgebirge einen Teil seiner Identität wiedergeben“

Klaus Grund: Wir produzieren ausschließlich in Deutschland und nach höchsten Umwelt- und Sozialstandards. Der Nachweis durch die gesamte Lieferkette hindurch wird immer wichtiger und ist für unsere Kunden ein Wettbewerbsvorteil. Für mich geht Nachhaltigkeit in unseren konkreten Fall aber noch darüber hinaus. Denn das Erzgebirge hat eine jahrhundertelange Tradition im Bergbau, die praktisch völlig zum Erliegen kam. Wir wollen dem Erzgebirge einen Teil seiner Identität wiedergeben bzw. erhalten. Ein weiterer Aspekt ist, dass es für einen Industriestandort wie Deutschland aus meiner Sicht elementar wichtig ist, eigene versorgungskritische Rohstoffe auch tatsächlich selbst zu fördern und sich nicht unnötig abhängig zu machen – vor allem wenn das hier zu international absolut konkurrenzfähigen Bedingungen möglich ist.

Anleihen Finder: Nehmen Sie uns mit in die Rohstoffbranche: Wie sind die Weltmarkt-Preise für Wolfram und Fluorit derzeit? Wie sind generell die weltwirtschaftlichen Handelsbedingungen für diese Rohstoffe?

Klaus Grund: Für Wolfram sehen wir global einen sehr positiven mittelfristigen Preisausblick, weil der stetig steigenden Nachfrage eine sehr hohe Angebotskonzentration gegenübersteht. Bei Fluorit gehen wir von einer sehr stabilen Preisentwicklung aus, insbesondere auch weil das Anwendungsspektrum sehr breit ist. Bei beiden Rohstoffen ist China der dominierende Player auf dem Weltmarkt und Deutschland jeweils einer der wichtigsten Abnehmer. Wir hatten bei Seltenen Erden schon einen sehr prominenten Fall, in dem es zu Verwerfungen am Markt kam. Ich vermag nicht zu prognostizieren, ob das auch in unseren Bereichen passieren kann oder welche Auswirkungen die aktuellen Handelskonflikte oder kurzfristige Marktungleichgewichte haben. Mittelfristig gehen Marktbeobachter und auch wir von einem nach unten sehr gut abgesicherten Preisniveau sowie von Preissteigerungen aus.

Hinweis: Sie lesen ein Interview aus unserem aktuellen Anleihen Finder-Newsletter-Oktober-2019/2. Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und bleiben Sie stets umfassend über den KMU-Anleihen-Markt informiert.

Anleihen Finder: In einem bereits errichteten Schacht in Pöhla werden erste Mengen von Roherzen gefördert. Was sind die nächsten Schritte, wie ist die weitere zeitliche Planung?

Klaus Grund: Sowohl Schacht 1 als auch die Aufbereitungsanlage sind in Betrieb, wenn auch noch als Pilot. Jetzt geht es darum, die notwendigen Investitionen durchzuführen, um die Produktion zu skalieren. Bis Q4/2021 wollen wir dann soweit sein, dass wir auf Jahressicht 400.000 Tonnen produzieren können.

Anleihen Finder: Wofür genau sollen nun die Anleihemitteln von bis zu 30 Mio. Euro verwendet werden?

Klaus Grund: 20 Mio. Euro fließen direkt in die einzelnen Investitionsvorhaben, wie Bau der Rampe, zusätzliche Energieanbindung, skalierte Aufbereitungsanlage und logistische Maßnahmen. Die verbleibenden Mittel dienen als Liquiditätspuffer. Einerseits werden zwei jährliche Zinszahlungen bei einem Treuhänder hinterlegt, weil wir in dieser Investitionsphase noch keine ausreichenden Cashflows erwirtschaften. Andererseits dient der größere Teil als Liquiditätspuffer, falls doch unerwarteter Weise eine zeitliche Verzögerung eintreten sollte.

Anleihen Finder: Warum möchten Sie das benötigte Kapital über eine Anleihe einsammeln? Gibt es weitere, zusätzliche Finanzierungsquelle?

Klaus Grund: Die Gesellschafter sowie neue Investoren haben parallel auch noch einmal die Eigenkapitalbasis gestärkt, damit wir für die anstehenden Investitionen einen guten Mix aus Fremd- und Eigenmitteln haben. Bestimmtes Equipment wie bspw. Bergbaugeräte werden geleast. Weitere zur Verfügung stehende Fremdmittel wollen wir nicht nutzen.

Anleihen Finder: Sie versprechen den Investoren einen hohen Zinskupon in Höhe von 7,75 %. Das ist einerseits sicherlich im Debüt am Kapitalmarkt, andererseits aber in der Geschäftstätigkeit begründet. Wo sehen Sie die größten Risiken/Herausforderungen für die SME?

„Unsere zentrale Herausforderung ist die zeitliche Komponente“

Klaus Grund: Unsere zentrale Herausforderung ist die zeitliche Komponente. Wir wollen im Q4/2021 alle Arbeiten abschließen und dann in Vollproduktion gehen. Das kostenseitige Budget sehe ich u. a. aufgrund bereits verhandelter Verträge als „in Stein gemeißelt“ an; beim Zeitbudget ist man aber zum Beispiel auch von weiteren Genehmigungsverfahren abhängig, kann also nicht alles 100 % selbst steuern. Wir sind hier auf einem sehr guten Weg. Unser Management-Team hat die Bergbaukompetenz und die politischen Verbindungen. Die Analysten der Bank haben unser Modell einem Stresstest unterzogen. Das Ergebnis: Selbst eine Verzögerung um 1 Jahr – also eine zeitliche Abweichung um 50 % gegenüber unserer Planung – könnten wir bei Liquidität und Eigenkapital ausreichend abdecken.

Anleihen Finder: Sie sind ja operativ bereits tätig. Wie sehen derzeit die Finanzkennzahlen der SME AG aus? Und wie sollen die Anleihen-Zinsen jährlich bedient werden?

„In der Investitionsphase können wir die Zinsen noch nicht aus dem Cashflow bedienen“

Klaus Grund: Der Betrieb wurde im Sommer aufgenommen, aber die Finanzkennzahlen können da noch nicht aussagefähig sein. Wir sagen ja auch ganz offen, dass wir in den ersten 2 Jahren – also in der Investitionsphase – die Zinsen noch nicht aus dem Cashflow bedienen können. Deshalb hinterlegen wir 2 jährliche Zinszahlungen bei einem Treuhänder. Umso positiver ist dann die Entwicklung ab Jahr 3. Wir werden nicht nur die Zinsen aus dem Cashflow abdecken können, sondern auch die vollständige Rückführung der Anleihe nach 5,5 Jahren.

.

Anleihen Finder: Kleiner Rückblick: Wie ist die SME entstanden? Welche Erfahrungen bringen Sie und Ihre Kollegen in Sachen Bergbau/Geopolitik/Rohstoffe mit?

Klaus Grund: Die SME AG wurde 2012 als Unternehmen gegründet. Ich bin schon ein bisschen stolz darauf, dass es uns gelungen ist, sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat so viel Kompetenz in Sachen Bergbau, regionaler Ortskenntnis sowie lokaler, regionaler und internationaler Vernetzung zu gewinnen. Insbesondere bei unserem Netzwerk hat man deutlich gesehen, dass unser Auftrag über den rein ökonomischen Erfolg hinausgeht und wir eine übergeordnete Bedeutung im Sinne der Versorgungssicherheit bei bestimmten Rohstoffen haben – und dass dies vielen Entscheidern in Politik und Wirtschaft auch bewusst ist.

Anleihen Finder: Ausblick: Welche unternehmerischen Meilensteine sollen auch mit Hilfe der Anleihe zeitnah erreicht werden?

„Der Bau dieser Rampe ist für uns von elementarer Bedeutung“

Klaus Grund: Bis Q4/2021 stehen die verschiedenen Investitionsprojekte und deren zeit- und budgetgerechte Umsetzung im Vordergrund. Das bis zu diesem Zeitpunkt insbesondere bei der Errichtung der Rampe zutage gebrachte Roherz soll über die Pilotanlage aufbereitet werden. Der Bau dieser Rampe ist für uns von elementarer Bedeutung. Bisher fördern wir über einen senkrechten Schacht. Zukünftig nutzen wir jedoch vorhandene horizontale Stollen, was deutlich kostengünstiger und effizienter ist. Insgesamt werden wir so auch noch mal wesentlich umweltschonender agieren. Parallel errichten wir eine weitere Aufbereitungsanlage nach dem exakt gleichen Prinzip wie bei der erfolgreich in Betrieb genommenen Pilotaufbereitungsanlage. Hier sprechen wir über ein Investitionsvolumen von insgesamt 20 Mio. Euro und wir werden entsprechend der Bedeutung auch jeweils zeitnah über den Projektfortschritt berichten.

Anleihen Finder: Ihr Schluss-Plädoyer: Warum sollten Anleger der SME AG ihr Geld zur Verfügung stellen?

Klaus Grund: Für einen jährlichen Zins von 7,75 % bieten wir unseren Investoren ein Produktionsunternehmen für versorgungskritische Rohstoffe mit einfach nachvollziehbarer AG-Struktur, 100 % Fokussierung auf Deutschland, erfolgreich angelaufener Produktion und klaren Zielvorgaben für die anstehenden Investitionen zum Ausbau des Bergwerks. Über die Laufzeit der Anleihe planen wir mit freien Cashflows, die eine komplette Tilgung am Laufzeitende ermöglichen. Gleichzeitig haben wir einen sehr hohen Sicherheitspuffer eingeplant, der uns im Worst-Case erlauben würde, unseren Investitionszeitplan um 50 % zu überschreiten und trotzdem alle Verpflichtungen aus der Anleihe zu erfüllen.

Anleihen Finder: Besten Dank für das Gespräch Herr Grund.

Anleihen Finder Redaktion.

Fotos: SME AG

Zum Thema

+++DEBÜT-ANLEIHE+++ Saxony Minerals & Exploration – SME AG legt Zinskupon auf 7,75% p.a. fest

NEUEMISSION: Saxony Minerals & Exploration (SME AG) plant Begebung einer 30 Mio. Euro-Anleihe

Anleihen Finder News auf Twitter und Facebook abonnieren

Twitter
Facebook

Experten-Chat

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Bitte beachten Sie die .

Menü