S.A.G. Solarstrom AG verfehlt Gewinnziele

Dienstag, 14. Februar 2012

Die Anleihen Finder Redaktion sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl Kuhlmann über die Gründe.

Das Photovoltaik-Unternehmen S.A.G. Solarstrom gab bekannt, dass der für das abgelaufene Geschäftsjahr 2011 geplante Gewinn „voraussichtlich nicht erreicht wird.“ Die „EBIT-Zielmarke“ zwischen 16 bis 18 Millionen Euro werde verfehlt. Dagegen könnte laut unternehmenseigenen Angaben die Umsatzprognose zwischen 260 und 280 Millionen Euro eingehalten werden. Als Gründe für die gesenkten Erwartungen nannten Sprecher des Solar-Unternehmens schlechtere Renditen aus Projektverkäufen.

Nach der Bekanntgabe der Gewinnwarnung brach der Kurs der S.A.G. Solarstrom AG zeitweise um über 12 Prozent ein.

Wie sich die Gewinn- und Umsatzzahlen in diesem Jahr entwickeln werden, sei unklar. S.A.G. gibt an, dass man aufgrund des schwierigen Photovoltaikmarktes in Deutschland und Italien keine Prognosen machen könne.

Die Anleihen Finder Redaktion sprach mit dem Vorstandsvorsitzender der S.A.G. Solarstrom AG, Dr. Karl Kuhlmann, über die Hintergründe der Gewinnwarnung seines Unternehmens:

Anleihen Finder: Können Sie unseren Lesern anhand von drei Beispielen erklären, bei welchen Projektverkäufen Sie eine gesunkene Rendite verbuchen mussten?
Karl Kuhlmann: Da möchten wir im Moment noch nicht ins Detail gehen, da wir uns hier teilweise noch im Closing befinden. Wie Sie aus der von uns herausgegebenen Meldung sehen können sind einige Kostenpositionen noch variabel. Wir werden das jedoch im Rahmen des Geschäftsberichtes 2011 sicher detaillierter darstellen können.

Anleihen Finder: Sie schreiben, dass „eine verlässliche Umsatzprognose für 2012 noch nicht möglich ist“ und nennen die Gründe. Welche Rahmenbedingungen müssten geschaffen werden, damit Ihr Geschäft stabil wachsen kann?

Karl Kuhlmann: Wir brauchen verlässliche politische Rahmenparameter. Wir hatten in den vergangenen Jahren immer wieder das Problem, dass Regelungen bezüglich der Photovoltaik in Europa sehr kurzfristig und teilweise drastisch geändert wurden. Es geht hier nicht um die absolute Höhe einer Vergütung und nicht darum, dass man sie auf Dauer fortführen sollte, sondern darum, dass man als Unternehmen einen verlässliche Planungsgrundlage benötigt.

„Wenn man nicht kalkulieren kann, kann man nicht verkaufen“

Wenn man nicht kalkulieren kann, welchen finanziellen Ertrag eine Anlage erzielen kann, kann man die Anlage auch schlecht verkaufen, weil Investoren natürlich abwägen, ob sich ein Investment lohnt.

Aktuell ist in Deutschland gänzlich unklar, wie das EEG ab dem 1. April aussehen wird, in Italien ist unklar, ob die Förderung in der derzeitigen Form fortgeführt wird, in Spanien wurde quasi über Nacht ein Moratorium beschlossen, mit dem die Förderung zunächst komplett ausgesetzt wird.
Und ein Aspekt ist ebenfalls wichtig: die Finanzierungstätigkeit der Banken ist zurzeit aufgrund der Schulden- und Finanzkrise sehr eingeschränkt. Die Zinsen für Projektfinanzierungen sind erheblich angestiegen. Für grundsolide Projekte ist es zurzeit schwierig, zu angemessenen Konditionen eine Projektfinanzierung zu erhalten. Das behindert uns.

Anleihen Finder: Was sind Ihrer Erfahrung nach die Hauptgründe dafür, dass die Komponentenpreise derart stark nachlassen?

Karl Kuhlmann: Vor allem in Asien sind große Produktionskapazitäten aufgebaut worden, die in den ersten drei Quartalen 2011 zu einem Überangebot am Markt geführt haben. Gleichzeitig waren die Märkte zunächst eher verhalten, was den Absatzdruck der Hersteller vergrößerte. Der Wettbewerb auf dem Komponentenmarkt verschärfte sich dadurch signifikant, die Hersteller senkten die Preise zwischen 30 und 45% im Vergleich vom Jahresanfang 2011 bis zum Jahresende 2011.

Anleihen Finder:  Ist es realistisch anzunehmen, dass sich die Weltmarktpreise der Komponenten auf ein verträgliches Niveau einpendeln? Oder muss man im schlimmsten Fall davon ausgehen, dass der Preisverfall Ihr Geschäft zu sehr behindern könnte.

Karl Kuhlmann: Bei den derzeitigen geltenden gesetzlichen Regelungen in Europa ist es eher unwahrscheinlich, dass sich der Preisrückgang im gleichen Maße auch in 2012 fortsetzen wird wie das 2011 der Fall war. Sollten sich die Rahmenbedingungen auf den Absatzmärkten in Deutschland und Europa deutlich verschlechtern, ist ein größerer Preisrückgang jedoch nicht auszuschließen.

Allerdings sind die Spielräume für drastische Preissenkungen insbesondere bei den Modulherstellern kurzfristig nicht gegeben. Viele Modulproduzenten haben 2011 deutlich rote Zahlen geschrieben, d.h. das hier wohl auch teilweise Module unter Herstellkosten verkauft worden sind, um Läger zu leeren. Der Preisverfall behindert uns als Anlagenbauer nur insofern als dass wir im Verhältnis mehr Projekte umsetzen müssen, um das gleiche Umsatzvolumen zu erreichen, denn wir müssen ja ein Teil des Preisrückgangs in den Systempreisen abbilden, um wettbewerbsfähig am Markt anbieten zu können. Sinkende Komponentenpreise sind ansonsten für uns sehr positiv.

Anleihen Finder: Planen Sie in der nächsten Zeit, frische Mittel am Kapitalmarkt aufzunehmen?

Karl Kuhlmann: Aktuell haben wir hierzu keine Pläne, wobei wir das für die Zukunft nicht ausschließen möchten. Wir hätten grundsätzlich die Möglichkeit, genehmigte Kapitalerhöhung durchzuführen. Eine weitere Anleihe ist derzeit ebenfalls kein Thema – hier ist das Umfeld im Moment eher schwierig.

Anleihen Finder: Herr Dr. Kuhlmann, vielen Dank für das Gespräch!

Experten-Chat

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Bitte beachten Sie die .

Menü